Gast in der Heimat (1935)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Angaben zum Werk

Titel Gast in der Heimat
Autor Wolf, Viktoria (1903-1992)
Genre Roman

Ausgaben des Werks

Ausgabe von 1935, Amsterdam
Titel Gast in der Heimat

Erscheinungsort Amsterdam
Erscheinungsjahr 1935

Verlegt von Querido Verlag N.V.
Gedruckt von N.V. Drukkerij G. J. Thieme
Publiziert von Wolf, Viktoria (1903-1992)

Umfang 313 Seiten

Zusammenfassung

Der Roman erzählt aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Claudia Dortenbach, später Martell, die Geschichte der im deutschen Kulturkreis tief verwurzelten jüdisch-protestantischen Familie Martell in einer Kleinstadt in Württemberg. Die selbst in Heilbronn aufgewachsene jüdische Autorin Victoria Wolf schildert darin anhand der Schicksale der verschiedenen Familienmitglieder, aber auch der Freunde und Bekannten der Familie, den aufsteigenden Judenhass der späten 1920er Jahre. Der im Schweizer Exil verfasste Roman trägt deutliche autobiografische Züge. Inhaltlich und erzähltechnisch lässt sich der Roman dem am Ende der zwanziger Jahre modernen Stil der ‚Neuen Sachlichkeit‘ zuordnen. Nüchtern und vermeintlich distanziert, bisweilen gefühllos, beschreibt Wolf selbst traumatische Erfahrungen wie Verlust und Verfolgung. Die Figuren im Roman werden wirklichkeitsnah geschildert. Besonders die Frauenschicksale nehmen bei Wolf einen großen Raum ein. Wolfs Protagonistin Claudia scheitert nicht an den Verhältnissen, sondern repräsentiert einen eher modernen Frauentyp, der sich zunehmend selbständig organisiert und seinen eigenen Plänen nachgeht. Die häufigen Dialoge zwischen den Romanfiguren sorgen bei dem in Vergangenheitsform erzählten Roman immer wieder für eine Unmittelbarkeit des Geschehens.

Das Werk ist in vier Teile unterteilt. Der erste erzählt von der protestantischen Kindheit und Jugend der Protagonistin. Diese Erinnerungen sind idyllisch und schön: „[Die Jugend] war erfüllt von Heimatliebe, Zutrauen, Leichtigkeit; sie war unbelastet von Sorgen und ruhte fest in der kräftigen, schwäbischen Landschaft“ (S. 7). Hier wendet sich die Erzählerin auch direkt an den Leser: „Aber fürchten Sie nicht, ich würde mich zu lange, und allzu zärtlich aufhalten bei den Erinnerungen meiner Kindheit“ (ebd.). Claudia studiert zunächst in Heidelberg, dann in Tübingen, wo sie ihren zukünftigen Ehemann, den Juden Helmuth Martell, kennenlernt und bald heiratet. Helmuth wird Amtsrichter in Württemberg. Der Geburt der Tochter Eva folgt wenige Jahre später die Geburt des Sohnes Clemens. Im Wochenbett erkrankt Claudia schwer und erholt sich nur langsam. Der Arzt Röhrich pflegt sie aufopfernd und wird ein enger Freund der Familie. Politische Geschehnisse spielen im Alltag der Familie noch keine Rolle, einzig das Private und Familiäre ist von Bedeutung. Auch die jüdische Herkunft der Familie Martell ist noch bedeutungslos. Lediglich durch Onkel Jonathan, dem einzigen Zionisten der Familie, wird die Problematik der ‚Mischehe‘ eingeführt, allerdings aus jüdischer Sicht. Jonathan, der 1933 nach Palästina auswandert, warnt das junge Paar in seiner Hochzeitsansprache davor, der Stimme des Herzens statt der Stimme des Blutes zu folgen und wendet sich an seinen Neffen: „Ja, du vollendest das tragische Geschick des Juden, der sich in der Diaspora rasch angeglichen und aufgegeben hat; du verbindest dich völlig mit der Frau des fremden Volkes und lösest dich auf diese Weise auf“ (S. 31f.).

Der zweite Teil beginnt im Februar 1927 und erzählt die Ereignisse bis Winter 1932. Noch immer beeinflusst die Politik das Private kaum: „Durften wir nicht die Zeiten unseres Glücks schon wahrnehmen, während wie sie noch durchlebten? Wir genossen sie. […] Nebenher lief allerlei, was in der Zeitung stand“ […] Aber was ging uns das an? Man las die Überschriften in der Zeitung und betrachtete die Wochenschau im Film, mehr Beachtung zollten wir dem fremden Leben nicht“ (S. 101f.). Helmuth eröffnet eine Anwaltspraxis, die Familie bezieht ein Häuschen, sie sind umgeben von Freunden und Familie: „Eine wunderschöne Zeit begann“ (S. 72). Lediglich private Sorgen trüben die eine oder andere Figur; ihr Freund Prätorius wird plötzlich verhaftet, ihm wird vorgeworfen, Patente seines Werkes an eine ausländische Firma verkauft zu haben. Helmuth übernimmt die Verteidigung und ihm gelingt es, den Freund freizubekommen. Die Praxis blüht nach diesem Erfolg auf. Doch dann beginnt sich die Idylle aufzulösen, „[d]as fest Gegründete schwankte“ (S. 111). Eifersucht und Misstrauen schleichen sich zwischen Claudia und Helmuth ein. Während Börsenkurse fallen, die Arbeitslosenzahlen steigen, dem schwarzen Freitag noch schwärzere Wochen folgen, ist sich Claudia sicher, dass ihr Mann eine Affäre mit Heidi Romang hat. Sie sucht ihrerseits Trost bei Manuelo, einem Ingenieur in der Firma ihres Vaters, bis dieser Manuelo nach einem Vierteljahr kündigt. Heidi Romang geht zu Verwandten nach Südamerika. Wenige Wochen danach stirbt überraschend und dramatisch Claudias Mutter an einem scheinbar lange verborgenen und unerkannten Darmkrebs.

Nationalsozialistische und antijüdische Tendenzen werden nun zunehmend erkennbar und machen sich auch im Alltag der Familie Martell bemerkbar. Die neue Ehefrau ihres guten Freundes Franz Kleinbach, Maria, offenbart schon bald eine völkische und nationalsozialistische Gesinnung. Beim Regimentsfest der Stadt trifft Helmuth, der als Leutnant im Ersten Weltkrieg gedient hatte, alte Kriegskameraden wieder. Nach einem Besäufnis vertraut ihm sein alter Waffenbruder an: „‚Martell, wenn ich mal im Suff ‚Saujud‘ sage, dann meine ich nicht Sie! Sie sind ein feiner Kerl; Sie sind ein feiner…‘“ (S. 156). Ein alberner Familienzwist über Nichtigkeiten entzweit die protestantische und jüdische Seite der Familie fast: „Wie zwei Abgesandte feindlicher Mächte standen wir voreinander und nahmen unsere Gründe bitter ernst. Wir trugen dieselben Namen und wußten, daß man 1932 schrieb“ (S. 161).

Im dritten Teil dringt das Politische nun immer tiefer in das Private ein. Helmuth übernimmt den Fall des Arztes und Freundes Röhrich, der nach einem schweren Autounfall das Leben von Elisabeth Keudell gerettet hat. Die Familie will jedoch die – sehr angemessene und moderate – Rechnung noch erheblich herunterhandeln. Es kommt zu einem zermürbenden Prozess. Während in Deutschland im März 1933 die Herrschaft der Nationalsozialisten beginnt, zieht Röhrich gegen den Rat Helmuths seine Klage gegen Keudells zurück, da er nicht mehr auf seinem Recht beharren will, wenn er damit ein Hemmnis sei für die „Entwicklung des einigenden Gefühls der eingehenden Volksverbundenheit“ (S. 185). Die ersten politischen Gegner der Nationalsozialisten werden verhaftet und in das Konzentrationslager auf dem Heuberg gebracht. Unterdessen teilt Maria Claudia und Helmuth mit, dass sie Führerin der neuen Frauenschaft geworden sei und dort als Vorbild die „Liebe zur Nation, die Reinheit ihres Blutes, die Lauterkeit des Deutschtums und die Säuberung von fremden Einfluß“ (S. 175) vorleben müsse. Die Freundschaft zu einem Juden sei damit leider nicht vereinbar. Auch Claudias Bruder Carl bekennt sich zu den Nationalsozialisten und bricht mit seiner Schwester, da sie sich weigert, sich und die Kinder zu ‚retten‘ und ihren ‚Kopf aus der Schlinge zu ziehen‘, indem sie die Ehe mit Martell auflöst. Konflikte entstehen auch innerhalb des jüdischen Teils der Familie. Einige Mitglieder, die sich als rechtschaffene und verdiente Bürger Deutschlands verstehen, glauben, dass es ihre Situation verbessern würde, wenn sie sich nun erst recht zum deutschen Volke bekennen. Am ersten April 1933, dem Boykott-Samstag, werden auch Teile der Familie Martell in Schutzhaft genommen, aber schon bald wieder freigelassen. Nach Onkel Jonathan verlassen nun weitere Familienmitglieder Deutschland.

Im vierten und letzten Teil des Romans werden schließlich auch die Kinder von Claudia und Helmuth zunehmend als ‚Mischlinge‘ stigmatisiert. Die Eltern erwägen die Ausreise. Da Helmuth jedoch im Ausland so gut wie keine Arbeitsmöglichkeit für sich sieht und um die Existenz der Familie fürchtet, beschließt Claudia gegen den Widerstand des Vaters und ihres Mannes zunächst alleine in die Schweiz zu reisen, um eine neue Unterkunft zu finden. Die wachsende Entfremdung von einst vertrauten Menschen, die sich stark verändern, treibt sie schließlich in die Flucht. Selbstständig beschließt und plant sie die Ausreise aus Deutschland: „Heute gibt’s nicht Frauensache oder Männersache; ich habe lange genug vor mich hingedöst, ich reise“ (S. 262). Über Zürich gelangt sie mit den Kindern in das Bergdorf Centovalli. Alleine meistert sie dort trotz aller Sehnsucht und Einsamkeit das Leben und baut eine neue Existenz auf. Helmuth folgt nach einiger Zeit und für das Ehepaar beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Claudia hat den Schritt ins Exil alleine, aus eigener Kraft bewältigt. Ihr Mann wurde als Retter nicht benötigt, aber als Partner und Lebensbegleiter empfängt sie ihn nun mit offenen Armen. Der Roman endet mit der Hoffnung auf einen Neuanfang: „und ich fühlte, wie auch das von neuem noch einmal beginnen könne“ (S. 313).


Biografie

Victoria Wolff (geb. 10.12.1903 in Heilbronn, gest. 16.09.1992 in Los Angeles) wurde als Tochter des jüdischen Lederwarenfabrikanten Jakob Victor in eine der angesehensten großbürgerlichen Familien Heilbronns geboren. Ihr Mädchenname war Gertrud Victoria Victor. Über die Mutter Irma Victor (1879-1965), eine in Laupheim/Württemberg geborene Loewenthal, ist nur wenig bekannt. Gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Maja erlebte sie eine unbeschwerte Kindheit. Als Mitinhaber der Lederfabrik Heilbronn Gebrüder Victor war der Vater einer der wichtigsten Arbeitgeber Heilbronns. Auf die schulische Ausbildung der Töchter wurde viel Wert gelegt. Ab 1917 besuchte Victoria die höhere Mädchenschule. 1917 schickten die Eltern sie mit einer ministeriellen Sondergenehmigung auf das Heilbronner Knabenrealgymnasium, scheinbar gegen den Willen Victorias, die offenbar keine große Begabung für Mathematik hatte. Selbst die Nachhilfe von Cousin Albert Einstein scheint hier nur mäßigen Erfolg gehabt zu haben. Bereits als Schülerin begann sie kleine feuilletonistische Beiträge für die lokale „Neckar-Zeitung“ zu schreiben. Mit 16 Jahren erhielt sie ihren ersten Reportage-Auftrag. Nach dem Abitur 1922 begann sie im April desselben Jahres auf Wunsch ihres Vaters, der 1918 überraschend verstorben war und dem an einem handfesten naturwissenschaftlichen Studium seiner Tochter gelegen hatte, an der Universität in Heidelberg Chemie zu studieren. Ihr eigentliches Interesse galt jedoch der Literatur. Heimlich belegte sie nebenher literaturwissenschaftliche Seminare und Vorlesungen. Nach dem zweiten Semester wechselte sie an die Münchener Universität. Nach ihrer Heirat am 29. April 1924 mit dem Heilbronner Textiltechniker und -fabrikanten Dr. Alfred Wolf (1898-1981) brach sie das Studium ab. Im Juli 1926 wurde die Tochter Ursula Julia geboren, zwei Jahre später, im Juni 1928, der Sohn Frank Jakob. Ende der zwanziger Jahre verfasst sie für die „Neckar-Zeitung“, das „Stuttgarter Neue Tagblatt“, die „Frankfurter Zeitung“ und die „Dame“ zunächst noch unter ihrem bürgerlichen Namen Trude Wolf Erzählungen, Essays und vor allem Reiseberichte. Im Frühjahr 1932 erschien ihr erster Roman „Eine Frau wie du und ich“ unter dem Pseudonym Victoria T. Wolf im Dresdner Carl-Reißner-Verlag. Im Mittelpunkt des Werks steht die Schriftstellerin George Sand. Bereits hier etabliert sich ein immer wiederkehrendes Thema ihres Schaffens: Immer wieder widmet sie sich der ‚modernen‘ Frau in ihrer Eigenständigkeit und ihrem Anspruch auf Selbstbestimmung sowie der Auseinandersetzung der emanzipierten Frau mit dem konservativen Mann. Der Verleger Neven Dumont wurde auf Wolff aufmerksam und schickte sie 1932 auf eine Reportagereise nach Russland. Sie berichtete von dort in einer zwölfteiligen Serie „Die Frau in Rußland“ über die Situation und Stellung der Frau. Weitere Publikationen folgten. Der Roman „Mädchen im Dreieck“ festigte 1932 Wolffs Ruf als vielversprechende Nachwuchsschriftstellerin. Doch Wolff erkannte, dass sie als jüdische Autorin keine Zukunft mehr in ihrer Heimat hatte. Am 1. April 1933 floh sie gemeinsam mit den beiden Kindern und einem Kindermädchen in die Schweiz. Im September 1933 wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Möglichkeit genommen, in Deutschland journalistisch oder schriftstellerisch tätig zu sein. Der Ehemann Alfred Wolf blieb zunächst in Deutschland zurück und kümmerte sich um die Textilfabrik, an den Wochenenden besuchte er seine Familie. Erst 1936 entschloss er sich ebenfalls zur Emigration. In Österreich bot ihm die Textilfirma Bunzl und Biach eine Stellung. Wolff publizierte trotz der Umstände immer weiter, teilweise unter Pseudonymen wie unter dem Namen ihres damaligen Kindermädchens Ellinor Colling. Sie unternahm Reisen nach Palästina und Ägypten, schrieb Reportagen und verarbeitete diese Eindrücke auch in Romanform. 1936 wurde ihr Roman „Gast in der Heimat“ zum ‚schädlichen und unerwünschten Schrifttum‘ erklärt, vier Jahre später folgte das Gesamtverbot ihrer Werke. In ihrem Exil im Tessiner Ascona gehörten verschiedene namhafte Schriftsteller zu Wolffs Bekanntenkreis, darunter unter anderem Bertolt Brecht, Leonhard Frank und Erich Maria Remarque. Als ihre Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz endgültig auslief, floh Wolff mit den Kindern im Juni 1939 in die Nähe von Nizza. Ihr Mann wurde seit September 1939 zunächst bei Antibes, später im Lager Les Milles bei Marseille festgehalten. Im Juni 1940 wurde auch Victoria Wolff wegen Spionageverdachts im Gefängnis von Tournon inhaftiert. Mit dem Waffenstillstandsabkommen vom 25. Juni kam sie jedoch wieder frei. Durch die Hilfe ihrer in den USA lebenden Schwester Maja und ihres Onkels Selmar Loewentahl sowie durch die Unterstützung von Albert Einstein und Thomas und Erika Mann gelangte die Familie über Spanien und Portugal 1941 in die USA. Victoria Wolff brachte die Kinder zu ihrer Schwester nach Los Angeles, blieb selbst aber zunächst in New York, wo sie an der Columbia University Kurse in englischer Literatur besuchte. Ihr Mann fand Arbeit in einer Textilfabrik in Massachusetts. Im Herbst 1941 zog sie zu ihrer Schwester nach Beverly Hills. Mit dem in Frankreich entstandenen Roman „Das weiße Abendkleid“, der unter dem Titel „Tales of Manhattan“ mit Rita Hayworth und Charles Laughton in den Hauptrollen verfilmt wurde, gelang ihr der Einstieg als Drehbuchautorin. Das brachte ihr bis 1949 gute Verdienstmöglichkeiten. Auch hier knüpfte sie schnell Kontakte und beschrieb für Zsa Zsa Gabor deren Flucht von Ungarn nach Amerika in „Every Man for Herself“ (1943). 1945 ließ sie sich von ihrem Mann scheiden und heiratete in Los Angeles 1949 den Berliner Kardiologen und Prominentenarzt Erich Wolff – damit erklärt sich die unterschiedliche Schreibweise ihres Nachnamens. „Nach mir kannst Du niemand mehr heiraten, denn einen Wolf mit drei ‚f‘ gibt es nicht!“, soll Erich Wolff zur Namenswandlung bemerkt haben. Seit Anfang der 1940er Jahre führte er seine Praxis in der deutschen Exilkünstlerkolonie von Los Angeles. 1954 erschien nach über zehn Jahren mit „Keine Zeit für Tränen“ erstmals wieder ein längerer Roman, den sie unter dem Pseudonym Claudia Martell – dem Namen ihrer fiktiven Heldin aus „Gast in der Heimat“ (1935) – veröffentlichte. Sie arbeitete zudem weiterhin journalistisch, etwa bei der jüdischen Emigrantenzeitschrift „Aufbau“, die von einem anderen Heilbronner, Willi Schaber, herausgegeben wurde. Einer ihrer größten Erfolge, „Stadt ohne Unschuld“, entstand 1956. Darin setzte sie ihrer neuen Heimat Los Angeles ein literarisches Denkmal. 1949 besuchte Victoria Wolff auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Meyle das zerstörte Heilbronn. Zum letzten Mal war sie 1985 im Rahmen einer Begegnungswoche jüdischer Mitbürger zu Gast in ihrer Heimatstadt. 1972 wurde sie für ihr umfangreiches schriftstellerisches Werk von der Hollywood Foreign Press Association ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt sie außerdem das „Certificate of MERIT of Distinguished Historical Biography“ (London).

Trotz der weltweiten Berühmtheit Viktoria Wolffs sind die frühen Romane der Autorin aus der Zeit der Weimarer Republik sowie die Romane, die Verfolgung und Exil zum Thema haben, in Vergessenheit geraten. In ihrer Heimatstadt Heilbronn vergibt das Robert-Meyer-Gymnasium, das Viktoria Wolff als Schülerin besuchte, seit 2002 den Viktoria-Wolff-Preis für überdurchschnittliche Leistungen in den Bereichen Kunst, Literatur, Musik und Theater.

Quellen:

  • FemBio - Frauen Biographieforschung. Online: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/victoria-wolff (Stand: 18.09.2019).
  • Heimberg, Anke: „Victoria Wolff (1903–1992)“. In: Jürgs, Britta (Hg.): Leider hab ich´s Fliegen ganz verlernt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit. Berlin 2000, S. 215-240.


Werkgeschichte

„Gast in der Heimat“ ist eines der bedeutendsten Werke Wolffs. 1935 erschien der Roman im Amsterdamer Exilverlag Querido. 1936 wurde er von der Reichsschrifttumkammer auf den „Nachtrag I zur Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (Stand: 31.03.1936)“ gesetzt. Vier Jahre später wurde ihr gesamtes Werk verboten. Den Kontakt zum Querido-Verlag hatte Erich Maria Remarque für die Autorin hergestellt, er hatte sie auch bei der Entstehung des Werks unterstützt, ebenso wie Leonhard Frank, der das 600 Seiten umfassende Romanmanuskript auf Wunsch des Verlags um die Hälfte kürzte und inhaltlich verdichtete. 1936 wurde der Roman in schwedischer Übersetzung im Bonniers Verlag herausgegeben, 1938 in dänischer Übersetzung im Hagerup Verlag.

Quelle:

  • Heimberg, Anke: „Victoria Wolff (1903–1992)“. In: Jürgs, Britta (Hg.): Leider hab ich´s Fliegen ganz verlernt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit. Berlin 2000, S. 215-240.



Bearbeitet von: Charlotte Kitzinger