Walleitner, Hugo (1909-1982)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Autor von: Zebra (1946)
Illustrator von: Zebra (1946)
Umschlaggestalter von: Zebra (1946)
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Name Walleitner, Hugo

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 1909
Geburtsort Bad Ischl
Sterbedatum 1982

Tätigkeit Überlebender, Schriftsteller
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Wikidata

Biografie

Hugo Walleitner (geb. 16.03.1909 in Österreich, gest. 16.06.1982 in Wien) wurde im März 1941 zu einem Jahr Gefängnis in Wien verurteilt. Nach dem offiziellen Ende seiner Haftzeit wurde er allerdings nicht entlassen, sondern in das Konzentrationslager Flossenbürg überstellt. Dort war er über drei Jahre – vom 9. Februar 1942 bis zum 8. Mai 1945 – inhaftiert und trug die Nummer 1160. Walleitner war in Flossenbürg in seinem erlernten Beruf als Grafiker beziehungsweise Maler in der Schreibstube tätig. Diese Arbeit ermöglichte ihm das Überleben, da er zum einen nicht im Steinbruch des KZs körperliche Schwerstarbeit leisten musste, und zum anderen erhielt er durch Sonderaufträge wie beispielsweise das Zeichnen von Grußkarten für NS-Funktionsträger Sonderrationen. Nach dem Krieg lebte Walleitner in Bad Ischl und gab im Selbstverlag seinen Erinnerungsbericht heraus. Überliefert ist, dass er von Tür zu Tür ging, um sein Buch zu verkaufen; auch in Flossenbürg versuchte er auf diese Weise den Text an die dortigen Bewohner zu bringen. In den folgenden Jahren heiratete Walleitner, zog nach Wien und arbeitete als Schaufensterdekorateur. Die Ehe wurde später geschieden. Dreimal kehrte Walleitner in den folgenden Jahren nach Flossenbürg zurück, unter anderem am 30. Jahrestag der Befreiung 1975. Er setzte sich aktiv mit der Aufarbeitung des Geschehens im Nationalsozialismus auseinander und besuchte weitere Konzentrationslager wie Mauthausen-Ebensee und Dachau. In seinem Erinnerungsbericht charakterisiert sich Walleitner selbst als Teil der politischen Häftlinge. Tatsächlich war jedoch seine Homosexualität der Grund für seine Verhaftung in Wien. Benannt nach dem Gesetzesparagraphen Nr. 175, der gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Strafe stellte, wurde Walleitner in den Akten in Flossenbürg mit dem Vermerk ‚Vh 175‘ geführt, wobei ‚Vh‘ für ‚polizeiliche Vorbeugehaft‘ steht. Da Homosexualität bis 1971 in Österreich gesetzlich verboten war, wurden alle von Walleitner gestellten Wiedergutmachungsanträge nach dem Krieg abgelehnt. Die offizielle Anerkennung von Homosexuellen als Opfer des Nationalsozialismus fand in Österreich erst 2005 statt.

Quellen:

  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Dokumentennummer 22003 und 23165.
  • Ibel, Johannes: E-Mail vom 25.03.2015 an Christiane Weber.
  • Weingand, Hans-Peter: E-Mail vom 24.03.2015 an Christiane Weber.
  • Weingand, Hans-Peter: „Hugo Walleitner. Ein Einzelschicksal“. In: Pride. Das lesbischschwule Österreichmagazin (2004), Nr. 83, S. 11.