Ten Boom, Corrie (1892-1983)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Ten Boom, Corrie
Namensvarianten Cornelia Arnolda Johanna ten Boom
Geschlecht weiblich
Geburtsdatum 15. April 1892
Geburtsort Amsterdam
Sterbedatum 15. April 1983
Sterbeort Placentia
Tätigkeit Autorin
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Wikidata

Biografie

Cornelia Arnolda Johanna ten Boom, geb. am 15. April 1892 in Amsterdam, gest. am 15. April 1983 in Placentia, Kalifornien, wuchs in einer Großfamilie auf. Ihr Vater, Casper ten Boom, betrieb ein Uhrmachergeschäft in Haarlem. Cornelia, unter dem Spitznamen Corrie bekannt, wurde ab 1920 in Basel zur Uhrmacherin ausgebildet und war 1924 die erste Frau der Niederlande, die ein Uhrmacher-Diplom erhielt. Ihre Eltern sowie die im Haus lebenden Tanten waren in der Niederländisch-reformierten Kirche aktiv und unterhielten viele freundschaftliche Verbindungen zu Juden, die der Vater als „Gottes altes Volk“ besonders liebte. Bereits Corries Großvater hatte sich im 19. Jahrhundert für die Stärkung christlich-jüdischer Gemeinschaften engagiert. Corrie ten Boom blieb unverheiratet und arbeitete vor dem Zweiten Weltkrieg im Uhrmachergeschäft des Vaters. Außerdem war sie in der Sonntagsschule ihrer Kirchengemeinde aktiv und ließ sich zur Religionslehrerin ausbilden.

Als die Niederlade 1940 besetzt wurden und die niederländischen Juden in die Konzentrationslager verschleppt wurden, engagierten sich Corrie ten Boom und ihre Familie ab Ende 1942 im Widerstand. Sie versteckten und versorgten mehrere jüdische Familien und Kinder in ihrem Haus in einem Verschlag, organisierten unter den zunehmend schwierigeren Bedingungen Lebensmittel. Nachdem zunächst die Schwester Nollie verhaftet worden war, wurde am 28. Februar 1944 Corrie ten Boom ebenfalls denunziert und zusammen mit den anwesenden Familienmitgliedern verhaftet. Das Haus wurde durchsucht, die versteckten Menschen konnten jedoch gerettet werden. Während die übrigen Familienmitglieder wieder freigelassen wurden, wurden Corrie und ihre Schwester Elisabeth, Betsie genannt, zunächst im Juni 1944 weiter ins Lager Vught und schließlich im September ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Der Vater war zuvor in Haft in Scheveningen im Alter von 84 Jahren gestorben. Im Lager hielt Corrie heimlich Bibelstunden ab, um den Überlebenswillen ihrer Mitgefangener zu stärken. Betsie überlebte das Lager nicht. Sie starb im Dezember 1944. Corrie wurde zwei Wochen später aus dem Lager entlassen und kehrte zurück nach Haarlem, wo sie bis zur Befreiung blieb.

Nach dem Krieg gründete Corrie ten Boom Rehabilitationszentren für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und setzte sich für die Versöhnung zwischen Opfern und Tätern ein. Sie predigte nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland und in vielen anderen Ländern. Ihr zentrales Thema war Vergebung, die nur durch Gottes Hilfe möglich sei. Sie schrieb zudem einige Bücher. Ihre Autobiographie „Die Zuflucht“ (original: „De Schuilplaats“) wurde 1975 unter dem Titel „The Hiding Place“ verfilmt.

In Anerkennung ihres Einsatzes während des Zweiten Weltkriegs wurde Corrie Ten Boom von der niederländischen Königin zum Ritter geschlagen und von der Gedenkstätte Yad Vashem 1967 als Gerechte unter den Völkern geehrt. In ihrem Elternhaus ist heute das Corrie ten Boom Museum untergebracht. Das Haus wurde wieder in den Zustand von 1944 versetzt, so dass man das Versteck hinter einer falschen Wand in ihrem ehemaligen Schlafzimmer besichtigen kann, wo Juden und Mitglieder der niederländischen Untergrundbewegung beherbergt wurden.

Quellen: