Als Gefangene bei Stalin und Hitler (1949)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Als Gefangene bei Stalin und Hitler
Autor Buber-Neumann, Margarete (1901-1989)
Genre Erinnerungsbericht

Ausgaben des Werks

Digitalisat in DIGISAM öffnen
Ausgabe von 1949, München
Titel Als Gefangene bei Stalin und Hitler

Erscheinungsort München
Erscheinungsjahr 1949
Auflage 1

Verlegt von Verlag der Zwölf
Gedruckt von Oberfränkische Verlagsanstalt und Druckerei
Publiziert von Buber-Neumann, Margarete (1901-1989)
Umschlaggestaltung von Ranacher, H.

Umfang 285 Seiten

Lizenz Veröffentlicht unter der Zulassung US-E-183 (Harry Schulz Wilde) der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung

Bibliotheksnachweise UBGI-icon.gif UB Gießen (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)
DNB-icon.gif Deutsche Nationalbibliothek (Print-dnb-icon.gif gedruckte Ausgabe)


Zusammenfassung

Margarete Buber-Neumann unterteilt ihren weitgehend chronologischen Erinnerungsbericht über ihre langjährige Lagerhaft in der Sowjetunion sowie im deutschen Konzentrationslager Ravensbrück in zwei etwa gleich lange Teile. Im ersten Teil des Werks schildert sie zunächst ihre Zeit in Moskau bis zu ihrer Verhaftung am 19. Juli 1938, ihre Haft im Moskauer Untersuchungsgefängnis sowie im Gefängnis Butirka bis zu ihrer Verurteilung. Ihr Mann Heinz Neumann, der eine hohe Position in der Komintern in Moskau innehat, wird bereits am 20. April 1937 verhaftet. Buber-Neumann, die mit ihm zusammen im Moskauer Hotel Lux wohnt, kann sich als Angehörige eines verhafteten ‚Volksfeindes‘ der Russen noch einige Zeit mehr schlecht als recht allein in Moskau über Wasser halten. Wegen „konterrevolutionäre[r] Organisation und Agitation gegen den Sowjetstaat“ (S. 53) wird sie schließlich „als sozialgefährliches Element“ (S. 57) zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt und zunächst nach wochenlangem Transport im sibirischen Gulag Karaganda sowie verschiedenen Unterlagern inhaftiert: „Das Lager Karaganda schien wahrhaftig die Ausdehnung eines europäischen Landes zu haben“ (S. 133). In diesen Gegenden, die teilweise keine festen Siedlungen und Straßen und nur notdürftige Unterkünfte aufweisen, wird sie zu Zwangsarbeit herangezogen. Hunger, fehlende Hygieneeinrichtungen und gesundheitliche Versorgung sowie die ungewisse Zukunft quälen die Häftlinge. Ausführlich widmet sich Buber-Neumann in ihrem sachlich-nüchternen Bericht auch ihren vielen Mitgefangenen – sowohl Deutschen als auch Russen –, mit denen sie immer wieder enge Bande knüpft und denen sie oft genug ihr körperliches und seelisches Überleben verdankt.

Schließlich wird sie im Januar 1940 zurück nach Moskau gebracht und Anfang Februar zusammen mit anderen deutschen Austauschhäftlingen nach der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts nach Deutschland ausgeliefert. Die Häftlinge haben große Angst vor dem, was sie in Deutschland erwartet und wider alle Vernunft klammert sich Buber-Neumann an die Hoffnung, „über irgendeine litauische Grenze, in irgendein Ausland abgeschoben zu werden …“ (S. 154). Stattdessen wird die Gruppe auf einer Eisenbahnbrücke in Brest-Litowsk der SS übergeben. Im Gefängnis von Bialas erfährt sie in einer Gemeinschaftszelle erstmals Neuigkeiten von ihrem Mann. Er soll auch anderthalb Jahre nach seiner Verhaftung noch tapfer jedem Verhör widerstanden haben. Nach etwa einer Woche geht die Fahrt weiter Richtung Warschau. Die Häftlinge sind überwiegend zuversichtlich: „Ganz gleich, was kommen mag, besser als russisches Zuchthaus, besser als Sibirien ist es sicher“ (S. 160). Nach einer weiteren Woche im Gefängnis von Lublin, wo die Häftlinge unter fürchterlichem Hunger leiden, geht die Fahrt weiter nach Schwiebus, wo sie in einer Gaststätte untergebracht werden: „So wurden uns fünf glückliche Tage geschenkt, die letzten vor den kommenden grauenvollen Jahren des Konzentrationslagers“ (S. 165).

Am 8. März 1940 werden sie als Untersuchungshäftlinge ins Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz überstellt. Die Fahrt durch Berlin ernüchtert Buber-Neumann: „Aber ich saß wie erstarrt. Diese Straßen da hatten nichts mit mir zu tun. Das war nicht die Heimat, nach der ich mich gesehnt hatte“ (S. 167). Im Gefängnis stellt Buber-Neumann erste Vergleiche zu ihrer Haft in Russland an: „Mit Ausnahme der Schwerpolitischen […] rechneten fast alle im Alex Eingelieferten mit möglicher Freilassung. So etwas gab es in Butirki eigentlich nie. Da jubelten die Frauen, als sie hörten, daß der neue Volkskommissar Beria milde Urteile von ‚nur‘ fünf Jahren erlasse. Ebenso kam in Butirki niemand auf den Gedanken, sich einen Rechtsanwalt nehmen zu wollen, was bei den Gestapo-Verhafteten das erste war, wobei es jedesmal größte Empörung auslöste, wenn sie erfuhren, daß es bei der Gestapo zwecklos sei, einen Verteidiger zu verlangen“ (S. 174). Nach vier Monaten Untersuchungshaft erhält sie im Juli 1940 ihren ‚Schutzhaftschein‘ und Buber-Neumann ist am Boden zerstört: „Wieder Konzentrationslager! Eben dem sicheren Tod in Sibirien entronnen und nun in eine neue Hölle!“ (S. 177)

Der zweite Teil der Erinnerungen beginnt mit der Überstellung Buber-Neumanns in das KZ Ravensbrück am 2. August 1940. Sie erhält den roten Winkel der politischen Häftlinge und die Gefangenennummer 4208. Auch hier fällt der Vergleich mit dem sibirischen Gulag zunächst positiv aus: „Mein erstes deutsches Lageressen war ein süßer Brei mit Backobst. Mein Staunen kannte keine Grenzen“ (S. 182). Auch die Baracke erscheint ihr im Vergleich zu den Lehmhütten in Burma wie „ein Palast“ (S. 183): „Man bedenke nur, eine Toilette und einen Waschraum! Tische und Schemel und Schränke! In ganz Karaganda gab es für Häftlinge weder einen Tisch noch einen Stuhl“ (ebd.). Schnell stößt sie jedoch bei den politischen Mithäftlingen als ‚Trotzkistin‘ auf Misstrauen und Ablehnung. Buber-Neumann ihrerseits beklagt, dass die politischen Frauen in „ihren Illusionen aus den Jahren vor 1933“ (S. 224) leben und unfähig seien, aus den politischen Ereignissen der vergangenen zehn Jahre zu lernen. Sie wird schon bald von der Oberaufseherin Langefeld zur Stubenältesten auf dem Block 2 bei den sogenannten Asozialen ernannt. Nun steht ihr ein eigener Schrank, ein eigenes Bett und bessere Kleidung zur Verfügung. Vor allem kann sie sich frei und ungehindert durchs Lager bewegen. Detailliert erklärt Buber-Neumann den Lageralltag der weiblichen Häftlinge, die Arbeitsbedingungen und Alltagsroutinen. Zu den „Freuden des Ravensbrücker Lebens“ (S. 189) gehört die Häftlingskantine. Auch die nachmittäglichen Radiokonzerte aus der SS-Wachstube erfreuen sie: „Hatte man, wie ich, jahrelang keine Musik gehört, war das ein großes Geschenk, und man ertrug sogar geduldig die häufigen Militärmärsche und noch gräßlicheren Kriegsgesänge der Hitlersoldaten, um manchmal Schubert oder Mozart hören zu dürfen“ (S. 190). Sie berichtet aber auch von den Prügelstrafen, die ab Anfang 1940 eingeführt werden, sowie den Vergasungen ab dem Winter 1941/42. Auch Grausamkeiten des Kommandanten Max Kögel gibt sie wieder, dieser lässt etwa die ‚Zigeunerin‘ Weitz nach einem missglückten Fluchtversuch durch Hunde zerbeißen und schließlich von den Häftlingen des Strafblocks erschlagen. Als eine der schlimmsten Torturen empfindet Buber-Neumann, dass man in das deutsche Konzentrationslager verbracht wird, ohne die Haftdauer zu kennen.

Parallelen sieht Buber-Neumann zwischen den sowjetischen Gulags und den deutschen KZs in der Etablierung einer ‚Selbstverwaltung‘ der Häftlinge. Nicht wenige auf diesen Posten missbrauchen ihre Macht, stellt sie fest, „anstatt sie in den Dienst der Mitgefangenen zu stellen“ (S. 196). Sie selbst wird schließlich von der Stubenältesten zur Blockältesten auf Block 3 bei den ‚Bibelforschern‘, der gleichzeitig der ‚Besichtigungsblock‘ ist, ‚befördert‘. Auf diesem Block herrscht große Ordnung und Sauberkeit. Hier bleibt sie fast zwei Jahre. Unter den Frauen auf dem Block herrscht ein großes Gemeinschafsgefühl und Solidarität, die Zeugen Jehovas sind für sie „die einzige Häftlingsart in Ravensbrück, die eine geschlossene Überzeugungsgemeinschaft“ (S. 202) bilden. Obwohl Buber-Neumann die religiösen Überzeugungen der Zeugen Jehovas nicht teilt und auch wenig Verständnis für ihre absolute Opferbereitschaft hat, respektiert sie das Pflichtbewusstsein und das gegenseitige Vertrauensverhältnis zwischen den Frauen und ihr. Buber-Neumann entwickelt ein „Austauschsystem“ (S. 204) mit „Phantasiezahlen“ (S. 206), um alte und geschwächte Frauen im Block zurückbehalten und dennoch die Anzahl der Häftlinge bei den Kontrollen erfüllen zu können.

Im Oktober 1940 lernt sie die tschechische Journalistin Milena Jesenská im Lager kennen. Sie gehört dem tschechischen Widerstand gegen Hitler an und ist als Freundin Franz Kafkas bekannt. Schnell entsteht bis zu Milenas Tod im Lager am 17. Mai 1944 eine enge Freundschaft zwischen den beiden. Für Buber-Neumann wird sie zu einem wichtigen Halt: „Milena und ich waren von der ersten Stunde an Freunde, und wir blieben es auf Leben und Tod durch vier bittere Lagerjahre“ (S. 212). Milena wird wegen ihrer Freundschaft zu Buber-Neumann von den tschechischen politischen Häftlingen ausgeschlossen und geächtet. Buber-Neumann beschreibt darüber hinaus auch andere Ereignisse, wie die vielen aus Warschau und Lublin eintreffenden Transport von Polinnen aus dem Widerstand 1940 und 1941, die in Ravensbrück schwer gefoltert und hingerichtet werden.

Schließlich wird sie Blockälteste auf Block 9, einem Block für jüdische Häftlinge. Von hier werden ständig Frauen auf Transporte in den Tod geschickt. Anschließend wird sie als Dolmetscherin und Sekretärin bei dem Leiter der Baracken für die Arbeiter der Firma Siemens eingesetzt. Im Oktober 1942 wird sie von der Oberaufseherin Langefeld, die zuvor Aufseherin im KZ Auschwitz gewesen ist, in die Schreibstube abgezogen, wo sie nach kurzer Zeit zu deren Sekretärin ernannt wird. In ihrer Position gelingt es ihr schon bald, die Oberaufseherin „im Interesse der Häftlinge zu beeinflussen“ (S. 234). So etwa bei Verhören von polnischen und russischen Häftlingen, bei denen sie dolmetschen muss. Sie nutzt auch die Vergesslichkeit von Langefeld, um Meldungen verschwinden zu lassen. Im April 1943 fliegen diese Tätigkeiten auf und Buber-Neumann wird im ‚Zellenbau‘ eingesperrt, wo sie 15 Wochen im Dunkelarrest bei Nahrungsentzug verbringen muss. Ausführlich schildert Buber-Neumann, welche Ängste und Halluzinationen durch Kälte, Hunger, Lichtentzug und Einsamkeit bei ihr ausgelöst werden. Häufig wird sie nachts zu Verhören bei Ludwig Ramdohr, Kriminalsekretär und Leiter des Vernehmungsdienstes in der Politischen Abteilung, geholt, wo man ihr mit dem Transport nach Auschwitz droht. Nach ihrer Befreiung führt sie die Verhaftung Ramdohrs herbei, als sie ihn am 19. Mai 1945 in der Schlange vor einem Brotladen in Boizenburg erblickt und einen amerikanischen Soldaten anhält, diesen zu verhaften.

Nach ihrer Entlassung aus dem Dunkelarrest ist Buber-Neumann zunächst schwerkrank und Milena besucht sie jeden Abend im Krankenblock. Nach ihrer Genesung kommt Buber-Neumann in der ‚Forstkolonne‘ unter, wo sie im Wald Bäume fällen muss, bis sie in die Schneiderei I versetzt wird und an der Herstellung von SS-Uniformen mitwirken muss. Hier werden die Häftlinge durch Prügel und andere Strafen zum Erfüllen eines Pensums gezwungen. Da sie nicht nähen kann, schafft sie das geforderte Pensum nicht. Durch die Protektion der deutschen Kommunistin Maria Wiedmeier kann sie jedoch zur Faden- und Knopfausgabe versetzt werden. Hilfe und moralische Unterstützung von außen erfährt sie in dieser Zeit vor allem durch ihren Schwager, der 1933 selbst im KZ gewesen ist und sehr persönliche, künstlerische und tröstende Briefe an Buber-Neumann schreibt und Pakete schickt.

Durch das Eintreffen von Evakuierten aus Warschau im Herbst 1944 „erreichte das Lager seinen Höhepunkt an Elend“ (S. 263). Die Evakuierten werden im neu errichteten sogenannten Industriehof untergebracht. Da innerhalb kürzester Zeit Toiletten unbrauchbar werden und Wassermangel entsteht, landet Ravensbrück Ende 1944 nach Einschätzung der Verfasserin „so langsam auf dem Niveau von Karaganda“ (S. 265). Unterernährte, halb verdurstete Häftlinge aus Auschwitz treffen ein und das Krematorium läuft auf Hochtouren: „So wie früher die Rauchfahnen, gehörten im Winter 1944/45 die Feuersäulen aus den Schornsteinen hinterm Zellenbau zur Silhouette von Ravensbrück“ (S. 270). Im Herbst 1944 erkrankt Buber-Neumann an einer Furunkulose, die sich im Januar 1945 zu einer Blutvergiftung ausweitet und sie beinahe das Leben kostet. Im letzten Lagerhalbjahr nehmen auch die Aktivitäten und Diskussionen der kommunistischen Häftlinge zu. Buber-Neumann beklagt, dass die deutschen Kommunistinnen nicht wagen, sich gegen die Vorwürfe der anderen zu verteidigen, Hitlers Machtantritt nicht verhindert zu haben: „Keine warf die Frage auf: ‚Wer kämpfte denn zuerst gegen Hitler? Wieviel Tausende deutscher Politischer ließen ihr Leben im Zuchthaus und Konzentrationslager als noch ‚Genosse‘ Stalin Hitler eines Freundschaftspaktes für würdig hielt und ihm sogar deutsche Politische trotz des angeblichen Asylrechtes in der Sowjetunion auslieferte?!‘“ (S. 274)

Buber-Neumann geht der Wunsch nach Freiheit nach Milenas Tod verloren. Auch quält sie die Angst, was passieren wird, wenn „die Russen Ravensbrück vor den Amerikanern oder Engländern erreichen“ (S. 274f.). Eine Denunziation der Stalinistinnen im Lager erscheint ihr gewiss, daher sieht sie die Flucht als einzige Rettung. Am 21. April wird sie jedoch überraschend aus dem Lager entlassen. Am Fürstenberger Bahnhof stehen sie mit 60 Entlassenen unschlüssig herum: „Nach den Jahren Häftlingsdasein standen wir Entmündigten plötzlich vor eigenen Entscheidungen. Diesem schweren Schritt waren viele nicht gewachsen“ (S. 279). Einige kehren in ihrer Verzweiflung zurück nach Ravensbrück. Buber-Neumann möchte sich nach Potsdam durchschlagen, wo ihre Mutter lebt. Als sie jedoch erfährt, dass die Stadt durch einen schweren Luftangriff zerstört wurde, ist es ihr Ziel, so schnell wie möglich die amerikanische Front zu erreichen. Hilfe bekommt sie unterwegs durch eine Bauernfamilie, die den Zeugen Jehovas angehört und mit denen sie gemeinsame Bekannte aus Ravensbrück hat. Schließlich trifft sie in Bad Kleinen auf amerikanische Soldaten, die ihre Rettung bedeuten.

Dem Bericht ist ein Vorwort des Verlags vorangestellt. Darin wird das Werk als „ein kühl-sachliches Dokument des organisierten Hasses, der Lüge, Gemeinheit, Brutalität in extremster Form“ (o.S.) beschrieben. Der Nachklang der Lektüre sei jedoch „weniger Empörung, weniger Anklage, weniger Entsetzen als vielmehr das Gefühl, ä n d e r n zu müssen“ (ebd., Hervorhebung im Original). Die Verfasserin verkläre die Leiden und die Leidenden nicht, ihre Konsequenz sei nicht Weltverachtung: „Ja, sie selbst zieht überhaupt kein Fazit. Mit dem schlichten Bericht scheint ihr offenbar genug getan“ (ebd.).


Biografie

Margarete Buber-Neumann (geb. am 21.10.1901 in Potsdam, gest. am 06.11.1989 in Frankfurt am Main) wurde als Margarete Thüring in ein bürgerlich-protestantisches Elternhaus geboren. Von 1908 bis 1918 besuchte sie das Lyzeum in Potsdam. Nach dem Abschluss begann sie 1919 eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin am „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ in Berlin. 1920 legte sie das Examen als Kindergärtnerin ab und lernte über die Wandervogelbewegung Rafael Buber, den Sohn des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber kennen, mit dem sie nach Heidelberg zog, wo beide dem Kommunistischen Jugendverband beitraten. 1921 wurde ihre erste Tochter Barbara geboren, 1922 heirateten sie und 1924 wurde die zweite Tochter Judith geboren. Die Familie lebte zeitweise im Haus des Schwiegervaters Martin Buber in Heppenheim. 1925 trennte sich Buber-Neumann von Rafael Buber. Bei der Scheidung wurden die Kinder den Schwiegereltern Paula und Martin Buber zugesprochen.

1926 absolvierte Buber-Neumann einen Handelsschulkurs und trat in Potsdam in die KPD ein. Von 1928 bis 1932 arbeitete sie als Sekretärin bei der Komintern-Zeitschrift „Internationale Pressekorrespondenz“ in Berlin. Im Haus ihrer Schwester Babette Gross lernte sie 1929 Heinz Neumann, einen leitenden KPD- und Kominternfunktionär, kennen. 1931 wurde sie als Delegierte nach Moskau geschickt und begleitete Neumann 1932 erneut nach Moskau, als dieser seiner Funktionen im Politbüro der KPD enthoben und von der Komintern nach Moskau beordert wurde. Dort war er als Übersetzer für einen Komintern-Verlag tätig. Von 1933 bis 1935 lebte das Paar in Spanien, wo Neumann einer illegalen ‚Kominterndelegation‘ angehörte. Mit Hitlers Machtübernahme verlor Neumann die deutsche Staatsbürgerschaft und das Paar lebte nun illegal in Spanien. Da Neumann verbotenerweise Briefe an Freunde in Deutschland schrieb, wurde er aus Moskau jeglicher Kominternarbeit enthoben und nach Zürich beordert. Hier wurde Neumann im Dezember 1934 wegen seines falschen Passes verhaftet. Da die deutschen Behörden seine Auslieferung verlangten, erklärte Sowjetrussland sich bereit, ihn aufzunehmen. Auch Margarte Buber-Neumann erhielt ein Einreisevisum. In Moskau wurden sie im Hotel Lux, dem Gemeinschaftshaus der Komintern, einquartiert. Von 1935 bis 1937 arbeitete Neumann für die „Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter“; Margarete Buber-Neumann wurde seine Sekretärin. Immer wieder wurde Neumann zu Verhören der Komintern gerufen, ihm wurden politische Fehler oder parteifeindliche Äußerungen vorgeworfen. In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1937 wurde Heinz Neumann durch die sowjetische Geheimpolizei (NKWD) verhaftet, zum Tode verurteilt und kurze Zeit später ermordet. Buber-Neumann erhielt jedoch erst 1959 durch ein Schreiben des Roten Kreuzes von seinem Schicksal Kenntnis. Margarete Buber-Neumann wurde nach der Verhaftung ihres Mannes sofort aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, da sie sich weigerte, eine Erklärung über die Schuld ihres Mannes abzugeben. Sie blieb zunächst allein in Moskau zurück, bis sie im Frühjahr 1938 selbst verhaftet und ohne Gerichtsverfahren zu fünf Jahren Haft im Lager Karaganda in Kasachstan verurteilt wurde. Gemeinsam mit weiteren Personen wurde sie im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts noch im Februar 1940 an das Deutsche Reich ausgeliefert und im August 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. In Ravensbrück lernte Buber-Neumann die tschechische Journalistin Milena Jesenská kennen, die als Freundin und Übersetzerin Franz Kafkas bekannt ist. Ihre enge Freundschaft mit Milena Jesenská schilderte Margarete Buber-Neumann in ihrer 1963 erschienen Biografie „Kafkas Freundin Milena“.

Kurz vor der Befreiung des Lagers durch die sowjetischen Streitkräfte im April 1945 wurde Buber-Neumann am 21. April 1945 aus Ravensbrück entlassen und schlug sich zu den amerikanischen Streitkräften durch, um nicht von sowjetischen Einheiten aufgegriffen zu werden. In Boizenburg an der Elbe musste sie vier Wochen auf amerikanischem Gebiet darauf warten, weiterreisen zu dürfen. Am 23. Mai 1945 schrieb sie an ihre Freundin Martha Desrumeaux, sie sei krank und am Ende ihrer Kräfte und bat sie um Hilfe, einen Transport für die Ravensbrücker deutschen Antifaschistinnen über die Elbe zu erzwingen. Sie fuhr fort: „Gute Neuigkeiten: gestern habe ich auf der Strasse in Boizenburg den Ravensbrücker Gestapo-Agent, unseren wohlbekannten Ramdor, verhaften lassen. Ich hoffe, die Amerikaner haben die Wichtigkeit dieser Verhaftung begriffen und lassen ihn nicht laufen. Ich habe ein Protokoll gegen diese Bestie geschrieben“ (Buber-Neumann an Martha Desrumeaux, 23.05.1945, o.S.).

Nach Kriegsende lebte Buber-Neumann zunächst in Thierstein, dann in Frankfurt am Main. Zwischen 1946 und 1949 hielt sie sich jedoch auch häufig als Gast des Internationalen Roten Kreuzes (IRRC) in Schweden auf. Am 17. September 1946 wurde ihr ein dreimonatiges Visum für Schweden zum Zwecke der Erholung ausgestellt. Hier schrieb sie auch ihre Erinnerungen „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ auf, die 1949 erstmals erschienen. Im November 1946 kehrte sie nach Deutschland zurück und zog nach Frankfurt am Main. Wie aus einem Schreiben an die Filmkontrollstelle in Frankfurt hervorgeht, plante sie, hier ein Lichtspieltheater zu eröffnen und ersuchte um eine Lizenz für dieses Vorhaben. 1948 heiratete sie Helmuth Faust, die Ehe wurde jedoch einige Jahre später wieder geschieden. Helmuth Faust war 1950 als Cheflektor im Verlag „Frankfurter Hefte“ unter der Leitung Eugen Kogons beschäftigt. 1949 trat Buber-Neumann als Zeugin im Victor Krawtschenko-Prozess in Paris auf. Krawtschenko hatte im amerikanischen Asyl ein Buch über den stalinistischen Terror verfasst und war daraufhin von einer französischen kommunistischen Zeitung als Lügner und CIA-Agent diffamiert worden.

In den folgenden Jahren gründete Buber-Neumann in Frankfurt das „Befreiungskomitee für die Opfer totalitärer Willkür“ und leitete 1951 und 1952 das „Institut für politische Erziehung“. Sie startete zudem die Monatszeitschrift „Aktion“ und setzte ihre publizistische Tätigkeit in den nächsten Jahrzehnten fort. Sie hielt in der Bundesrepublik und im Ausland zahlreiche Vorträge, um vor dem Kommunismus zu warnen. 1975 trat sie der Frankfurter CDU bei. 1982 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Im Februar 1989 wurde Buber-Neumann vom Verband der Heimkehrer Deutschlands für ihre Werke „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ und „Von Potsdam nach Moskau“ (1957) mit dem Friedlandpreis der Heimkehrer ausgezeichnet.

Quellen:

  • Buber-Neumann, Margarete: „Biographische Informationen“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 III.A.001 (6), o.S.
  • Buber-Neumann, Margarete: „Biographische Informationen“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 189, o.S.
  • Buber-Neumann, Margarete: Brief an Martha Desrumeaux, 23.05.1945. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 181, o.S.
  • Buber-Neumann, Margarete: „Brief an Herrn Lubliner, Filmkontrollstelle, 07.02.1946“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 119, o.S.
  • „Entlassungsschein aus dem KZ Ravensbrück von Margarete Buber-Neumann, 21.04.1945“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 II.B.004, o.S.
  • „Military Exit Permit für Margarete Buber-Neumann, 1946“ In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 II.A.004, o.S.
  • Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 452.
  • Wunderle, Michaela: Apropos Margarete Buber-Neumann. Frankfurt am Main 2001.


Werkgeschichte

Der Bericht „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ erschien in Deutschland erstmals 1949. Im gleichen Jahr wurde er unter demselben Titel auch in Zürich im Europa Verlag herausgegeben. Zuerst war er 1948 in Schweden unter dem Titel „Fånge hos Stalin och Hitler“ im Verlag Natur och Kultur publiziert worden, wo Buber-Neumann ihn auch verfasst hatte, da sie sich zwischen 1946 und 1949 häufig als Gast des Internationalen Roten Kreuzes (IRRC) in Schweden aufhielt. Im Laufe des Jahres wurden von dem Buch in Schweden 3.366 Exemplare verkauft, wie aus einem Schreiben des Verlags an Buber-Neumann vom 21. Mai 1952 hervorgeht („Tidens Förlag an Margarete Buber-Neumann, 21.05.1952“, o.S.).

Buber-Neumann hat ihr Manuskript vor der Veröffentlichung an ehemalige Lagerkameradinnen verschickt, wie unter anderem aus einem Brief von Lille aus Oslo an die Autorin vom 17. Mai 1948 hervorgeht: „Ich freue mich schrecklich zu [sic!] deinem Buch. Ich habe den Ravensbrückerteil gelesen, und bin sehr begeistert“ („Brief von Lille an Margarete Margarete Buber-Neumann, 17.05.1948“, o.S.). Auch mit der Lagerkameradin Lotte korrespondierte sie am 26. Juni 1953 bezüglich ihres Buchs und erläuterte unter anderem, dass der Verleger ihr Manuskript um lange Passagen zu Milena Jesenská gekürzt habe, „weil sie angeblich nicht unbedingt zum Thema gehörten“ („Margarete Buber-Neumann an Lotte, 26.06.1953“ o.S.). Lie, eine ehemalige Mitgefangene aus Oslo, schrieb am 29. November 1951 an Margarete Buber-Neumann: „So schön fand ich dein Buch. Erstens fand ich es so einfach und wahr geschrieben, so wahr man nur schreiben kann, wenn sie Erregnisse so gewaltig sind, dass der Verfasser seine eigene Person ganz automatisch ausschaltet. Komischerweise war es so viel in deinem Buch das mich an meine eigene Erregnisse erinnerte, nicht nur von Ravensbrück. Besonders vergesse ich nie deine Beschreibung von Butirki, es hat mich so an Aleksanderplatz erinnert, und wenn du nicht bös wird, hat meine Schilderung aus Alex viel gemeinsam mit deins von Butirki. Andere Farbe, vielleicht, andere Gesichte, aber doch dasselbe, jednnfalls der selbe Geruch!“ („Lie an Margarete Buber-Neummann, 29.11.1951“, o.S.)

In Buber-Neumanns Nachlass im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main sind mehrere unterschiedlich lange Manuskriptfassungen des Werks vorhanden, was unter anderem durch die verschiedenen Anforderungen der Verlage begründet ist. So schrieb etwa die „Blaue Presse“ am 3. April 1948 an Buber-Neumann: „Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass schon sehr viel KZ-Literatur erschienen ist, und das Publikum sich ihr gegenüber vollkommen ablehnend verhält, schlage ich rigorose Streichungen vor, um den zweiten Teil auf die Hälfte seines jetzigen Umfangs zu reduzieren“ („‘Die Blaue Presse‘ an Margarete Buber-Neumann, 03.04.1048“, o.S.). Das Manuskript der deutschen Erstausgabe, das in einer Standardauflage von 5.000 Exemplaren gedruckt wurde, sei, wie Buber-Neumann in einem Schreiben vom 7. Mai 1958 angibt, damals um 100 Seiten und sehr unklug gekürzt worden. Es sei auf schlechtem Papier und in unscheinbarster Aufmachung erschienen. Sie zitierte die „Weltwoche“ in Zürich vom 8. Juli 1949: Ein Hinweis auf die französische Ausgabe von Margarete Buber-Neumanns Buch sei angebracht, „weil die deutsche Ausgabe […] in Papier und Druck sich kriegsmässig ärmlich präsentiert“ (Brief von Margarete Buber-Neumann an Berner, 07.05.1958“, o.S.). Verbreitung habe das Buch vor allem durch Serialisierung in der Wochenzeitung „7 Tage“ erhalten.

Nachdem Buber-Neumann 1949 als Zeugin im Victor Krawtschenko-Prozess in Paris aufgetreten war, wurde ihr von tschechischen Kommunistinnen unter anderem ihre Ernennung zur Blockältesten im KZ Ravensbrück und zur Sekretärin der Oberaufseherin Langefeld vorgeworfen. Zudem wurde ihr unterstellt, noch vor Kriegsende heimlich von der SS aus Ravensbrück fortgeschafft worden zu sein. Buber-Neumann schrieb diesbezüglich an George Izard am 8. Dezember 1949: „Es ist übrigens sicher auch meinen Angreiferinnen nicht unbekannt, dass ich über meine Erfahrungen in Sibirien und Ravensbrück ein Buch geschrieben habe, das in deutscher, englischer und schwedischer Sprache erschienen ist. In französisch ist bisher leider nur der russische Teil erschienen. Es ist wohl selbstverständlich, dass sich zumindest in Deutschland und Skandinavien eine erhebliche Anzahl ehemaliger Ravensbrücker Häftlinge befindet, die mich im Lager genau gekannt haben. Glauben die tschechischen Kommunistinnen, dass diese Eingeweihten bis heute noch nicht gegen das im Jahr 1948 erschienene Buch protestiert hätten, falls meine Angaben darin nicht der Wahrheit entsprächen?“ (Brief von Margarete Buber-Neumann an George Izard, 08.12.1949, o.S.)

In der Zeitschrift „Die Gegenwart“ wurde das Werk 1949 ausführlich besprochen. Der Verfasser bescheinigte dem Werk durch die Gegenüberstellung von Sibirien und Ravensbrück den Stellenwert als „Zeitdokument ersten Ranges“ (S. 22). Dabei zeige sich, dass es das ‚trauliche Mecklenburg‘ durchaus mit dem ‚öden Sibirien‘ aufnehmen könne: „In beiden Fällen geht es darum, den Menschen in seinem Menschlichsten zu treffen, seine Würde zu vernichten und nicht nur seinen Leib, sondern auch seine unsterbliche Seele mit Füßen zu treten. Gewiß, Ravensbrück ist besser organisiert, ist sauberer und ordentlicher. Aber gerade dadurch erscheint es unmenschlicher. Denn während in Sibirien das unfaßliche Leiden vornehmlich ein Ergebnis völliger Gleichgültigkeit ist, die dem Häftling hier und da noch eine schwache und zufällige Möglichkeit bietet, für kurze Augenblicke Mensch zu sein, überläßt die Gestapo nichts dem Zufall und sorgt dafür, daß die Maschine der Entwürdigung und Vernichtung blitzblank läuft. In Sibirien liegt der Häftling mit dem Kopf in einer Pfütze von Menschenkot, in Mecklenburg kommt so etwas nicht vor, dafür aber muß er das Englandlied singen“ (ebd.). Seine unantastbare Autorität erhalte das Buch durch die Tatsache, dass es eine Frau sei, die „diese unbeschreiblichen Erfahrungen gemacht hat. Die Tyrannei begeht ein doppeltes Verbrechen, einmal gegen Menschen und dann gegen die Frau“ (ebd.). In der Zeitschrift „Der Monat“ wurde das Werk 1949 von Franz Borkenau ebenfalls sehr ausführlich als erste Darstellung „eines Menschen, der zuerst in den Händen der kommunistischen und dann der nationalsozialistischen Geheimpolizei war“ (S. 95) besprochen. Im Gegensatz zu den wenigen Konzentrationslagerberichten von Frauen, die zudem meist von politischen Frauen geschrieben worden seien, „deren Darstellung genau so gut von Männern stammen könnte“ (S. 96), sei Buber-Neumanns Bericht „urweiblich, und man fühlt in jeder Zeile, daß ihr Sieg über das Schicksal spezifisch weibliche Wurzeln hat“ (ebd.).

Auch in den „Luzerner Nachrichten“ wurde das Buch im November 1949 besprochen. „Tief beeindruckt, ja erschüttert“ (o.S.) lege man das Buch zur Seite, heißt es darin, das in einer „ungekünstelten Sprache, aber ausgestattet mit der Begabung, Erlebnisse eindrücklich und bildhaft“ (ebd.) schildert. Im „St. Galler Tagblatt“ hieß es im Dezember 1949, der Bericht „aus beiden Höllen“ (o.S.) gebe dem Leser die „oft schon gewünschte Möglichkeit, sie miteinander zu vergleichen“ (ebd.). Und in der „Neue Zürcher Zeitung“ wurde dem Werk am 23. Oktober 1949 bescheinigt, dass „Objektivität und politische Beobachtungsgabe“ (o.S.) das Werk aus der Reihe der Tatsachenberichte über die Sowjetunion und das Dritte Reich hervorhebe.

Da abzusehen war, dass der Verlag der Zwölf seine Produktion einstellen würde, bemühte sich Buber-Neumann bereits 1949 um einen neuen Verleger. Wie aus der Korrespondenz mit dem Schweizer Verleger Emil Oprecht hervorgeht, zeigte offenbar Eugen Kogon großes Interesse an einer zweiten Auflage des Buches in Deutschland und erklärte sich sogar bereit, Restbestände der Münchner Ausgabe aufzukaufen („Brief von Margarete Buber-Neumman an Dr. Oprecht, o.S.). Die zweite Auflage wurde 1952 durch den Verlag Kiepenheuer & Witsch in der Reihe „Rote Weissbücher“ hergestellt. Diese Reihe sei Angelegenheit des Ministeriums für Gesamtdeutsche Fragen gewesen und im Wesentlichen kostenlos verteilt worden. Die Bücher seien nur in sehr geringem Umfang in den Buchhandel gelangt, führte Buber-Neumann im selben Schreiben aus. Übersetzt wurde es neben der schwedischen Ausgabe ins Englische (London 1950, New York 1951), Französische (Paris 1950), Norwegische (Oslo 1951), Spanische (Barcelona 1967), Dänische (Kopenhagen 1956), Serbische (Zagreb 1952), Arabische (Beirut, Daresalem, Kittab und Kairo 1951), Japanische (Tokio 1954), Burmesische (Burma 1951), und Isländische (1951).

Erst die Neuauflage in der Deutschen Verlags Anstalt (DVA) von 1958 sei die „erste repräsentative, ungekürzte deutsche Ausgabe“ („Brief von Margarete Buber-Neumann, 07.05.1958, o.S.) schrieb Buber-Neumann am 7. Mai 1958. Sie sei um 100 Seiten erweitert, in denen sie die Heimkehr aus Ravensbrück, „durch das Chaos der deutschen Landstrassen in den letzten Tagen des Krieges und gleich nach der Kapitulation“ (ebd.) schildere. Aus einem Brief des Verlags Kiepenheuer & Witsch an Buber-Neumann vom 15. August 1952 geht hervor, dass der Verkauf der Bücher in Österreich große Schwierigkeiten bereitete: „Wir haben zwar eine Auslieferung in Wien, diese kann aber nur Bücher einführen, wenn sie eine Einfuhrgenehmigung hat. Diese ist sehr schwer und immer nur unzureichend zu bekommen, da sich Österreich doch noch sehr sperrt, Bücher aus Deutschland hereinzulassen, während es sehr viele Bücher nach Deutschland ausführt“ (Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.B.383, o. S.). Weitere Ausgaben erschienen 1958 in der Stuttgarter Deutschen Verlagsanstalt, 1962 im Deutschen Taschenbuch Verlag in München, zwischen 1968 und 1985 im Stuttgarter Verlag Seewald sowie 1993 und 2002 im Ullstein Taschenbuchverlag. 1968 wurde auch eine Verfilmung des Buchs ausgestrahlt. Buber-Neumann schrieb dazu in einem Brief vom 26. Januar 1968: „Der Film hatte manche Schwächen, war aber trotzdem ein grosser Publikumserfolg. Jetzt soll er gerade in Kanada nochmals gedreht werden“ (Brief von Margarete Buber-Neumann an Tomy, 26.01.1968, o.S.)

Quellen:

  • Borkenau, Franz: „Zwischen Rot und Braun“. In: Der Monat (1949), Nr. 4, S. 95-97.
  • „Brief von Lille an Margarete Buber-Neumann aus Oslo, 17.05.1948“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.A. 221, o.S.
  • „Brief von Dr. Witsch an Margarete Faust [Margarete Buber-Neumann], 04.12.1951“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.B.383, 04.12.1951, o.S.
  • „Brief von Margarete Buber-Neumann an George Izard, 08.12.1949“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 9/193 I.C. 181, o.S.
  • „Brief von Margarete Buber-Neumann an Berner, 07.05.1958“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.C.089, o.S.
  • „Brief von K.E. Felten an Margarete Buber-Neumann, 02.09.1960“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.B.091, o.S.
  • „Brief von Margarete Buber-Neumann an Tomy, 26.01.1968“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.C.196, o.S.
  • „Brief von Tidens Förlag an Margarete Buber-Neumann, 21.05.1952“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.B.347, o.S.
  • „Brief von Margarete Buber-Neumann an Lotte, 26.06.1953“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 IC 155, o.S.
  • „Brief von Lie an Margarete Buber-Neummann, 29.11.1951“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.A. 071, o.S.
  • „Brief von Margarete Buber-Neumman an Dr. Oprecht“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I C 112, o.S.
  • Buber-Neumann, Margarete: „Unveröffentlichtes Vorwort“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 III.A.001, S. 3.
  • „‘Die Blaue Presse‘ an Margarete Buber-Neumann, 03.04.1048“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann, EB 89/193 I.B.036, o.S.
  • o.A.: „Des Menschen letzte Zuflucht“. In: Die Gegenwart (1949), Nr. 11, S. 22.
  • o.A.: „Gefangene bei zwei Tyrannen“. In: Luzerner Neueste Nachrichten vom 26.11.1949, o.S.
  • o.A.: „Die Gefangene Stalins und Hitlers“. In: St. Galler Tagblatt, 12/1949, o.S.
  • o.A.: „Die Gefangene Stalins und Hitlers“. In: Neue Zürcher Zeitung vom 23.10.1949, o.S.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger