Rost, Nico (1896-1967)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Rost, Nico

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 21. Juni 1896
Geburtsort Groningen
Sterbedatum 1. Februar 1967
Sterbeort Amsterdam
Tätigkeit Übersetzer, Schriftsteller, Widerstandskämpfer, Journalist
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Nico Rost (geb. 21.06.1896 in Groningen/Niederlande, gest. 01.02.1967 in Amsterdam/Niederlande) verließ nach einer nicht abgeschlossenen Schulausbildung am Praedinius Gymnasium in Groningen sein Elternhaus, um Schriftsteller zu werden. Auf Einladung der Internationalen Arbeiterhilfe reiste er 1923 erstmals in die UdSSR, ein Jahr später folgte der zweite Besuch. Er schrieb daraufhin auch über das Kunst- und Kulturleben in der Sowjetunion. Zwischen 1923 und 1933 lebte er in Berlin und war dort als Übersetzer und als Korrespondent der Zeitung „De Telegraaf“ und des Wochenblatts „De Groene Amsterdammer“ tätig. In deutscher Sprache publizierte er im Monatsheft „Der Querschnitt“(1923–1933). Schon früh sah sich Rost auch als geistiger Mittler zwischen seinem Heimatland, den Niederlanden, und Deutschland. So übersetzte er Werke von Egon Erwin Kisch, Ernst Toller, Alfred Döblin, Anna Seghers, Hans Fallada, Lion Feuchtwanger, Gottfried Benn und Arnold Zweig.

Er wurde Mitglied der KPD und kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Februar 1933 im Konzentrationslager Oranienburg inhaftiert. Nach drei Wochen wurde er wieder entlassen und veröffentlichte seine Erlebnisse in seinem Buch „Brief uit een concentratiekamp“ (deutsch: „Bericht aus einem Konzentrationslager“). Er zog nach Brüssel und schrieb 1933 seinen „Open brief aan Gottfried Benn“ (deutsch: „Offener Brief an Gottfried Benn“, in: Groot Nederland, 1933). Von Brüssel ging er nach Spanien, wo er im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco kämpfte. Nach Francos Sieg kehrte er nach Brüssel zurück, wo er im Juli 1941 die Jüdin Edith Blumberg heiratete. Am Widerstand gegen die Nationalsozialisten beteiligte er sich vor allem in literarischer Form, indem er unter dem Pseudonym Abel Eppens die Werke von R.C. Bakhuizen van den Brink und Pieter Corneliszoon Hooft übersetzte. Unter dem Namen N. de Praetere veröffentlichte er Gedichte des deutschen Philosophen und Physikers Georg Christoph Lichtenberg. In Briefen an W. Sternfeld vom 28.11.1950 und 17.05.1960 legt er dar, er habe zwischen 1933-1945 etwa 40 Bände von deutscher Emigrantenschriftstellern ins Niederländische übersetzt und hunderte Artikel über moderne deutsche Literatur geschrieben (Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass W. Sternfeld, EB 75/117). Unter anderem übersetzte er das 1935 zum KZ Börgermoor publizierte Werk „Die Moorsoldaten“ von Wolfgang Langhoff ins Niederländische. Nico Rost wurde Anfang Mai 1943 von der Gestapo verhaftet und zuerst nach Scheveningen gebracht. Später wurde er ins KZ Herzogenbusch und schließlich ins KZ Dachau überstellt, wo er am 29. April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit wurde. Nach seiner Befreiung veröffentlichte er seine in Dachau aufgezeichneten Tagebuchaufträge unter dem Titel „Goethe in Dachau : Literatuur en werkelijkheid ; Dagboek 1944-45“. Das Buch wurde auch ins Deutsche und Tschechische übersetzt, die deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel „Goethe in Dachau. Literatur und Wirklichkeit“ 1948 im Verlag Volk und Welt. Anna Seghers schrieb dafür das Vorwort.

Nach seiner Befreiung lebte Rost mit seiner Frau in Brüssel. Er war Mitglied des niederländischen P.E.N.-Centers. In der Bundesrepublik war er als Schriftsteller zwar erfolgreich, als Kommunist jedoch vor allem in der DDR, Ungarn und der Tschechoslowakei hoch angesehen. Ihm wurde angeboten, das literarisches Archiv der DDR im Schloss Wiepersdorf, dem Wohnsitz von Achim und Bettina von Arnim zu leiten. Dazu kam es jedoch nicht. Rost wurde von der Niederländischen Kommunistischen Partei (CPN) als Mitglied gestrichen, da er dem Parteiführer nicht sympathisch war und in Folge dessen aus Ost-Berlin ausgewiesen. Er kehrte in die Niederlande zurück, wo er in einer unbedeutenden kleinen Partei aktiv wurde, die sich „Socialistische Werkers Partij“ (deutsch: „Sozialistische Arbeiterpartei“) nannte.

1955 veröffentlichte er sein Buch „De vrienden van mijn vader“ (deutsch: „Die Freunde meines Vaters“, 1955), das ein Porträt der Juden, die im Groninger Judenviertel um die Folkingestraat gelebt haben, enthält. In den Nachkriegsjahren setzte er sich außerdem für die Anerkennung der Roma und Sinti als Kriegsopfer ein. Nico Rost schrieb zudem zahlreiche humorvolle oder informierende Beiträge in Prospekten, Vereinszeitungen und für Fremdenverkehrszentralen. Er war Mitglied sowohl im Niederländischen als auch im Internationalen Dachau-Komitee und beteiligte sich daran, aus dem ehemaligen KZ Dachau eine Gedenkstätte zu machen. Nach 1955 hat Nico Rost nur noch wenig publiziert. Im Jahre 1958 wurde er für sein literarisches Schaffen mit dem „Marianne-Philips-Preis“ ausgezeichnet. 1966 erhielt er den „Kulturpreis der Provinz Groningen“, im gleichen Jahr wurde ihm zu Ehren in Israel ein Baum gepflanzt.

Quellen:

  • „Brief von Nico Rost an W. Sternfeld vom 28.11.1950“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass W. Sternfeld, EB 75/117.
  • Fiero, Petra S.: „Remembered Literature in the Camps: The Cases of Jean Améry, Primo Levi, Ruth Klüger, Cordelia Edvardson and Nico Rost“. In: Germanic Notes and Reviews (1997), Nr. 28, Heft 1, S. 3-11.
  • „Rost, Nico“. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. Online: http://www.munzinger.de/document/00000003361 (Stand: 17.09.2019).