Schnog, Karl (1897-1964)

Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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Name Schnog, Karl

Geschlecht männlich
Geburtsdatum 14. Juni 1897
Geburtsort Köln
Sterbedatum 23. August 1964
Sterbeort Berlin
Tätigkeit Journalist, Redakteur, Schriftsteller, Schauspieler, Dramatiker, Kabarettist
Externe Referenzen Deutsche Nationalbibliothek Virtual International Authority File Deutsche Biographie Wikidata

Biografie

Karl Schnog (geb. 14.06.1897 in Köln, gest. 23.08.1964 in Ost-Berlin), der auch die Pseudonyme Anton Emerenzer, Carl Coblentz, Ernst Huth, Kornschlag, Tom Palmer und Charly vom Thurm verwendete, wurde als Sohn eines Handwerkers geboren und war jüdischen Glaubens. Er absolvierte die Volksschule und danach eine Handelslehre. 1915 zog Schnog in den Ersten Weltkrieg, nach dessen Ende gründete er 1918 einen Arbeiter- und Soldatenrat in Hagenau. Er nahm außerdem Sprach- und Schauspielunterricht und wirkte als Schauspieler und Regisseur auf zahlreichen deutschen Bühnen mit. Unter anderem trat er in Erwin Piscators Revue „Roter Rummel“ und als Conférencier und Rezitator in namhaften Kabaretts, wie dem Küka, dem Cabaret Größenwahn und im Kabarett der Komiker auf. Ab 1925 war Schnog freier Schriftsteller und Mitarbeiter von Zeitungen wie „Die Weltbühne“, „Simplizissimus“ und „Stachelschwein“. Ab 1927 war er zudem Sprecher beim Rundfunk. Im gleichen Jahr begründete er die Gruppe Revolutionärer Pazifisten in Berlin mit. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden zwei Haftbefehle gegen Schnog erlassen und er wurde auf offener Straße schwer misshandelt. Im Mai 1933 emigrierte er in die Schweiz und arbeitete als Texter für das Kabarett Cornichon. Im Oktober zog er nach Luxemburg, wo er eine Anstellung als Conférencier im Kabarett Rond-Point fand. Er war außerdem Mitarbeiter deutscher Exilzeitschriften und -zeitungen wie dem „Pariser Tagblatt“ und dem „Neuen Vorwärts“, aber auch verschiedener Luxemburger Zeitungen. Am 3. Dezember 1936 wurde Schnog durch Bekanntmachung im Deutschen Reichsanzeiger die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Unter dem Pseudonym Charlie vom Thum betreute Schnog zwischen 1937 und 1940 im „Tagblatt“ die Chronik in Versen „Weltwochenschau“ und für die Wochenzeitschrift „A-Z“ lieferte er verschiedene Artikelfolgen.

Versuche, in die USA zu emigrieren, scheiterten, und nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Luxemburg wurde er am 25. Mai 1940 verhaftet und zunächst im Konzentrationslager Dachau festgehalten. Vermutlich Ende August 1940 gelangte er in das KZ Sachsenhausen, hier erhielt er die Nummer 30523, wurde jedoch offenbar am 17. September 1940 zurück nach Dachau geschickt. Hier gestaltete er als Rezitator und Conférencier eine Silvesterfeier. Er trug in Dachau die beiden Häftlingsnummern 15637 und 19876. Am 12. Juli 1941 wurde er von dort in das KZ Buchenwald überstellt, wo er die Häftlingsnummer 8466 bekam und dem Block 16 zugeteilt wurde. Bei seiner Einlieferung in Buchenwald wog er nur noch 54 Kilo. Er wurde auf einer Liste der Mischlinge I. und II. Grades geführt. Besonders machte ihm sein Rheuma zu schaffen, er war häufig krank und wurde zu leichteren Arbeiten, in der Strumpfstopferei und dem Holzhof eingeteilt. Er war außerdem einer der Initiatoren des Lagerkabaretts. Nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald im Mai 1945 kehrte er nach Luxemburg zurück, wo er bei Radio Luxemburg arbeitete. Im gleichen Jahr erschien sein Erinnerungsbericht „Unbekanntes KZ“ über seine fünfjährige Haftzeit als politischer Häftling in den Konzentrationslagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald. 1946 zog er nach Ostberlin und übernahm den Posten des Chefredakteurs des „Ulenspiegel“. Im April 1947 wurde er Mitglied einer Theatertruppe, die in jiddischer Sprache für das Durchgangslager der Hilfsorganisation United Nations Relief und Rehabilitation (UNRRA) in Berlin spielte. 1947 veröffentlich er zudem seine satirischen Gedichte zum Nationalsozialismus und Holocaust unter dem Titel „Jedem das Seine“ im Berliner Ulenspiegel-Verlag. Später arbeitete er als freier Schriftsteller und war unter anderem für das Ostberliner Kabarett „Die Distel“ tätig. Er trat der SED bei und war von 1948 bis 1951 Redakteur beim Berliner Rundfunk. Karl Schnog verfasste zeitkritische Gedichte, Erzählungen, Satiren, Theaterstücke und Kabarett-Texte. 1957 wurde er in der DDR mit dem Heinrich-Heine-Preis ausgezeichnet.

Quellen:

  • „Gestapo-Karte“, 1.2.3.1/12268001/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Häftlingskarte“, 1.1.6.2/10290532/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Häftlingskarte“, 1.1.6.2/10290533/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Häftlingsbogen“, 1.1.5.3/7051456/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Liste der Rücküberstellungen“, 1.1.6.1/9907783/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Liste der Juden und Mischlinge I. und II. Grades“, 1.1.5.1/5344512//ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Liste von befreiten und entlassenen Häftlingen“, 1.1.5.1/5358984/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Materialien zu Karl Schnog“. Aus: Landesarchiv Berlin C Rep.118-01, Nr. 19828.
  • o.A.: „Eintrag zu Karl Schnog“. In: Autorenlexikon des Literaturport. Online: https://www.literaturport.de/literaturlandschaft/autoren-berlinbrandenburg/autor/karl-schnog/ (Stand: 17.09.2019).
  • o.A.: „Eintrag zu Karl Schnog“. In: Luxemburger Autorenlexikon. Online: https://www.autorenlexikon.lu/page/author/111/1116/DEU/index.html (Stand: 17.09.2019).
  • „Revierkarte“, 1.1.5.3/7051457/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.
  • „Zugangsliste“, 1.1.38.1/4095194/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.