Grossmann, Kurt Richard (1897-1972)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Grossmann, Kurt Richard
Namensvarianten Burger, Felix (Pseudonym)
Geschlecht männlich
Geburtsdatum 21. Mai 1897
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 2. März 1972
Sterbeort Saint Petersburg, Fla.
Tätigkeit Publizist, Journalist, Schriftsteller
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Der Journalist Kurt Richard Grossmann (geb. 21.05.1897 in Berlin, gest. 02.03.1972 in St. Peterburg/Florida) entstammt einer assimilierten jüdischen Kaufmannsfamilie. Da seine schulischen Leistungen nicht den Erwartungen entsprachen, begann er eine kaufmännische Lehre. Während des Ersten Weltkriegs meldete sich Grossmann 1916 freiwillig an die Front, geriet aber nach zwei Kriegsjahren in britische Kriegsgefangenschaft. Da er aufgrund seiner Ausbildung Englisch sprechen konnte, arbeitete er bis zu seiner Entlassung im September 1919 im Lager als Dolmetscher. Nach seiner Rückkehr setzte sich Grossmann für pazifistische Kriegsgefangenenorganisationen und die Versöhnung der Staaten ein. Bereits ab 1922 engagierte er sich in der Deutschen Liga der Menschenrechte (DLM), die in den 1930er Jahren politisch Verfolgte wie Carl von Ossietzky juristisch und materiell unterstützen sollte.

Nach seinem Umzug nach Danzig im Mai 1923, wo er als Prokurist und später als Bankdirektor arbeitete, gründete er in der Hafenstadt eine Zweigstelle der DLM und setzte sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Polen ein. Als Grossmann zum Generalsekretär der Liga berufen wurde, kehrte er mit seiner Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn 1926 nach Berlin zurück.

Da er öffentlich gegen die nationalsozialistische Politik und für demokratische Friedensbemühungen auftrat, mussten er und seine Familie im Februar 1933 nach Prag fliehen; ein Freund hatte ihn darüber informiert, dass er verhaftet werden sollte. Grossmann wurde von den Nationalsozialisten bereits mit der ersten Ausbürgerungsliste am 25. August 1933 seine Staatsbürgerschaft entzogen. Von Prag aus unterstütze Grossmann zahlreiche deutsche Emigranten und baute die Deutsche Flüchtlingsfürsorge auf. Im Herbst 1938 musste die Familie erneut fliehen und zog nach Paris, um von dort im August 1939 in die USA zu emigrieren. Zahlreiche Berühmtheiten wie Albert Einstein, Paul Tillich und Leon Kubowitzki setzten sich für ihn in den USA ein. Grossmann blieb bis zu seinem Tod in den USA, die Stelle des Generalsekretärs der Liga für Menschenrechte, die ihm 1946 in Berlin angeboten wurde, lehnte er ab. Allerdings besuchte er Deutschland oft, publizierte in deutschen Zeitungen wie dem „Vorwärts“, trat als Redner im Auftrag der Bundesregierung auf und traf sich mit deutschen Politikern wie Theodor Heuss oder Willy Brandt.

Grossmann setzte sich auch nach Kriegsende in verschiedenen Hilfsorganisationen – ab April 1943 war er für den Jüdischen Weltkongress (WJC) tätig, später auch für die Jewish Agency und die Jewish Claims Conference – für Flüchtlinge aus Deutschland ein. Er war ebenfalls von Amerika aus in die Entschädigungs- bzw. Wiedergutmachungsdebatte involviert. Für sein bekanntestes Werk „Die unbesungenen Helden. Menschen in Deutschlands dunklen Tagen“ (1957, erweiterte Fassung 1961) sammelte Grossmann Schilderungen von Überlebenden, wie Deutsche ihnen während ihrer Verfolgung geholfen hatten. Unter diesen waren bekannte Menschen wie Oskar Schindler, aber auch unbekannte Helfer, die nun die erste Ehrung erfuhren.

Auch in den USA selbst trat Grossmann politisch für die Demokratische Partei ein. Neben dieser Tätigkeit schrieb er für verschiedene bekannte Zeitungen im Exil, unter anderem als Amerikakorrespondent für den „Aufbau“, für das „Pariser Tageblatt“, den „Rheinischen Merkur“ und das „Neue Tage-Buch“. Teilweise publizierte er unter Pseudonymen wie Felix Burger und Herrmann Walter und in den USA als Kay R. Gilbert oder Kurt R. Gilbert-Grossmann. In seinen knapp 2000 Zeitungsartikeln tritt der Pazifist Grossmann als „unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte“ (Mertens 1997) ein.

Quellen: