Heilig, Bruno (1888-1968)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Karte wird geladen …
Name Heilig, Bruno

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 26. April 1888
Geburtsort Hohenau an der March
Sterbedatum 23. Juli 1968
Sterbeort Berlin
Tätigkeit Übersetzer, Journalist, Schriftsteller, Autor
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Bruno Heilig (geb. 26.04.1888 Hohenau in Niederösterreich, gest. 23.07.1968 in Berlin) wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren und studierte nach seinem Abitur an einem humanistischen Gymnasium ab 1908 Jura in Wien. Während des Ersten Weltkriegs diente Heilig, der bis Kriegsbeginn als Journalist einer ungarischen Nachrichtenagentur gearbeitet hatte, in einem Telegrafen-Regiment der ungarischen Armee. Nach Kriegsende kehrte er in seinen bürgerlichen Beruf zurück und schrieb über Außenpolitik für die Budapester Zeitung „Pesti Napló“ sowie für die „Vossische Zeitung“. Nach seiner Ausweisung aus Ungarn wegen kritischer Artikel zog er im November 1928 nach Berlin, wo er für den Ullstein Verlag und als Korrespondent für eine Wiener und Prager Zeitung arbeitete. Um einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen, musste Heilig im September 1933 nach Wien fliehen. Dort schrieb er erfolgreich für verschiedene österreichische Zeitung, darunter „Der Morgen“, „Der Wiener Tag“ und „Die Stimme“, eine jüdische Zeitung, und für die britische „Jewish Chronicle“. Am 15. März 1938 wurde er von der Gestapo in seiner Wohnung verhaftet und von Wien aus in einem der ersten Transporte als prominenter politischer Gegner in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Neben seinen journalistischen Arbeiten sei ein anderer Grund gewesen – so Heilig im Fragebogen des Hauptausschusses „Opfer des Faschismus“ aus dem Mai 1945 –, dass er als Korrespondent Informationen ins Ausland gebracht, in Österreich Neuigkeiten an Kommunisten vor Ort weitergegeben und geheime Berichte des Präsidenten der Jüdischen Gemeinden von Deutschland an Journalisten in Wien verteilte hatte. In Dachau wurde Heilig am 2. April 1938 als Neuzugang geführt und erhielt die Häftlingsnummer 13870. Am 22. September 1938 wurde er nach Buchenwald verlegt, wo er als Häftling Nummer 8221 geführt wurde. Heilig wurde am 27. April 1939 entlassen, da seine Frau eine Schiffspassage nach Shanghai hatte organisiert können, die er später jedoch nicht antreten konnte. Doch die Unterlagen ermöglichten die Freilassung aus Buchenwald. Mit Hilfe und finanzieller Unterstützung des „Jewish Chronicle“ emigrierte er im August 1939 nach England, wo er 1940 für drei Monate als ‚enemy alien‘ in einem Lager auf der Isle of Man interniert wurde. Dort arbeitete er an der Lagerzeitung „Mooragh Times“ mit. Seine Frau und einer seiner Söhne konnten nicht mehr rechtzeitig vor Kriegsausbruch ausreisen. Nach seiner Entlassung verfasste er, basierend auf seinen Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland und in den Konzentrationslagern, 1941 das Buch „Men crucified“, welches mehrere Auflagen in verschiedenen Verlagen erfuhr und nach Kriegsende ins Deutsche, Tschechische und Slowakische übersetzt wurde. Neben der journalistischen Tätigkeit – die durch seine fehlenden englischen Sprachkenntnisse erschwert wurde – begann Heilig nach seiner Schlosserlehre 1941 als Dreher und Werkzeugmacher in kriegswichtigen Betrieben zu arbeiten. Politisch aktiv blieb er in seiner Zeit im britischen Exil auf verschiedenen Ebenen, so engagierte er sich unter anderem im „Free Austrian Movement“. Er veröffentlichte zudem Artikel in Exilzeitungen wie dem „Aufbau“ und schrieb für „Die Zeitung“, die in London auf Deutsch erschien. Andere wirtschaftspolitische Artikel wurden für englischsprachige Zeitungen wie „Land and Liberty“ vermutlich übersetzt, obgleich Heilig eigenen Angaben nach in Dachau bereits begonnen hatte Englisch zu lernen. Im Juni 1944 wechselte Heilig in das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte (SHAEF), wo er Flugblätter, Radiosendungen und weitere Schriften verfasste. Bis zum Sommer 1946 arbeitete Heilig dann für die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA) in der amerikanischen Besatzungszone, wo er junge deutsche Journalisten ausbildete. Von August 1946 bis April 1947 war er dann an der Zusammenstellung des Archivmaterials für die Nürnberger Prozesse beteiligt. Im Oktober 1947 kehrte Heilig nach (Ost-)Berlin zurück und da er bereits in England im kommunistischen Diskussionsforum „Austria of Tomorrow“ aktiv war, trat er in die SED ein. Heilig war Chefredakteur und Leiter des Ressorts Außenpolitik von „Deutschlands Stimme“, bis er 1952 aus politischen Gründen seine Stellung aufgeben musste. Heilig meldete sich nach dem Krieg immer wieder mit seinen Analysen zu Wort – neben seinen Zeitungsartikeln auch im Rundfunk. Ein weiteres Betätigungsfeld von Bruno Heilig war – neben der Schriftstellerei – das Übersetzen von ungarischer Literatur ins Deutsche, darunter auch Berichte von ungarischen Holocaustüberlebenden. Er gilt als „wichtiger Mittler der ungar[ischen] Lit[eratur] in der DDR“ (Barth, o.S.) und erhielt 1960 eine Gedenkmedaille des ungarischen PEN-Clubs.

Quellen:

  • Barth, Bernd-Rainer: „Heilig, Bruno“. In: Biographische Datenbank der Bundesstiftung Aufarbeitung. Online: http://bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=1294 (Stand: 11.09.2019).
  • Heilig, Bruno: Men crucified. Eyre & Spottiswoode. London 1941.
  • Heilig, Bruno: Menschen am Kreuz. Berlin 1947.
  • Heilig, Bruno: Dlouhý pochod. Státní Nakl. Dětské Knihy. Prag 1953.
  • Heilig, Bruno: Dlhý pochod. Slovenské Nakl. Detskej Knihy. Bratislava 1954.
  • „Fragebogen und Lebenslauf“. In: Landesarchiv Berlin, C Rep. 118-01, Signatur 13707, o. Bl.
  • o.A.: „Heilig, Bruno“. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Bd. 1. München 2002, S. 518.
  • Reiter, Andrea: „Die autobiographischen Berichte ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge im Englischen Exil. Bruno Heilig, Ella Lingens, Kitty Hart“. In: Zeitgeschichte (1992), Nr. 19, H. 5/6, S. 172-186.
  • Reiter, Andrea: „Auf dass sie entsteigen der Dunkelheit“. Die literarische Bewältigung von KZ-Erfahrungen. Wien 1995, S. 278.
  • Unbekannter Autor: „Bruno Heilig“. In: Bruno Heilig: Menschen am Kreuz. Dachau – Buchenwald. Hg. von Richard Pils. Weitra 2002, S. 261-264.