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Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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B
Léon Bollendorff (geb. März 1915 in Wasserbillig/Luxemburg, gest. 2011) wuchs in Luxemburg auf und besuchte das „Kolléisch“ in Diekirchen. Er studierte in Luxemburg, Paris und Wien Philosophie und Philologie, mit dem Ziel, Lehrer zu werden. 1942 verhaftete ihn die Gestapo als Widerstandskämpfer und hielt ihn ein Jahr in verschiedenen Lagern und Haftstätten fest. Nach seiner Rückkehr in die Heimat im März 1943 begann er sich politisch zu engagieren: Bollendorff wurde Mitglied im Gemeinderat der Stadt Luxemburg, später auch im Schöffenrat und im Luxemburger Parlament. Den Karrierehöhepunkt des vierfachen Vaters stellt der zehnjährige Vorsitz in der Abgeordnetenkammer dar. Bollendorff wurde mit vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt. ''Quelle:'' *o.A.: „Léon Bollendorff ist tot. CSV-Politiker war zehn Jahre lang Vorsitzender der Abgeordnetenkammer“. In: Wort.lu vom 06.06.2011. Online: http://www.wort.lu/de/view/leon-bollendorff-ist-tot-4f61bcd7e4b0860580aa2222 (Stand: 10.09.2019).  +
Dietrich Bonhoeffer, geboren am 04.02.1906 in Breslau, gestorben am 9. April im KZ Flossenbürg,  wurde als sechstes von acht Kindern geboren. Der Vater Karl Bonhoeffer war Professor für Psychiatrie und Neurologie, die Mutter Paula Bonhoeffer Lehrerin und überzeugte Christin. Dietrich erlebte eine erfüllte Kindheit in Berlin, wo er mit 17 Jahren sein Abitur ablegte. Von 1923 bis 1927 studierte er evangelische Theologie in Tübingen und unternahm einige Auslandsaufenthalte, so zum Beispiel in Rom. Nach dem Abschluss des ersten theologischen Staatsexamens reichte er seine Doktorarbeit ein, die 1930 veröffentlicht wurde. Nach Aufenthalten und beruflicher Beschäftigung in Barcelona und New York, die ihn in seiner Einstellung zur Theologie beeinflussten, kam Dietrich Bonhoeffer 1931 zurück nach Berlin und arbeitete dort zunächst als Privatdozent, bevor er sich intensiv mit einer Konfirmandengruppe in Berlin befasste, deren Vertrauen er gewinnen konnte. Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 entschied sich Bonhoeffer für die kirchliche Opposition, arbeitete aktiv in der Kirche und versuchte stets, diese auf ihre Verantwortung hinsichtlich staatlicher Willkür und Macht hinzuweisen. Noch im gleichen Jahr übernahm er ein deutsches Auslandspfarramt in London, kehrte jedoch auf Wunsch der Bekennenden Kirche zurück nach Deutschland, wo er von 1935 bis 1937 Leiter des Predigerseminars in Finkenwalde war. Als das Seminar im Jahr 1937 verboten wurde, arbeiteten die Mitglieder zunächst im Untergrund weiter, bis 1940 das endgültige Verbot ausgesprochen wurde. In der sich politisch weiter problematisierenden Zeit verhalfen Bonhoeffer seine Kontakte im Ausland zur Ausreise nach London und New York. Aus Angst, seine Freunde und Familie zurückzulassen, entschied er sich letztlich jedoch dafür, nach Deutschland zurückzukehren, wo er sich für den politischen Widerstand engagierte. Als V-Mann konnte Dietrich Bonhoeffer Auslandreisen unternehmen, auf denen er statt seiner eigentlichen Spionagetätigkeit aktiv Widerstand leisten konnte. Kurz nach seiner Verlobung mit Maria von Wedemeyer im Januar 1943 wurde die konspirative Arbeit Bonhoeffers entdeckt und dieser daraufhin am 5. April 1943 verhaftet. Nach einer schweren Anfangszeit fand er im Gefängnis in Tegel freundliche Wärter, die ihm halfen, unter anderem beim Briefwechsel mit Freunden und Familie. Dietrich Bonhoeffer schmuggelte auf diesem Weg Briefe an Eberhard Bethge, bis dieser im Jahr 1944 ebenfalls verhaftet wurde. Nach dem Scheitern eines geplanten Fluchtversuchs wurde Bonhoeffer in die Sonderabteilung der Prinz-Albrecht-Straße (Hauptgefängnis der Gestapo) überstellt und schließlich am 7. Februar 1945 nach Buchenwald und später ins Lager Flossenbürg verschleppt. Dort wurde Bonhoeffer am 9. April 1945 durch den Strang hingerichtet. ''Quellen'' * o.A.: Dietrich Bonhoeffer.net. Online: https://www.dietrich-bonhoeffer.net/werk/band/7/fragmente-aus-tegel/ (Stand: 06.09.2022) * o.A.: Dietrich Bonhoeffer. In: Lemo – Lebendiges Museum Online. Online: https://www.dhm.de/lemo/biografie/dietrich-bonhoeffer (Stand: 06.09.2022). * Bethge, Renate: Dietrich Bonhoeffer. Eine Skizze seines Lebens. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2004.  
Über Alfred Borchert ist bisher nur wenig bekannt. In seinem Erlebnisbericht gibt er an, dass er – vermutlich als politischer Häftling – im Konzentrationslager Durgy gewesen sei. Wo sich dieses Lager jedoch befand, ist unklar. ''Quelle:'' * Borchert, Alfred: „Durgy“. In: Provinzialverwaltung Sachsen (Hg.): Sadisten. Repräsentanten des Hitlerstaates. Halle 1945, S. 34f.  +
Willi Bredel, geb. 02.05.1901 in Hamburg, gest. am 27. Oktober 1964 in Ost-Berlin, wurde als Sohn eines sozialdemokratischen Zigarrenmachers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er von 1916 bis 1918 den Beruf des Eisen- und Metalldrehers in der Hamburger Großwerft Blohm & Voss. Er organisierte sich im Deutschen Metallarbeiterverband und in der sozialdemokratischen Arbeiterjugend. Von 1919 bis 1922 war er außerdem ehrenamtlich als Redakteur der unabhängigen sozialistischen Zeitschrift „Freie Proletarische Jugend“ tätig. Nach dem Hamburger Aufstand 1923 saß er mehrere Monate in Untersuchungshaft. Hier schrieb er sein Erstlingswerk „Marat, der Volksfreund“, das nach einem Vorabdruck in der KPD-Tageszeitung „Hamburger Volkszeitung“ (HVZ) Anfang 1926 als Buch erschien. Nach seiner Amnestierung 1925 arbeitete er als Seemann, als Taxichauffeur und als Dreher in der Maschinenfabrik Nagel & Kaemp in Hamburg-Winterhude und war journalistisch für die Bremer Arbeiterzeitung und das Essener Ruhrecho tätig. Von Oktober 1926 bis August 1927 war Bredel Maschinist und Schmierer auf dem Frachter „Barbara“. Er lernte so zahlreiche Hafenstädte Spaniens, Portugals, Italiens und Nordafrikas kennen und verfasste einige Reisekorrespondenzen für die Hamburger Volkszeitung. Später arbeitete er als Dreher bei der Maschinenfabrik Nagel & Kaemp, wo er für die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) in den Betriebsrat gewählt wurde. Bereits im Juni 1928 entließ ihn die Firma jedoch wieder. Als Redakteur der HVZ wurde Bredel 1930 vom Reichsgericht wegen „Vorbereitung literarischen Hoch- und Landesverrats“ zweier unliebsamer Artikel zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. In dieser Zeit schieb er seinen ersten Roman „Maschinenfabrik N & K“ in dem er seine Erlebnisse bei Nagel & Kaemp verarbeitete. Auch sein zweiter Roman, „Die Rosenhof-Straße“, spielt im Hamburger Arbeitermilieu. Bredel verstand seine literarischen Arbeiten immer als Teil des Klassenkampfes. Deshalb sind die Helden dieser Romane oft keine Einzelpersonen, sondern Kollektive. Am 1. März 1933, zwei Tage nach dem Reichstagsbrand, wurde Bredel in ‚Schutzhaft‘ genommen, verhaftet und in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel überstellt. Erst nach dreizehn Monaten Haft, davon elf in Einzelhaft, wurde er wieder entlassen. Er floh nach Prag und schrieb dort seinen dokumentarischen Roman „Die Prüfung“. Im November 1934 siedelte er dann nach Moskau über, wo er ab 1936 mit Bertholt Brecht und Lion Feuchtwanger die antifaschistische literarische Exilzeitschrift „Das Wort“ herausgab. Im Juli 1937 schloss er sich nach der Teilnahme am internationalen Schriftstellerkongress den Internationalen Brigaden an, um die Spanische Republik gegen die Franco-Putschisten zu verteidigen. Bis Juni 1938 blieb er in Spanien. Seine Erlebnisse dort verarbeitete er zu der Romanchronik „Begegnung am Ebro“, die er bereits Ende 1938 in einem Exilverlag in Paris in deutscher Sprache veröffentlichte. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kehrte er in die Sowjetunion zurück. Hier verfasste er zahlreiche Flugblätter, um deutsche Soldaten von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen und sprach auf Deutsch über den Moskauer Sender. Später war er auch bei Lautsprechereinsätzen an Frontabschnitten in Woronesch, Stalingrad und Kiew aktiv. Im Juli 1943 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, einer antifaschistischen Organisation, in der deutsche Kriegsgefangene gemeinsam mit deutschen Exilanten für den Sturz Hitlers aktiv waren. Mitten im Zweiten Weltkrieg 1941 erschien der erste Band seiner Trilogie „Die Väter“ und Bredels Hauptwerk „Verwandte und Bekannte“, das das Schicksal von drei Generationen einer Hamburger Arbeiterfamilie beschreibt und die deutsche Arbeiterbewegung von 1871 bis 1948 thematisiert. Der zweite Band der Trilogie folgte 1949 unter dem Titel „Die Söhne“ und der dritte Teil „Die Enkel“ 1953. Anfang Mai 1945 trat Bredel dann als Mitarbeiter einer Initiativgruppe der KPD in Mecklenburg ein und beteiligte sich am Wiederaufbau in Rostock und Schwerin. Im August 1945 war er Mitbegründer des Landes-Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Er wurde zum Vorsitzenden des Demokratischen Kulturbundes in Mecklenburg-Vorpommern gewählt und engagierte sich für die Entwicklung einer antifaschistischen neuen Kultur. Seit 1947 war Bredel in zweiter Ehe mit der schwedischen Journalistin Maj Bredel, geborene Olson, verheiratet. Von 1947 bis 1949 war Bredel außerdem Abgeordneter des Mecklenburgischen Landtages und von 1948 bis 1950 der Volkskammer der DDR. Er arbeitete außerdem zwischen 1952 und 1956 als Chefredakteur der Literaturzeitschriften „Heute und Morgen“ und von der „ndl“ (neue deutsche literatur). 1950 war er Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste. Von 1950 bis zu seinem Tod lebte er in Ost-Berlin als Schriftsteller und Kulturpolitiker. Ab 1956 war er Vizepräsident und ab 1962 Präsident der Deutschen Akademie der Künste. 1954 bis 1964 war Bredel Mitglied des Zentralkomitees der SED, seit 1957 Mitglied der Kulturkommission. ''Quellen:'' * Kantorowicz, Alfred: „Willi Bredel“. In: Zeit Online, 06.11.1964. Online: http://www.zeit.de/1964/45/willi-bredel/komplettansicht (Stand: 05.07.2022). * Willi-Bredel-Gesellschaft: Willi Bredel (1901-1964). Kurze biographische Skizze. Online: http://bredelgesellschaft.de/willi_bredel.php (Stand: 05.07.2022).  
Karl Breitenfellner (geb. 27.04.1905 in Burgkirchen/Oberösterreich) lebte seit 1925 in Feldkirch (Vorarlberg). Er war Funktionär der Sozialistischen Partei Österreichs und Mitglied des republikanischen Schutzbundes. Breitenfellner wurde am 1. August 1941 von der Gestapo verhaftet und zunächst in Feldkirch inhaftiert. Am 16. Januar 1942 wurde er in Wien vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt und am 20. Februar in das Zuchthaus Kaisheim bei Donauwörth eingewiesen. Im Jahr darauf, am 2. Februar 1943, wurde er nach Stadelheim überstellt und von dort in das Konzentrationslager Mauthausen gebracht, wo er am 16. Mai 1945 durch die Amerikaner befreit wurde. ''Quelle:'' * Breitenfellner, Karl: "Schutzhäftling Nr. 50801". In: Geier, Paul (Hg.): Meine Erlebnisse im Konzentrationslager Mauthausen. Feldkirch 1946, S. 20-25.  +
Bernard von Brentano (geb. 15.10.1901 in Offenbach am Main, gest. 29.12.1964 in Wiesbaden) wurde als Sohn von Otto Rudolf und Lilla Beata von Brentano in ein finanziell unabhängiges, katholisch geprägtes Elternhaus geboren. Sein Vater war als Rechtsanwalt und Politiker tätig. Heinrich und Clemens, Bernards Brüder, hatten ebenfalls eine Position in der Politik inne: Clemens von Brentano wurde deutscher Botschafter in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg, Heinrich von Brentano Außenminister der Bundesrepublik Deutschland unter Konrad Adenauer. Im Gegensatz dazu studierte Bernard von Brentano Philosophie und Literatur in Freiburg, München, Frankfurt und schließlich Berlin. Eine erste Anstellung als Journalist bei der „Frankfurter Zeitung“ in Berlin erhielt Brentano 1925 durch Kontakte zu Joseph Roth, wechselte jedoch 1930 zum „Berliner Tagesblatt“ unter Theodor Wolff. Ebenfalls unterstützte er die Literaturzeitschrift „Die Linkskurve“, die vom „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ (BPRS) herausgegeben wurde. Neben seiner journalistischen Tätigkeit äußerte Brentano bereits in seiner Kindheit und Jugend großes Interesse an einer schriftstellerischen Karriere, was jedoch von seinen Eltern nicht gefördert wurde. Dennoch veröffentlichte der Schöningh Verlag in Paderborn 1925 den Band „Gedichte an Ophelia“ sowie die Komödie „Geld“, die 1927 in Darmstadt als Uraufführung Premiere feierte. 1930 erscheinen unter dem Titel „Kapitalismus und schöne Literatur“ ursprünglich in der „Frankfurter Zeitung“ publizierte Essays und Rezensionen. 1932 wird „Über den Beginn der Barbarei in Deutschland“, auch als „sozialökonomische Reportage“ (Gregor-Dellin, S. 108) betitelt, veröffentlicht. Hier äußert sich von Brentano kritisch über den wachsenden Antisemitismus und den Terror der Nationalsozialisten. Die Jahre 1930 und 1932 sind ebenfalls von Reisen Brentanos nach Moskau geprägt. Dort erlebt er Gewalt und Korruption, was dazu führt, dass er sich später als vehementer Gegner des Stalin-Regimes und des Marxismus engagiert. Neben Bertholt Brecht und Heinrich Mann war Bernard von Brentano ebenfalls (auf Initiative von Heinrich Mann) seit 1920 Mitglied im P.E.N.-Club und stand in engem Austausch mit der „Gruppe 1925“, einem Zirkel von Schriftstellern und Intellektuellen, die sich dem linken politischen Milieu zuordneten. Diesen Kontakt, insbesondere zu Brecht und Mann, behielt von Brentano auch im Exil bei. Den Entschluss, Deutschland aufgrund der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu verlassen, traf Bernard von Brentano zusammen mit befreundeten Schriftstellern und Intellektuellen. Im März 1933 reiste er mit seiner zweiten Ehefrau Margot Gerlach (eine erste Ehe mit Marie Elisabeth Freiin von Esebeck war 1922 geschieden) über München und Wien nach Zürich. Dort wurde am 6. August 1933 sein Sohn Georg Michael geboren. 1934 übersiedelte die Familie schließlich nach Küsnacht am Zürichsee. Schriftstellerisch und journalistisch produktiv blieb Brentano auch im Exil, es erschienen Beiträge in „Die Neue Zürcher Zeitung“, „Die Neue Schweizer Rundschau“, die „Tat“ sowie die „Nationalzeitung“. Ebenso wurden die Werke „Berliner Novellen“ (1934), „Theodor Chindler“, „Roman einer deutschen Familie“ (1936), „Prozess ohne Richter“ (1937), „Die ewigen Gefühle“ (1939), „Tagebuch mit Büchern“ (1943), „Franziska Scheler“ (1945), das Drama „Phädra“ (1947) sowie „Die Schwestern Usedom“ (1948) veröffentlicht. Unter der Bezeichnung „Ecole de Zurich’ fand sich außerdem erneut ein Zirkel, bestehend aus Rudolf Jakob Humm, Fritz Brupbacher, Ignazio Silone und Bernhard von Brentano, zusammen. Von Brentanos Austausch mit befreundeten Schriftstellern und Intellektuellen blieb jedoch nicht ohne Spannungen. Eine Debatte mit Bertolt Brecht, in welcher sich Brentano gegen die Kommunistischen Parteien aussprach, da er befürchtet, diese würden seine „individuelle Freiheit“ einschränken, führt zum Bruch mit Brecht. Ebenso bezeichnet er den Roman „Der Kopflohn“ von Anna Seghers als „faschistischen Roman“ (Hessler, S. 213). 1949 kehrte Bernard von Brentano mit seiner Familie aus dem Exil zurück und zog mit seiner Familie endgültig zurück nach Wiesbaden, nachdem er bereits 1947 zweimalig nach Deutschland gereist war, um bei der Uraufführung von „Phädra“ in Darmstadt anwesend zu sein. Aufgrund seiner Arbeit sowohl als Schriftsteller als auch als Journalist wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen. Ebenso wird er als Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt aufgenommen. Er hielt ebenfalls bis zu seinem Tod 1964 Vorträge und Lesungen bei den „Wiesbadener Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung“. ''Quellen:'' *Brentano, Bernard von: Prozess ohne Richter. Amsterdam 1937. *Gregor-Dellin, Martin: „Nachwort“. In: Brentano, Bernard von: Prozess ohne Richter. Frankfurt am Main 1978, S. 107-114. *Hessler, Ulrike: „Bernard von Brentano (1901-1964). Ein deutscher Schriftsteller ohne Deutschland“. In: Heidenreich, Bernhard (Hg.): Geist und Macht. Die Brentanos. Wiesbaden 2000, S. 197-233. *"Dossier der Fremdenpolizei zu Bernard von Brentano". In: Schweizerisches Bundesarchiv, E 4301, 1992/36_156. *o.A.: „So eine Familie". In: Der Spiegel (1951), Nr. 13, S. 28. Online: https://web.archive.org/web/20170427111754/http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29193613.html (Stand: 28.12.2021)  
Ferdinand Bruckner (geb. 26.08.1891 in Wien als Theodor Tagger, gest. 05.12.1958 in Berlin) wuchs in Graz auf und studierte nach der Schule zwei Semester Germanistik in Wien. Anschließend ging Bruckner nach Paris, wo er das Konservatorium besuchte. Danach arbeitete er als Journalist, während des Ersten Weltkriegs unter anderem als Herausgeber der Zeitschrift „Marsyas“. 1917 debütierte Bruckner, damals noch unter seinem Geburtsnamen, mit einem Lyrikband, dem 1919 ein weiterer Gedichtband folgte. Nach mehreren weiteren, weitgehend erfolglosen Romanen, Novellen und Dramen leitete er von 1923 bis 1927 das von ihm gegründete Renaissance-Theater in Berlin. Erst ab 1929 erreichte er mit mehreren Dramen, die er unter dem Pseudonym Ferdinand Bruckner veröffentlichte, seinen Durchbruch. Ende Februar oder Anfang März 1933 verließ Bruckner Deutschland Richtung Frankreich und emigrierte von dort 1936 in die USA. Er war unter anderem Mitglied des deutschen P.E.N-Clubs in London und publizierte in verschiedenen Zeitschriften. Überdies lehrte Bruckner in New York am Brooklyn und am Queens College. Während des Exils veröffentlichte er zahlreiche Dramen, die mit großem Erfolg vielfach in zahlreichen Ländern aufgeführt und in viele Sprachen übersetzt wurden. Ab 1951 lebte Bruckner wieder in Deutschland, wo er erneut als erfolgreicher Dramatiker wahrgenommen wurde. Er war in Berlin an den Städtischen Schauspielbühnen sowie am Schiller- und Schlossparktheater tätig und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. ''Quellen:'' *„Bruckner, Ferdinand“. In: Munzinger Online/Personen – Internationales Biographisches Archiv. Online: http://www.munzinger.de/document/00000001578 (Stand: 11.09.2019). *„Bruckner, Ferdinand“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank, De Gruyter. Dokument-ID: BHB-4634. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=BHB-4634 (Stand: 19.09.2019). *„Bruckner, Ferdinand“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: DBE-1049. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=DBE-1049 (Stand: 19.09.2019).  
Antonia Bruha (geb. 01.03.1915 als Antonia Spath in Wien, gest. 27.12.2006 in Wien), die meist „Toni“ genannt wurde, besuchte eine tschechische Schule. Später war sie im „Tschechischen Arbeiterturnverein“ aktiv. Sie absolvierte auf Wunsch ihrer Mutter eine Lehre als Friseurin und Schönheitspflegerin. 1935 heiratete sie. Das Ehepaar engagierte sich politisch gegen die Regierung Schuschniggs in Österreich. Toni Bruha schrieb außerdem für die „Tschechische Arbeiterzeitung“. Ab 1938 arbeitete sie in einer großen tschechischen Widerstandsorganisation rund um Alois Houdek mit, verteilte Flugblätter und beteiligte sich an Sabotageaktionen. Antonia Bruha selbst wurde am 15. Oktober 1941, drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter, in Wien wegen politischen Widerstands und ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet. Die Tochter wurde ohne ihr Einverständnis zu Pflegeeltern gegeben. Sie wurde verhört und misshandelt. Bis zum 11. März 1942 war sie bei der Gestapo Wien inhaftiert, bis zum 26. September 1942 im Bezirksgefängnis Schiffamtsgasse, viele Monate davon in Einzelhaft, bis sie über Linz und Prag am 2. Oktober 1942 in das KZ Ravensbrück überstellt wurde. Hier erhielt sie die Häftlingsnummer 14168. Zunächst musste sie Loren schieben und arbeitete in der Schneiderei, später gehörte sie als Revierläuferin zu den Funktionshäftlingen. Ihre Position nutzte sie für ihre Tätigkeit im illegalen Internationalen Lagerkomitee. Sie beteiligte sich etwa an Rettungsaktionen der zur Hinrichtung bestimmten Häftlinge Toni Lehr, Gerti Schindel und Edith Wexberg, die von den Mithäftlingen versteckt und schließlich aus dem Lager geschmuggelt wurden. Am 28. April 1945 konnte Toni Bruha auf einem Evakuierungsmarsch mit mehreren Freundinnen entkommen. Die Gruppe schlug sich nach Wien durch. Nach ihrer Rückkehr nach Wien arbeitete sie einige Jahre als Übersetzerin bei Radio Wien für die „Russischstunde“. Nach vier Jahren Trennung gestaltete sich die Annäherung zwischen ihr und der kleinen Tochter langwierig und schwierig. Bruha war 1947 Gründungsmitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück und bis 2005 als deren Kassiererin tätig. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete sie ehrenamtlich im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstand (DÖW) mit und betreute dort das sogenannte Ravensbrück-Archiv. Zudem besuchte sie in den 1960er Jahren als Zeitzeugin österreichische Schulen und schrieb neben Beiträgen in diversen Büchern auch eine Autobiografie mit dem Titel „Ich war keine Heldin“. Bis zu ihrem Tod war sie aktives Mitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück. ''Quellen:'' * o.A.:„Bruha, Antonia“. In: ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück. Online:http://www.ravensbrueckerinnen.at/?page_id=388 (Stand: 18.09.2019). * o.A.: „Bruha, Antonia“ In: Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands. Online: https://www.doew.at/erinnern/personendatenbanken (Stand: 18.09.2019).  
Waldemar Brøgger (geb. am 05.12.1911 in Stavanger/ Norwegen, gest. am 14.08.1991 auf Tjøme/ Norwegen) wurde als Sohn des Archäologen Anton Wilhelm Brøgger geboren. Sein Bruder war der in Norwegen bekannte Schriftsteller und Übersetzer Niels Christian Brøgger. Brøgger war in seinem Heimatland als Schriftsteller, Journalist und Verleger tätig. Er schrieb Kriminalromane, historische Romane, historische und philosophische Bücher sowie Sachbücher. Während der nationalsozialistischen Besatzungszeit in Norwegen wurde er verhaftet und von September 1941 bis März 1942 im Konzentrationslager Grini inhaftiert. 1943 konnte er nach Schweden flüchten. Dort entstanden einige Werke in schwedischer Sprache, etwa der Kriminalroman „Inom tolv timmar“ („Innerhalb von zwölf Stunden“), der die Liquidierung eines Gestapo-Offiziers in Stockholm thematisiert und mit Ingmar Bergman verfilmt wurde. Auch „Die unsichtbare Front“ verfasste und veröffentlichte er zunächst in schwedischer Sprache unter dem Pseudonym Carsten Frogner. Die Schrift diente Widerstandsbewegungen in weiteren von den Nationalsozialisten besetzten Ländern als Vorbild. Ende der 1950er Jahre war Brøgger sehr erfolgreich mit einer Serie von Kriminalromanen zu einer Zeit, als der norwegische Kriminalroman eine Seltenheit war. Er schrieb außerdem Hörspiele für das norwegische Radio und war ein anerkannter Übersetzer. Seine bekannteste Übersetzung war die vollständige Übertragung von „Tausend und eine Nacht“ ins Norwegische. ''Quelle:'' *Store norske leksikon. Online: https://nbl.snl.no/Waldemar_Br%C3%B8gger (Stand: 09.04.2019).  +
Elfriede Brüning (geb. am 08.11.1910 in Berlin, gest. 05.08.2014 in Berlin) verbrachte ihre Kindheit in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie und ihre Familie entstammten dem proletarischen Arbeitermilieu. Ihre Mutter Elisabeth, geborene Lorenz, kam aus Prenzlau und hatte fünfzehn Geschwister, von denen nur die vier ältesten am Leben blieben. Mit vierzehn Jahren musste ihre Mutter ‚in Stellung‘ gehen und verdiente sich schließlich in Berlin als Näherin ihren Lebensunterhalt. Dort lernte sie auch den Vater Elfriede Brünings kennen. Gustav Brüning hatte acht Geschwister und stammte aus dem Dorf Göritz an der Oder und war auf der ‚Walze‘ nach Berlin gekommen. 1918 war er selbstständiger Tischler geworden, musste aber während der Weltwirtschaftskrise sein Gewerbe abmelden und war in der Folge arbeitslos. Die Mutter betrieb nach dem Konkurs eine Leihbücherei. Beide Eltern gehörten der SPD an. 1915 wurde der Bruder Wolfgang geboren, der später, durch Leni Riefenstahl protegiert, als Cutter beim Film arbeitete. Von 1916 bis 1926 besuchte Elfriede Brüning die Schule und erhielt am Königsstädtischen Oberlyzeum die Obersekundareife. Um Geld zu verdienen, musste sie jedoch nach dem ‚Einjährigen‘ abgehen. Sie arbeitete unter anderem als Büroangestellte, als Kontoristin und schließlich als Redaktionssekretärin bei der „Filmtechnik und Filmkunst“, einer Filmzeitschrift der Gewerkschaft der Filmleute. 1926, also mit 16 Jahren, hatte sie bereits begonnen, für Berliner Zeitungen erste kurze Berlinreportagen, Kurzgeschichten und Feuilletons zu schreiben, 1930 schrieb sie auch für große liberale Tageszeitungen, wie das „Berliner Tageblatt“, die „Frankfurter Zeitung“ und die „Vossische Zeitung“. Einige dieser Feuilletons und Reportagen aus sieben Jahrzehnten erschienen wieder 2003 in ihrem Buch „Zeitbesichtigungen“. 1930 wurde sie – politisiert durch die Weltwirtschaftskrise, die Armut in ihrer Familie und ihrer Berliner Umgebung – Mitglied der KPD. 1932 trat sie dem „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ (BPRS) bei, den Johannes R. Becher leitete und zu dem auch Anna Seghers gehörte. In ihrem ersten Roman beschrieb sie literarisch das schwierige Alltagsleben und den Existenzkampf ihrer Eltern und das Leben ihres jüngeren Bruders sowie ihr eigenes. Der Roman konnte wegen der Machtübernahme Hitlers nicht mehr erscheinen und wurde erst 1970 unter dem Titel „Kleine Leute“ veröffentlicht. Sie schrieb vor allem in den von dem kommunistischen Publizisten Willi Münzenberg herausgegebenen Zeitschriften wie in der „Roten Post“, „Berlin am Morgen“, „Welt am Abend“ und der „Neuen Montagszeitung“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ sofort verboten. Die prominenten Mitglieder emigrierten. Brüning blieb in Deutschland und schrieb Beiträge unter anderem für die in Prag erscheinenden „Neuen Deutschen Blätter“ – unter dem Pseudonym Elke Klent – und arbeitete dafür auch als Kurierin zwischen Berlin und Prag. Auf Anraten des Schriftstellers Johannes R. Becher, der sie vom Ausland aus anleitete, sollten die in Deutschland Zurückgebliebenen versuchen, neben den illegalen Texten ‚unpolitische Bücher‘ bei Verlagen und Zeitschriften zu publizieren, die nicht faschistisch ausgerichtet waren. 1934 veröffentlichte Brüning so erstmals einen Roman über eine Liebesgeschichte mit dem Titel „Und außerdem ist Sommer“. 1935 wurde sie denunziert und wegen Verdachts auf Hochverrat verhaftet. Zusammen mit anderen Mitgliedern des inzwischen illegalen BPRS hatte sie die in Prag gegründete Exilzeitschrift „Neue Deutsche Blätter“ mit Informationen über die Nationalsozialisten versorgt. Sie saß etwa ein halbes Jahr in ‚Schutzhaft‘, ihre ‚Kurierfahrten‘ blieben jedoch unentdeckt. Der 1937 stattfindende Prozess endete mit einem Freispruch. In der Haft schrieb sie, um ihre ‚Harmlosigkeit‘ zu beweisen, erneut einen Liebesroman mit dem Titel „Junges Herz muss wandern“. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die heiraten will und gegenüber ihrem künftigen Mann darauf besteht, weiter berufstätig zu bleiben. Diese Thematik widersprach dem von den Nazis verbreiteten Frauenbild. 1937 heiratete Brüning den Lektor und Schriftsteller Joachim Barkhausen, der für die Veröffentlichung ihres im Gefängnis entstandenen Buchs im Schützenverlag sorgte. Zusammen mit ihm erstellte sie Gutachten für eine Filmfirma, in der sich auch andere nichtfaschistische Autoren ihren Lebensunterhalt sicherten. Sie lebte bis zum Ende des Krieges auf dem Gut ihrer Schwiegereltern in der Magdeburger Börde. Dort wurde 1942 ihre Tochter Christiane geboren. 1945 kehrte sie zunächst allein zurück nach Berlin. Sie arbeitete als Redakteurin für die neu gegründete Kulturbundzeitung „Sonntag“ sowie als Reporterin für die „Neue Gesellschaft“, die „Neue Heimat“ und das Wochenblatt „Deutschlands Stimme“. Sie veröffentlichte dort viele Reportagen, die das Leben im Nachkriegsdeutschland behandelten, unter anderem schrieb sie auch über zahlreiche Probleme der Flüchtlinge. Bereits 1945 gründeten die aus der inneren Emigration hervortretenden alten Mitglieder des „Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ einen „Verein Sozialistischer Schriftsteller“, der im Kulturbund und später im Schriftstellerverband der DDR aufging. Die Spannungen zwischen den Schriftstellern der sogenannten ‚äußeren‘ und der ‚inneren Emigration‘, die in Briefen dieser Zeit zum Ausdruck kommen, sind in dem 2008 erschienenen Korrespondenzband „Ich musste einfach schreiben unbedingt“ abgedruckt. Im Zuge der Vereinigung von KPD und SPD wurde Brüning 1946 Mitglied der SED. Sie hoffte, am Aufbau eines antifaschistischen und sozialistischen Deutschlands mitwirken zu können. In der DDR erhoffte sie sich die Erfüllung ihrer Vorstellungen von einer neuen Gesellschaft. In einigen späteren Büchern, die in den folgenden Jahrzehnten in der SBZ, der DDR und nach 1989 im vereinigten Deutschland erschienen sind, hat sich jedoch die Enttäuschung über das Scheitern dieser Vorstellungen deutlich niedergeschlagen. 1947 wurde ihre Ehe geschieden. Lange noch musste sie um das Sorgerecht für die Tochter Christiane bangen. Joachim Barkhausen lebte in Westberlin und hatte dort juristische Möglichkeiten, das Sorgerecht zu erstreiten, weil die Tochter bei ihm aus wirtschaftlichen und politischen Gründen angeblich besser aufgehoben sei. Erst durch die Gründung der DDR und ihrer Familiengesetzgebung erhielt sie endlich das ausschließliche Sorgerecht. 1949 erschienen ihre Nachkriegsnovellen „Die Umkehr. Das ist Agnes“ sowie der später vielfach wieder aufgelegter Erfolgsroman „… damit du weiterlebst“. Ab 1950 begann sie ein freiberufliches Leben als Schriftstellerin. In hoher Auflage erschien ihr Roman „Ein Kind für mich allein“. Realisiert wurde auch ein Film, an dessen Drehbuch sie noch zusammen mit Barkhausen in der Kriegszeit mitgearbeitet hatte, das aber von Goebbels abgelehnt worden war. Der DEFA-Film „Semmelweis – Retter der Mütter“ wurde vielfach im späteren DDR-Fernsehen gesendet. 1953 wurde sie Mitglied des Schriftstellerverbandes. In den folgenden Jahren erschienen zahlreiche Romane und Erzählungen, etwa 1955 „ Regine Haberkorn“, 1956 „Gabriele – ein Tagebuch“ und 1958 „Rom, hauptpostlagernd“, das als Fernsehspiel unter dem Titel „Rom, Via Margutta“ 1962 erstmals gesendet wurde, sowie 1960 „Wege und Schicksale. Literarische Frauenporträts“. 1964 wurde die Enkeltochter Jasmina geboren, die Brüning jahrelang mit betreute. Das Ende der DDR markierte für Brüning eine tiefe Zäsur. Dennoch publizierte sie immer weiter, etwa 1990 mit „Lästige Zeugen“ Tonbandprotokolle von Gesprächen mit Opfern Stalinscher Lager oder etwa 1994 ihre Autobiographie „Und außerdem war es mein Leben“. 2009 veröffentlichte sie ausgewählte Briefe aus dem Zeitraum zwischen 1930 und 2007 unter dem Titel „Ich musste einfach schreiben, unbedingt…“. Insgesamt hat Brüning nach eigenen Angaben etwa dreißig Bücher mit einer Auflage von 1,5 Millionen Auflage publiziert, in denen sie immer wieder auf Frauenschicksale und Probleme von Kindern zurückkommt. ''Quellen:'' *Biografie Elfriede Brüning: Online: http://www.glotzi-verlag.de/BioBruening.htm (Stand: 19.02.2019). *Kebir, Sabine: Frauen ohne Männer. Selbstverwirklichung im Alltag. Elfriede Brüning (1910-2014). Leben und Werk. Bielefeld 2016. *o.A.:"Brüning, Elfriede". In: Diersen, Inge et al: Lexikon sozialistischer Schriftsteller deutscher Literatur. Bibliographisches Institut. Leipzig 1964, S. 128f. *Reinhold, Ursula: „Alltag und Zeitenwandel. Leben und Schreiben von Elfriede Brüning. Zum 100. Geburtstag“. In: Argonautenschiff (2011), Nr. 20, S. 218-221.  
Margarete Buber-Neumann (geb. am 21.10.1901 in Potsdam, gest. am 06.11.1989 in Frankfurt am Main) wurde als Margarete Thüring in ein bürgerlich-protestantisches Elternhaus geboren. Von 1908 bis 1918 besuchte sie das Lyzeum in Potsdam. Nach dem Abschluss begann sie 1919 eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin am „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ in Berlin. 1920 legte sie das Examen als Kindergärtnerin ab und lernte über die Wandervogelbewegung Rafael Buber, den Sohn des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber kennen, mit dem sie nach Heidelberg zog, wo beide dem Kommunistischen Jugendverband beitraten. 1921 wurde ihre erste Tochter Barbara geboren, 1922 heirateten sie und 1924 wurde die zweite Tochter Judith geboren. Die Familie lebte zeitweise im Haus des Schwiegervaters Martin Buber in Heppenheim. 1925 trennte sich Buber-Neumann von Rafael Buber. Bei der Scheidung wurden die Kinder den Schwiegereltern Paula und Martin Buber zugesprochen. 1926 absolvierte Buber-Neumann einen Handelsschulkurs und trat in Potsdam in die KPD ein. Von 1928 bis 1932 arbeitete sie als Sekretärin bei der Komintern-Zeitschrift „Internationale Pressekorrespondenz“ in Berlin. Im Haus ihrer Schwester Babette Gross lernte sie 1929 Heinz Neumann, einen leitenden KPD- und Kominternfunktionär, kennen. 1931 wurde sie als Delegierte nach Moskau geschickt und begleitete Neumann 1932 erneut nach Moskau, als dieser seiner Funktionen im Politbüro der KPD enthoben und von der Komintern nach Moskau beordert wurde. Dort war er als Übersetzer für einen Komintern-Verlag tätig. Von 1933 bis 1935 lebte das Paar in Spanien, wo Neumann einer illegalen ‚Kominterndelegation‘ angehörte. Mit Hitlers Machtübernahme verlor Neumann die deutsche Staatsbürgerschaft und das Paar lebte nun illegal in Spanien. Da Neumann verbotenerweise Briefe an Freunde in Deutschland schrieb, wurde er aus Moskau jeglicher Kominternarbeit enthoben und nach Zürich beordert. Hier wurde Neumann im Dezember 1934 wegen seines falschen Passes verhaftet. Da die deutschen Behörden seine Auslieferung verlangten, erklärte Sowjetrussland sich bereit, ihn aufzunehmen. Auch Margarte Buber-Neumann erhielt ein Einreisevisum. In Moskau wurden sie im Hotel Lux, dem Gemeinschaftshaus der Komintern, einquartiert. Von 1935 bis 1937 arbeitete Neumann für die „Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter“; Margarete Buber-Neumann wurde seine Sekretärin. Immer wieder wurde Neumann zu Verhören der Komintern gerufen, ihm wurden politische Fehler oder parteifeindliche Äußerungen vorgeworfen. In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1937 wurde Heinz Neumann durch die sowjetische Geheimpolizei (NKWD) verhaftet, zum Tode verurteilt und kurze Zeit später ermordet. Buber-Neumann erhielt jedoch erst 1959 durch ein Schreiben des Roten Kreuzes von seinem Schicksal Kenntnis. Margarete Buber-Neumann wurde nach der Verhaftung ihres Mannes sofort aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, da sie sich weigerte, eine Erklärung über die Schuld ihres Mannes abzugeben. Sie blieb zunächst allein in Moskau zurück, bis sie im Frühjahr 1938 selbst verhaftet und ohne Gerichtsverfahren zu fünf Jahren Haft im Lager Karaganda in Kasachstan verurteilt wurde. Gemeinsam mit weiteren Personen wurde sie im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts noch im Februar 1940 an das Deutsche Reich ausgeliefert und im August 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. In Ravensbrück lernte Buber-Neumann die tschechische Journalistin Milena Jesenská kennen, die als Freundin und Übersetzerin Franz Kafkas bekannt ist. Ihre enge Freundschaft mit Milena Jesenská schilderte Margarete Buber-Neumann in ihrer 1963 erschienen Biografie „Kafkas Freundin Milena“. Kurz vor der Befreiung des Lagers durch die sowjetischen Streitkräfte im April 1945 wurde Buber-Neumann am 21. April 1945 aus Ravensbrück entlassen und schlug sich zu den amerikanischen Streitkräften durch, um nicht von sowjetischen Einheiten aufgegriffen zu werden. In Boizenburg an der Elbe musste sie vier Wochen auf amerikanischem Gebiet darauf warten, weiterreisen zu dürfen. Am 23. Mai 1945 schrieb sie an ihre Freundin Martha Desrumeaux, sie sei krank und am Ende ihrer Kräfte und bat sie um Hilfe, einen Transport für die Ravensbrücker deutschen Antifaschistinnen über die Elbe zu erzwingen. Sie fuhr fort: „Gute Neuigkeiten: gestern habe ich auf der Strasse in Boizenburg den Ravensbrücker Gestapo-Agent, unseren wohlbekannten Ramdor, verhaften lassen. Ich hoffe, die Amerikaner haben die Wichtigkeit dieser Verhaftung begriffen und lassen ihn nicht laufen. Ich habe ein Protokoll gegen diese Bestie geschrieben“ (Buber-Neumann an Martha Desrumeaux, 23.05.1945, o.S.). Nach Kriegsende lebte Buber-Neumann zunächst in Thierstein, dann in Frankfurt am Main. Zwischen 1946 und 1949 hielt sie sich jedoch auch häufig als Gast des Internationalen Roten Kreuzes (IRRC) in Schweden auf. Am 17. September 1946 wurde ihr ein dreimonatiges Visum für Schweden zum Zwecke der Erholung ausgestellt. Hier schrieb sie auch ihre Erinnerungen „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ auf, die 1949 erstmals erschienen. Im November 1946 kehrte sie nach Deutschland zurück und zog nach Frankfurt am Main. Wie aus einem Schreiben an die Filmkontrollstelle in Frankfurt hervorgeht, plante sie, hier ein Lichtspieltheater zu eröffnen und ersuchte um eine Lizenz für dieses Vorhaben. 1948 heiratete sie Helmuth Faust, die Ehe wurde jedoch einige Jahre später wieder geschieden. Helmuth Faust war 1950 als Cheflektor im Verlag „Frankfurter Hefte“ unter der Leitung Eugen Kogons beschäftigt. 1949 trat Buber-Neumann als Zeugin im Victor Krawtschenko-Prozess in Paris auf. Krawtschenko hatte im amerikanischen Asyl ein Buch über den stalinistischen Terror verfasst und war daraufhin von einer französischen kommunistischen Zeitung als Lügner und CIA-Agent diffamiert worden. In den folgenden Jahren gründete Buber-Neumann in Frankfurt das „Befreiungskomitee für die Opfer totalitärer Willkür“ und leitete 1951 und 1952 das „Institut für politische Erziehung“. Sie startete zudem die Monatszeitschrift „Aktion“ und setzte ihre publizistische Tätigkeit in den nächsten Jahrzehnten fort. Sie hielt in der Bundesrepublik und im Ausland zahlreiche Vorträge, um vor dem Kommunismus zu warnen. 1975 trat sie der Frankfurter CDU bei. 1982 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Im Februar 1989 wurde Buber-Neumann vom Verband der Heimkehrer Deutschlands für ihre Werke „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ und „Von Potsdam nach Moskau“ (1957) mit dem Friedlandpreis der Heimkehrer ausgezeichnet. ''Quellen:'' *Buber-Neumann, Margarete: „Biographische Informationen“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 III.A.001 (6), o.S. *Buber-Neumann, Margarete: „Biographische Informationen“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 189, o.S. *Buber-Neumann, Margarete: Brief an Martha Desrumeaux, 23.05.1945. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 181, o.S. *Buber-Neumann, Margarete: „Brief an Herrn Lubliner, Filmkontrollstelle, 07.02.1946“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 119, o.S. *„Entlassungsschein aus dem KZ Ravensbrück von Margarete Buber-Neumann, 21.04.1945“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 II.B.004, o.S. *„Military Exit Permit für Margarete Buber-Neumann, 1946“ In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 II.A.004, o.S. *Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 452. *Wunderle, Michaela: Apropos Margarete Buber-Neumann. Frankfurt am Main 2001.  
Erika Buchmann (geb. als Erika Schollenbruch am 19.11.1902 in München, gest. am 20.11.1971 in Ost-Berlin) besuchte zunächst die Volksschule und das Lyzeum in München, später die Handelsschule. 1918/1919 wurde sie Mitglied der sozialistischen Jugendbewegung KJVD und 1920 Mitglied der KPD, für die KPD-Fraktion war sie ab 1923 als Sekretärin im Bayerischen Landtag tätig. 1925 heiratete sie Albert Buchmann, zwei Jahre später kam die Tochter Ingeborg zur Welt. 1932 zog die Familie nach Stuttgart. Im November 1933 wurde Buchmann bis Januar 1934 in sogenannter Schutzhaft im Gefängnis Gotteszell festgesetzt. Im Dezember 1935 folgte bis Juli 1937 eine weitere Untersuchungshaft in Stuttgart. Sie wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt und ab August 1937 bis November 1940 im Zuchthaus Aichach und im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Nach ihrer Entlassung kehrte sie nach Stuttgart zurück, wo sie als Sekretärin bei der Firma Paul Jaeger & Co. arbeitete. Im Januar 1942 wurde sie erneut im Lager Ravensbrück inhaftiert, wo sie im April 1945 befreit wurde. Zurück in Stuttgart war sie ab Oktober 1945 bis Ende 1946 für die KPD Mitglied im Gemeinderat. Im Jahr darauf wurde die Tochter Bärbel geboren. 1948 sagte sie als Zeugin beim 4. Ravensbrück-Prozess in Hamburg aus. Als KPD-Abgeordnete der Verfassungsgebenden Landesversammlung und des ersten Landtags von Baden-Württemberg war sie von 1952 bis 1956 tätig. Danach siedelte sie in die DDR über, wo sie ab 1956 als Organisatorin und Kuratorin der ersten Ausstellung in der neu gegründeten Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück fungierte. 1959 erschien ihr Buch "Frauen von Ravensbrück". 1960 bis 1961 arbeitete sie außerdem gemeinsam mit Hedda Zinner am Theaterstück „Ravensbrücker Ballade“. Im Januar 1971 beging die Tochter Bärbel Selbstmord. ''Quelle:'' *„Antrag auf Wiedergutmachung Erika Buchmann“. In: Bundesarchiv Berlin, Nachlass Albert und Erika Buchmann, NY 4178/40, o. Bl. *„Fragebogen Military Government of Germany“. In: Bundesarchiv Berlin, Nachlass Albert und Erika Buchmann, NY 4178/40, Bl. 8-9. *„Fragebogen 1 Landesausschuß Württemberg-Baden der vom Naziregime politisch Verfolgten“. In: Bundesarchiv Berlin, Nachlass Albert und Erika Buchmann, NY 4178/40, Bl. 8-9. *„Politischer Lebenslauf Erika Buchmann“. In: Bundesarchiv Berlin, Nachlass Albert und Erika Buchmann, NY 4178/39, Bl. 1-2. *„Fragebogen Erika Buchmann“. In: Landesarchiv Berlin. C Rep. 118-01, Nr. 24828, o.S. *„Kurzer Lebenslauf Erika Buchmann“. In: Landesarchiv Berlin. C Rep. 118-01, Nr. 24828, o.S. *Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 452. *Philipp, Grit: Erika Buchmann (1902-1971). Kommunistin, Politikerin, KZ-Überlebende. Berlin 2013.  
Alfred Bunzol (geb. 31.05.1907 in Bielschowitz, gest. 22.05.1951) wurde in eine Bergarbeiterfamilie geboren. Sein Vater fiel 1914 im Ersten Weltkrieg. Bunzol besuchte die Volksschule und arbeitete danach als Bergarbeiter. 1927 wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschland (KJVD) und trat in die Gewerkschaft ein. Drei Jahre später wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Als Mitglied der Bezirksleitung der KPD Oberschlesien wurde er im September 1930 zur Lenin-Schule nach Moskau (eine Ausbildungsstätte der Kommunistischen Internationalen) geschickt. Ab März 1933 führte er die Parteiarbeit der KPD in Oberschlesien im Geheimen weiter, bis er am 4. Dezember 1933 das erste Mal verhaftet und im Gerichtsgefängnis Oppeln festgehalten wurde. Von dort wurde er im Mai 1934 in das Konzentrationslager Lichtenburg überstellt und am 1. September 1934 entlassen. Wegen des Verdachts der illegalen Arbeit für die KPD wurde er am 8. August 1935 jedoch erneut verhaftet und wieder in das KZ Lichtenburg eingeliefert. Von hier wurde er am 31. Juli 1937 in das KZ Buchenwald überführt, wo er die Häftlingsnummer 738 erhielt. Bunzol wurde erst nach acht Jahren Haft am 12. April 1945 durch die amerikanische Armee im KZ Buchenwald befreit. Mitte Mai 1945 wurde er aus dem Lager Buchenwald entlassen und zusammen mit anderen Kameraden zur Stadtpolizei Weimar berufen. Aufgabe war es, eine nazifreie Polizei aufzubauen. Ende Mai 1945 eröffnete er mit Hilfe der KPD ein Dolmetscherbüro, das Übersetzungen vom Deutschen ins Russische und umgekehrt vornahm. Außerdem war er in der KPD-Kreisleitung in Weimar tätig. Am 15. September 1945 heiratete er Kate Szafranski, geborene Mohr, die aus ihrer ersten Ehe den Sohn Hansi mitbrachte. Die erste Tochter wurde am 19. September 1946 geboren, es folgten eine weitere Tochter, sowie 1951, wenige Monate nach dem Tod von Alfred Bunzol, ein Sohn. Anfang Juli bis Mitte November 1947 wurde Bunzol vom Landratsamt zur politischen Schulung nach Camberg an der Saale delegiert. Immer wieder litt Bunzol unter starken Depressionen, die Klinik- und Kuraufenthalte notwendig machten. Hinzu kam der politische Druck und ständige Verhöre durch die NKWD. In seinem Bericht zum Konzentrationslager Buchenwald hatte er sich positiv über Ernst Busse geäußert, der 1945 Minister in der thüringischen Landesregierung wurde, dann jedoch in Verruf geriet, weil ihm vorgeworfen wurde, er habe zu eng mit der SS zusammengearbeitet und nicht genug für die Rettung der sowjetischen Kriegsgefangenen in Buchewald getan. Bunzol sollte in seinem Buch Änderungen vornehmen und zweifelte zunehmend an der stalinistischen Politik der Sowjetunion und der SED. 1950 wurde er PK-Leiter des VP-Kreisamts in Teltow, geriet jedoch immer mehr unter Druck der NKWD. Die Umstände seines Todes 1951 sind unklar. Sein Sohn geht von einem Selbstmord aus, wie er im Vorwort der Biografie über seinen Vater schreibt: „Alles ist durch Recherchen, Dokumente und Aufzeichnungen untermauert. Bis auf den ‚Selbstmord‘ von Vater, er ist von mir fiktiv gestellt, ich denke aber, so war sein Ende, alle Indizien deuten darauf hin. Der Leser möge sich sein eigenes Urteil bilden“ (Bunzol, 2011, S. 7). ''Quelle:'' *Bunzol, Alfred Michael Andreas: Die Leben des Buchenwaldhäftlings Alfred Bunzol 738. Bad Langensalza 2011.  
Kurt Bürger (geb. am 27.08.1894 als Karl Ganz in Karlsruhe, gest. am 28.07.1951 in Schwerin) entstammte einer Arbeiterfamilie. Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule absolvierte er eine Ausbildung zum Schlosser und arbeitete in diesem Beruf. 1912 trat er dem Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) und der SPD bei. Zwischen 1913 und 1914 ging er auf Wanderschaft. Nach seiner Rückkehr war er bis 1917 Soldat, doch wurde er in Folge einer schweren Verwundung dienstuntauglich und arbeitete bis 1919 wieder in seinem erlernten Beruf in einer Munitionsfabrik in München. Im November 1918 schloss sich Kurt Bürger dem Münchener Arbeiter- und Soldatenrat an und wurde 1919 Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Bayern sowie im April Kommandeur einer militärischen Einheit (‚Rote Garde‘) der Bayrischen Räterepublik. Nach deren Niederschlagung verurteilte ihn ein Standgericht zu vier Jahren Haft, welche er bis 1923 in Einzelhaft im Zuchthaus Straubing verbüßte. Nach der Entlassung betätigte er sich erneut als Schlosser, wurde jedoch aus politischen Gründen entlassen. Bürger arbeitete von 1924 bis 1927 für den Nachrichtendienst der KPD und wurde dafür wegen Fortführung der illegalen KPD 1926 in Untersuchungshaft genommen. Zwischen 1927 und 1929 wirkte er als politischer Redakteur in der „Hamburger Volkszeitung“ mit. Hierfür wurde er im Mai 1928 wegen „Zersetzungstätigkeit unter der Reichswehr und Polizei“ durch das Reichsgericht zu einem Jahr Festungshaft verurteilt, jedoch nach acht Monaten amnestiert. Im Anschluss daran nahm er die politische Tätigkeit wieder auf und arbeitete von April 1929 bis 1933 als Mitarbeiter im Apparat des Zentralkomitees (ZK) der KPD in Berlin. Im Februar 1933 machte die KPD ihn zum Leiter des Kurier- und Verbindungsdienstes des ZK, in dieser Tätigkeit operierte er unter dem Decknamen Kurt Bürger. Weil er durch einige seiner Mitarbeiter verraten wurde, emigrierte Bürger im November 1933 in die UdSSR, wo er bis Oktober 1934 als stellvertretender Leiter der Organisationabteilung für Mitteleuropa des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). Zwischen November 1934 und September 1936 betätigte er sich als stellvertretender Leiter der Presseabteilung und als Assistent des Generalsekretärs der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI). 1936 war Bürger als Kommissar beim Stab der Internationalen Brigaden in Albacete in der Kaderabteilung mit sogenannten Säuberungen von vermeintlichen Trotzkisten und Agenten befasst. Aufgrund einer Herzerkrankung musste er sich jedoch im April 1937 für eine Operation nach Paris begeben und konnte erst im März 1938 in die UdSSR zurückkehren. Bürger arbeitete zunächst als Redakteur der „Deutschen Zeitung“ in Moskau und später als Lehrer an einem Sprachinstitut. Von September 1941 bis April 1945 war er Politinstrukteur unter deutschen Kriegsgefangenen. Kurt Bürger kehrte im Mai 1945 als Mitglied der KPD-Initiativgruppe Gustav Sobottka nach Deutschland zurück, wo er ab Dezember 1945 erster Vorsitzender der KPD-Landesleitung Mecklenburg wurde. Bürger war von 1946 bis 1951 Mitglied des Parteivorstands beziehungsweise des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und gehörte von 1946 bis 1951 dem Landtag von Mecklenburg an. Zwischen 1949 und 1950 war er Mitglied der Volkskammer. Am 20. Juli 1951 trat Kurt Bürger die Nachfolge des Ministerpräsidenten von Mecklenburg, Wilhelm Hökker, an. Er verstarb am 28. Juli 1951 in Schwerin nach einem schweren Herzanfall. In der DDR gedachte man seiner durch eine Briefmarke mit seinem Konterfei. Darüber hinaus wurden einige Schulen und ein Fußballstadion in Wismar nach ihm benannt. ''Quellen'' *Müller-Enbergs, Helmut und Bernd-Rainer Barth: „Bürger, Kurt“. In: Müller-Enbergs u.a (Hg.): Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Bonn 2000, S. 124. *Weber, Hermann und Andreas Herbst: „Bürger, Kurt“. In: dies.: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Zweite, überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Berlin 2008, S. 87.  
C
Der katholische Geistliche Hans Carls (geb. 17.12.1886 in Metz, gest. 03.02.1952 in München) erhielt seine Priesterweihe nach seinem Theologiestudium 1915 im Kölner Dom. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem er drei Jahre unter anderem als Divisions- und Korpspfarrer eingesetzt gewesen war, arbeitete er als Kaplan in Elberfeld. Dort war er in verschiedenen karitativen Bereichen und in der Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge sehr aktiv. 1924 wurde Carls Direktor der Caritas in Wuppertal-Elberfeld und gründete zahlreiche Hilfswerke wie den katholischen Männerfürsorgeverein und ein Heim für Obdachlose. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten erschwerte seine Arbeit, da staatliche Mittel gestrichen wurden. Deutschlandweit begann Carls mit Reden und Predigten Spenden einzuwerben und dabei den Zuhörern religiöse Positionen zu verdeutlichen. Auch gegen den Nationalsozialismus sprach er offen bei diesen Predigtreisen. In seinem Büro wurden zudem die Predigten von Galens gegen die Ermordung geistig Behinderter verteilt und zudem unterstütze er Juden etwa bei Ausreiseversuchen. Die Gestapo erteilte ihm daraufhin im Januar 1941 ein Redeverbot und er durfte nur noch in seiner Heimat Wuppertal predigen. Am 7. November 1941 wurde Carls festgenommen. Zunächst wurde er in Wuppertal und im Polizeigefängnis Düsseldorf festgehalten, bevor er am 13. März 1942 nach Dachau überstellt wurde. Carls erhielt dort die Gefangenennummer 29400 und war im sogenannten Priesterblock untergebracht – zunächst im Block der internationalen Geistlichen zusammen mit vorwiegend polnischen Geistlichen, später wurde er in den Block für deutsche Priester und Pfarrer verlegt. In Dachau versuchten er und seine Pfarrerkollegen das religiöse Leben soweit möglich zu pflegen: Sie hielten Gottesdienste ab – an denen allerdings keine weiteren Häftlinge teilnehmen durften –, nahmen im Geheimen Beichten ab oder erteilten die Sterbesakramente. 1943 wurde Carls zum Tode verurteilt, da er Nachrichten an seine langjährige Sekretärin Maria Husemann aus dem Lager herausgeschmuggelt hatte. Husemann wurde daraufhin in Ravensbrück interniert. Das Urteil wurde letztlich nicht vollstreckt und Carls wurde wieder in den Pfarrerblock verlegt. Am 29. April 1945 wurde Carls nach zweieinhalb Jahren Haft in Dachau befreit und kehrte nach Wuppertal zurück. Erneut engagierte er sich vielfältig im sozialen Bereich, unter anderem für Flüchtlinge und Kriegsversehrte. Des Weiteren war er politisch für die CDU als Stadtverordneter aktiv und Vortragsreisen führten ihn wieder durch ganz Deutschland. Ein Jahr nachdem er in den Ruhestand getreten war, starb Carls in München. ''Quellen:'' *Carls, Hans: Dachau. Erinnerungen eines katholischen Geistlichen aus der Zeit seiner Gefangenschaft 1941-1945. Köln 1946. *Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau. *o.A.: „Blockkartei: Konzentrationslager Dachau Nr. 29400“. In: Wendel-Gilliar, Manfred: Das Reich des Todes hat keine Macht auf Erden. Priester und Ordensleute sowie evangelische Pastöre 1933-1945 KZ Dachau. Band II Diözesen G-K sowie Evangelische Kirche. Lahr 2002, S. 495. *Wolff, Heinz: „Hans Carls (1886-1952)“. In: Wuppertaler Biographien (1967), Nr. 15 (=Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Folge 7), S. 17-26.  
Das Leben Conrad Stromengers ist – je nach Quelle – höchst unterschiedlich verlaufen. Conrad Stromenger (geb. 31.07.1898 in Breslau als Conrad Wilhelm Albert Stromenger, gest. 24.02.1960 in Bamberg, Pseudonym A.W. Conrady) heiratete 1918 in Breslau seine Frau Klara, geb. Pohl, mit der er zwei Kinder hatte; die Ehe wurde geschieden. Dies sind bereits die belegbaren, übereinstimmenden Fakten zu seinem Leben. Darüber hinaus beginnen sich die erhaltenen Quellen und Stromengers Aussagen oft zu widersprechen. Aus der Kurzbiografie, die seinem Roman „Amokläufer“ nachgestellt ist, geht hervor, dass er in Leipzig und Breslau ein Jurastudium mit Promotion abgeschlossen hatte, bevor er in die Schweiz zurückkehrte, um als Rechtsanwalt zu arbeiten. Bei seiner Aufnahme in Dachau – wo er, wie auch in vielen anderen Quellen, als Konrad Stromenger geführt wurde – gab er als Beruf jedoch Kaufmann an. Den Quellen aus dem Schweizerischen Bundesarchiv hingegen ist zu entnehmen, dass er in führender Position, unter anderem als zweiter Direktor, bei zwei Firmen in Zürich gearbeitet hat, von denen er mindestens eine selbst gegründet hatte. Die Unterlagen, die sich wegen verschiedener Strafverfahren gegen Stromenger im Schweizerischen Bundesarchiv in Bern erhalten haben, zeichnen von ihm das Bild eines notorischen Betrügers und immer gut gekleideten, kulturbeflissenen Hochstaplers. Wegen schweren Scheckbetrugs wurde 1932 Haftbefehl gegen ihn erlassen und er wurde strafrechtlich von der Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau gesucht, da er mit einer gefälschten Unterschrift mehrere Zehntausend Franken und Reichsmark unrechtmäßig ausgezahlt bekommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurde er von ermittelnden Behörden in München vermutet. Stromenger wurde als deutscher Staatsbürger nicht ausgeliefert, aber auch die Untersuchungen des Bayerischen Staatsministeriums verliefen im Leeren, da Stromenger nicht in München zu finden war: „Stromenger soll ständig in Frankreich, Belgien, Holland sowie in West- und Norddeutschland umherreisen“ (Schreiben vom 15. September 1932. In: Schweizerisches Bundesarchiv, E4264, o.S.), lautete die Einschätzung des Ministeriums. Auch den Doktortitel führte er offenbar unrechtmäßig; an den angegebenen Schweizer Universitäten war er nie eingeschrieben. In seinem Lebenslauf im Roman thematisierte Stromenger sowohl die gerichtlichen Verfahren als auch das 1930 gegen ihn verhängte Einreiseverbot in die Schweiz nicht. Auch eine Verhaftung von ihm und seiner Frau am 9. Dezember 1937 in Wien führte er nicht an. In den mehrmaligen Befragungen bezeichnete er die Unterstellungen als Verleumdungen, gab jedoch vieles nach vorherigem Leugnen später zu. Auch die Aussagen von befragten Personen, wie seinem ehemaligen Chef und seiner geschiedenen Ehefrau, unterstreichen einen Charakter Stromengers, der sich nicht mit seinem Selbstbild deckt. So wird Direktor Würgel, Chef der „Cereal Compagnie“, in der Stromenger als zweiter Direktor arbeitete, zitiert: „Zum Schlusse erklärte mir Dir[ektor] Würgel, dass Stromenger leider keine seriöse Person sei […]. Seine ganze Tätigkeit sei auf Uebertreibung und Unwahrheit aufgebaut“ (Bericht über Stromenger, Konrad von Hans Demuth. In: Schweizerisches Bundesarchiv, E4320B, o.S.). Stromenger habe unter falschen Namen und mit unrichtigen Titeln gearbeitet und stände bei vielen Banken im Misskredit. Auch der später gegen ihn ermittelnde Polizei Amtmann hält fest: „Da der Beschuldigte sich vor dem hiesigen Ermittlungsrichter, sowie bei seiner polizeilichen Vernehmung in Widersprüche verwickelte, entsteht der Eindruck, daß es sich bei Str[omenger]. um einen gerissenen, internationalen Hochstapler gehandelt hat, der jetzt auf Grund seiner angeblichen 7 jährigen KZ-Haft alle möglichen Vorteile des politischen Häftlings genoß“ (Schreiben des Stadtpolizeiamts Bamberg vom 20. März 1948. In: ebd.). Seine Ehefrau führte die Unzurechnungsfähigkeit Stromengers – wie sie es nennt – auf eine Kopfverletzung im Ersten Weltkrieg zurück. Conrady engagierte sich – eigenen Aussagen nach – während des Nationalsozialismus im politischen Widerstand; auch sei er ein „erklärte[r] Gegner“ (Conrady 1947, S. 573) des NS-Regimes gewesen. In seiner Kurzbiografie im Roman und in Befragungen nach dem Krieg gibt er folgenden Haftgrund an: Er habe einen Protestbrief an Reinhard Heydrich, den Leiter der Gestapo, verfasst, woraufhin er als politischer Häftling zunächst im Gefängnis Stadelheim inhaftiert wurde. Die Quellen legen allerdings nahe, dass Stromenger ab Mitte der 1930er Jahre, spätestens aber ab 1937, für den Deutschen Nachrichten Dienst als Spitzel gearbeitet hat. In einem Schreiben wird „Spionage z[u] G[unsten] D[eutsch]lands“ (Bericht der Schweizerischen Bundesanwaltschaft vom 22. Dezember 1937. In: Schweizerisches Bundesarchiv, E4320B, o.S.) als Grund für die Verhaftung in Wien 1937 aufgeführt. Stromenger selbst gab dies bei einer Befragung durch das Stadtpolizeiamt Bamberg 1948 zu. Bei diesem Gespräch führte er als Begründung seiner Inhaftierung in Gefängnissen und Konzentrationslagern an, dass er mit der in seinen Augen zu geringen Bezahlung unzufrieden war und sich beschwert habe. Die Quellen legen nahe, dass Stromenger nach seiner Verhaftung in Wien wegen Spionage direkt nach Stadelheim überstellt worden ist. Durch die erhaltenen Akten der KZ-Gedenkstätte Dachau ist einwandfrei belegt, dass Stromenger am 23. September 1939 in Dachau ankam, wo er als ‚Schutzhäftling‘ den roten Winkel und die Nummer 35833 erhielt. Vier Tage später, am 27. September 1939, wurde er nach Flossenbürg überführt, von wo er am 2. März 1940 nach Dachau zurückkehrte. Er erhielt daraufhin die neue Häftlingsnummer 557. Zwei weitere Male wurde er mit unbekanntem Ziel für wenige Tage überführt: Vom 15. März 1940 bis 23. März 1940 und vom 15. Mai 1940 bis 22. Mai 1940 war er nicht in Dachau. Am 27. November 1940 wird er noch einmal verlegt, wobei unklar ist, ob er entlassen oder in ein anderes Gefängnis beziehungsweise Konzentrationslager gebracht wurde. In dem Bericht des Bamberger Stadtpolizeiamts heißt es allerdings, dass Stromenger am 17. Februar 1943 erneut zu drei Jahren Gefängnis wegen Hochverrats verurteilt wurde und von 1943 bis zum 17. Februar 1945 in Landsberg am Lech einsaß. Nach seiner Entlassung war er demnach bei der Fahrbereitschaft in Bamberg eingestellt. Nach dem Krieg verlaufen sich die Spuren von Stromenger zunächst: Zwar veröffentlichte er 1947 unter dem Pseudonym A. W. Conrady seinen Roman „Amokläufer“, jedoch suchten verschiedene Behörden, darunter auch das International Komitee vom Roten Kreuz in Genf, gezielt nach ihm. Am 17. März 1948 wurde er schließlich erneut in Bamberg verhaftet wegen „unb[e]rechtigter Führung des Doktortitels, Betrug u.a.“ (Schreiben des Stadtpolizeiamts Bamberg vom 20. März 1948. In: ebd.). Kurz vor seinem Tod stellte er 1959 noch den ersten Teil eines geplanten Romans mit dem Titel „Geheime Reichssache. Der Roman der Gestapo“ fertig, der jedoch nie veröffentlicht wurde. ''Quellen:'' *„Conrad Wilhelm Albert Stromenger“. In: Literaturportal Bayern. Online: http://www.literaturportal-bayern.de/nachlaesse?task=lpbestate.default&id=1001 (Stand: 11.09.2019). *Conrady, A.W.: „Kurze Biographie des Autors“. In: Der Amokläufer. Aschaffenburg 1947, S. 573. *„Conrady (Wilhelm Albert Stromenger) Schriftsteller, Manuskript Teil 1 von 1959“. In: Stadtarchiv Bamberg, D 2055 + 1. *„Dossier: Stromenger, Konrad, 31.07.1889“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4264. *„Dossier: Stromenger, Konrad, 1889“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4320B. *Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau. *„Paul Pattloch Verlag an das Internationale Informationsbüro des Lagers Dachau, betr.: KZ-Häftling Conrad W. Stromenger, 02.08.1946“, 1.1.6.2/10324289/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive. *Schreiben an den Verlag Paul Pattloch, 12. August 1946, 1.1.6.2/10324290/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.  
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Der Name Udo Dietmar ist ein Pseudonym. Es handelt sich dabei um Walter Paul (geb. 04.02.1910 in Gelsenkirchen, gest. 03.05.1974 in Gelsenkirchen), wie Dennis Bock 2015 anhand schriftlicher Auskunft des Archivs der KZ-Gedenkstätte Buchenwald vom 20.02.2015 sowie des Archivs der KZ-Gedenkstätte Dachau vom 26.02.2015 herausgefunden hat. Die Entscheidung für das Pseudonym, so mutmaßt er, könnte auf seine Verfolgungsgeschichte als Homosexueller und die anhaltende Stigmatisierung in der Nachkriegsgesellschaft zurückzuführen sein. Dietmar, dessen Eltern aus dem Arbeiterstand kamen, zählte zu den kommunistischen Widerstandskämpfern. 1934 wurde er – nachdem er bei einer Todesfeier Marx und Engels zitiert hatte – erstmalig verhaftet und in das Straflager Emsländer Moor verbracht, später jedoch zunächst wieder entlassen. Nach seiner erneuten Verhaftung 1940 war er im Polizeigefängnis Köln inhaftiert. Im August 1943 wurde er in das Konzentrationslager Natzweiler deportiert. Hier fungierte er als Kapo im Arbeitskommando Steinbruch. Im September 1944 wurde er in das KZ Dachau und im Dezember 1944 schließlich nach Buchenwald überstellt, wo er im April 1945 befreit wurde. Er verstarb 1974 in Gelsenkirchen. ''Quelle:'' *Bock, Dennis: „Rezension zu A. Barboric: Der Holocaust in der literarischen Erinnerung“. In: H-Soz-Kult vom 01.03.2016. Online: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-23542 (Stand: 04.09.2025). *Holm, Kirsten (Hg.): Stimmen aus Buchenwald. Ein Lesebuch. Im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Göttingen 2002.  +
Peter Diner-Dénes war Journalist, in den zwanziger Jahren schrieb er unter anderem für „Das Tage-Buch“.  +
Else Dormitzer (geb. am 17.11.1877 in Nürnberg, gest. am 03.06.1958 in London) lebte vor dem Krieg viele Jahre in Nürnberg. Ihr Mann, der Geheime Justizrat Dr. Sigmund Dormitzer, war dort ein angesehener Rechtsanwalt. Zehn Jahre lang war er Vorsitzender des örtlichen Anwaltsvereins, anschließend Vizepräsident der Anwaltskammer. Else Dormitzer engagierte sich seit 1922 in der jüdischen Nürnberger Kultusverwaltung und war die erste Frau in dieser Funktion im Deutschen Reich. Im Nürnberger Jüdischen Kulturbund gehörte sie dem Vorstand an und hatte auch im „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ Funktionen. Das Ehepaar Dormitzer hatte zwei Töchter. Die Ältere wanderte mit ihrer Familie rechtzeitig nach Großbritannien aus. Die Jüngere konnte als Juristin in Deutschland nicht arbeiten und ging im Oktober 1933 nach Prag. 1937 emigrierte sie in die Niederlande, wo sie mit ihrem Mann in Hilversum die deutsche Besatzung überlebte. Während der Pogrome am 9. November 1938 wurden die Dormitzers in ihrem Haus zweimal überfallen, die Möbel wurden zertrümmert und die Wohnung verwüstet. Sigmund Dormitzer wurde misshandelt und blutend auf die Straße gejagt. Schließlich wurden sie zum Verkauf ihres Hauses gezwungen. Die Töchter besorgten die nötigen Papiere zur Einreise in die Niederlande und nach Großbritannien, Verwandte aus den USA sendeten ein Affidavit, die Voraussetzung für ein Visum und die Aufenthaltserlaubnis in den USA. Am 1. März 1939 reiste das Ehepaar nach Holland ab, lebte dann eine Weile bei ihrer älteren Tochter in Großbritannien und zog schließlich nach Hilversum in Holland. Hier wurde Sigmund Dormitzer beim Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Niederlande im Frühjahr 1940 interniert. Dank eines ärztlichen Attests kam er jedoch bald wieder frei. Auf Weisung der deutschen Besatzungsbehörden mussten die Dormitzers nach Amsterdam ziehen. Am 20. April 1943 bekamen sie als Privileg für verdienstvolle deutsche und niederländische Juden bei einer Vorladung von der Gestapo das Angebot, nach Theresienstadt zu gehen. Wer davon keinen Gebrauch mache, käme nach Polen, hieß es. Die Dormitzers reisten am nächsten Tag ab. Am 22. April 1943 traf der Zug mit dem ersten Transport von Holland nach Theresienstadt in Bauschowitz ein. Den restlichen Weg nach Theresienstadt mussten sie zu Fuß zurücklegen. Sigmund Dormitzer erholte sich von den Strapazen und dem Schock der Ankunft nicht mehr und starb im Dezember 1943 an einem Hungerödem. Else Dormitzer erkrankte schwer, fasste jedoch allmählich wieder Lebensmut, als ihre Schwester aus Westerbork in Theresienstadt eintraf. Sie engagierte sich im Kulturprogramm des ‚Orientierungsdienstes‘ und hielt Vorträge in Krankenhäusern, ‚Marodenzimmern‘ und Altersquartieren. Insgesamt 275 Mal sprach sie zu Themen wie „Begegnungen mit berühmten Zeitgenossen“ und über Reisen, Literatur sowie jüdische Kultur. Außerdem war sie im Hausdienst, bei der Beaufsichtigung der Brotablieferung, als Kartoffelschälerin, Kohlenwagenschieberin, Bibliothekarin, Postzensorin und Postbeamtin tätig. Im Postamt arbeitet sie als eine von 26 ‚Beamten‘ von Oktober 1944 bis zur Befreiung im Mai 1945. Am 7. Juni 1945 wurde sie von Theresienstadt aus über Karlsbad nach Westböhmen gebracht. Am 18. Juni setzte sie die Reise über Nürnberg nach Bamberg fort, von dort aus gelangte sie über Frankfurt und über Aachen nach Maastricht, wo sie schließlich am 21. Juni 1945 ankam. Die jüdischen Emigranten kamen zunächst in ein Quarantänelager, das vom holländischen Militär bewacht wurde, später in das Internierungslager Kloster Lynbroek. Erst am 11. Juli 1945 konnten Else Dormitzer und ihre Schwester das Lager verlassen, nachdem die Tochter und der Schwiegersohn in London interveniert hatten. Sie lebte bis zu ihrem Tod in Hilversum. ''Quellen:'' *Alfers, Sandra: weiter schreiben. Leben und Lyrik der Else Dormitzer. Berlin 2015. *Benz, Wolfgang: „Station auf dem Weg zur Vernichtung. Unaufhaltbarer Niedergang: Das Honoratioren-Ehepaar Sigmund und Else Dormitzer“. In: Theresienstadt. Eine Geschichte von Täuschung und Vernichtung. München 2013, S. 96-101.  
Gösta Durchham stammt aus Wien, wo er vermutlich 1938 wegen seiner politischen Tätigkeiten festgenommen wurde. Im Dezember 1938 wurde er kurzzeitig entlassen, bald jedoch ein zweites Mal nach Buchenwald gebracht; er erhielt dort die Häftlingsnummer 6434. Von dort wurde er 1942 nach Dachau überstellt, wo er am 15. Mai 1943 entlassen wurde. ''Quelle:'' *Durchham, Gösta: Ich hasse nicht. Dichtungen aus Buchenwald. Wien 1945.  +