Westheim, Paul (1886-1963)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Westheim, Paul

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 7. August 1886
Geburtsort Eschwege
Sterbedatum 21. Dezember 1963
Sterbeort Berlin
Tätigkeit Kunsthistoriker, Schriftsteller, Verleger, Kunstkritiker, Autor, Kunstsammler, Publizist
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Paul Westheim (geb. 07.08.1886 in Eschwege, gest. 21.12.1963 in Berlin) wuchs in einer Familie jüdischer Kaufleute auf. Nach einer kaufmännischen Lehre wurde er 1904 zunächst Feuilletonmitarbeiter der Frankfurter Zeitung und begann dann ein Studium der Kunstgeschichte an der Technischen Universität Darmstadt und 1906 an der Universität Berlin. Er veröffentlichte Kunstkritiken in den „Sozialistischen Monatsheften“, ab 1909 in „Deutsche Kunst und Dekoration“, und ab 1911 in „Die Kunst“. Er stand dem Deutschen Werkbund nahe und war mit Theodor Heuß befreundet. 1917 gründete er mit der Zeitschrift „Das Kunstblatt“ eine der einflussreichsten Kunstzeitschriften der Weimarer Republik. Hier veröffentlichte er etwa Beiträge der expressionistischen Maler Wilhelm Lembruck, Oskar Kokoschka, Otto Dix und Pablo Picasso. Sie wurde bis 1932 als eigenständige Zeitschrift und in ihrem letzten Jahr 1933 nur noch als Beilage der Zeitschrift „Die Form“ herausgegeben. Paul Westheim verfasste auch zahlreiche grundlegende Monographien über die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts und sammelte selbst bedeutende Werke unter anderem von George Grosz, Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel. 1920 erschien seine Monographie über Oskar Kokoschka. Ein Buch über Wilhelm Lehmbruck folgte 1922. Durch seine kunstkritischen Rundfunkbeiträge wurde er zu einem der führenden Kunstkritiker in Deutschland. Er förderte vor allem junge Künstler durch Ausstellungen in seiner Berliner Galerie. Als Förderer und Repräsentant des Expressionismus und ‚Symbolfigur der entarteten Kunst’ musste Paul Westheim im August 1933 nach Paris emigrieren, wo er ab 1936 im Kollektiv deutscher Künstler und ab 1937 im „Freien Deutschen Künstlerbund“ mitarbeitete. 1935 wurde ihm aufgrund seiner Tätigkeit und seiner jüdischen Herkunft die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er verlor seine umfassende Kunstsammlung und seine Bücher. Zwischen 1939 und 1941 wurde er in fünf verschiedenen französischen Internierungslagern festgehalten. 1941 gelang ihm die Flucht aus einem Internierungslager und das Emergency Rescue Commitee (ERC) verhalf ihm zur Flucht über Spanien nach Mexiko. In Mexiko blieb er weiter politisch und kulturell aktiv. Er war fasziniert von der mexikanischen Kunst, insbesondere von den mittelamerikanischen präkolumbischen Kulturen. In der 1938 gegründeten Menorah (Vereinigung deutschsprachiger Juden) gilt er neben Paul Mayer und Charles Rooner als eines der aktivsten Mitglieder. Anfang 1942 hielt er Vorträge zum Thema ‚entartete Kunst’ für die Menorah und die Universidad Obrera. Im selben Jahr lernte Paul Westheim im Heinrich-Heine-Klub in Mexiko-Stadt die verwitwete Hispanistin Mariana Frenk kennen, die er 1959 heiratete. Ab 1943 übernahm er die kunstkritische Berichterstattung in der „DP“. Insgesamt erschienen in seiner Zeit im Exil in Mexiko über 100 Aufsätze in unterschiedlichen Zeitschriften, von denen viele noch unerforscht und nicht übersetzt sind. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verwehrten beide deutschen Staaten dem als linksliberal eingestuften Paul Westheim die Rückkehr. 1954 erhielt der bis dahin Staatenlose die mexikanische Staatsbürgerschaft. Paul Westheim verstarb während eines Besuchs 1963 in Berlin.

Quellen: