Wolf, Friedrich (1888-1953)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Karte wird geladen …
Name Wolf, Friedrich

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 23. Dezember 1888
Geburtsort Neuwied
Sterbedatum 5. Oktober 1953
Sterbeort Oranienburg-Lehnitz
Tätigkeit Arzt, Librettist, Schriftsteller, Drehbuchautor, Publizist, Dramatiker, Politiker, Diplomat, Widerstandskämpfer, Dichterarzt
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Friedrich Wolf (geb. 23.12.1888 in Neuwied am Rhein, gest. 05.10.1953 in Lehnitz) wuchs als einziger Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in der Nähe von Koblenz auf. Seinem Glauben und den jüdischen Werten fühlte er sich Zeit seines Lebens verbunden, so besuchte er auch die jüdische Schule seiner Heimatstadt. Allerdings war er nicht tief religiös, sondern „mehr auf Vernunft und Wissen orientiert“ (Müller 2009, S. 13) als auf den Glauben an sich. Der studierte Mediziner wurde im Ersten Weltkrieg als Frontarzt verpflichtet. Wolf, der zunächst Mitglied der USPD und später der KPD war, ließ sich danach als Arzt nieder und begann Dramen zu verfassen und hoch gelobte Übersetzungen aus dem Hebräischen durchzuführen. Dabei vertrat er in seinen Texten eine humanistisch-sozialistische Haltung und wurde zu einem viel diskutierten Autor in der Theaterwelt und besonders in linken Kreisen. Zivilcourage, demokratisches Denken und sozialer Einsatz für die Gesellschaft sind Themen vieler seiner Stücke. So thematisiert das Drama „Cyankali (§218)“ von 1929 das gesellschaftliche Problem der illegal vorgenommenen Abtreibungen, an denen viele Frauen starben. Den Nationalsozialisten war er ein Dorn im Auge: Im „Völkischen Beobachter“ vom 27. Februar 1931 wird Wolf als einer „der gemeingefährlichsten Vertreter ostjüdischen Bolschewismus“ (zit. nach Müller 2009, S. 35) beschrieben. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flohen der ausgebürgerte Wolf und seine Familie zunächst über die Schweiz nach Frankreich und 1934 ins Exil nach Moskau. Von dort kehrte er Ende 1937 zurück nach Frankreich, da Stalin die Verhaftung aller deutschen Emigranten als vermeintliche Spione für das NS-Regime befohlen hatte. Dort wurde er nach Kriegsausbruch als ‚feindlicher Ausländer‘ u.a. im KZ Le Vernet interniert – auch dort schrieb er bis zu seiner Rückkehr in die Sowjetunion weiter. Die Kriegszeit erlebte Wolf, der seit 1941 sowjetischer Staatsbürger war, in Moskau – immer in Gefahr, da die Nationalsozialisten ihn auf ihre Fahndungslisten gesetzt hatten. Wolf arbeitete für die sowjetische Armee als Propagandist und Lehrer für Kriegsgefangene. Eigentlich plante Wolf direkt nach Kriegsende nach Deutschland zurückzukehren, jedoch gab es politische Schwierigkeiten und Walter Ulbricht war es, der „Wolfs Name von der Liste der Heimkehrer gestrichen“ (Slevogt 2011, S. 288) hatte. Erst im September 1945 konnte Wolf nach Deutschland in die sowjetische Besatzungszone zurückkehren, wo er sich im kulturpolitischen Berlin engagierte, u.a. war er Berater der Sowjetischen Militäradministration in Kulturfragen und Mitbegründer des PEN-Zentrums Deutschland. Wie einflussreich Wolf geworden war – obwohl er durchaus die antidemokratische Ausrichtung der DDR und die Vergehen Stalins anprangerte –, zeigt seine Berufung zum ersten Botschafter der DDR in Polen von 1949 bis 1951. Wolf starb 1953 als geachteter Bürger der DDR und Bertolt Brecht hielt die Gedenkrede.

Quellen:

  • Müller, Henning: Friedrich Wolf (1888-1953). Deutscher Jude – Schriftsteller – Sozialist. Berlin 2009.
  • Slevogt, Esther: Den Kommunismus mit der Seele suchen. Wolfgang Langhoff – ein deutsches Künstlerleben im 20. Jahrhundert. Köln 2011.