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Aus Frühe Texte der Holocaust- und Lagerliteratur 1933 bis 1949
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G
Der ungarische Philologe Andor Gábor (geb. 17.01.1884 in Újnép als Andor Greiner, gest. 21.01.1953 in Budapest) wandte sich schon früh dem Schreiben zu: Zunächst war Gábor, der aus einer kleinbürgerlichen Familie stammt, als Journalist tätig, später als Autor, Literaturkritiker und Übersetzer. Neben der Schriftstellerei, bei der er sich durch die Wahl seiner Themen dezidiert für den Klassenkampf und den politischen und gesellschaftlichen Wandel der Arbeiterklasse einsetzte, wurde Gábor vor allem durch sein politisches Kabarett bekannt. Nach dem Scheitern der kommunistisch-ungarischen Revolution unter Béla Kun 1919 musste der überzeugte Pazifist Gábor ins Exil gehen, nachdem er bereits einmal verhaftet worden war. Zunächst lebte er in Wien, wo er eine ungarische Zeitung mitbegründete. 1924 wurde Gábor erneut ausgewiesen und zog über Frankreich nach Berlin. Dort trat er als engagierter Kommunist auf, begründete 1928 den „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ und war Mitherausgeber der Verbandszeitung „Die Linkskurve“. In Berlin kam er in Kontakt mit Anna Seghers und Johannes R. Becher. Seghers charakterisierte Gábor als diskussionsfreudigen, kritischen und enthusiastischen Vertreter seiner Position. Er schrieb während seiner Zeit in Deutschland auch für russische Zeitungen wie „Pravda“ oder „Ogonjok“ und war in der „Roten Hilfe“ aktiv. 1934 emigrierte Gábor nach Moskau, wo er weiterhin als Schriftsteller arbeitete. Seine Zeit in der Sowjetunion stand in engem Zusammenhang mit seinem Status als Emigrant: Er schrieb unter anderem für die ungarische Emigrantenzeitung „Uj Hang“ und für den Emigrantensender „Radio Kossuth“. Seine Bücher – die er zumeist auf Deutsch schrieb – wurden von den Nationalsozialisten auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ vom 31. Dezember 1938 geführt und verboten. Nach Kriegsende kehrte Gábor nach Budapest zurück und arbeitete bis zu seinem Tod als Übersetzer, Literaturkritiker und Journalist unter anderem für satirische Zeitungen. ''Quellen:'' *Lück, Georg: „Andor Gábor und Johannes R. Becher“. In: Kulturbund der DDR (Hg.): Zum Verhältnis von Geist und Macht im Werk Johannes R. Bechers. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Konferenz vom 24. bis 26. November 1981 in Berlin. Berlin 1984, S. 158-161. *o.A.: „Gábor (Greiner), Andor“. In: Berenbaum, Michael und Fred Skolnik (Hg.): Encyclopaedia Judaica. Bd. 7. Detroit 2007, S. 327. *Weschenfelder, Anke: „Gábor, Andor“. In: Feilchenfeldt, Konrad u.a. (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 10. Zürich/München 2007, S. 345f.  
H
Lina Haag (geb. 18.01.1907 in Hagkling, gest. 18.06.2012 in München) wurde als uneheliches Kind in die Arbeiterfamilie Jäger hineingeboren. Sie hatte vier Brüder, die Mutter arbeitete als Magd, der Vater war Arbeiter. Sie besuchte die Volksschule und war anschließend Hilfsarbeiterin in verschiedenen Fabriken. Der Vater gehörte der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an. Haag trat dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei, ab 1929 gehörte sie der KPD an. Hier lernte sie um 1920 ihren zukünftigen Mann Alfred Haag kennen, der ebenfalls aus einfachen Verhältnissen stammte. Das Paar heiratete 1927, im gleichen Jahr wurde die Tochter Kätle geboren. Alfred Haag war arbeitslos und die finanzielle Situation der Familie prekär. Daher entschloss sich Lina Haag, 1929 zu ihrem Onkel nach Buenos Aires zu gehen, wo sie als Haushälterin und Kindermädchen arbeitete. Mann und Kind sollten nachkommen, sobald sie das Geld für die Tickets verdient hatte. Alfred Haag entschied jedoch, dass er den politischen Kampf in Deutschland weiterführen wollte und so kehrte auch Lina Haag 1931 nach Deutschland zurück. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr ging Alfred Haag für neun Monate zu Ausbildungszwecken in die Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Herausgeber für die „Süddeutsche Arbeiterzeitung“ und wurde 1932 jüngster Abgeordneter der KPD im württembergischen Landtag. Lina Haag wurde seine Mitarbeiterin. Am 10. Februar 1933 wurde Alfred Haag verhaftet und in das KZ Oberer Kuhberg gebracht; im Juli 1935 wurde er nach einem missglückten Auswanderungsversuch nach Buenos Aires in das KZ Dachau überstellt. Am 28. Februar 1933 wurde auch Lina Haag das erste Mal verhaftet, jedoch schon kurz darauf wieder freigelassen. Vom 10. April 1933 bis zum 21. Dezember 1933 wurde sie erneut festgenommen und zehn Monate im Frauenstrafgefängnis Gotteszell festgehalten. Nach einer erneuten Verhaftung im Mai 1936 verbrachte sie mehr als eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft in den Stuttgarter Gefängnissen in der Büchsenstraße und Weimarstraße und wurde am 24. Januar 1938 zu zwei Jahren Haft wegen ‚Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens‘ verurteilt. Die verbliebene Reststrafe bis zum 24. Mai 1938 musste sie im Frauenstrafgefängnis Gotteszell absitzen. Im Anschluss daran wurde sie direkt in das Frauen-Konzentrationslager Lichtenburg bei Torgau überstellt. Nach ihrer Freilassung im April 1939 ging sie nach Berlin, um dort für die Freilassung ihres Mannes aus dem KZ zu kämpfen. Es gelang ihr, persönlich bei Heinrich Himmler vorsprechen zu können, um die Entlassung ihres Mannes zu erbitten. Sie war erfolgreich und Alfred Haag, der inzwischen im KZ Mauthausen inhaftiert war, wurde kurz nach Kriegsbeginn aus der Haft entlassen. In den folgenden eineinhalb Jahren lebte und arbeitete das Ehepaar mit der Tochter in Berlin. Haag legte ihr Staatsexamen als Krankengymnastin an der Berliner Charité ab und arbeitete anschließend in verschiedenen Lazaretten. Alfred Haag erhielt schließlich seinen Einberufungsbefehl zur Wehrmacht und wurde schon bald an die Ostfront geschickt, wo er 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. 1944 verfasste Haag ihr autobiografisches Werk „Eine Handvoll Staub“ im Lazarett im Hotel Riessersee in Garmisch, wo sie als Krankenschwester tätig war. Nach dem Krieg zog Lina Haag mit ihrer Tochter nach München, wo sie als Physiotherapeutin arbeitete. 1948 kehrte auch Alfred Haag aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Lina Haag eröffnete einen sozialistischen Buchladen, der jedoch bald wieder geschlossen werden musste und Alfred Haag arbeitete als Schreiner. Beide waren in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) aktiv. Anlässlich ihres 100. Geburtstags ehrte die Stadt Dachau Lina Haag 2007 für ihren beispiellosen Mut mit dem Dachauer Preis für Zivilcourage. ''Quellen:'' *Distel, Barbara: „Die Lebensretterin“. In: Süddeutsche Zeitung vom 20.06.2012. Online: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/zum-tod-der-widerstandskaempferin-lina-haag-lebensretterin-und-chronistin-1.1388388 (Stand: 11.09.2019). *Distel, Barbara: „In the shadow of heroes. Struggle and survival of Centa Beimler-Herker and Lina Haag”. In: Benz, Wolfgang und Barbara Distel (Hg.): Dachau and the nazi terror 1933-1945. Dachau 2002, S. 143-178. *Geschichtsort Hotel Silber. Online: http://www.geschichtsort-hotel-silber.de/virtueller-ort/1928-1945-vom-polizeipraesidium-zur-gestapo/lina-haag-kpd-mitglied/ (Stand: 11.09.2019). *Haag, Lina: Eine Handvoll Staub. Lauf bei Nürnberg 1946. *Hardinghaus, Barbara: Altern – Der Jahrhundert Mensch. In: Der Spiegel (2007), Nr. 51, S. 76. Online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-54683177.html (Stand: 11.09.2019). *KZ-Gedenkstätte Dachau: „Nachruf Lina Haag“. Online: https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/hinweis/articles/lina-haag.html (Stand: 11.09.2019). *Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 457. *Wegscheider, Hildegard: „Lina Haag: Eine Handvoll Staub“. In: Das Sozialistische Jahrhundert (1947), Nr. 24, S. 375f.  
<b>Abraham Halbert</b> (geb. 16.09.1881 in Botoshani als Avrum Halpert, gest. 15.10.1965 in Hamburg) wurde als Sohn deutscher Juden auf einer Reise in Rumänien geboren und wuchs in Deutschland auf. Nach seinem Studium in Marburg, Leipzig sowie in Berlin arbeitete er unter anderem als Journalist, Werbefachmann, Mitherausgeber von „Kritik der Kritik. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde“ oder „Nord und Süd“ und als erfolgreicher und bekannter Autor von Dramen, Novellen und Romanen wie „Das Rätsel: Jude“ von 1905. Teilweise publizierte er unter dem Pseudonym Albert Ganzert. 1933 wurden Halbert die Mitgliedschaften im Verband deutscher Schriftsteller und im Verband deutscher Bühnenschriftsteller aufgekündigt, was einem Berufsverbot gleich kam. 1934 emigrierte er daher – ohne seine Töchter und seine nichtjüdische Frau, von der sich hatte scheiden lassen, damit sie unter der Verfolgung nicht zu leiden hatte – von Hamburg nach Wien, wo er als Autor wieder freier publizieren konnte: Sein antinationalsozialistisches Stück „Die Grenze“ wurde zum großen Erfolg in Wien mit 282 Aufführungen im Jüdischen Kulturtheater, in der Tschechoslowakei, in Chicago und New York; geplant waren Aufführungen auch in Polen und Palästina. In Wien verfasste Halbert zahlreiche neue Stücke und Texte. Ab März 1938 war er allerdings auch in Wien nicht mehr sicher und flüchtete nach Zürich, wo er mit Rudolf Frank das Stück „Kraft durch – Feuer“ schrieb. Doch nicht nur das Drama vollendete er, sondern er verfolgte im Schweizer Exil eine Vielzahl von Projekten. In einem Brief Halberts heißt es: „Ich arbeite wie besessen. Denn ich habe einen richtigen Schreibtisch, sitze auf dem Zürichberg und darf schreiben“ (zitiert nach Wende 2002, S. 186). Überliefert sind verschiedene Manuskripte, die Halbert zwischen 1939 und 1945 verfasste, die jedoch nicht veröffentlicht wurden, so zum Beispiel „Menschen im Exil“ oder „Schaufenster Schweiz“. Halbert lebte mit starken gesundheitlichen Problemen in Zürich unter finanziell sehr prekären Bedingungen und wurde dort vom Verein Schweizerische Jüdische Fürsorge (VSJF), der Israelitischen Armenpflege in Zürich sowie der dortigen Kultusgemeinde betreut. Wie Rudolf Frank wurde er zudem mit kleinen Summen durch die American Guild for Cultural Freedom unterstützt; auch schickten seine Töchter in den ersten Monaten etwas Geld, bis dies ab Januar 1939 nicht mehr erlaubt war. Bei Hilfegesuchen gab er Sigmund Freud und Thomas Mann als Referenzen an und schrieb auch Briefe an führende Schweizer Persönlichkeiten wie den Prinz zu Löwenstein. Die geplante Ausreise in die USA oder nach Palästina, um die er und die American Guild for German Cultural Freedom sich nachdrücklich bemühten, gestaltete sich schwierig, da er laut Geburtsort Rumäne war und die Quoten für diese Nationalität eine Einreise in die USA für Jahrzehnte unmöglich machten. So lebte Halbert unter dem ständigen Druck, dass ihm die Aufenthaltserlaubnis durch die Schweizer Behörden aberkannt und er in einem Lager interniert werden könnte. Trotz kleiner Lichtblicke, wie der Tatsache, dass englische Zeitungen Artikel von ihm veröffentlichten oder Agenten im Ausland Übersetzungen seiner Werke planten, verschlechterten sich seine Situation und sein Gesundheitszustand zusehends. So schreibt er in einem „Notruf“: „Materiell halte ich durch – denn ich brauche wenig. Aber körperlich und seelisch muss ich zu einer Ruhestätte kommen – Ruhestätte so oder so“ (Personalakte Halbert, o.Bl.). Im August 1941 wurde Halbert die Drucklegung eines seiner Bücher in der Schweiz untersagt, auch erhielt er Publikationsverbot in allen Schweizer Presseorganen. Die Hoffnung, in Amerika einige seiner Stücke zu publizieren, zerschlug sich ebenfalls. Letztendlich durfte Halbert bis Kriegsende und darüber hinaus in der Schweiz bleiben. Seine Frau zog 1945 zu ihm nach Zürich und sie verfassten gemeinsam Familienratgeber. Nach Jahren des Schweizer Exils kehrte das Ehepaar 1960 nach Wiesbaden zurück und lebte ab 1964 wieder in Hamburg. ''Quellen:'' *„Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York“. In: Deutsche Nationalbibliothek, EB 70/177 (Personalakte Halbert, Abraham). *Dalinger, Brigitte (Hg.): Quellenedition zur Geschichte des jüdischen Theaters in Wien (=Conditio Judaica. Studien und Quellen zur deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte 42). Tübingen 2003, S. 135. *Halbert, Abraham: „Dieser Notruf“. In: „Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York“. In: Deutsche Nationalbibliothek, EB 70/177 (Personalakte Halbert, Abraham), o.Bl. *Heinzelmann, Josef: „Rudolf Frank – Theatermann und Schriftsteller“. In: Grab, Walter und Julius H. Schoeps (Hg.): Juden in der Weimarer Republik. Skizzen und Porträts. Darmstadt 1998, S. 107-126. *Wende, Frank: „Abraham Halbert“. In: ders. (Hg.): Deutschsprachige Schriftsteller im Schweizer Exil 1933-1950 (=Gesellschaft für das Buch 8). Wiesbaden 2002, S. 186-196.  
Anna Hand (geb. 1911, gest. 1987) wurde in eine Wiener Arbeiterfamilie geboren. Nach der Matura absolvierte sie eine Lehre und arbeitete in einem Büro. Sie war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und ab 1934 im kommunistischen Widerstand aktiv. 1942 wurde sie verhaftet und Anfang 1943 nach Ravensbrück deportiert, wo sie die Häftlingsnummer 15954 erhielt. Sie lebte in Lebensgemeinschaft mit der Ravensbrück-Überlebenden Maria Berner. Gemeinsam adoptierten sie die 1946 geborene Ilse. Die Adoption wurde zunächst abgelehnt, da man einem ehemaligen Häftling kein Kind anvertrauen könne. Nach einigen Protesten von ehemaligen KZ-Häftlingen und dem Engagement eines sozialistischen Anwalts, gelang dies schließlich doch. ''Quelle:'' * o.A: „Anna Hand". In: Online: Wien Geschichte Wiki. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Anna_Hand (Stand: 18.09.2019).  +
Konrad Heiden (geb. 07.08.1901 in München, gest. 18.06.1966 in New York) wuchs in einer politisch und gesellschaftlich engagierten Familie auf. Seine Mutter, Lea Heiden-Deutschmann, stammte aus einer jüdischen Familie und war bis zu ihrem Tod 1906 in der Frauenbildungsarbeit der Arbeiterbewegung aktiv. Heidens Vater Johannes war als Arbeitersekretär in Frankfurt tätig. Konrad Heiden studierte in München, wo er bereits in den frühen zwanziger Jahren auf Hitler und die NSDAP aufmerksam wurde und sich im Republikanischen Studentenbund für die Demokratie in Deutschland engagierte. Ab 1923 berichtete er für die „Frankfurter Zeitung“ aus München, immer wieder auch über den Nationalsozialismus. In den frühen dreißiger Jahren wechselte Heiden zur „Vossischen Zeitung“. Ende 1932 veröffentlichte er im Rowohlt Verlag ein Buch über die Geschichte des Nationalsozialismus, das schnell zu einem Erfolg wurde. Im Frühjahr 1933 floh Heiden nach Zürich und ging von dort wenige Monate später nach Saarbrücken, wo er wiederum als Journalist arbeitete und sich gegen eine Rückkehr des Saargebiets zum Deutschen Reich engagierte. Nach der Volksabstimmung im Januar 1935, deren Ergebnis der Anschluss des Saargebiets an das Deutsche Reich war, floh Heiden nach Frankreich. Hier arbeitete er für die Exil-Zeitschrift „Das Neue Tage-Buch“ von Leopold Schwarzschild und publizierte 1935 und 1937 seine zweibändige Hitler-Biographie, die rasch ein internationaler Bestseller wurde. 1939 veröffentlichte er auf Englisch, Französisch und Schwedisch einen Bericht über den Novemberpogrom in Deutschland. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Heiden in Frankreich als ‚feindlicher Ausländer‘ zeitweise von den französischen Behörden interniert, konnte sich aber im Herbst 1940 über Spanien nach Portugal retten, von wo er im Oktober 1940 in die USA reiste. Dort setzte Heiden seine publizistische Arbeit fort und veröffentlichte 1944 mit „Der Fuehrer“ sein erfolgreichstes und zugleich letztes Buch. Nach dem Krieg arbeitete er vor allem für deutsche Rundfunksender, für die er wöchentliche Berichte über das politische und gesellschaftliche Leben in den USA verfasste. Heiden, der seit Mitte der fünfziger Jahre zunehmend unter einer Parkinson-Erkrankung litt, fiel das Arbeiten immer schwerer; mehrere Buchprojekte blieben unvollendet. Im Juni 1966 erlag er schließlich seiner Krankheit und starb in New York. ''Quelle:'' *Roth, Markus: Konrad Heiden (1901-1966). Annäherungen an Leben und Werk. In: Roth, Markus/Feuchert Sascha und Christiane Weber (Hg.): Heiden, Konrad: Eine Nacht im November 1938. Ein zeitgenössischer Bericht. Göttingen 2013, S. 135-172.  
Bruno Heilig (geb. 26.04.1888 Hohenau in Niederösterreich, gest. 23.07.1968 in Berlin) wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren und studierte nach seinem Abitur an einem humanistischen Gymnasium ab 1908 Jura in Wien. Während des Ersten Weltkriegs diente Heilig, der bis Kriegsbeginn als Journalist einer ungarischen Nachrichtenagentur gearbeitet hatte, in einem Telegrafen-Regiment der ungarischen Armee. Nach Kriegsende kehrte er in seinen bürgerlichen Beruf zurück und schrieb über Außenpolitik für die Budapester Zeitung „Pesti Napló“ sowie für die „Vossische Zeitung“. Nach seiner Ausweisung aus Ungarn wegen kritischer Artikel zog er im November 1928 nach Berlin, wo er für den Ullstein Verlag und als Korrespondent für eine Wiener und Prager Zeitung arbeitete. Um einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen, musste Heilig im September 1933 nach Wien fliehen. Dort schrieb er erfolgreich für verschiedene österreichische Zeitung, darunter „Der Morgen“, „Der Wiener Tag“ und „Die Stimme“, eine jüdische Zeitung, und für die britische „Jewish Chronicle“. Am 15. März 1938 wurde er von der Gestapo in seiner Wohnung verhaftet und von Wien aus in einem der ersten Transporte als prominenter politischer Gegner in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Neben seinen journalistischen Arbeiten sei ein anderer Grund gewesen – so Heilig im Fragebogen des Hauptausschusses „Opfer des Faschismus“ aus dem Mai 1945 –, dass er als Korrespondent Informationen ins Ausland gebracht, in Österreich Neuigkeiten an Kommunisten vor Ort weitergegeben und geheime Berichte des Präsidenten der Jüdischen Gemeinden von Deutschland an Journalisten in Wien verteilte hatte. In Dachau wurde Heilig am 2. April 1938 als Neuzugang geführt und erhielt die Häftlingsnummer 13870. Am 22. September 1938 wurde er nach Buchenwald verlegt, wo er als Häftling Nummer 8221 geführt wurde. Heilig wurde am 27. April 1939 entlassen, da seine Frau eine Schiffspassage nach Shanghai hatte organisiert können, die er später jedoch nicht antreten konnte. Doch die Unterlagen ermöglichten die Freilassung aus Buchenwald. Mit Hilfe und finanzieller Unterstützung des „Jewish Chronicle“ emigrierte er im August 1939 nach England, wo er 1940 für drei Monate als ‚enemy alien‘ in einem Lager auf der Isle of Man interniert wurde. Dort arbeitete er an der Lagerzeitung „Mooragh Times“ mit. Seine Frau und einer seiner Söhne konnten nicht mehr rechtzeitig vor Kriegsausbruch ausreisen. Nach seiner Entlassung verfasste er, basierend auf seinen Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland und in den Konzentrationslagern, 1941 das Buch „Men crucified“, welches mehrere Auflagen in verschiedenen Verlagen erfuhr und nach Kriegsende ins Deutsche, Tschechische und Slowakische übersetzt wurde. Neben der journalistischen Tätigkeit – die durch seine fehlenden englischen Sprachkenntnisse erschwert wurde – begann Heilig nach seiner Schlosserlehre 1941 als Dreher und Werkzeugmacher in kriegswichtigen Betrieben zu arbeiten. Politisch aktiv blieb er in seiner Zeit im britischen Exil auf verschiedenen Ebenen, so engagierte er sich unter anderem im „Free Austrian Movement“. Er veröffentlichte zudem Artikel in Exilzeitungen wie dem „Aufbau“ und schrieb für „Die Zeitung“, die in London auf Deutsch erschien. Andere wirtschaftspolitische Artikel wurden für englischsprachige Zeitungen wie „Land and Liberty“ vermutlich übersetzt, obgleich Heilig eigenen Angaben nach in Dachau bereits begonnen hatte Englisch zu lernen. Im Juni 1944 wechselte Heilig in das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte (SHAEF), wo er Flugblätter, Radiosendungen und weitere Schriften verfasste. Bis zum Sommer 1946 arbeitete Heilig dann für die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA) in der amerikanischen Besatzungszone, wo er junge deutsche Journalisten ausbildete. Von August 1946 bis April 1947 war er dann an der Zusammenstellung des Archivmaterials für die Nürnberger Prozesse beteiligt. Im Oktober 1947 kehrte Heilig nach (Ost-)Berlin zurück und da er bereits in England im kommunistischen Diskussionsforum „Austria of Tomorrow“ aktiv war, trat er in die SED ein. Heilig war Chefredakteur und Leiter des Ressorts Außenpolitik von „Deutschlands Stimme“, bis er 1952 aus politischen Gründen seine Stellung aufgeben musste. Heilig meldete sich nach dem Krieg immer wieder mit seinen Analysen zu Wort – neben seinen Zeitungsartikeln auch im Rundfunk. Ein weiteres Betätigungsfeld von Bruno Heilig war – neben der Schriftstellerei – das Übersetzen von ungarischer Literatur ins Deutsche, darunter auch Berichte von ungarischen Holocaustüberlebenden. Er gilt als „wichtiger Mittler der ungar[ischen] Lit[eratur] in der DDR“ (Barth, o.S.) und erhielt 1960 eine Gedenkmedaille des ungarischen PEN-Clubs. ''Quellen:'' *Barth, Bernd-Rainer: „Heilig, Bruno“. In: Biographische Datenbank der Bundesstiftung Aufarbeitung. Online: http://bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=1294 (Stand: 11.09.2019). *Heilig, Bruno: Men crucified. Eyre & Spottiswoode. London 1941. *Heilig, Bruno: Menschen am Kreuz. Berlin 1947. *Heilig, Bruno: Dlouhý pochod. Státní Nakl. Dětské Knihy. Prag 1953. *Heilig, Bruno: Dlhý pochod. Slovenské Nakl. Detskej Knihy. Bratislava 1954. *„Fragebogen und Lebenslauf“. In: Landesarchiv Berlin, C Rep. 118-01, Signatur 13707, o. Bl. *o.A.: „Heilig, Bruno“. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Bd. 1. München 2002, S. 518. *Reiter, Andrea: „Die autobiographischen Berichte ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge im Englischen Exil. Bruno Heilig, Ella Lingens, Kitty Hart“. In: Zeitgeschichte (1992), Nr. 19, H. 5/6, S. 172-186. *Reiter, Andrea: „Auf dass sie entsteigen der Dunkelheit“. Die literarische Bewältigung von KZ-Erfahrungen. Wien 1995, S. 278. *Unbekannter Autor: „Bruno Heilig“. In: Bruno Heilig: Menschen am Kreuz. Dachau – Buchenwald. Hg. von Richard Pils. Weitra 2002, S. 261-264.  
Nanda Herbermann (geb. 29.12.1903 in Münster, gest. 02.08.1979 in Beelen) war Buchhändlerin und Privatsekreträrin von Pater Muckermann. Ab 1934 wurde sie Schriftleiterin der Zeitschrift „Der Gral“. Aufgrund ihrer Arbeit für die Zeitschrift wurde sie am 4. Februar 1941 verhaftet. Nach Einzelhaft und Verhören wurde sie im August 1941 nach Ravensbrück überstellt, wo sie die Häftlingsnummer 6.582 erhielt. Wegen einer Bagatelle wurde sie mit Dunkelarrest bestraft. Sie wurde dann Blockälteste für 400 Prostituierte im Lager. Durch die Intervention ihrer fünf Brüder kam Nanda Herbermann im März 1943 frei. 1946 veröffentlichte sie ihren Erinnerungsbericht „Der gesegnete Abgrund“. Nach dem Krieg wurde sie Vorsitzende des Anerkennungsausschusses für politisch, rassische und religiös Verfolgte in Münster und erhielt als eine der ersten Frauen das Bundesverdienstkreuz. In Münster ist eine Straße nach ihr benannt. ''Quellen:'' *Nachlass Nanda Herbermann. Online: https://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/nachlaesse/nachlass-herbermann.html (Stand: 19.09.2019). *o.A.: „Nanda Herbermann“. In: Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren 1750 bis 1950. Online: https://www.lwl.org/literaturkommission/alex/index.php?id=00000003&letter=H&layout=2&author_id=00001218 (Stand: 19.09.2019). *Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 458.  +
Simon Heinrich Herrmann (geb. 27.04.1907 in Schwabach) stammte aus Deutschland. Mit seiner Frau Ilse Herrmann-Portje (geb. 13.09.1916 in Ochtrup), die er am 5. August 1942 geheiratet hatte, wurde er am 20. Juli 1943 gemeinsam mit anderen holländischen Juden aus Amsterdam in das Sammellager Westerbork deportiert. Wann und warum er mit seiner Frau in die Niederlande gezogen war, ist nicht bekannt. Herrmann selbst war in Westerbork in der Baracke 60 untergebracht, seine Frau in Baracke 65. Von dort wurden sie gemeinsam am 11. Januar 1944 nach Bergen-Belsen gebracht. Wie die Quellen belegen, verließ das Ehepaar am 10. Juli 1944 im sogenannten Palästinatransport das Konzentrationslager und überlebte so die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. ''Quelle:'' *Informationen des Herinneringscentrum kamp Westerbork (Gedenkstätte Westerbork)  +
Willem Eicke den Hertog (geb. 13.11.1913 in Schoonhoven, gest. Dezember 2008 in Loosduinen) war als niederländischer Pfarrer, der sich in einem Osterbrief an seine Gemeinde gegen die Nationalsozialisten aussprach, von der Gestapo verhaftet und am 7. August 1942 in Dachau inhaftiert worden. Dort verblieb der nun als ‚Staatsfeind‘ geltende den Hertog bis zur Befreiung durch die Amerikaner im Pfarrerblock des Lagers. Karl Adolf Gross, ein Mitgefangener den Hertogs, berichtet in seinem nach dem Krieg veröffentlichten Tagebuch von der Heimkehr des „treue[n]“ den Hertogs in die Niederlande am Pfingstmontag 1945 (Gross o.J., S. 278). Den Hertogs Tochter erzählte später, dass „das Lager […] ihn zu einem Mann mit einer Mission“ (Goossensen 2009, o.S.) gewandelt habe. Nach seiner Rückkehr wirkte den Hertog bis 1968 als reformierter Pfarrer in Loosduinen und engagierte sich später in den Vorständen mehrerer christlicher Schulen. Nach einer Zeit in Den Haag und Oud-Beijerland verbrachte er seinen Lebensabens wieder in Loosduinen. ''Quellen:'' *Gross, Karl Adolf: Fünf Minuten vor Zwölf. Des ersten Jahrtausends letzte Tage unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Dachauer Tagebücher des Häftlings Nr. 16921. München o.J. *Gross, Karl Adolf (Hg.): Das aufgebrochene Tor. Predigten und Andachten gefangener Pfarrer im Konzentrationslager Dachau. München 1946.  +
Dr. Manfred Herzfeld (geb. 08.12.1887 in Hannover, gest. 11.07.1968 in Berlin) wuchs als ältestes von fünf Kindern eines Kaufmanns in Hannover auf. Er studierte in München, Berlin und Göttingen Jura und legte 1911 seine Doktorarbeit vor. Seit 1921 arbeitete er als Rechtsanwalt in Celle und als Richter am dortigen Oberlandesgericht. Mit seiner Ehefrau und seiner 1919 geborenen Tochter Eva lebte er assimiliert und nahm am kulturellen Leben in Celle und vor allem in Hannover teil. Herzfeld war gebildet, konnte Latein sowie Griechisch lesen und verehrte die großen deutschen Dichter wie etwa Goethe. Nebenher engagierte er sich in der „Zionistischen Vereinigung in Deutschland“; der jüdischen Gemeinde seiner Heimatstadt stand er eher fern. Nach der Machtergreifung verschlechterte sich die Lage Herzfelds: Die Kanzlei, die er mit seinem jüdischen Partner führte, musste zunächst in seine eigene Wohnung umziehen, Mitarbeiter mussten entlassen werden und schließlich blieben die Klienten aus Angst vor Übergriffen ganz aus. Herzfeld durfte die Kanzlei zunächst nur weiterführen, da er als ehemaliger Teilnehmer des Ersten Weltkriegs unter die ‚Frontkämpferregelung‘ fiel. Am 20. August 1935 folgte Herzfeld nach einem Zusammenstoß mit der lokalen SA seiner Frau und seiner Tochter über Jugoslawien nach Jerusalem, die bereits zwei beziehungsweise ein Jahr zuvor emigriert waren. Die Familie etablierte sich in Jerusalem und zwei Enkelinnen wurden geboren. Wirtschaftlich stellte die Emigration allerdings eine deutliche Verschlechterung des Lebensstandards dar und die Familie konnte sich nur eine kleine Kellerwohnung leisten; auch Herzfelds Gesundheitszustand verschlechterte sich stark. Herzfeld finanzierte den Lebensunterhalt seiner Familie mehr schlecht als recht mit einer Anstellung als Versicherungskassierer, durch die Hilfe seines Bruders in den USA und durch mehrmalige finanzielle Zuwendungen von Seiten des Irgun Olej Merkaz Europa, einer Hilfsorganisation für aus Mitteleuropa nach Palästina eingewanderte Juden. Seine Frau musste in der neuen Heimat wieder als Krankenschwester arbeiten, damit die Familie über die Runden kam, nachdem sie keinerlei Geldwerte aus Deutschland hatten retten können. Nachdem er 1948 in Rente gegangen war, widmete sich Herzfeld der Weiterbildung, beschäftigte sich mit der hebräischen Sprache und las viel. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück, um sich als Jurist für die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) zunächst in Stuttgart und dann in Mannheim in Wiedergutmachungsfragen für Juden einzusetzen. Seine Frau folgte ihm 1952 nach Deutschland, seine Tochter mit ihren Kindern 1958. 1953 zog er nach Berlin-Dahlem, von wo aus er ab 1958 als Rechtsanwalt für die United Restitution Organization (URO) arbeitete und mit großen deutschen Firmen wie Thyssen oder der Deutschen Bank um Wiedergutmachungszahlungen verhandelte. Zahlreiche Publikationen in Zeitschriften wie der „Neuen Juristischen Wochenschrift“ und eigenständige Werke zum Thema Wiedergutmachung folgten bis zu seinem Tod. ''Quellen:'' *Loewy, Miriam: „Wer niest denn da?“. Online: http://www.oxfort.de/family.htm (Stand: 11.09.2019). *o.A.: „Biografie Rechtsanwalt Manfred Herzfeld“. Online: https://www.celle-im-nationalsozialismus.de/stationen/stadtrundgang/rechtsanwalt-manfred-herzfeld (Stand: 11.09.2019). *Rohde, Reinhard: „Manfred Herzfeld – und sein ‚Gruß an Deutschland‘“. In: Um-Brüche. Celler Lebensgeschichten 2010, H. 5-6, S. 9-28.  
Karl August Wittfogel (geb. am 6. September 1896 in Woltersdorf, gest. am 25. Mai 1988 in New York) schrieb unter dem Pseudonym Klaus Hinrichs. Im Jahr 1920 war er Dozent an der Volkshochschule Schloss Tinz und wurde im selben Jahr Mitglied der KPD. Er verfasste verschiedene Publikationen und literarische Werke, darunter politische Theaterstücke und Schriften für die KPD. 1928 promovierte er in Frankfurt zu dem Thema „Die ökonomische Bedeutung der agrikolenund industriellen Produktivkräfte Chinas“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er bei einem Fluchtversuch verhaftet und überlebte neun Monate in drei verschiedenen Konzentrationslagern (u. A. Papenburg). Im Jahr 1934 emigrierte er zunächst nach England und von dort in die USA. Er fasste in New York wieder Fuß im wissenschaftlichen Betrieb und wurde Professor für Sinologie. Mit dem Beschluss des Hitler-Stalin-Paktes im Jahr 1939 brach Wittfogel mit der KPD. In den 1970er-Jahren wurden viele seiner Schriften in Deutschland von Studenten im Zuge der 1968er-Studentenbewegung neu aufgelegt. Im Jahr 1992 scheiterte eine Neuausgabe seiner Werke an seinem Nachlassverwalter Gary L. Ulmen. ''Quellen:'' * „Wittfogel, Karl“. In: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945. Online: [[Catalog/w/489-wittfogel-karl|<u>http://zflprojekte.de/sprachforscher-im-exil/index.php/catalog/w/489-wittfogel-karl</u>]] (Stand: 05.07.2022). * „Wittfogel, Karl August“. In: Bundesstiftung Aufarbeitung. Online: <u>'"`UNIQ--nowiki-000014CC-QINU`"'</u> (Stand: 05.07.2022).  +
Werner Daniel Hirsch (geb. 07.12.1899 in Berlin, gest. 10.06.1941 im Butyrka-Gefängnis in Moskau) wurde in eine jüdische Familie geboren. Als Sohn von Helene Kallmorgen (verwandt mit den Familien von Bismarck und von Alt-Stutterheim) und dem Landgerichtsrat Walter Hirsch wuchs er in einem wohlhabenden Elternhaus auf. Bereits während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium unterstützte Hirsch die USPD, in die er 1917 als Mitglied eintrat. Gleichzeitig war er Mitglied der Spartakusgruppe. Vor seinem Eintritt in die KPD im Jahr 1919 wurde Hirsch zur Marine eingezogen und war als Kriegsgegner an der Novemberrevolution 1918 beteiligt. Er engagierte sich weiterhin im „Arbeiter- und Soldatenrat“ in Hamburg und war an der Gründung der „Volksmarinedivision“ in Cuxhaven beteiligt. Erstmalig wurde er im Januar 1919 in Berlin verhaftet, es folgten weitere Haftstrafen 1927 und 1930. Beruflich war Werner Hirsch bis 1924 als Seifenstanzer tätig, danach arbeitete er als Freier Schriftsteller und Journalist bzw. Korrespondent bei der „Vossischen Zeitung“ in Wien und der „Sächsischen Arbeiterzeitung“ in Leipzig. Als Redakteur bzw. Chefredakteur war er für „Der Kämpfer“ in Chemnitz sowie für die „Roten Fahne“ in Berlin tätig. Ab 1932 arbeitete er ebenfalls als Sekretär von Ernst Thälmann, mit dem er am 3. März 1933 in Berlin verhaftet wurde. 1933 bis 1934 war Werner Hirsch in verschiedenen Gefängnissen in Berlin und Leipzig sowie in den Konzentrationslagern Brandenburg, Oranienburg und Lichtenburg inhaftiert. Nachdem er 1934 aus dem Konzentrationslager Oranienburg entlassen wurde, reiste Hirsch zuerst nach Prag, um dann in die UdSSR zu emigrieren. Am 14. November 1936 wurde Werner Hirsch in Moskau verhaftet; ihm wurden Verbindungen zu „konterrevolutionären trotzkistischen Gruppen“ vorgeworfen, die er in Verhören und im Gerichtsprozess 1936 und 1937 dementierte. Am 10. November 1937 schuldig gesprochen, wurde Werner Hirsch zuerst auf der Gefängnisinsel Solowezki inhaftiert und dann 1941 in das Butyrka-Gefängnis in Moskau überführt. Hirsch war körperlich durch Mangelernährung und Misshandlungen stark geschwächt und verstarb im Gefängnis in Moskau. Die Todesursache wurde offiziell als Herzversagen angegeben. ''Quellen:'' *Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Online: http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=4468 (Stand: 13.09.2019). *Müller, Reinhard: „Der Fall Werner Hirsch. Vom KZ Oranienburg in die Moskauer Lubjanka“. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (2000), Nr. 36, S. 34-61.  
Heinrich Eduard vom Holt (geb. 02.10.1913 in Köln als Heinrich Eduard von Miesen; gest. 04.08.1947 in Köln) wurde in eine katholisch geprägte Beamtenfamilie hineingeboren. Schon als Schüler trat er in den Bund Neudeutschland, eine bündische Bewegung für katholische Gymnasiasten, ein. Nach dem Abitur am Realgymnasium studierte er an der Universität Köln Medizin, Philosophie, Geschichte und Germanistik. Aufgrund seiner Herzkrankheit hätte er unter den Nationalsozialisten nicht als Arzt hätte tätig sein dürfen, daher entschied er sich 1938 zur Promotion an der Philosophischen Fakultät. Sein Thema war „Das Problem des Selbstverständnisses in der Philosophie Friedrich Nietzsches“. Zudem arbeitete er als Volontär für die „Kölnische Volkszeitung“, wo er später als Redakteur für das Feuilleton angestellt wurde. Inzwischen hatte sich Heinrich Eduard Miesen das Pseudonym vom Holt (nach dem Wohnort der von ihm verehrten Großmutter mütterlicherseits, Mönchengladbach-Holt) zugelegt. Er war beim „Westdeutschen Beobachter“ als Auslandsreporter für die Niederlande, Polen und die Ukraine tätig. In der Nacht zum 10. November 1938 wurde er in ‚Schutzhaft‘ im EL-DE-Haus am Kölner Appellhofplatz genommen, weil er aus seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus keinen Hehl machte und sein Einsatz zur Verteidigung jüdischer Mitbürger bekannt wurde. Seine Haftdauer ist nicht bekannt. Er kam jedoch wieder frei und schrieb im April 1944 erste Teile seines Buches „Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes“. Am 3. September 1944 wurde er im Rahmen der Aktion Gewitter in Reiferscheid im Westerwald verhaftet und im Gefängnis des ehemaligen Karmeliterklosters in Koblenz inhaftiert und gefoltert. Unter dem Vorwurf der Zusammenarbeit mit den Attentätern des 20. Juli wurde er in das KZ Dachau deportiert, wo er die Häftlingsnummer 118.867 erhielt. Am 29. April 1945 wurde er aus dem Konzentrationslager befreit. Nach seiner Befreiung arbeitete er als Schriftleiter für die Lagerzeitung „Der Antifaschist“ und stellte sein Werk „Weltfahrt ins Herz“ fertig. Er wurde Lizenzträger, Verlagsleiter und Cheflektor des Kölner Balduin-Pick-Verlags, in dem er auch sein Buch veröffentlichte. Sein durch die Haftzeit verschlimmertes Herzleiden führte im August 1947 zu seinem Tod. 1950 erschien posthum eine von Tokioer Jesuiten übersetzte, japanische Fassung seines Werks. ''Quelle:'' *Laqueur, Renata: Schreiben im KZ. Tagebücher 1940-1945. Bearbeitet von Martina Dreisbach und mit einem Geleitwort von Rolf Wernstedt. Bremen 1992, zugl.: New York, Univ., Diss., S. 112ff.  
Hugo Huppert, geb. am 5. Juni 1902 in Bielitz/ Biala in Schlesien, gest. am 25. März 1982 in Wien, war ein österreichischer Lyriker, Prosaist, Kritiker, Essayist und Übersetzer. Hupperts Vater war ein österreich-ungarischer jüdischer Postbeamter. 1921 trat er in den Kommunistischen Jugendverband Österreichs ein und studierte bis 1925 Nationalökonomie und Staatswissenschaften in Wien. 1925 begann er ein Soziologiestudium in Paris. Nachdem er 1926 ein Jahr bei „Bulletin du Secours Rouge“ und der Organisation „Agence balkanique“ tätig war, musste er Frankreich verlassen und kehrte nach Wien zurück. 1928 emigriert Huppert in die Sowjetunion nach Moskau und lebte sich dort schnell ein. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Marx-Engels-Institut und reiste von 1928 bis 1934 viel durch die Sowjetunion. 1930 wurde er Mitglied der KPdSU. 1932 bis 35 studierte er Literatur am Institut für Rote Professur und arbeitete als Redakteur der deutschen Ausgabe der „Internationalen Literatur“. 1936 wurde er zum stellvertretenden Redakteur von Johannes R. Becher ernannt. Ab 1934 war er Kulturredakteur der Deutschen Zentralzeitung. Da Huppert für seine spitzen Bemerkungen berühmt war, und viele Kollegen sich von ihm abwendeten, wurde er 1938 aus der deutschen Kommission des Sowjetschriftstellerverbandes und dem Redaktionskollegium der „Internationalen Literatur“ ausgeschlossen. Im März 1938 kam er wegen einer Denunziation in Untersuchungshaft und wurde erst 14 Monate später entlassen. 1941 war er als Dozent am Institut für Weltliteratur tätig und übersetzte viel. Von 1941 bis 1944 arbeitete Huppert für die Politische Verwaltung der Roten Armee und 1945 war er als Major der Roten Armee an der Befreiung Wiens beteiligt. 1956 kehrte er nach Wien zurück, nachdem er als sowjetischer Staatsbürger die Nachkriegsjahre in der UdSSR verbracht hatte. Huppert war ebenfalls Mitglied des österreichischen P.E.N und des DDR-P.E.N., aus welchem er jedoch gestrichen wurde. ''Quellen'': * Bores, Dorothée: Das Ostdeutsche P.E.N.-Zentrum 1951 bis 1998. Ein Werkzeug der Diktatur? Berlin: Walter de Gruyter GmbH & Co. KG. 2010. S.330.  
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''Quellen'': *https://www.kuefermartishuus.li/wp-content/uploads/2020/04/Zuflucht_auf_Raten-Texte.pdf  +
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Dr. Artur Jacobs (geb. 30.03.1880 in Elberfeld, gest. 23.01.1968 in Essen), der aus einfachen Verhältnissen stammte, arbeitete nach seinem Studium der Physik, Mathematik und Philosophie an der Universität Marburg als Gymnasiallehrer in Essen. Er engagierte sich für eine Reform des Schulwesens, fächerübergreifenden Unterricht und eine Neuausrichtung der Lehrer-Schüler-Beziehung. Damit eckte er bei konservativen Eltern und Offiziellen an und er entging einer geplanten Strafversetzung nur durch eine frühzeitige Pensionierung. Daraufhin arbeitete der damals 40-jährige Jacobs an der Essener Volkshochschule als Dozent, wo er moderne Vorstellungen wie die Gleichstellung der Frau und eine Volksbildung, die auch Arbeiter miteinschloss, vertrat. Jacobs war verheiratet mit der Jüdin Dore Marcus, der Tochter des Philosophen Ernst Marcus, die ebenfalls in der Lebensreformbewegung aktiv mitwirkte. 1924 gründete Jacobs in Essen den lebensreformerisch geprägten „Bund. Gemeinschaft für sozialistisches Leben“, der 1946 auch seine Schrift „Grausamkeit als System“ herausgab. Auch politisch setzte er sich zusammen mit anderen Sozialisten für Veränderungen ein. Jacobs Vorstellungen eines sich frei entfaltenden Lebens und seine ablehnende Haltung gegenüber nationalsozialistischen Überzeugungen führten 1934 zur Schließung der Jacobschen Bundesschule für Körperbildung und rhythmische Erziehung, die Jacobs Ehefrau Dore aufgebaut hatte. Die Nationalsozialisten stellten den Bund, der teilweise gemeinschaftlich in Bundeshäusern zusammenlebte, bereits ab 1933 in ihrer Propaganda als kommunistische Gruppierung dar. Jacobs versteckte sich daher nach der Machtübernahme aus Angst vor Verfolgung zunächst bei Freunden; auch wurden ihm Rentenzahlungen wegen seiner Zugehörigkeit zu der angeblich kommunistischen Organisation aberkannt. Die jüdischen Mitglieder des Bunds gingen mit der Zunahme der Verfolgung in die Illegalität und wurden von den anderen Mitgliedern unterstützt; auch andere Juden und politisch Verfolgte aus dem Ruhrgebiet, die keine Bund-Mitglieder waren, wurden von der Gruppe versorgt. Der Bund und seine Mitglieder hielten Kontakt zu Deportierten, schickten Pakete und Geldsendungen bis in die Gettos und versuchten auch vor Ort Menschen zu helfen. Öffentlich besuchten sie nach der Reichspogromnacht beispielsweise Juden in ihren zerstörten Häusern und halfen ihnen beim Packen und Organisieren des Transports, wenn sie eine Vorladung zur Deportation erhalten hatten. Jacobs bereitete die einzelnen Gruppenmitglieder zudem auf die Verhöre vor und übte diese sogar. Dem Bund half auch, dass sich die Mitglieder nach außen hin unpolitisch gaben und vordergründig die Körperbildung, angeregt von Dore Jacobs, pflegten. Obwohl viele Mitglieder, darunter auch Artur Jacobs selbst, zu Opfern von Denunziationen und Gestapo-Verhören wurden, entgingen sie der Einlieferung in Konzentrationslager. Alle Mitglieder der Gruppe überlebten den Krieg und Artur Jacobs setzte – neben seinem Engagement beim Wiederaufbau der Essener Volkshochschule – bis zu seinem Tod die Arbeit im Bund in zahlreichen Kursen und Treffen fort, wobei die Teilnehmerzahlen nach dem Krieg stetig abnahm und der Einfluss der Gruppe sank. Über Jahrzehnte hinweg wurde der Bund und die Arbeit Artur Jacobs nicht als Widerstand anerkannt und sie gerieten in Vergessenheit. ''Quellen:'' *Roseman, Mark: „Gerettete Geschichte. Der Bund, Gemeinschaft für sozialistisches Leben im Dritten Reich“. In: Mittelweg (2007), Nr. 36, S. 100-121. *Wedemeyer-Kolwe, Bernd: „Der neue Mensch“. Körperkultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Würzburg 2004. *Zimmermann, Michael: „Zur Geschichte der Essener Juden im 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Ein Überblick“. In: Alte Synagoge (Hg.): Jüdisches Leben in Essen 1800-1933 (=Studienreihe der Alten Synagoge 1). Essen 1993, S. 7-72, hier besonders S. 40-45.  
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Dr. Rudolf Kalmar (geb. 18.09.1900 in Wien, gest. 18.01.1974 in Wien) wurde in eine Journalistenfamilie hineingeboren: Sein Vater war Chefredakteur verschiedener österreichischer Zeitungen und später Vizepräsident der Schriftsteller- und Journalistengewerkschaft. Kalmar selbst schlug nach dem Abitur an einer katholischen Schule die Laufbahn als Journalist ein und begann seine Ausbildung beim „Deutschen Volksblatt“, der Zeitung, für die auch sein Vater schrieb. Später arbeitete er als Auslandskorrespondent und wurde als Staatswissenschaftler an der Universität Wien promoviert. Als Chefredakteur des „Wiener Tag“ und als Autor bzw. ab 1934 Eigentümer und Herausgeber der fortschrittlich-demokratischen Zeitung „Der Morgen“ wurde er zu einem bekannten Journalisten in Österreich, der sich aktiv in die Entwicklung des Landes einmischte. In seinen Artikeln vor 1938 wendete sich Kalmar dezidiert gegen Nationalsozialismus, Austrofaschismus und Pressezensur. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde Kalmar am 17. März 1938 verhaftet und am 1. April 1938 mit dem ersten Transport von Wien in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Am 27. September 1939 wurde er nach Flossenbürg verlegt: „Er hatte sein demokratisches Bekenntnis und den bis zuletzt geführten Kampf gegen den Nationalsozialismus mit einer fast siebenjährigen Haft zu bezahlen“ (Klappentext). Insgesamt neunzig Monate bleibt Kalmar in deutschen Konzentrationslagern. Seine Lage verbesserte sich durch seine Rückkehr nach Dachau im Sommer 1940, da er dort nicht mehr körperlich arbeiten musste, wie noch zuvor im Steinbruch in Flossenbürg. Kalmar war in Dachau als Funktionshäftling in der Buchhaltung des Lagers eingesetzt. So war es ihm auch möglich, gemeinsam mit anderen Häftlingen an dem Theaterstück „Die Blutnacht auf dem Schreckenstein oder Die wahre Liebe ist das nicht“ zu arbeiten, welches insgesamt an sechs Wochenenden 1943 im Lager Dachau aufgeführt wurde. Im November 1944 wurde Kalmar mit dem Strafbataillon „Dirlewanger“ an die Ostfront gebracht, wo die gesamte Gruppe überlief und so im Januar 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Von dieser Zeit berichtet er in seinen Erinnerungen allerdings nicht. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im September 1945 kehrte er nach Wien zurück, wo ihm der Wiedereinstieg in den Journalismus gelang. Kalmar schrieb dazu in einem Brief an einen Freund, dass er „nach 1945 nichts anderes [sei], als vor 1938“ (zitiert nach Maurer 2009, S. 238). Er arbeitete wieder als Journalist und ab dem 6. Dezember 1947 als Chefredakteur für die Zeitung „Neues Österreich. Organ der demokratischen Einigung“ sowie als Autor; zudem war er im österreichischen P.E.N. aktiv. In seinen Artikeln propagierte er als überzeugter Pazifist einen Neuanfang für Österreich, eine Wiedereingliederung ehemaliger Täter in die Gesellschaft und die Ablehnung der Musealisierung von KZ-Gedenkstätten. Mit dieser Einstellung eckte Kalmar an und seine Anstellung als Chefredakteur wurde 1957 nicht mehr verlängert. Kalmar betätigte sich in den folgenden Jahren als Präsident des Presseclubs Concordia und moderierte unter anderem auch die erste Pressediskussion im österreichischen Fernsehen. ''Quellen:'' *Kalmar, Rudolf: Zeit ohne Gnade. Wien 1946. *Maurer, Stefan: „‚Es bleibt in der Regel nicht mehr als ein Stoss bedrucktes Papier zurück‘. Rudolf Kalmar (1900-1974)“. In: Kalmar, Rudolf: Zeit ohne Gnade. Hg. von Stefan Maurer und Martin Wedl. Wien 2009, S. 229-245. *„Rudolf Kalmar“. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. Online: http://www.munzinger.de/search/portrait/Rudolf+Kalmar/0/5402.html (Stand: 11.09.2019). *„Schreibstubenkarte“, 0.1/26916725/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.  
Benedikt Kautsky (geb. 01.11.1894 in Stuttgart, gest. 01.04.1960 in Wien) wurde als Sohn des Karl-Marx-Mitkämpfers Karl Kautsky und der Mutter Luise Kautsky geboren. Nach seinem Studium der Ökonomie war er Sekretär von Otto Bauer und von 1921 bis 1938 volkswirtschaftlicher Referent der Wiener Arbeiterkammer. Ab 1923 war er zudem Herausgeber der Zeitschrift „Arbeit und Wirtschaft“ und 1929 gab er eine gekürzte Ausgabe des „Kapital“ von Karl Marx heraus. Kautsky wurde im Mai 1938 verhaftet und nach kurzer Inhaftierung im KZ Dachau bis Oktober 1942 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 8330, später 1066. Anschließend wurde er nach Auschwitz-Buna überstellt, bis er im Januar 1945 auf einem Evakuierungsmarsch nach Buchenwald zurückgebracht wurde, wo er am 11. April 1945 die Befreiung erlebte. In Buchenwald gehörte Kautsky zu den Sozialdemokraten, die das illegale Volksfront-Komitee bildeten und zu den Mitunterzeichnern des Buchenwalder Manifests. Nach Kriegsende lebte Kautsky von 1945 bis 1950 in Zürich. Er arbeitete in der Jahren 1950 bis 1958 als Privatdozent an der Universität Graz sowie als Leiter der Otto-Möbes-Volkswirtschaftsschule in Graz. Er trat der Sozialistischen Partei Österreichs bei. 1958 wurde Kautsky zum stellvertretenden Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein ernannt. Er war 1958 Verfasser des Vorentwurfes des Parteiprogramms der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) und 1959 einer der maßgeblichen Autoren des Godesberger Programms der deutschen Sozialdemokraten. Seit 2002 verleiht der Bund Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, Intellektueller und Künstler (BSA) in Graz einen Benedikt-Kautsky-Wirtschaftspreis. ''Quellen:'' *Leser, Norbert: „Kautsky“. In: o.A.: Neue deutsche Biographie, Bd. 11: Kafka - Kleinfercher. Berlin 1977. Online: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016328/images/index.html?seite=389 (Stand: 16.09.2019). *Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945. Göttingen 2000.  
Franz Kittel (geb. 11.05.1914 in Wien) lebte vor seiner Verhaftung als lediger Handlungsgehilfe in Wien. Seine Konfession war römisch-katholisch. Kittel wurde am 17. Juni 1938 als Schutzhäftling mit der Nummer 16351 in das Konzentrationslager Dachau aufgenommen. Er wurde am 23. Dezember 1938 aus der Haft entlassen. ''Quelle:'' *Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.  +
Anton Klotz, geb. am 27. September 1889 in Tannheim, gest. am 10. Februar 1961 in Innsbruck, begann nach dem Gymnasium in Brixen 1909 ein Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Dort trat er auch der katholischen Studentenverbindung Raeto-Bavaria bei. Schon während des Studiums war er journalistisch tätig und arbeitete nach dem Studium bei der Verlagsanstalt Tyrolia. Bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er zur k.u.k. Armee einberufen, wo er schließlich zum Oberleutnant der Reserve aufstieg. Nach Kriegsende arbeitete er bei verschiedenen Südtiroler Zeitungen, etwa bei der „Brixener Chronik“ und beim „Tiroler“. Wegen seines Engagements für die Rechte der deutschsprachigen Bevölkerung wurde er 1921 von Italien ausgewiesen. 1922 wurde er Chefredakteur des „Allgemeinen Tiroler Anzeigers“. 1936 wurde er von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg als Leiter des Bundespressedienstes im Bundeskanzleramt nach Wien geholt. Aufgrund dieser Tätigkeit wurde er nach dem Anschluss im März 1938 verhaftet und ins Polizeigefängnis Wien eingeliefert. Am 25. September 1938 wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Hier war er zeitweise im Tischlereikommando eingesetzt. Nach seiner Entlassung am 8. Mai 1941 kehrte er nach Tirol zurück, wo er Kontakte zur Widerstandsgruppe Anton von Hradetzky unterhielt. Aufgrund seines Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime und seiner dreijährigen Haft im KZ Buchenwald wurde er nach Kriegsende 1945 Gründungs-Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung. Er baute die Zeitung zur führenden Zeitung Tirols aus, die er bis zu seinem Tod leitete. ''Quelle:'' *Österreichischer Kartellverband: Biografie Anton Klotz. Online: https://www.oecv.at/Biolex/Detail/12900228 (Stand: 17.10.2018).  +