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  • Stumper, Robert (1895-1977)  + (Robert Stumper (geb. 21.01.1895 in GrevenmRobert Stumper (geb. 21.01.1895 in Grevenmacher, gest. 15.04.1977 in Luxemburg) arbeitete nach seinem Chemiestudium ab 1922 als Ingenieur für verschiedene Firmen, unter anderem ab 1925 als Chef der Laboratorien bei einem luxemburgischen Stahlhersteller. Er publizierte zudem wissenschaftliche Bücher zu chemischen und biologischen Themen: In weit über hundert Texten beschäftigte er sich mit Ameisen, Orchideen und der angewandten Chemie. Seine Forschungen wurden unter anderem mit der Benennung einer Ameisenart nach ihm gewürdigt.</br></br>Während der deutschen Okkupation Luxemburgs wurde Stumper festgenommen, da er im Verdacht stand, für Russland Propaganda betrieben zu haben. Am 5. November 1941 wurde er mit anderen luxemburgischen Häftlingen in das SS-Sonderlager Hinzert eingeliefert, wo er unter der Nummer 2344 geführt wurde. Am 11. Februar 1942 wurde er von Hinzert aus an das Einsatzkommando Luxemburg zurücküberstellt, das ihn schließlich am 10. März 1942 entließ. Nach dem Krieg beantragte er zwar keine offizielle Anerkennung als Widerstandskämpfer, berichtete aber in verschiedenen Medien über seine KZ-Erfahrungen, so zunächst in seinem Bericht „Gestapo-Terror in Luxemburg“ (1949), aber auch in Zeitungen wie „Rappel“ (1951), dem „Livre d’Or de la Résistance luxembourgeoise“ (1952) und der „Obermoselzeitung“ (1945). Als Gründungspräsident der „Liga der Luxemburgischen politischen Gefangenen und Deportierten“ (LPPD) setzte er sich aktiv für die Rückkehr ehemaliger luxemburgischer Häftlinge ein.</br></br>Stumper gelang die soziale und berufliche Reintegration und er arbeitete nach seiner Heimkehr zunächst wieder bei dem Stahlhersteller ARBED, 1948 wechselte er zu einem Zementhersteller. Er widmete sich erneut auch wieder seinen Ameisenforschungen. Ab den 1950er Jahren scheint er nicht mehr aktiv in der Erinnerungsarbeit der ehemaligen luxemburgischen Häftlinge mitgewirkt zu haben.</br></br>''Quellen:''</br>*Dokumentations- und Forschungszentrum zum Widerstand in Luxemburg (Villa Pauly), schriftliche Auskunft vom 22.12.2014.</br>*National Archives at College Park, Maryland, NARA A 3355, Film 5, Teil I,II (weitergeleitet durch die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert).e Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert).)
  • Pury, Roland de (1907-1979)  + (Roland de Pury (geb. 15.11.1907 in Genf, gRoland de Pury (geb. 15.11.1907 in Genf, gest. 29.01.1979 in Aix-en-Provence) war als evangelischer Pfarrer in Lyon und als Verfasser verschiedener religiöser und gesellschaftlicher Schriften zu Beginn des Krieges eine prominente Person. </br>Der in Neuchâtel aufgewachsene de Pury studierte zunächst in Paris Theologie und später in Deutschland u.a. bei Karl Barth. Nach Stationen in Westfrankreich lebte er mit seiner Frau und seinen seinerzeit sechs Kindern in Lyon.</br>Dort wurde er am 30. Mai 1943 verhaftet – wie nicht nur seine Erzählungen sondern auch die überlieferten Dokumente belegen – kurz bevor er im Talar die Kanzel zum Gottesdienst betreten wollte. Er wurde für fünf Monate in Fort Moncoutant in Lyon inhaftiert. Von deutscher Seite aus wurde ihm vorgeworfen, mit Personen in Kontakt gestanden zu haben, die sich „gegen die Belange des Deutschen Reiches und der Besatzungsmacht schwerstens vergangen“ haben (Schreiben Dr. Krug von Nidda, Vichy, 5. Juni 1943, Nationalarchiv Bern, Dossier: de Pury, Roland; Signatur: E 2200.42-01). De Pury war ein bekannter Gegner einer Kollaboration mit den Deutschen und half Juden in Lyon sich zu verstecken bzw. zu fliehen. Dafür wurde ihm und seiner Frau 1976 die Ehrung in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ in Yad Vashem zuteil.</br>Überlieferte Dokumente im Schweizer Nationalarchiv Bern weisen nach, dass sich mehre Seiten für die Freilassung de Purys einsetzen: der Präsident des Schweizer Evangelischen Kirchenbunds, von staatlicher Seite der Schweizer Gesandte in Vichy und nicht zuletzt seine Ehefrau Jacqueline und die Kirchengemeinde von Lyon. Nach der Intervention des Eidgenössischen Politischen Departments wurde de Pury auf die Liste der Austauschhäftlinge gesetzt. Im Austausch gegen deutsche Spione, die in der Schweiz festgenommen worden waren, kam er am 28. Oktober 1944 in der Schweiz an.</br>Nach seiner Befreiung blieb de Pury im christlichen Widerstand aktiv, wofür er im September 1945 die Médaille de la Résistance erhielt. Den ersten Vortrag über seine Erlebnisse hielt er bereits am 5. Dezember 1943 im Schweizerischen Saint-Blaise – weitere folgten vor großem Publikum. Auch verfasste er weitere Bücher und Artikel etwa für „Le Monde“ in den 1950er Jahren. In den Folgejahren engagierte er sich weiterhin für gesellschaftliche Themen wie den Algerienkonflikt oder die Teilung Deutschlands.</br>1956 entschied sich de Pury für eine neue Berufung und wurde Dozent für Theologie in Kamerun und Madagaskar. Nach seiner Rückkehr 1965 war er bis zu seiner Pensionierung als Pfarrer aktiv. Am 29. Januar 1979 erlitt er auf dem Heimweg von einem Vortrag einen Gehirnschlag, an dem er starb.</br></br>''Quellen:''</br>* „Dossier: De Pury, Roland, 1907, Pasteur de l’Eglise réformée etc.“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 2200.16-02.</br>*„Dossier: De Pury, Roland“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 2200.42-01.</br>*„Dossier: De Pury, Roland, 1907“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 4320 B.</br>*„Dossier: De Pury, Roland, 1907, Lyon“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 2001 E.</br>*Rott, Martin: "Roland de Pury (1907-1979)". Online: https://www.reformiert-info.de/2323-0-37-5.html (Stand: 10.09.2019).o.de/2323-0-37-5.html (Stand: 10.09.2019).)
  • Weinstock, Rolf (1920-1952)  + (Rolf Weinstock (geb. 08.10.1920 in FreiburRolf Weinstock (geb. 08.10.1920 in Freiburg/Baden, gest. 1952) besuchte acht Jahre lang die Volksschule und absolvierte in einem Textilgeschäft in Emmendingen eine kaufmännische Lehre.</br>Am 10. November 1938 wurde er für sechs Monate im KZ Dachau interniert. Am 17. Juni 1940 deportierte man ihn zusammen mit seiner Mutter und Großmutter und den letzten Emmendinger Juden in das Lager Gurs in Südfrankreich. Als einziger Emmendinger überlebte Rolf Weinstock das KZ Auschwitz und die letzten Kriegsmonate im KZ Buchenwald. 1945 kehrte er nach Emmendingen zurück und wurde hier Leiter der Betreuungsstelle für die Opfer des Nationalsozialismus sowie Vorsitzender der Ortsgruppe der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Weinstock stirbt im Alter von 32 Jahren an den Spätfolgen der Haft.</br></br>''Quellen:''</br>*Barck, Simone: Antifa-Geschichte(n) – eine literarische Spurensuche in der DDR der 1950er und 1960er Jahre. Köln u.a. 2003, S. 48-54.</br>*Fischer, Anna: „Nachwort“. In: Weinstock, Rolf: Rolf, Kopf hoch! – Die Geschichte eines jungen Juden. Berlin-Potsdam 1950, S. 147.</br>*Heymann, Stefan: „Übertreibung und falsche Darstellung – Rolf Weinstocks 'Rolf, Kopf hoch!'“ In: Die Tat (1950).</br>*Jenne, Hans-Jörg und Gerhard A. Auer: Geschichte der Stadt Emmendingen. Bd. 2: Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945. Emmendingen 2011.</br>*Monteath, Peter: Erinnerung an Holocaust und Literaturpolitik in der DDR – der Fall Rolf Weinstock. In: Benz, Wolfgang (Hg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Frankfurt/Main u.a. 1998, S. 288-306.</br>*o.A.: „ ... war mein Schicksal nicht umsonst“. In: BZ am Abend (1950), Nr. 301.</br>*Reuter, Elke und Detlef Hansel: Das kurze Leben der VVN von 1947 bis 1953. Berlin 1997.en der VVN von 1947 bis 1953. Berlin 1997.)
  • Olden, Rudolf (1885-1940)  + (Rudolf Olden (geb. 14.01.1885 in Stettin, Rudolf Olden (geb. 14.01.1885 in Stettin, gest. 17.08.1940 im Atlantik) nahm nach seinem Studium der Rechtswissenschaften am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist in Wien beim „Neuen Tag“, bevor er 1926 nach Berlin zu Theodor Wolffs „Berliner Tageblatt“ wechselte. Dort wurde er bald darauf stellvertretender Chefredakteur. Überdies schrieb er für „Die Weltbühne“ sowie „Das Tagebuch“. 1929 veröffentlichte Olden eine Biographie über Gustav Stresemann. Er engagierte sich zudem in der Liga für Menschenrechte und war einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Olden entging 1933 nur knapp der Verhaftung, bevor er nach Prag floh und von dort über Österreich und die Schweiz weiter nach Paris. Ab 1936 hielt er an der Oxford University und der London School of Economics Vorlesungen über deutsche Geschichte. Überdies war Olden als ehrenamtlicher Sekretär des Deutschen PEN-Clubs London aktiv und engagierte sich für zahlreiche verfolgte Schriftstellerinnen und Schriftsteller.</br></br>Im Exil setzte er sein umfangreiches publizistisches Wirken fort: 1933 veröffentlichte er im Prager Malik Verlag anonym „Hitler, der Eroberer. Die Entlarvung einer Legende“, im Jahr darauf folgte ein Buch über Hindenburg und 1935 schließlich erschien sein Hitler-Buch unter seinem Namen im Amsterdamer Querido Verlag.</br></br>''Quellen:''</br></br>* Müller, Ingo: „Olden, Rudolf“. In: Neue Deutsche Biographie (1998), Nr. 19, S. 505f. Online: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118915363.html (Stand: 17.09.2019).</br>* „Olden, Rudolf“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: INV-0309. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=INV-0309 (Stand: 19.09.2019).f?documentId=INV-0309 (Stand: 19.09.2019).)
  • Andreas-Friedrich, Ruth (1901-1977)  + (Ruth Andreas-Friedrich (geb. 23.09.1901 inRuth Andreas-Friedrich (geb. 23.09.1901 in Berlin, gest. 17.09.1977 in München) war in der Wandervogelbewegung aktiv. Anfang der zwanziger Jahre absolvierte sie eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin und 1922/23 zur Buchhändlerin. 1924 heiratete sie den Fabrikdirektor Otto A. Friedrich; ein Jahr später wurde ihre gemeinsame Tochter geboren.</br>Schon in den zwanziger Jahren begann sie für verschiedene Zeitungen und Frauenzeitschriften zu schreiben, auch über den Regierungsantritt der Nationalsozialisten hinaus, vor allem für die Zeitschrift „Die junge Dame“. Nach der Scheidung lebte Ruth Andreas-Friedrich mit dem Dirigenten Leo Borchardt zusammen, dem 1933 ein Auftrittsverbot auferlegt wurde.</br></br>Ruth Andreas-Friedrich und ihr Lebensgefährte waren Teil der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“, die sich vor allem um Verfolgte des NS-Regimes kümmerte, Juden falsche Papiere, Unterkünfte, Lebensmittelkarten usw. beschaffte, Männer mit Attesten vor dem Wehrdienst bewahrte und schließlich auch Parolen an Häuser malte, Flugblätter verteilte sowie Sabotage etwa in der Rüstung oder auch der NS-Propaganda betrieb.</br></br>Nach dem Krieg arbeitete Ruth Andreas-Friedrich weiter als Journalistin, sie wurde Herausgeberin von zwei Frauenzeitschriften, unter anderem der Wochenzeitung „sie“. 1948 zog sie nach München, wo sie vor allem zahlreiche erfolgreiche Ratgeber verfasste. Im September 1977 nahm sie sich das Leben.</br></br>''Quellen:''</br>*Drews, Jörg: "Nachwort". In: Andreas-Friedrich, Ruth: Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938-1945. Frankfurt am Main 1986, S. 291-313.</br>*Friedrich, Karin: Zeitfunken. Biographie einer Familie. München 2000.</br></br>*Gretter, Susanne: „Kurzbiographie“. Online: http://fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ruth-andreas-friedrich (Stand: 09.09.2019).uth-andreas-friedrich (Stand: 09.09.2019).)
  • Gles, Sally (1910-1937)  + (Samuel Glesel (geb. 27.06.1910 in ChrzanówSamuel Glesel (geb. 27.06.1910 in Chrzanów, Russisches Kaiserreich, gest. 05.11.1937 in Leningrad) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Glesel war Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Als Autor war er tätig für die kommunistischen Zeitschriften ‚Rote Fahne‘, ‚Welt am Abend‘ und ‚Arbeiterstimme‘. Er emigrierte 1932 mit seiner Ehefrau Elisabeth Wellnitz in die Sowjetunion. 1934 erfolgte die Aberkennung der deutschenStaatsbürgerschaft, 1935 wurde er sowjetischer Staatsbürger. Unter dem Pseudonym Sally Gles veröffentlichte er unter anderem ein Drama, ein Schauspiel und zwei Erzählbände im Kiewer Staatsverlag der nationalen Minderheiten der UdSSR. Die ‚Stalinschen Säuberungen‘ (Verfolgung und Tötung von aus stalinistischer Sicht politisch „unzuverlässigen“ und oppositionellen Personen) resultierten für ihn im Jahr 1936 in einem Ausschluss aus dem sowjetischen Schriftstellerverband und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), was gleichzeitig ein Berufsverbot war. Am 4. September 1937 wurde er im Rahmen der sogenannten Deutschen Operation verhaftet und am 29. Oktober 1937zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 5. November 1937 durch Erschießen vollstreckt. </br></br>'''Quellen:'''</br></br>* „Samuel Glesel“. In: Wikipedia. Online: '"`UNIQ--nowiki-0000000A-QINU`"' (Stand 05.07.2022).</br></br>* Schindler, Anja: Samuel Glesel: „… dass ich ehrlich und mit ganzer Kraft für die Partei und die Sowjetunion gewirkt und gestritten habe“. In: „»Ich kam als Gast in euer Land gereist…“ Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors. Familienschicksale 1933–1956. Hrsg. von Wladislaw Hedeler und Inge Münz-Koenen. Berlin: Lukas Verlag 2013, S. 52-63.enen. Berlin: Lukas Verlag 2013, S. 52-63.)
  • Herrmann, Simon Heinrich (1907-?)  + (Simon Heinrich Herrmann (geb. 27.04.1907 iSimon Heinrich Herrmann (geb. 27.04.1907 in Schwabach) stammte aus Deutschland. Mit seiner Frau Ilse Herrmann-Portje (geb. 13.09.1916 in Ochtrup), die er am 5. August 1942 geheiratet hatte, wurde er am 20. Juli 1943 gemeinsam mit anderen holländischen Juden aus Amsterdam in das Sammellager Westerbork deportiert. Wann und warum er mit seiner Frau in die Niederlande gezogen war, ist nicht bekannt. Herrmann selbst war in Westerbork in der Baracke 60 untergebracht, seine Frau in Baracke 65. Von dort wurden sie gemeinsam am 11. Januar 1944 nach Bergen-Belsen gebracht. Wie die Quellen belegen, verließ das Ehepaar am 10. Juli 1944 im sogenannten Palästinatransport das Konzentrationslager und überlebte so die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.</br></br>''Quelle:''</br>*Informationen des Herinneringscentrum kamp Westerbork (Gedenkstätte Westerbork) kamp Westerbork (Gedenkstätte Westerbork))
  • Szende, Stefan (1901-1985)  + (Stefan Szende (geb. 10.04.1901 in SzombathStefan Szende (geb. 10.04.1901 in Szombathely/Ungarn, gest. 1985) wurde als István Szende in eine liberale, jüdische Familie geboren. Szende besuchte die Volksschule und ein katholisches Ordensgymnasium, das er 1919 mit dem Abitur abschloss. Schon 1919 engagierte er sich in der Kommunistischen Partei Ungarns und geriet in die Wirren um die kurzlebige ungarische Räterepublik. Daher schickte ihn seine Familie nach Wien, wo er ein Philosophiestudium aufnahm. 1921 wechselte er nach Budapest, wo er nun Rechts- und Staatswissenschaften studierte. Neben dem Studium war er weiterhin politisch aktiv und veröffentlichte Rezensionen und Essays. 1924 schloss er das Studium ab, 1925 folgte die Promotion. Im Jahr darauf wurde er wegen Äußerungen in seinen Artikeln und in einer Versammlung verhaftet. Als Szende im Sommer 1928 aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, floh er aus Ungarn nach Österreich, um einer langjährigen Haftstrafe zu entgehen. Hier konnte er mit Unterstützung der Roten Hilfe Fuß fassen. Er nahm sein abgebrochenes Philosophiestudium wieder auf und wurde um 1930 zum Dr. phil. promoviert.</br>Kurz zuvor war er im Zuge stalinistischer Säuberungen aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. Szende verließ Österreich und zog nach Berlin, wo er 1931 Mitglied der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO) wurde, einer Abspaltung von der KPD. Im Jahr darauf wechselte er mit vielen Anderen gemeinsam in die neu gegründete Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), für die er nach Machtantritt Hitlers auch illegal arbeitete.</br>Nach Verhaftungen durch die Gestapo hatte Szende ab August 1933 kurze Zeit die Leitung der SAP inne, bevor auch er am 22. November 1933 verhaftet wurde. Tagelang wurde er in einem Folterkeller der SA verhört und misshandelt. Am 1. Dezember 1933 schließlich kam er in das Konzentrationslager Columbiahaus; Verhöre und Misshandlungen waren auch hier an der Tagesordnung. Anfang 1934 wird Szende in das Konzentrationslager Oranienburg verlegt, wo er als Jude besonderen Drangsalierungen und Folterungen ausgesetzt war. Am 20. März 1934 wurde er in das Untersuchungsgefängnis Moabit überstellt.</br>Vom 26. November bis zum 1. Dezember 1934 fand vor dem Volksgerichtshof der Prozess gegen Szende und andere SAP-Mitglieder statt, in dem er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Da ihm die bisherige Haftzeit anerkannt wurde, wurde er nach einem Jahr Haft im Zuchthaus Luckau am 6. Dezember 1935 entlassen, an die tschechische Grenze gebracht und abgeschoben.</br>In Prag schloss sich Szende der Exil-SAP an, deren Prager Leitung er kurz darauf übernahm. In Tschechien lebte er mit seiner Frau und Tochter in prekären Verhältnissen, da er als Flüchtling keine Arbeit aufnehmen durfte. Im Oktober 1937 gelang es ihm schließlich, eine Einreiseerlaubnis für sich und seine Familie nach Schweden zu erhalten. Hier arbeitete er weiter politisch und konnte die Familie durch journalistische Arbeiten ernähren. In Schweden veröffentlichte er 1944 sein Buch „Der letzte Jude aus Polen“, dem weitere politische, vor allem außenpolitische Schriften folgten. Im Herbst 1944 trat Szende zusammen mit vielen anderen SAP-Mitgliedern, unter ihnen auch Willy Brandt, zur SPD über.</br>Nach Kriegsende blieb er in Schweden, wo er als Journalist und Publizist arbeitete, unter anderem war er als skandinavischer Korrespondent des RIAS tätig. Szende erhielt 1972 das Bundesverdienstkreuz. 1975 veröffentlichte er seine Erinnerungen.</br></br>''Quellen:''</br>*„Stefan Szende“. In: Wikipedia. Online: https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Szende (Stand: 19.09.2019).</br>*„Szende, Stefan“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Dokument-ID: BHB-3590. De Gruyter. Online unter: http://db.saur.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=BHB-3590 (Stand: 19.09.2019).f?documentId=BHB-3590 (Stand: 19.09.2019).)
  • Balk, Theodor (1900-1974)  + (Theodor Balk, eigentlich Fodor Dragutin, aTheodor Balk, eigentlich Fodor Dragutin, auch T.K. Fodor, (geb. am 22.09.1900 in Semlin bei Belgrad, gest. am 25.03.1974 in Prag) wurde in eine deutsch-jüdische Familie geboren und studierte in Zagreb und Wien Medizin. Er promovierte 1925. Danach ließ er sich in Belgrad nieder, wo er auch Beiträge für die kommunistische Presse verfasste. 1929 wanderte er aus politischen Gründen nach Deutschland aus und wurde Mitglied der KPD. Er schrieb für „Die Linkskurve“ und „Die Rote Fahne“. 1933 emigrierte er über Prag nach Paris, wo er Mitarbeiter deutschsprachiger Exilperiodika wie „Internationale Literatur“, „Neue Deutsche Blätter“ und „Das Wort“ war. Hier lernte er auch seine zukünftige Frau Lenka Reinerová kennen, die er 1943 heiratete. Seit 1936 nahm Balk als Bataillonsarzt der Internationalen Brigade am Spanischen Bürgerkrieg teil. 1939 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er interniert wurde. </br>1941 konnte er nach Mexiko emigrieren, wo er einer der führenden Mitarbeiter der Zeitschrift „Freies Deutschland“ wurde. Nach Kriegsende kehrte Balk 1945 nach Jugoslawien zurück, wo in Belgrad seine Tochter geboren wurde. Wegen einer schweren Erkrankung wurde Balk dort in eine Klinik eingeliefert. Bei dem anschließenden Kuraufenthalt in Karlsbad beschloss die Familie, nicht mehr nach Jugoslawien zurückzukehren. Ab 1948 lebte die Familie in Lenka Reinerovás Heimatstadt Prag.</br></br>''Quellen:''</br>*Künstlerkolonie Berlin. Online: http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/balk.htm (Stand: 10.09.2019).</br>*o.A.: „Balk Theodor“. In: Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Leipzig 1964, S. 80f.deutscher Literatur. Leipzig 1964, S. 80f.)
  • Wolf, Viktoria (1903-1992)  + (Victoria Wolff (geb. 10.12.1903 in HeilbroVictoria Wolff (geb. 10.12.1903 in Heilbronn, gest. 16.09.1992 in Los Angeles) wurde als Tochter des jüdischen Lederwarenfabrikanten Jakob Victor in eine der angesehensten großbürgerlichen Familien Heilbronns geboren. Ihr Mädchenname war Gertrud Victoria Victor. Über die Mutter Irma Victor (1879-1965), eine in Laupheim/Württemberg geborene Loewenthal, ist nur wenig bekannt. </br>Gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Maja erlebte sie eine unbeschwerte Kindheit. Als Mitinhaber der Lederfabrik Heilbronn Gebrüder Victor war der Vater einer der wichtigsten Arbeitgeber Heilbronns. Auf die schulische Ausbildung der Töchter wurde viel Wert gelegt. Ab 1917 besuchte Victoria die höhere Mädchenschule. 1917 schickten die Eltern sie mit einer ministeriellen Sondergenehmigung auf das Heilbronner Knabenrealgymnasium, scheinbar gegen den Willen Victorias, die offenbar keine große Begabung für Mathematik hatte. Selbst die Nachhilfe von Cousin Albert Einstein scheint hier nur mäßigen Erfolg gehabt zu haben. </br>Bereits als Schülerin begann sie kleine feuilletonistische Beiträge für die lokale „Neckar-Zeitung“ zu schreiben. Mit 16 Jahren erhielt sie ihren ersten Reportage-Auftrag. Nach dem Abitur 1922 begann sie im April desselben Jahres auf Wunsch ihres Vaters, der 1918 überraschend verstorben war und dem an einem handfesten naturwissenschaftlichen Studium seiner Tochter gelegen hatte, an der Universität in Heidelberg Chemie zu studieren.</br>Ihr eigentliches Interesse galt jedoch der Literatur. Heimlich belegte sie nebenher literaturwissenschaftliche Seminare und Vorlesungen. Nach dem zweiten Semester wechselte sie an die Münchener Universität. Nach ihrer Heirat am 29. April 1924 mit dem Heilbronner Textiltechniker und -fabrikanten Dr. Alfred Wolf (1898-1981) brach sie das Studium ab. Im Juli 1926 wurde die Tochter Ursula Julia geboren, zwei Jahre später, im Juni 1928, der Sohn Frank Jakob.</br>Ende der zwanziger Jahre verfasst sie für die „Neckar-Zeitung“, das „Stuttgarter Neue Tagblatt“, die „Frankfurter Zeitung“ und die „Dame“ zunächst noch unter ihrem bürgerlichen Namen Trude Wolf Erzählungen, Essays und vor allem Reiseberichte. Im Frühjahr 1932 erschien ihr erster Roman „Eine Frau wie du und ich“ unter dem Pseudonym Victoria T. Wolf im Dresdner Carl-Reißner-Verlag. Im Mittelpunkt des Werks steht die Schriftstellerin George Sand. Bereits hier etabliert sich ein immer wiederkehrendes Thema ihres Schaffens: Immer wieder widmet sie sich der ‚modernen‘ Frau in ihrer Eigenständigkeit und ihrem Anspruch auf Selbstbestimmung sowie der Auseinandersetzung der emanzipierten Frau mit dem konservativen Mann.</br>Der Verleger Neven Dumont wurde auf Wolff aufmerksam und schickte sie 1932 auf eine Reportagereise nach Russland. Sie berichtete von dort in einer zwölfteiligen Serie „Die Frau in Rußland“ über die Situation und Stellung der Frau. Weitere Publikationen folgten. Der Roman „Mädchen im Dreieck“ festigte 1932 Wolffs Ruf als vielversprechende Nachwuchsschriftstellerin. </br>Doch Wolff erkannte, dass sie als jüdische Autorin keine Zukunft mehr in ihrer Heimat hatte. Am 1. April 1933 floh sie gemeinsam mit den beiden Kindern und einem Kindermädchen in die Schweiz. Im September 1933 wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Möglichkeit genommen, in Deutschland journalistisch oder schriftstellerisch tätig zu sein. Der Ehemann Alfred Wolf blieb zunächst in Deutschland zurück und kümmerte sich um die Textilfabrik, an den Wochenenden besuchte er seine Familie. Erst 1936 entschloss er sich ebenfalls zur Emigration. In Österreich bot ihm die Textilfirma Bunzl und Biach eine Stellung. </br>Wolff publizierte trotz der Umstände immer weiter, teilweise unter Pseudonymen wie unter dem Namen ihres damaligen Kindermädchens Ellinor Colling. Sie unternahm Reisen nach Palästina und Ägypten, schrieb Reportagen und verarbeitete diese Eindrücke auch in Romanform. 1936 wurde ihr Roman „Gast in der Heimat“ zum ‚schädlichen und unerwünschten Schrifttum‘ erklärt, vier Jahre später folgte das Gesamtverbot ihrer Werke. In ihrem Exil im Tessiner Ascona gehörten verschiedene namhafte Schriftsteller zu Wolffs Bekanntenkreis, darunter unter anderem Bertolt Brecht, Leonhard Frank und Erich Maria Remarque.</br>Als ihre Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz endgültig auslief, floh Wolff mit den Kindern im Juni 1939 in die Nähe von Nizza. Ihr Mann wurde seit September 1939 zunächst bei Antibes, später im Lager Les Milles bei Marseille festgehalten. Im Juni 1940 wurde auch Victoria Wolff wegen Spionageverdachts im Gefängnis von Tournon inhaftiert. Mit dem Waffenstillstandsabkommen vom 25. Juni kam sie jedoch wieder frei. Durch die Hilfe ihrer in den USA lebenden Schwester Maja und ihres Onkels Selmar Loewentahl sowie durch die Unterstützung von Albert Einstein und Thomas und Erika Mann gelangte die Familie über Spanien und Portugal 1941 in die USA.</br>Victoria Wolff brachte die Kinder zu ihrer Schwester nach Los Angeles, blieb selbst aber zunächst in New York, wo sie an der Columbia University Kurse in englischer Literatur besuchte. Ihr Mann fand Arbeit in einer Textilfabrik in Massachusetts. Im Herbst 1941 zog sie zu ihrer Schwester nach Beverly Hills. Mit dem in Frankreich entstandenen Roman „Das weiße Abendkleid“, der unter dem Titel „Tales of Manhattan“ mit Rita Hayworth und Charles Laughton in den Hauptrollen verfilmt wurde, gelang ihr der Einstieg als Drehbuchautorin. Das brachte ihr bis 1949 gute Verdienstmöglichkeiten. Auch hier knüpfte sie schnell Kontakte und beschrieb für Zsa Zsa Gabor deren Flucht von Ungarn nach Amerika in „Every Man for Herself“ (1943).</br>1945 ließ sie sich von ihrem Mann scheiden und heiratete in Los Angeles 1949 den Berliner Kardiologen und Prominentenarzt Erich Wolff – damit erklärt sich die unterschiedliche Schreibweise ihres Nachnamens. „Nach mir kannst Du niemand mehr heiraten, denn einen Wolf mit drei ‚f‘ gibt es nicht!“, soll Erich Wolff zur Namenswandlung bemerkt haben. Seit Anfang der 1940er Jahre führte er seine Praxis in der deutschen Exilkünstlerkolonie von Los Angeles. </br>1954 erschien nach über zehn Jahren mit „Keine Zeit für Tränen“ erstmals wieder ein längerer Roman, den sie unter dem Pseudonym Claudia Martell – dem Namen ihrer fiktiven Heldin aus „Gast in der Heimat“ (1935) – veröffentlichte. Sie arbeitete zudem weiterhin journalistisch, etwa bei der jüdischen Emigrantenzeitschrift „Aufbau“, die von einem anderen Heilbronner, Willi Schaber, herausgegeben wurde. Einer ihrer größten Erfolge, „Stadt ohne Unschuld“, entstand 1956. Darin setzte sie ihrer neuen Heimat Los Angeles ein literarisches Denkmal.</br>1949 besuchte Victoria Wolff auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Meyle das zerstörte Heilbronn. Zum letzten Mal war sie 1985 im Rahmen einer Begegnungswoche jüdischer Mitbürger zu Gast in ihrer Heimatstadt. 1972 wurde sie für ihr umfangreiches schriftstellerisches Werk von der Hollywood Foreign Press Association ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt sie außerdem das „Certificate of MERIT of Distinguished Historical Biography“ (London). </br></br>Trotz der weltweiten Berühmtheit Viktoria Wolffs sind die frühen Romane der Autorin aus der Zeit der Weimarer Republik sowie die Romane, die Verfolgung und Exil zum Thema haben, in Vergessenheit geraten. In ihrer Heimatstadt Heilbronn vergibt das Robert-Meyer-Gymnasium, das Viktoria Wolff als Schülerin besuchte, seit 2002 den Viktoria-Wolff-Preis für überdurchschnittliche Leistungen in den Bereichen Kunst, Literatur, Musik und Theater.</br></br>''Quellen:'' </br>*FemBio - Frauen Biographieforschung. Online: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/victoria-wolff (Stand: 18.09.2019).</br>*Heimberg, Anke: „Victoria Wolff (1903–1992)“. In: Jürgs, Britta (Hg.): Leider hab ich´s Fliegen ganz verlernt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit. Berlin 2000, S. 215-240.uen Sachlichkeit. Berlin 2000, S. 215-240.)
  • Frankl, Viktor E. (1905-1997)  + (Viktor E. Frankl (geboren am 26.03.1905 inViktor E. Frankl (geboren am 26.03.1905 in Wien, gestorben am 02.09.1997 in Wien) wurde als zweites von drei Kindern in eine fromme jüdische Familie geboren, die über Generationen viele Rabbiner hervorgebracht hat. Die Mutter stammte aus Prag, der Vater – Direktor im Ministerium für soziale Verwaltung – aus Südmähren. Frankl besuchte das Wiener Sperlgymansium und beschäftigte sich bereits früh mit Philosophie und Psychologie. Er korrespondierte mit Sigmund Freud und schrieb seine Abiturarbeit über „Die Psychologie des philosophischen Denkens“. Nach dem Abitur studierte er Medizin und nebenbei auch Philosophie und Psychologie. Seine anfängliche Begeisterung für Sigmund Freud ging zunächst auf den Individualpsychologen Alfred Adler, später auf Max Scheler über. Bereits als 21-Jähriger publizierte er erste Fachartikel und hielt Vorträge. 1926 sprach er bereits über Logotherapie als sinnzentrierte Psychotherapie, die den Menschen helfen sollte, ihren individuellen Lebenssinn zu entdecken und ihre ureigene Aufgabe in der Welt zu übernehmen. Wesentliches Merkmal des Ansatzes ist die Freiheit des menschlichen Geistes, die Welt zu gestalten und mitzuformen. </br></br>Schon als Medizinstudent arbeitete er in den von Alfred Adler initierten Erziehungs- und Jugendberatungsstellen mit. Sein Anliegen war es insbesondere, Selbstmorde unter Jugendlichen zu verhindern. Nach Abschluss des Studiums spezialisierte sich Frankl zum Psychiater und Neurologen und arbeitete ab 1933 in der psychiatrischen Klinik am Steinhof, wo er die Abteilung für suizidgefährdete Patientinnen leitete. 1937 ließ er sich mit einer eigenen Praxis nieder. </br></br>Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs wurde ihm 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft untersagt, arische Patienten zu behandeln. 1940 übernahm er die Leitung der neurologischen Abteilung des Rothschild-Spitals, des einzigen Krankenhauses, in dem in Wien noch jüdische Patienten behandelt werden konnten. Auch hier stand die Suizidfrage im Zentrum von Frankls Tätigkeit. Einige seiner Gutachten aus dieser Zeit sollen Patienten davor bewahrt haben, dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm zum Opfer zu fallen.</br></br>Viktor Frankl hoffte auf eine Emigration in die USA. Im November 1941 erhielt er das ersehnte Visum, zögerte jedoch aus Sorge um seine Eltern die Abreise hinaus bis dieser Weg versperrt war. Im Dezember 1941 heiratete er seine Freundin Tilly Grosser, eine Stationsschwester des Rotschild-Spitals, die vierzehn Jahre jünger war als er. Er begann mit der Niederschrift seines Buches „Ärtzliche Seelsorge“. </br></br>Er selbst, seine Frau sowie seine Eltern wurden am 25. September 1942 in das Getto Theresienstadt deportiert. Seine Schwester war zuvor nach Australien entkommen und sein Bruder Walter befand sich mit seiner Frau auf der Flucht in Italien. </br></br>Frankl arbeitete – getrennt von seiner Familie – in Theresienstadt als Arzt und war daher besser gestellt als die meisten anderen Häftlinge. Er wohnte zusammen mit Ärzten und war Leiter eines psychologischen Beratungsdienstes, des ‚Referats für psychische Hygiene‘. Er baute eine Interventionsgruppe zur Verhinderung von Suiziden auf und hielt zahlreiche Vorträge. Diese Zeit bezog er jedoch nicht in seinen Bericht über die Konzentrationslager mit ein. </br></br>Sein Vater starb 82-jährig am 13. Februar 1943 im Getto. Frankl und seine Frau erhielten Mitte Oktober 1944 die Aufforderung zum Osttransport. Frankl nähte einen Durchschlag des Manuskripts in das Futter seines Mantels ein. Das Manuskript ging jedoch verloren. Am 19. Oktober 1944 wurden sie von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht, vier Tage später folgte seine Mutter, die dort sofort getötet wurde. An der Rampe wurde er von seiner Frau getrennt, sie starb später in Bergen-Belsen nach der Befreiung durch die britischen Truppen. </br></br>Seine Erinnerungen an die Ankunft in Auschwitz schrieb Frankl erstmal in seinen 1995 publizierten Lebenserinnerungen „Was nicht in meinen Büchern steht“ auf. Der Grund sei, so legt er dar, dass er sich nicht sicher sei, ob er es sich nicht „vielleicht nur einrede“ (Frankl 1995, S. 71). In seiner Erinnerung sei er von Mengele bei der Selektion am Bahnhof von Auschwitz zunächst für die Vergasung selektiert worden. Er sei jedoch hinter dem Rücken von Mengele nach rechts gegangen. </br></br>Wahrscheinlich war Viktor Frankl nur zwei Tage in Auschwitz, bevor er nach Kaufering, einem Außenlager des KZ Dachau, transportiert wurde. Hier musste er fünf Monate lang auszehrende Erdarbeiten verrichten. Am 8. März 1945 kam er in das ebenfalls zu Dachau gehörende Lager Türkheim. Hier starb er beinahe an einer Fleckfieberinfektion und versuchte, sein Buch „Ärztliche Seelsorge“ stenografisch zu rekonstruieren. Am 27. April 1945 wurde er dort von der US-Armee befreit. Im August kehrte er nach Wien zurück. Innerhalb weniger Tage erfuhr er dort vom Tod seiner Frau, seiner Mutter und seines Bruders, die in Auschwitz und dessen Nebenlagern ums Leben kamen. Ende 1945 erschien sein Buch „Ärztliche Seelsorge“ in Wien, 1946 der Bericht „Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager“. </br></br>1947 heiratete er Eleonore Schwindt, im Dezember wurde die Tochter Gabriele geboren. Außerdem veröffentlichte er sein Werk „Psychotherapie in der Praxis“ sowie zwei weitere Bücher. Er wurde 1948 mit einer philosophischen Dissertation über das Thema „Der unbewusste Gott“ promoviert und war als Privatdozent für Neurologie und Psychiatrie an der Wiener Universität tätig. 1950 gründete er die „Österreichische Ärztegesellschaft für Psychotherapie“, deren erster Präsident er wurde. Sein Buch „Logos und Existenz“ erschien 1951 im Amandus Verlag und rundete die Grundlage der Logotherapie ab. Diese wird auch die ‚Dritte Wiener Richtung‘ nach der Psychoanalyse von Freud und der Individualpsychologie von Alfred Adler genannt.</br></br>1955 wurde er Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien, hatte aber auch Gastprofessuren in Harvard, Dallas und Pittsburgh inne. Von Universitäten in aller Welt wurden ihm 29 Ehrendoktorate verliehen. Neben zahlreichen Würdigungen und Auszeichnungen wurden ihm 1995 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien sowie das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen.</br>1992 wurde in Wien das „Viktor-Frankl-Institut“ gegründet, dessen Vorstand sich aus akademischen Freunden und Familienmitgliedern Frankls zusammensetzt. 1995 veröffentlichte er seine Autobiographie „Was nicht in meinen Büchern steht“, die englische Übersetzung erschien 1997 unter dem Titel „Viktor Frankl-Recollections“. Insgesamt hat er mehr als 30 Bücher geschrieben, die in weit über 20 Sprachen übersetzt wurden. „Man's search for meaning“ ist sein erfolgreichstes Buch und wurde weltweit 12 Millionen Mal verkauft. Das letzte Buch Frankls erschien 1997. </br>Viktor Frankl war in seiner Freizeit begeisterter Bergsteiger und Alpinist. Mit 67 Jahren machte er auch den Pilotenschein. </br></br>''Quellen:''</br>*Frankl, Viktor E.: Was nicht in meinen Büchern steht. Lebenserinnerungen. Weinheim/Basel 2002.</br>*Viktor Frankl Institute Vienna. Online: http://www.viktorfrankl.org/ (Stand: 29.04.2019).</br>*Viktor Frankl Zentrum Wien. Online: http://www.franklzentrum.org/index.php?show=8010 (Stand: 29.04.2019).g/index.php?show=8010 (Stand: 29.04.2019).)
  • Adam, Walter (1886-1947)  + (Walter Adam (geb. 06.01.1886 in KlagenfurtWalter Adam (geb. 06.01.1886 in Klagenfurt, gest. 26.02.1947 in Innsbruck) besuchte zunächst die Kadettenschule in Innsbruck, anschließend bis 1912 die Kriegsschule in Wien. Während des Ersten Weltkriegs war er Offizier des Generalstabs in Südosteuropa, zuletzt in der Türkei. Nach dem Krieg blieb Adam zunächst bis 1924 bei der österreichischen Armee. Danach arbeitete er als stellvertretender Chefredakteur der Wiener Tageszeitung „Reichspost“. 1934 wurde Adam Staatsrat und Bundeskommissar für den Heimatdienst, zeitgleich war er bis 1936 Generalsekretär der Vaterländischen Front. Ab 1937 leitete Adam den Pressedienst im Bundeskanzleramt. Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs wurde Adam entlassen und in das Konzentrationslager Dachau eingewiesen; zeitweise war er in Flossenbürg inhaftiert. Nach seiner Entlassung 1943 war ihm der Aufenthalt in Österreich verboten, daher lebte Adam im Rheinland. 1947 starb er an Tuberkulose.</br></br>''Quellen:''</br>*Adam, Walter: Nacht über Deutschland. Erinnerungen an Dachau. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Dritten Reiches. Wien 1947.</br>*„Adam, Walter“. In: Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation. Online: https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_A/Adam_Walter_1886_1947.xml;internal&action=hilite.action&Parameter=walter%20adam (Stand: 18.09.2019).</br>*„Der erste Dachau-Transport aus Wien, 1. April 1938. Dokumente und biographische Angaben zu den Häftlingen.“ In: Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand. Online: http://www.doew.at/erinnern/fotos-und-dokumente/1938-1945/der-erste-dachau-transport-aus-wien-1-april-1938/adam-walter-dr (Stand: 18.09.2019).n-1-april-1938/adam-walter-dr (Stand: 18.09.2019).)
  • Feuerbach, Walter (1907-1996)  + (Walter Ferber (24.12.1907 in Buer-Erle, geWalter Ferber (24.12.1907 in Buer-Erle, gest. 13.04.1996 in Lungern) entstammte als Sohn eines Bergarbeiters und einer Näherin kleinen Verhältnissen, aus denen er sich hocharbeitete. Nach einer kaufmännischen Lehre begann er als katholisch geprägter Journalist und Schriftsteller zu arbeiten, unter anderem bei Zeitungen der Zentrumspartei. Bereits in diesem frühen Stadium engagierte sich der Pazifist Ferber gegen die nationalsozialistische Politik. 1932 emigrierte er nach Wien, wo er bis zum Anschluss Österreichs im März 1938 als freier Journalist für verschiedene Zeitungen schrieb und in den Emigranten- sowie in katholischen Intellektuellenkreisen aktiv war. Nach seiner Verhaftung wurde Ferber am 17. Juni 1938 mit der Häftlingsnummer 690 in das Konzentrationslager Dachau gebracht, von wo er am 27. September 1939 nach Flossenbürg überstellt wurde; am 2. März 1940 wurde er nach Dachau zurückverlegt. Im November 1942 überstellte man Ferber ‚zur Bewährung‘ an die deutsche Wehrmacht. Ihm gelang die Flucht und er schlug sich in die Schweiz durch. Laut seinem Bericht gelang ihm am 23. November 1942 die Flucht. Im schweizerischen Fribourg nahm er das Pseudonym Walter Feuerbach an, um studieren zu können. Nach Kriegsende war er zunächst Chefredakteur des „Neuen Abendlands“ und später der „Föderalistischen Hefte“, daneben unterrichtete er Politologie an der Theologischen Hochschule in Dillingen und schrieb für zahlreiche andere Zeitungen. Ferber kehrte bis 1953 nach Deutschland zurück und setzte sich für einen föderalistischen Neubeginn in Deutschland ein. Dieses Thema verhandelte Ferber nicht nur in seinem Tatsachenbericht, sondern er versuchte auch, auf vielfache Weise eine katholische Ausrichtung Deutschlands zu begünstigen, und stand hierfür im Kontakt mit prominenten katholischen Vertretern internationaler Organisationen. Ferber plante, eine katholische Europa-Liga aufzubauen und so das politische und gesellschaftliche Mitspracherecht der Katholiken zu stärken und über die Ländergrenzen hinweg in Westeuropa zu vernetzen. Heute gilt Ferber „als zentrale Figur des d[eutschen] Föderalismus“ (Conzemius, o.S.), da er in zahlreichen Artikeln und Gesprächen die Vorteile eines föderalistisch aufgebauten Staates vertrat.</br></br>''Quellen:''</br>*Bockhofer, Reinhard: „Walter Ferber – ein deutscher Föderalist und Demokrat“. In: Ferber, Walter: 55 Monate Dachau. Ein Tatsachenbericht. Bremen 1993, S. 63-84.</br>*Conzemius, Victor: „Ferber, Walter“. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Online: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D46718.php (Stand: 11.09.2019).</br>*Feuerbach, Walter: 55 Monate Dachau. Ein Tatsachenbericht von Walter Feuerbach. Luzern 1945.</br>*Salzmann, Bernhard: Europa als Thema katholischer Eliten. Das katholische Europa-Netzwerk der Schweiz von 1945 bis Mitte der 1950er Jahre. Fribourg 2006, S. 145f. der 1950er Jahre. Fribourg 2006, S. 145f.)
  • Korodi, Walter (1902-1983)  + (Walter Korodi (geb. 08.07.1902 in SächsiscWalter Korodi (geb. 08.07.1902 in Sächsisch Reen, gest. 1983) wurde als Sohn des Lehrers Lutz Korodi und Therese Hermann in Siebenbürgen geboren. Die Familie gehörte dort zur deutschen Minderheit und siedelte 1904 nach Deutschland über. Korodi wurde 1918 Mitglied des Freikorps Reinhard und später Mitglied des Stahlhelm, einen rechtsgerichteten Verband von Veteranen des Ersten Weltkriegs.</br>Als Journalist in Berlin schrieb Korodi ab Mitte der 1920er Jahre für rechtskonservative und nationalsozialistische Zeitungen wie die „Berliner Börsen-Zeitung“ (BBZ) und den „Reichsboten“ sowie für den „Völkischen Beobachter“.</br></br>Ab 1927 trat Korodi im Auftrag des Stahlhelms aggressiv gegen das der Sozialdemokratie nahestehende Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold auf. Er veröffentlichte unter anderem eine Reihe von Schmähschriften gegen das Reichsbanner, die großen Absatz fanden, so etwa 1927 „Fort mit dem Reichsbanner! – Genug mit der Reichswehrhetze!“ oder 1928 „Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Anlass für seine Betätigung gegen das Reichbanner war die von Emil Julius Gumbel und Berthold Jacob im Auftrag der Deutschen Liga für Menschenrechte veröffentlichte Broschüre „Deutschlands Geheime Rüstungen“, in der die heimliche Aufrüstung der Reichswehr publik gemacht wurde. </br></br>1932 wurde Korodi Leiter der „Nationalen Abwehrstelle gegen bolschewistische Umtriebe“, die der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestand. Dem Machtantritt der Nationalsozialisten stand Korodi zunächst positiv gegenüber, am 1. Mai 1933 trat er selbst in die NSDAP ein. Seine Mitgliedsnummer lautete 2.644.609. Schon bald darauf geriet Korodi jedoch mit den Nationalsozialisten in Konflikt. Im August 1934 wurde er im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches im Berliner Columbia-Haus inhaftiert und aus der Partei ausgeschlossen. Nach seiner Freilassung emigrierte er 1935 in die Schweiz, wo er 1936 anonym das Buch „Ich kann nicht schweigen!“ veröffentlichte. Im Juli 1938 wurde er schließlich ausgebürgert. 1940 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Hansjürgen Koehler im Londoner Verlag Pallas Publication das Buch „Inside the Gestapo: Hitler‘s shadow over the world“. Nach den Erkenntnissen des Historikers Rainer Orth handelt es sich bei Teilen dieses Buches jedoch um ein Plagiat eines Manuskriptes, das Heinrich Pfeiffer 1940 beim Pallas-Verlag mit der Bitte um Veröffentlichung eingereicht hatte. </br></br>Während des Zweiten Weltkriegs wurde Korodi in Bellechasse im Kanton Fribourg interniert. Bei Kriegsende wurde Korodi aus der Schweiz ausgewiesen. Er lebte und arbeitete in Lörrach und Frankfurt am Main. Seit 1970 war er mit Irene Korodi (geb. 1938) verheiratet. </br></br>''Quellen:''</br>*„Walter Kor(r)odi". In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: BHB-1888. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=BHB-1888 (Stand: 19.09.2019).f?documentId=BHB-1888 (Stand: 19.09.2019).)
  • Poller, Walter (1900-1975)  + (Walter Poller (geb. 06.01.1900 in Kiel, geWalter Poller (geb. 06.01.1900 in Kiel, gest. 17.10.1975 in Hagen) wurde als Sohn des Metallformers, Stadtrats der SPD und Polizeipräsidenten Wilhelm Poller geboren. Die Oberrealschule musste er nach dem sogenannten ‚Einjährigen-Zeugnis’ aus finanziellen Gründen verlassen. Bis zur Einberufung war er als Redaktionsvolontär bei der ‚Kieler Arbeiterzeitung‘ und danach bei der ‚Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung‘ tätig. Ab Sommer 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und gehörte im November 1918 dem Soldatenrat in Jüterborg an. Bereits während seiner Schulzeit engagierte er sich in der Arbeiterjugend und wurde schließlich leitender Funktionär der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Nach Kriegsende trat Poller 1919 der SPD bei und wurde in Hamm Chefredakteur bei der sozialistischen Tageszeitung ‚Der Hammer‘. Er unternahm 1923 eine Auslandsreise nach Istanbul und schrieb seine Eindrücke später in dem Buch ‚Die Revolution einer Stadt. Besuch in Istanbul‘ nieder. Poller geriet im März 1933 (ab 1. März für acht Tage) sowie im Juni 1933 (ab 24. Juni für 14 Tage) jeweils für kurze Zeit in ‚Schutzhaft‘. Anschließend baute er eine Widerstandsgruppe aus Sozialdemokraten auf, die unter anderem Flugblätter verteilte und im Herbst 1934 durch die Gestapo ausgehoben wurde. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1934 wurde er wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet und unter Anklage gestellt. Er wurde in der Dortmunder Steinwache inhaftiert und am 28. Juli 1935 (Eigenangabe ist der 29. Juni 1935) vom 3. Senat des Volksgerichtshofes wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Haftzeit verbüßte er in Münster, Neusustrum, Börgermoor, Plötzensee, Oslebshausen, Celle und dem Moorlager Lührsbockel in der Lüneburger Heide. Nach seiner Entlassung wurde Poller ohne Angaben von Gründen erneut in Dortmund und Celle inhaftiert. Nach dem Ende seiner Schutzhaftstrafe am 28. November 1938 wurde er in Polizeihaft genommen und in das Strafgefängnis Celle überführt. Am 22. Dezember 1938 wurde er als politischer Häftling in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt, wo er die Häftlingsnummer 996 erhielt. Poller war zuerst beim Arbeitskommando Steinbruch und ab Frühjahr 1939 als Arztschreiber im Häftlingskrankenbau eingesetzt. Im Mai 1940 wurde Poller entlassen. Seine Entlassung aus dem KZ Buchenwald wurde durch den Wohnortwechsel seiner Familie nach Hamburg begünstigt, wo er schließlich im Betrieb eines Familienmitglieds beschäftigt war.</br></br>Nach Kriegsende amtierte Poller als politischer Sekretär der SPD beim Landesverband Hamburg. Danach war er als Chefredakteur bei sozialdemokratischen Zeitungen in Nordrhein-Westfalen tätig, unter anderem von 1946 bis 1961 bei der ‚Westfälischen Rundschau‘. Zudem betätigte er sich als Publizist unter den Pseudonymen Walter Raven, Walter Weissenburg und Walter Jeune. Aufgrund einer Erkrankung ging Poller 1961 in den Ruhestand und lebte danach in Hohenlimburg.</br></br>''Quellen:''</br>* Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 469.</br>* Poller, Walter: Arztschreiber in Buchenwald. Bericht des Häftlings 996 aus Block 39. Hamburg 1946.</br>* Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937–1945. Göttingen 2000.ager Buchenwald 1937–1945. Göttingen 2000.)
  • Pollatschek, Walther (1901-1975)  + (Walther Pollatschek (geb. am 10. SeptemberWalther Pollatschek (geb. am 10. September 1901 in Neu-Isenburg, gest. am 1. März 1975 in Ost-Berlin) wurde als Sohn eines Ingenieurs geboren. Er studierte in Heidelberg, München und Frankfurt am Main Germanistik, Theater- und Musikgeschichte und schloss 1924 sein Studium mit der Promotion über „Hofmannsthal und die Bühne“ ab. Anschließend war er als Journalist tätig, bis er 1933 entlassen wurde. 1928 wurde die este Tochter Doris geboren, 1931 kam die zweite Tochter Silvia auf die Welt. 1934 zog die Familie nach Berlin, wo Pollatschek jedoch von der Gestapo verhaftet wurde. Nach seiner Entlassung emigierte die Familie zunächst nach Spanien, wo Pollatschek 1936 erneut vorübergehend verhaftet wurde. Die Familie emigrierte weiter nach Frankreich und schließlich 1937 in die Schweiz. Hier wurde im gliechen Jahr die jüngste Tochter Constanze geboren. Pollatschek war mit einem Arbeitsverbot belegt und engagierte sich im antifaschistischen Widerstand.</br></br>Nach Kriegsende kehrte Pollatschek mit seiner Familie nach Deutschland zurück, zunächst nach Frankfurt am Main, wo er Redakteur der „Frankfurter Rundschau“ war. 1947 veröffentlichte er sein Kinderbuch „Drei Kinder kommen durch die Welt“, 1948 ein weiteres Kinderbuch „Die Aufbaubande“. 1950 zog er nach Ost-Berlin, wo er zunächst als freischaffender Publizist tätig war und zwischen 1952 und 1970 das Friedrich-Wolf-Archiv der Akademie der Künste leitete. 1960 gab er die Werke Friedrich Wolfs sowie eine Biografie des Autors heraus. </br></br></br>''Quellen:''</br>*Pollatschek, Walther: Drei Kinder kommen durch die Welt. Berlin 1949, S. 224.</br>*„Walther Pollatschek“. In: Literaturport. Online: http://www.literaturport.de/literaturlandschaft/autoren-berlinbrandenburg/autor/walther-pollatschek/ (Stand: 18.09.2019).</br>*„Walther Pollatschek“. In: Akademie der Künste. https://archiv.adk.de/bigobjekt/32075. (Stand: 18.09.2019).k.de/bigobjekt/32075. (Stand: 18.09.2019).)
  • Grossman, Wassili (1905-1964)  + (Wassili Grossman (geb. 12.12.1905 in BerdiWassili Grossman (geb. 12.12.1905 in Berdichev/Ukraine, gest. 14.09.1964 in Moskau) wurde als Sohn des Chemiengenieurs Semyon Osipovich (geb. Solomon Iosifovich) geboren. Die Mutter war Französischlehrerin. Die Familie war wohlhabend und assimiliert. Nach der Trennung der Eltern lebte Grossman vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner Mutter zwei Jahre in der Schweiz. 1918 kehrte er nach Berdichev zurück. </br>1923 ging Grossman nach Moskau, wo er Chemie studierte. Noch während des Studiums heiratete er 1928 seine Freundin Anna Petrovna Matsuk, gennant Galya, aus Kiev. Die Ehe hielt jedoch nicht lange. Die im Januar 1930 geborene und nach Grossmans Großmutter benannte Tochter Ekaterina, auch Katya genannt, lebte immer wieder längere Zeit bei Grossmans Mutter in Berdichev. </br>Nach Beendigung seines Studiums arbeitetet Grossman ab 1929/1930 im Laboratorium einer Kohlengrube im Donez-Revier in der Ukraine und später am Institut für Pathologie und Arbeitshygiene. Nachdem er 1932 fälschlicherweise eine Tuberkulose-Diagnose erhielt, kehrte er nach Moskau zurück, wo er seinen ersten Roman „Glück auf!“ publizierte. </br>Nach einem weiteren Roman erfuhr vor allem seine im April 1934 publizierte Erzählung „In der Stadt Berditschew“ einige Aufmerksamkeit. Auch Maxim Gorki zählte zu Grossmans Förderern. Bis 1941 erschienen zahlreiche Erzählungen und Romane. </br>1935 begann Grossman eine Affäre mit der fünf Jahre älteren und verheirateten Olga Mikhailovna Gruber aus der Ukraine. Ihr Ehemann, ein russischer Schriftsteller, wurde 1937 verhaftet und hingerichtet. Als Olga im Februar 1938 ebenfalls verhaftet wurde, gelang es Grossman, der im Jahr zuvor ein Mitglied der renommierten Schriftstellervereinigung geworden war, die Behörden davon zu überzeugen, dass Olga seine Ehefrau war. Er adoptierte außerdem ihre beiden Söhne und rettete sie so vor dem Kinderheim. </br>Als die Wehrmacht im Juni 1941 in die Sowjetunion einmarschierte, befand sich Grossman in Moskau. Er stellte sich unmittelbar den russischen Streitkräften zur Verfügung, obwohl er für den Krieg nicht ausgebildet war. Am 5. August 1941 wurde er von General David Ortenberg, dem Herausgeber der offiziellen Armeezeitung „Krasnaja swesda“, an die Front geschickt und war fortan Frontberichterstatter im Range eines Oberstleutnants. In der Schlacht von Stalingrad begleitete er fünf Monate lang an vorderster Front die Kämpfe. Seine Fronterlebnisse notierte er akribisch und verarbeitete diese auch literarisch, so etwa in seinem 1946 auf Deutsch erschienenen Roman „Dies Volk ist unsterblich“, in dem er die Niederlagen der Roten Armee des Jahres 1941 verarbeitete. 1943 erschien die Erzählung „Stary utschitel“ („Der alte Lehrer“) über den Holocaust und 1944 „Ukraina bes jewrejew“ („Die Ukraine ohne Juden“).</br></br>Im Januar 1943 wurde Grossman beordert, Stalingrad zu verlassen, an seiner Stelle übernahm, Konstantin Simonow die Berichterstattung dort. Grossman wurde ins bereits befreite Kalmykia geschickt, dann zu den Kämpfen nach Kursk und schließlich erreichte er im Januar 1944 Berdichev. Hier erfuhr er, dass seine Mutter und andere Verwandte von den Deutschen in einem Judenmassaker ermordet worden waren. Grossman entschloss sich, so viel über den Holocaust in Erfahrung zu bringen wie möglich. Nachdem die sowjetische Armee Polen erreicht hatte, war Grossman einer der ersten Korrespondenten, die die Vernichtungslager Majdanek und Treblinka betrat. Sein 1945 veröffentlichter Bericht „Die Hölle von Treblinka“, den er 1946 auch unter dem Titel „Menschenschlachthaus Treblinka“ veröffentlichte, war einer der ersten Berichte über das Lager und fand auch im Nürnberger Prozess Verwendung. </br>Grossman berichtete auch über die Kämpfe und die Befreiung Berlins durch die sowjetischen Armeen im April und Mai 1945. </br></br>''Quellen:''</br>*Lustiger, Arno: Rotbuch. Stalin und die Juden. Die tragische Geschichte des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und der sowjetischen Juden. Berlin 2000.</br>*Beevor, Antony und Luba Vinogradova (Hg.): A Writer at War. Vasily Grossman with the Red Army 1941-1945. London 2005. with the Red Army 1941-1945. London 2005.)
  • Beckert, Werner A.  + (Werner A. Beckert (geb. 15.03.1900 in NürnWerner A. Beckert (geb. 15.03.1900 in Nürnberg, gest. 1972 in Nürnberg) war Sohn eines Nürnberger jüdischen Fabrikanten, in dessen Betrieb er nach einer kaufmännischen Lehre von 1922 bis 1925 arbeitete. 1917/1918 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Von 1925 bis 1928 arbeitete er in München, anschließend bis 1936 als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Er gehörte der Kommunistischen Partei (KPD) an und arbeitete für diese sowie für die SPD im Untergrund. Beckert wurde im Oktober 1936 in Nürnberg verhaftet und war vom 12. Mai 1937 bis zum 12. September 1938 im Konzentrationslager Dachau, anschließend bis zum 11. April 1945 in Buchenwald inhaftiert. Laut Fragebogen vom 22. April 1945 war Beckert in einem der Lager oder in beiden Kapo und Vorarbeiter. Nach der Befreiung blieb er zunächst in der Sowjetischen Besatzungszone, wo er seinen Bericht „Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald“ publizierte. In den ersten Monaten nach der Befreiung war Beckert Angestellter der Stadt Weimar, anschließend leitete er einen eigenen Verlag für antifaschistisches Schrifttum. Anfang 1950 floh er in den Westen, nachdem er in den Verdacht geraten war, faschistische Schriften zu verbreiten. Beckert lebte in Stuttgart und anschließend in West-Berlin.</br></br>''Quellen:''</br>*„Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“, 22.04.1945, 1.1.5.3/5499097/ITS Digitial Archive, Arolsen Archive.</br>*„Häftlingspersonalkarte Buchenwald“, 1.1.5.3/5499107/ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945. Göttingen 2000, S. 272.henwald 1937-1945. Göttingen 2000, S. 272.)
  • Hirsch, Werner (1899-1941)  + (Werner Daniel Hirsch (geb. 07.12.1899 in BWerner Daniel Hirsch (geb. 07.12.1899 in Berlin, gest. 10.06.1941 im Butyrka-Gefängnis in Moskau) wurde in eine jüdische Familie geboren. Als Sohn von Helene Kallmorgen (verwandt mit den Familien von Bismarck und von Alt-Stutterheim) und dem Landgerichtsrat Walter Hirsch wuchs er in einem wohlhabenden Elternhaus auf. Bereits während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium unterstützte Hirsch die USPD, in die er 1917 als Mitglied eintrat. Gleichzeitig war er Mitglied der Spartakusgruppe. Vor seinem Eintritt in die KPD im Jahr 1919 wurde Hirsch zur Marine eingezogen und war als Kriegsgegner an der Novemberrevolution 1918 beteiligt. Er engagierte sich weiterhin im „Arbeiter- und Soldatenrat“ in Hamburg und war an der Gründung der „Volksmarinedivision“ in Cuxhaven beteiligt. Erstmalig wurde er im Januar 1919 in Berlin verhaftet, es folgten weitere Haftstrafen 1927 und 1930.</br></br>Beruflich war Werner Hirsch bis 1924 als Seifenstanzer tätig, danach arbeitete er als Freier Schriftsteller und Journalist bzw. Korrespondent bei der „Vossischen Zeitung“ in Wien und der „Sächsischen Arbeiterzeitung“ in Leipzig. Als Redakteur bzw. Chefredakteur war er für „Der Kämpfer“ in Chemnitz sowie für die „Roten Fahne“ in Berlin tätig. Ab 1932 arbeitete er ebenfalls als Sekretär von Ernst Thälmann, mit dem er am 3. März 1933 in Berlin verhaftet wurde. 1933 bis 1934 war Werner Hirsch in verschiedenen Gefängnissen in Berlin und Leipzig sowie in den Konzentrationslagern Brandenburg, Oranienburg und Lichtenburg inhaftiert. Nachdem er 1934 aus dem Konzentrationslager Oranienburg entlassen wurde, reiste Hirsch zuerst nach Prag, um dann in die UdSSR zu emigrieren. Am 14. November 1936 wurde Werner Hirsch in Moskau verhaftet; ihm wurden Verbindungen zu „konterrevolutionären trotzkistischen Gruppen“ vorgeworfen, die er in Verhören und im Gerichtsprozess 1936 und 1937 dementierte. </br></br>Am 10. November 1937 schuldig gesprochen, wurde Werner Hirsch zuerst auf der Gefängnisinsel Solowezki inhaftiert und dann 1941 in das Butyrka-Gefängnis in Moskau überführt. Hirsch war körperlich durch Mangelernährung und Misshandlungen stark geschwächt und verstarb im Gefängnis in Moskau. Die Todesursache wurde offiziell als Herzversagen angegeben.</br></br>''Quellen:''</br></br>*Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Online: http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=4468 (Stand: 13.09.2019).</br>*Müller, Reinhard: „Der Fall Werner Hirsch. Vom KZ Oranienburg in die Moskauer Lubjanka“. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (2000), Nr. 36, S. 34-61.Arbeiterbewegung (2000), Nr. 36, S. 34-61.)
  • Zarniko, Wilhelm (1908-1996)  + (Wilhelm Zarniko (geb. 21.03.1908 in GelsenWilhelm Zarniko (geb. 21.03.1908 in Gelsenkirchen, gest. 11.08.1996 in Hamburg) war vermutlich bereits 1933 und 1936 kurzeitig unter den Nationalsozialsten inhaftiert. Am 13. September 1938 wurde er von der Kriminalpolizei Berlin in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingewiesen. Von dort wurde er am 24. Januar 1940 in das Lager Mauthausen überwiesen. Schließlich kam er am 26. März 1941 von Mauthausen nach Gusen, wo er zeitweise als Blockältester eingesetzt war. Laut Häftlings-Personal-Karte war Zarniko mehrfach vorbestraft und wurde als sogenannter Asozialer verhaftet. In seinem Erinnerungsbericht hingegen schreibt er, er sei „wegen angeblicher geheimer Tätigkeit für die sozialdemokratische Partei“ (S. 7) verhaftet und bereits im März 1936 ins „Umschulungslager“ Oranienburg gebracht worden.</br></br>Aus einer Auskunft des International Tracing Service (ITS) an die Arbeits- und Sozialbehörde – Amt für Wiedergutmachung – der Freien und Hansestadt Hamburg (ITS, Doc. No. 91299201#2: Korrespondenzakte T/D - 37 685) geht hervor, dass Zarniko anscheinend 1944 von Mauthausen in das Bewährungsbataillon (BB) Dirlewanger überstellt wurde. Es bleibt jedoch unklar, ob dieser Vorgang tatsächlich stattfand, da sich darüber keine Hinweise bzw. Angaben in der Inhaftierungsbescheinigung Nr. 474743 des ITS (ITS Doc. No. 91299205#1: Korrespondenzakte T/D - 37 685) finden lassen. Diese Ungewissheit über den Verbleib Zarnikos stellte im März 1969 auch ein Problem in einem Rechtsstreit zwischen Zarniko, damals wohnhaft in Hamburg, und der Landesversicherungsanstalt Freie und Hansestadt Hamburg dar (ITS, Doc. No. 91299202#1: Korrespondenzakte T/D - 37 685). Des Weiteren geht aus der Auskunft des ITS an das Amt für Widergutmachung Hamburg hervor, dass sich Zarniko nach dem Krieg – ohne dabei genaue Daten zu nennen – zeitweise in den USA und Korea aufgehalten haben muss.</br></br>''Quellen:'' </br>*„Anfrage Amt für Wiedergutmachung, Arbeits- und Sozialbüro, Freie und Hansestadt Hamburg an den Internationalen Suchdienst“, 6.3.3.2/91299201/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Inhaftierungsbescheinigung, 30. Oktober 1967“, 6.3.3.2/91299205/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Konzentrationslager Gusen, Häftlings-Personal-Karte Wilhelm Zarniko“, 1.1.26.3/185688/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Sozialgericht Hamburg an den Internationalen Suchdienst, 24. März 1969“, 6.3.3.2/91299202/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.202/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.)
  • Hertog, Willem-Eicke den (1913-2008)  + (Willem Eicke den Hertog (geb. 13.11.1913 Willem Eicke den Hertog (geb. 13.11.1913 in Schoonhoven, gest. Dezember 2008 in Loosduinen) war als niederländischer Pfarrer, der sich in einem Osterbrief an seine Gemeinde gegen die Nationalsozialisten aussprach, von der Gestapo verhaftet und am 7. August 1942 in Dachau inhaftiert worden. Dort verblieb der nun als ‚Staatsfeind‘ geltende den Hertog bis zur Befreiung durch die Amerikaner im Pfarrerblock des Lagers. Karl Adolf Gross, ein Mitgefangener den Hertogs, berichtet in seinem nach dem Krieg veröffentlichten Tagebuch von der Heimkehr des „treue[n]“ den Hertogs in die Niederlande am Pfingstmontag 1945 (Gross o.J., S. 278). Den Hertogs Tochter erzählte später, dass „das Lager […] ihn zu einem Mann mit einer Mission“ (Goossensen 2009, o.S.) gewandelt habe. Nach seiner Rückkehr wirkte den Hertog bis 1968 als reformierter Pfarrer in Loosduinen und engagierte sich später in den Vorständen mehrerer christlicher Schulen. Nach einer Zeit in Den Haag und Oud-Beijerland verbrachte er seinen Lebensabens wieder in Loosduinen.</br></br>''Quellen:''</br>*Gross, Karl Adolf: Fünf Minuten vor Zwölf. Des ersten Jahrtausends letzte Tage unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Dachauer Tagebücher des Häftlings Nr. 16921. München o.J.</br>*Gross, Karl Adolf (Hg.): Das aufgebrochene Tor. Predigten und Andachten gefangener Pfarrer im Konzentrationslager Dachau. München 1946. Konzentrationslager Dachau. München 1946.)
  • Bredel, Willi (1901-1964)  + (Willi Bredel, geb. 02.05.1901 in Hamburg, Willi Bredel, geb. 02.05.1901 in Hamburg, gest. am 27. Oktober 1964 in Ost-Berlin, wurde als Sohn eines sozialdemokratischen Zigarrenmachers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule lernte er von 1916 bis 1918 den Beruf des Eisen- und Metalldrehers in der Hamburger Großwerft Blohm & Voss. Er organisierte sich im Deutschen Metallarbeiterverband und in der sozialdemokratischen Arbeiterjugend. Von 1919 bis 1922 war er außerdem ehrenamtlich als Redakteur der unabhängigen sozialistischen Zeitschrift „Freie Proletarische Jugend“ tätig. Nach dem Hamburger Aufstand 1923 saß er mehrere Monate in Untersuchungshaft. Hier schrieb er sein Erstlingswerk „Marat, der Volksfreund“, das nach einem Vorabdruck in der KPD-Tageszeitung „Hamburger Volkszeitung“ (HVZ) Anfang 1926 als Buch erschien.</br></br>Nach seiner Amnestierung 1925 arbeitete er als Seemann, als Taxichauffeur und als Dreher in der Maschinenfabrik Nagel & Kaemp in Hamburg-Winterhude und war journalistisch für die Bremer Arbeiterzeitung und das Essener Ruhrecho tätig. Von Oktober 1926 bis August 1927 war Bredel Maschinist und Schmierer auf dem Frachter „Barbara“. Er lernte so zahlreiche Hafenstädte Spaniens, Portugals, Italiens und Nordafrikas kennen und verfasste einige Reisekorrespondenzen für die Hamburger Volkszeitung. Später arbeitete er als Dreher bei der Maschinenfabrik Nagel & Kaemp, wo er für die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) in den Betriebsrat gewählt wurde. Bereits im Juni 1928 entließ ihn die Firma jedoch wieder. Als Redakteur der HVZ wurde Bredel 1930 vom Reichsgericht wegen „Vorbereitung literarischen Hoch- und Landesverrats“ zweier unliebsamer Artikel zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. In dieser Zeit schieb er seinen ersten Roman „Maschinenfabrik N & K“ in dem er seine Erlebnisse bei Nagel & Kaemp verarbeitete. Auch sein zweiter Roman, „Die Rosenhof-Straße“, spielt im Hamburger Arbeitermilieu. Bredel verstand seine literarischen Arbeiten immer als Teil des Klassenkampfes. Deshalb sind die Helden dieser Romane oft keine Einzelpersonen, sondern Kollektive.</br></br>Am 1. März 1933, zwei Tage nach dem Reichstagsbrand, wurde Bredel in ‚Schutzhaft‘ genommen, verhaftet und in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel überstellt. Erst nach dreizehn Monaten Haft, davon elf in Einzelhaft, wurde er wieder entlassen. Er floh nach Prag und schrieb dort seinen dokumentarischen Roman „Die Prüfung“. Im November 1934 siedelte er dann nach Moskau über, wo er ab 1936 mit Bertholt Brecht und Lion Feuchtwanger die antifaschistische literarische Exilzeitschrift „Das Wort“ herausgab. Im Juli 1937 schloss er sich nach der Teilnahme am internationalen Schriftstellerkongress den Internationalen Brigaden an, um die Spanische Republik gegen die Franco-Putschisten zu verteidigen. Bis Juni 1938 blieb er in Spanien. Seine Erlebnisse dort verarbeitete er zu der Romanchronik „Begegnung am Ebro“, die er bereits Ende 1938 in einem Exilverlag in Paris in deutscher Sprache veröffentlichte. </br></br>Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kehrte er in die Sowjetunion zurück. Hier verfasste er zahlreiche Flugblätter, um deutsche Soldaten von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen und sprach auf Deutsch über den Moskauer Sender. Später war er auch bei Lautsprechereinsätzen an Frontabschnitten in Woronesch, Stalingrad und Kiew aktiv. Im Juli 1943 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Nationalkomitees „Freies Deutschland“, einer antifaschistischen Organisation, in der deutsche Kriegsgefangene gemeinsam mit deutschen Exilanten für den Sturz Hitlers aktiv waren. Mitten im Zweiten Weltkrieg 1941 erschien der erste Band seiner Trilogie „Die Väter“ und Bredels Hauptwerk „Verwandte und Bekannte“, das das Schicksal von drei Generationen einer Hamburger Arbeiterfamilie beschreibt und die deutsche Arbeiterbewegung von 1871 bis 1948 thematisiert. Der zweite Band der Trilogie folgte 1949 unter dem Titel „Die Söhne“ und der dritte Teil „Die Enkel“ 1953. </br></br>Anfang Mai 1945 trat Bredel dann als Mitarbeiter einer Initiativgruppe der KPD in Mecklenburg ein und beteiligte sich am Wiederaufbau in Rostock und Schwerin. Im August 1945 war er Mitbegründer des Landes-Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Er wurde zum Vorsitzenden des Demokratischen Kulturbundes in Mecklenburg-Vorpommern gewählt und engagierte sich für die Entwicklung einer antifaschistischen neuen Kultur. Seit 1947 war Bredel in zweiter Ehe mit der schwedischen Journalistin Maj Bredel, geborene Olson, verheiratet. Von 1947 bis 1949 war Bredel außerdem Abgeordneter des Mecklenburgischen Landtages und von 1948 bis 1950 der Volkskammer der DDR. Er arbeitete außerdem zwischen 1952 und 1956 als Chefredakteur der Literaturzeitschriften „Heute und Morgen“ und von der „ndl“ (neue deutsche literatur). 1950 war er Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste. Von 1950 bis zu seinem Tod lebte er in Ost-Berlin als Schriftsteller und Kulturpolitiker. Ab 1956 war er Vizepräsident und ab 1962 Präsident der Deutschen Akademie der Künste. 1954 bis 1964 war Bredel Mitglied des Zentralkomitees der SED, seit 1957 Mitglied der Kulturkommission. </br></br>''Quellen:''</br></br>* Kantorowicz, Alfred: „Willi Bredel“. In: Zeit Online, 06.11.1964. Online: http://www.zeit.de/1964/45/willi-bredel/komplettansicht (Stand: 05.07.2022).</br>* Willi-Bredel-Gesellschaft: Willi Bredel (1901-1964). Kurze biographische Skizze. Online: http://bredelgesellschaft.de/willi_bredel.php (Stand: 05.07.2022).://bredelgesellschaft.de/willi_bredel.php (Stand: 05.07.2022).)
  • Kreuzberg, Willy (1909-1986)  + (Willy Kreuzberg (geb. 21.11.1909, gest. naWilly Kreuzberg (geb. 21.11.1909, gest. nach 1986) wurde – vermutlich für sein kommunistisches Engagement, wie in seinem Bericht angedeutet wird – bereits 1933 mehrmals durch die SS verhaftet und 1934 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Vermutlich war er im Zuchthaus Luckau inhaftiert, bevor er in ein Konzentrationslager eingewiesen wurde. Überlieferte Dokumente belegen, dass er am 27. Februar 1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt wurde, wo er im Häftlingsblock 65 untergebracht war. Laut seinen Angaben muss er auch in einem Außenlager von Sachsenhausen in Duisburg gewesen sein. 1942 wurde er als Teil der „Ersten Baubrigade West“ unter der Häftlingsnummer 20413 – die Nummer 16874, die er im Buch nennt, wurde nicht an ihn vergeben – aus dem KZ Sachsenhausen auf die Kanalinsel Alderney gebracht, wo er für die Organisation Todt am Aufbau des Atlantikwalls mitarbeiten musste. Im Juli 1944 wurde das Lager wegen der Invasion der alliierten Truppen in der Normandie aufgelöst; Kreuzberg und 600 weitere Häftlinge wurden wochenlang über Frankreich und Belgien evakuiert, um an einem anderen Ort weiterzuarbeiten. Am 13. August 1944 gelang ihm im belgischen Kortemark die Flucht aus dem Arbeitslager und er schlug sich durch Belgien und Nordfrankreich durch. Er kehrte mit Hilfe der vorrückenden amerikanischen Militäreinheiten nach Deutschland zurück.</br></br>''Quellen:''</br></br>* „Effektenkarte von Kreuzberg“, 1.1.5.3/6379374/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>* „Empfangsbestätigung für Effekten“, 1.1.30.1/3411068/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>* Kreuzberg, Willy: Schutzhäftlinge erleben die Invasion. Ein Tatsachenbericht von Willy Kreuzberg. Weimar 1946.</br>* Kreuzberg, Willy: Die Flucht. Als KZ-Häftling durch fremdes Land. Berlin-Potsdam 1949.</br>* „Nachtrag zur Veränderungsmeldung“, 1.1.5.1/5283578/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>* „Schreiben“, 1.2.2.1/11900454/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>* „Veränderungsmitteilung vom 27.02.1940“. In: FSB-Archiv Moskau, N-19092/Tom 96, Bl. 061 (Angaben über die Datenbank des Archivs der Gedenkstätte Sachsenhausen).s Archivs der Gedenkstätte Sachsenhausen).)
  • Langhoff, Wolfgang (1901-1966)  + (Wolfgang Langhoff (geb. 06.10.1901 in BerlWolfgang Langhoff (geb. 06.10.1901 in Berlin, gest. 24.08.1966 in Ost-Berlin) wurde als zweites von vier Kindern der Eltern Martha und Gustav Langhoff geboren. Sein Vater war Kaufmann und die Familie wirtschaftlich gut gestellt. 1903 zog die Familie nach Freiburg im Breisgau. Langhoff besuchte dort die Knabenbürgerschule und später das Realgymnasium. Mit Ausbruch des Krieges 1914 erlitt die Familie durch Fehlspekulationen des Vaters wirtschaftlich große Verluste. 1915 absolvierte er für sechs Monate die Seemannsschule in Hamburg und fuhr anschließend zwei Jahre als Leichtmatrose bei der Deutsche Handelsmarine zu See, um später die Laufbahn eines Offiziers einschlagen zu können. 1918 holte er in den letzten Kriegsmonaten die Mittlere Reife nach. Da die Situation im Elternhaus durch Spannungen mit dem Vater und finanziellen Nöten geprägt war, schloss sich Langhoff 1919 dem Freikorps von Medem an, das Freiwillige für die Kämpfe im Baltikum suchte. Im April 1919 nahm er als Meldereiter am Kampf um Riga teil, wurde jedoch vermutlich verwundet und aus der Einheit entlassen. 18-jährig gelangte er nach Königsberg, wo er zunächst als Statist und bald in Nebenrollen am Neuen Schauspielhaus arbeitete. Ab 1923 gehörte er zum Ensemble des Thalia Theater Hamburg und ab Sommer 1924 zum Theater Wiesbaden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, sich als Schauspieler in Wiesbaden zu etablieren, gelang ihm 1925 mit einer Inszenierung von Goethes „Torquato Tasso“ der Durchbruch. Hier traf Langhoff auch Paul Dessau, mit dem ihn fortan eine lange Freundschaft verband. 1925 lernte Langhoff die Tochter des bekannten Schauspielers Luis Rainer, die Darstellerin und Jüdin Renate Rainer kennen, die er 1926 heiratete. Aus der Ehe gingen 1938 und 1941 zwei Söhne hervor. 1926 schrieb Langhoff sein erstes eigenes Theaterstück, die Boxerkomödie „Knock Out“, deren Uraufführung am 17. Februar 1927 im Staatstheater Wiesbaden stattfand und sehr umjubelt wurde. Allerdings blieb diese Aufführung auch die einzige. Beeindruckt von den kommunistisch dominierten Arbeitervierteln in Wiesbaden wurde Langhoff zum Kommunisten. Langhoffs wirtschaftliche Situation war schlecht, immer wieder musste er etwa um Vorschüsse beim Theater bitten. Im September 1928 trat Langhoff ein Engagement am Düsseldorfer Schauspielhaus an, das ab 1932 zu den Städtischen Bühnen Düsseldorf gehörte. Ab Anfang 1930 spielte er auch in Dresden und am Deutschen Theater in Berlin. Im Frühjahr 1930 gründete Langhoff mit jungen Arbeiterinnen und Arbeitern, die meist Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbands waren, eine Agitpropgruppe, die sich „Nordwest ran“ nannte. Bei ihrem ersten Auftritt am 15. Juni 1930 trat Langhoff zum ersten Mal als Kommunist in Erscheinung. Von jetzt an engagierte er sich neben seinen Theatertätigkeiten durch öffentliche Reden, Rezitationen und Auftritte mit „Nordwest ran“ stark für die kommunistische Sache. Ab 1931 kam es zunehmend zu Zwischenfällen mit der Polizei. Obwohl vermehrt Stimmen laut wurden, die auf Langhoffs Entlassung aus dem Theater drängten, durfte er zunächst bleiben. Am 4. Januar 1933 wurde er in der Premiere von Schillers „Die Räuber“ in der Rolle des Grafen Moor gefeiert. Zwei Monate später, am Tag nach dem Reichstagsbrand, wurde er am 28. Februar 1933 verhaftet und im Düsseldorfer Polizeigefängnis inhaftiert. Er bestritt in den Vernehmungen, Funktionär der KPD zu sein, und gab lediglich zu, in verschiedenen Arbeitertheaterbewegungen aktiv gewesen zu sein. Dennoch wurde er wenige Tage später in das Düsseldorfer Zuchthaus „Ulmer Höhe“ verlegt, von wo er im Juli 1933 ins Konzentrationslager Börgermoor im Emsland verbracht wurde. Hier entstand unter seiner Mitwirkung im August 1933 das später weltberühmt gewordene „Moorsoldaten-Lied“ nach einem Text von Johann Esser. Die Melodie komponierte der Mithäftling Rudi Goguel. Nach der Verlegung ins KZ Lichtenburg wurde Langhoff im April 1934 im Rahmen der sogenannten Osteramnestie entlassen. Er bekam am Zürcher Schauspielhaus ein Engagement, konnte jedoch ohne gültigen Pass nicht aus Deutschland ausreisen. Das Ehepaar Langhoff blieb zunächst in Berlin; in Deutschland gelang es ihm jedoch aufgrund seiner Vergangenheit als KZ-Häftling nicht, beruflich wieder Fuß zu fassen. Als er befürchten musste, erneut verhaftet zu werden, floh er mit seiner Frau auf getrennten Routen im Juni 1934 überstürzt über Freiburg in die Schweiz, wo er sich am 4. Juli 1934 in Zürich als politischer Flüchtling meldete. Dieser Status wurde ihm zwar nicht zuerkannt, er bekam jedoch einen Vertrag am Zürcher Schauspielhaus und erlangte so den unsicheren und befristeten Status eines geduldeten Ausländers. Hier wirkte er unter anderem von November 1934 bis Juni 1935 in einer ganz kleinen Rolle an der skandalträchtigen deutschsprachigen Erstaufführung von Friedrich Wolfs Stück „Professor Mamlock“ mit.</br></br>Ende 1934 wurde Langhoff politischer Leiter einer kommunistischen Zelle sowie Gewerkschaftsobmann am Zürcher Schauspielhaus. Im Januar 1935 wurde Langhoffs autobiographischer Bericht „Die Moorsoldaten. 13 Monate Konzentrationslager“ in der Schweiz veröffentlicht. Nach der Übersetzung durch Lilo Linke ins Englische fand das Werk weltweit Beachtung als eine der ersten Augenzeugenschilderungen aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Bis 1945 hatte Langhoff nun als Schauspieler und Regisseur weitere Engagements am Zürcher Schauspielhaus.</br></br>Im Frühjahr 1935 erhielt Langhoff ein Filmangebot aus Moskau. Da die sowjetische Botschaft in Prag sich jedoch weigerte, das erteilte Visum in Langhoffs Schweizer Identitätsausweis – der kein ordentlicher Pass war – zu drucken, blieb das Ehepaar Langhoff in Prag stecken. Schließlich wurde Langhoff dort verhaftet und ausgewiesen und kehrte nach Zürich zurück. Im März 1936 wurde er als ‚Landes- und Volksverräter‘ aus Deutschland ausgebürgert und war so lange staatenlos, bis er und seine Frau im Juli 1936 ungarische Pässe erhielten. Sie blieben jedoch weiterhin in der Schweiz, wo Langhoff nach wie vor am Zürcher Schauspielhaus tätig war. Häufig beherbergten sie vorübergehend deutsche Flüchtlinge, Untergetauchte und Illegale bei sich. Da die Situation sich immer weiter zuspitzte, erwog Langhoff die Emigration in die USA oder die Sowjetunion.</br></br>Nach Kriegsausbruch im September 1939 arbeitete Langhoff zum ersten Mal als Regisseur und inszenierte das Familiendrama „Die Zeit und die Conways“ von John B. Priestley. Wieder bekam er Ärger mit den Schweizer Behörden, da er durch diese Tätigkeit seine Duldungsauflagen verletzen würde. Über die gesamte Kriegsdauer setzte Langhoff sowohl seine Theaterarbeit als auch seine illegale Arbeit für die Kommunisten fort. Er führte Gespräche mit dem amerikanischen Geheimdienst, dem Office of Strategic Service (OSS). Vielen Exilkommunisten erschien eine Zusammenarbeit mit den Amerikanern sinnvoll, etwa um die Einschleusung exilierter Genossen nach Deutschland zu organisieren. Auch nach Kriegsende konferierte Langhoff im Mai 1945 mit dem OSS-Chef Allen W. Dulles, um sich mit den Amerikanern auf eine gemeinsame Linie zu einigen. Das Ziel war die Repatriierung kommunistischer Funktionäre sowie die Legalisierung der KPD, die im Juni 1945 in Deutschland wiederbegründet wurde, in der amerikanischen Besatzungszone zu erreichen. Trotz schwerer gesundheitlicher Probleme seines Vaters und des Sohnes sowie der eigenen Erschöpfung trieb Langhoff zusätzlich zu seinem Bühnenengagement nach Kriegsende die Rückkehr nach Deutschland voran. In Zürich sorgte sein Abschied für große Resonanz. In den Zeitungen erschienen überschwängliche Artikel über ihn, immer wieder wurde sein Mut gelobt. Im Oktober 1945 kehrte Langhoff – illegal und durch eine Uniform als Angehöriger der US-Armee getarnt – nach Deutschland zurück. Zunächst kam er in Heidelberg und Frankfurt unter anderem bei Alexander Mitscherlich unter. Im November 1945 wurde er vom OSS-Offizier Hans Holstein nach Düsseldorf gebracht, wo er Unterstützung durch ehemalige Kameraden fand. Im Dezember 1945 erneuerte Langhoff seine Mitgliedschaft in der KPD. Zudem wurde er auf Beschluss des Kulturausschusses in Düsseldorf zum Generalintendanten der Düsseldorfer Bühnen ernannt. Die erste Aufführung seiner Intendanz war Lessings „Nathan, der Weise“ am 28. Februar 1946. Ende März 1946 kehrte auch Renate Langhoff mit den Kindern von Zürich nach Düsseldorf zurück.</br></br>Langhoff inszenierte Friedrich Wolfs Theaterstück „Professor Mamlock“ – das seit seiner Erstaufführung 1935 weltweit sehr erfolgreich war; es thematisiert die Ausgrenzung eines jüdischen Arztes und seiner Familie. Die Inszenierung wurde ein großer Erfolg, war aber auch umstritten. Spannungen zwischen Langhoff und der Düsseldorfer Stadtverwaltung spitzten sich zu, da er seinen eigenen theaterinternen Entnazifizierungsausschuss eingerichtet hatte. Im Sommer 1946 übernahm Langhoff die Leitung des Deutschen Theaters in Ost-Berlin, wo er erfolgreich als Regisseur arbeitete und schon bald ein einflussreicher Kulturfunktionär war. Wie schon in der Exilzeit pflegte er viele Kontakte und Freundschaften mit den führenden Kulturschaffenden seiner Zeit, wie etwa Bertolt Brecht, Paul Dessau, Hanns Eisler, Bodo Uhse, Anna Seghers oder Friedrich Wolf. Seine Frau war eng mit Lilly Becher, der Frau Johannes R. Bechers, Greta Kuckhoff oder Grete Witkowski befreundet. Wichtige Inszenierungen der Berliner Zeit waren „Faust“ (1949 und 1954), „Egmont“ (1951), „Don Carlos“ (1952), „König Lear“ (1957) sowie „Minna von Barnhelm“ (1960). Vor allem die letzte Inszenierung mit Käthe Reichel in der Hauptrolle gilt als eine seiner wichtigsten. Langhoff förderte am Deutschen Theater auch zeitgenössische Dramatik und spielte etwa sowjetische Stücke wie „Die russische Frage“ von Konstantin Simonow. Die Inszenierung führte 1947 zur endgültigen Spaltung der Berliner Theaterlandschaft in Ost und West, da das Stück der amerikanischen Presse Manipulation der öffentlichen Meinung vorwarf. Mit der Gründung der DDR wurde das Deutsche Theater zum Staatstheater. Langhoff erhielt einen der ersten Nationalpreise der DDR und spielte in der Kulturpolitik der DDR eine bedeutende Rolle, unter anderem war er Mitglied der Akademie der Künste. Im Juli 1950 geriet Langhoff jedoch zwischen die Fronten des Kalten Krieges. Auch mit Bertolt Brecht kam es über die Stellungen des Brechtschen Berliner Ensembles und dem Deutschen Theater zum Zerwürfnis. Im Westen inzwischen aufgrund seiner Ideologie verpönt, geriet er auch in der DDR wegen seiner Verbindungen zu den Amerikanern unter Druck. Nur knapp entging er einer Verhaftungswelle im August 1950. Man beließ ihn trotz allem auf der Position des Intendanten des Deutschen Theaters und langsam gelang es ihm, die Gunst der Partei zurückzugewinnen. Erst im November 1954 wurde in aller Stille der Entzug aller Funktionen zurückgenommen. Mit der Ernennung Johannes R. Bechers zum Kulturminister der DDR lockerten sich 1954 die Bedingungen für das Deutsche Theater dann wieder. 1956 wurde Langhoff Präsident des DDR-Zentrums des Internationalen Theaterinstituts der UNESCO. Nach wie vor galt er als antifaschistische Symbolfigur. So sprach er bei der Einweihung der Mahn- und Gedenkstätte KZ Buchenwald am 14. September 1958 am Ende des Staatsakts den „Schwur der Hunderttausend“. Zunehmend traten jedoch künstlerische Differenzen zwischen Langhoff und der Partei zutage. In den sechziger Jahren spitzte sich der Konflikt immer weiter zu. Langhoff wehrte sich zunehmend gegen einseitige Propaganda und weigerte sich, viele Stücke auf den Spielplan zu setzen. In Auseinandersetzungen mit der Kulturkommission des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wurden ihm mangelnde Umsetzung des Sozialistischen Realismus vorgeworfen und seine Spielpläne kritisiert. Diese Differenzen resultierten 1963 im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um das von Langhoff inszenierte Stück „Die Sorgen und die Macht“ von Peter Hacks in seinem Rücktritt. Langhoff blieb dem Deutschen Theater jedoch bis zu seinem Lebensende verbunden und führte dort weiterhin Regie und übernahm selbst Rollen. 1963 erkrankte er jedoch an Lungenkrebs und war zeitweise nur eingeschränkt arbeitsfähig. Im Dezember 1963 starb seine Frau Renate, die ebenfalls an Krebs erkrankt war. 1965 wurde Langhoff zum Ehrenmitglied des Theaters ernannt. Am 25. August 1966 erlag er schließlich im Alter von 65 Jahren seinem Krebsleiden.</br></br>''Quellen:''</br></br>*Archiv Akademie der Künste, Archiv Wolfgang Langhoff, diverse Signaturen.</br>*Bundesstiftung Aufarbeitung. Biographische Datenbank „Wer war wer in der DDR?“. Online: http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=486 (Stand: 16.09.2019).</br>*Defa-Stiftung. Online: http://defa-stiftung.de/langhoff-wolfgang (Stand: 16.09.2019).</br>*Slevogt, Esther: Den Kommunismus mit der Seele suchen. Wolfgang Langhoff – ein deutsches Künstlerleben im 20. Jahrhundert. Köln 2011.nstlerleben im 20. Jahrhundert. Köln 2011.)
  • Lubetkin, Zivia (1914-1978)  + (Zivia Lubetkin, auch Cywia Lubetkin und ZiZivia Lubetkin, auch Cywia Lubetkin und Zivia Lubetkin-Zuckerman, (geb. 09.11.1914 in Byten bei Slonin, gest. 11.07.1978 im Kibbuz Lochamej haGeta’ot) wurde als eines von sieben Kindern in eine wohlhabende jüdische Familie hineingeboren. </br>Sie wurde an einer polnischen staatlichen Schule unterrichtet und erhielt zusätzlich Hebräischunterricht von privaten Lehrern. Früh schloss sie sich der zionistischen Jugendorganisation ‚Freiheit’ in Polen an und arbeitete in Warschau als Funktionärin für die Organisationen ‚Hechaluz‘ und ‚Habnim Dor‘. 1939 war sie Delegierte beim 21. Zionistenkongress in Genf. </br></br>Nach der Besetzung Polens 1939 half sie vom sowjetisch besetzten Kowel aus polnischen Juden bei der Emigration in das besetzte litauische Wilna. Im Januar 1940 ging sie in das deutsch besetzte Warschau. Unter dem Pseudonym Celina war sie nach der Bildung des Gettos im Oktober 1940 dort für die Organisation der Untergrundbewegung und die Kommunikation nach außen zuständig. Als sich die Situation im Getto Lodz/Litzmannstadt zuspitzte, verlangte sie, dass die weiblichen Mitglieder der Untergrundbewegung von dort evakuiert werden sollten. Sie beteiligte sich auch an der Kulturarbeit des Judenrats. Sie beendete 1941 jedoch die Zusammenarbeit, als das Ausmaß der Vernichtungsaktionen im Getto Wilna und im Vernichtungslager Kulmhof bekannt wurden. </br></br>Im Juli 1942 begründete Lubetkin die jüdische Kampforganisation (ŻOB) mit, die im Januar 1943 unter der Leitung von Mordechaj Anielewicz eine bewaffnete Widerstandsaktion gegen die Deportationen durchführte. Daran beteiligt war auch der Untergrundführer und ihr späterer Ehemann Jitzhak Zuckermann. Im April 1943 war sie eine Organisatorin beim Aufstand im Warschauer Getto und sorgte für die Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen von Kämpfern, die sich in verschiedenen Bunkern eingegraben hatten. </br></br>Am 10. Mai 1943 konnte sie mit einigen der letzten Kämpfer das Getto durch die Kanalisation verlassen. Nach einer 48-stündigen Flucht erreichten sie einen Stadtteil Warschaus außerhalb des Gettos und gehörten damit zu den wenigen Überlebenden. Lubetkin blieb bis zum Ende des Krieges versteckt in Warschau und nahm im August 1944 in den Reihen der Armia Ludowa am Warschauer Aufstand der Polen gegen die deutsche Besatzung teil. Nach Kriegsende gehörte sie der jüdischen Organisation ‚Bricha‘ an, die die Auswanderung der überlebenden Juden aus Osteuropa nach Westeuropa und deren Immigration nach Palästina organisierte. Sie selbst konnte erst im Juni 1946 nach Palästina auswandern. 1946 war sie Delegierte beim 22. Zionistenkongress in Basel.</br></br>Viele Familienmitglieder Lubetkins kamen im Holocaust um. So wurden ihr Vater sowie ihre Mutter, die im Untergrund gelebt hatten, 1942 entdeckt und auf der Stelle erschossen. Zwei ihrer Schwestern überlebten den Holocaust ebenfalls nicht, der einzige Bruder sowie eine Schwester übersiedelten nach Palästina.</br></br>In Israel halfen Lubetkin und ihr Mann später beim Aufbau des Kibbuz Lochamej haGeta’o mit. 1947 wurde hier ihr Sohn Simon und 1949 die Tochter Yael geboren. Lubetkin arbeitete außerdem bei der israelischen Einwanderungsorganisation Jewish Agency und leitete die Abteilung für Integration. Außerdem war sie eine der Mitbegründerinnen des ‚Itzhak Katzenelson House of Testimony and Rebellion‘ und half das ‚Ghetto Fighters’ Kibbutz‘ sowie das ‚Ghetto Fighter’s Museum‘ zu gründen. 1954 studierte sie am ersten Seminar in Ramat Efal, dem Studienzentrum der Vereinigten Kibbuzbewegung. </br></br>1961 wurde Lubetkin als Zeugin im Eichmann-Prozess gehört. Nach dem Sechstagekrieg 1967 trat sie der Bewegung für ein Großisrael bei, die die im Krieg eroberten Gebiete annektieren wollte und die später eine Fraktion des sich gründenden Likud wurde. </br></br>Ihr Buch „In the Days of Destruction and Revolt“ wurde 1979 posthum publiziert. Ihre Rede auf der Tagung im Kibbuz Yagur 1980 ist in mehreren Auflagen auf Hebräisch und anderen Sprachen erschienen. </br>Im Jahr 2001 wurde sie im Film „Uprising“ über den Aufstand im Warschauer Ghetto von Sadie Frost dargestellt.</br></br>''Quellen:''</br>*Dror, Zvika: The dream, the revolt, and the vow: the biography of Zivia Lubetkin-Zuckerman (1914–1978). Israel 1983.</br>*Gutman, Israel: „Lubetkin, Zivia“. In: Encyclopedia of the Holocaust. Band III. New York 1990, S. 914f.</br>*Käppner, Joachim: „Die Anführerin. Der Kampf um das Warschauer Ghetto vor 70 Jahren. Zivia Lubetkin war die einzige Frau in den Führungskadern des jüdischen Aufstands“. In: Süddeutsche Zeitung vom 20.04.2013, S. V2/9.</br>*„Lubetkin, Zivia“. In: Shoah Resource Center. Online: http://www.yadvashem.org/odot_pdf/Microsoft%20Word%20-%206447.pdf (Stand: 17.09.2019).</br>*„Zivia Lubetkin“. In: Jewish Women's Archive. Online: https://jwa.org/encyclopedia/article/lubetkin-zivia (Stand: 17.09.2019).rticle/lubetkin-zivia (Stand: 17.09.2019).)
  • Frank, Rudolf (1886-1979)  + (<b>Rudolf Frank</b> (geb. 16.0<b>Rudolf Frank</b> (geb. 16.09.1886 in Mainz, gest. 25.10.1979 in Basel) wuchs in einer assimilierten jüdischen Bürgerfamilie auf, studierte in München, Zürich, Heidelberg und Berlin und promovierte schließlich 1908 in Jura an der Universität Gießen. Er arbeitete in den folgenden Jahren als Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Intendant unter anderem an Theatern in Berlin, München und Frankfurt. Auch während des Ersten Weltkriegs blieb er als Leiter des Nationaltheaters in Bukarest im Kulturbetrieb tätig. </br></br>Frank schrieb eigene Theaterkritiken, Kinderbücher sowie Drehbücher und war als Herausgeber von Heine und E.T.A. Hoffmann aktiv. Zudem war er ebenfalls für Funk, Film und Zeitungen tätig. Frank wurde so zu einer gut vernetzen Größe im Kulturbereich, arbeitete unter anderem mit Brecht und Feuchtwanger. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich dies drastisch: Im März 1933 wurde Frank inhaftiert und in den folgenden Jahren konnte er vermehrt nur noch unter Pseudonymen und in jüdischen Zeitschriften publizieren. Sein bekannter Anti-Kriegsromans für Jugendliche „Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua“ von 1931 (heute: „Der Junge, der seinen Geburtstag vergaß“) wurde verboten; zudem wurde ihm das Schreiben durch den Ausschluss aus der Reichskulturkammer unmöglich gemacht. Im Dezember 1936 emigrierte Frank nach Wien, seine Ehefrau und die beiden Söhne blieben zunächst in Deutschland. Später folgten ihm die beiden Jungen in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seine Frau Anna war bis zu ihrer versuchten Emigration nach Palästina zunächst in Deutschland geblieben. Britische Truppen nahmen sie auf der Überfahrt gefangen und hielten sie auf Mauritius in einem Internierungslager gefangen, bis sie 1945 nach Palästina emigrieren konnte. </br>Während des Zweiten Weltkriegs versuchte Frank in der Schweiz Fuß zu fassen. Durch gelegentliche Auftragsarbeiten – teils unter Pseudonymen wie Frank Ruddy –, Übersetzungen aus dem Englischen und der inoffiziellen Arbeit als Lektor für den von ihm mitbegründeten Leuenverlag konnte er sich ein kleines finanzielles Auskommen sichern. Frank verfasste auch in der Schweiz Romane und Dramen, darunter „Fair play“ und zusammen mit Abraham Halbert „Kraft durch – Feuer!“ Doch auch weiterhin war Frank auf Unterstützungszahlungen angewiesen, die er unter anderem von der American Guild of Cultural Freedom, dem Thomas-Mann-Fond und der Flüchtlingshilfe des Israelitischen Kultusgemeinde Zürich erhielt. Eine geplante Ausreise in die USA scheiterte an den Visabestimmungen. </br>Das Leben im Exil war hart: „Ich arbeite noch immer und unter den schwersten Umständen. Um mir ein Mittagessen zu besorgen, muss ich mehr als einen halben Tag an Zeit aufwenden. Und die Miete bin ich schuldig. Und dazwischen schreibe ich, habe aber keine Arbeitserlaubnis“ (zitiert nach Wende 2002, S. 162). Im Januar 1943 wurde Frank denunziert und wegen Verstößen gegen sein Arbeitsverbot von Juni bis Oktober in St. Cergue interniert – er entging nur knapp einer Auslieferung an Deutschland. Im Lager konnte er sich kulturell engagieren, veranstaltete Kulturabende sowie Vorträge und arbeitete sogar im Geheimen an weiteren Texten. Aufgrund seines schlechten seelischen und körperlichen Gesundheitszustands muss seine Lagerzeit durch einen mehrwöchigen Aufenthalt in einer Nervenklinik unterbrochen werden. Im Juli 1944 wird er wegen des besseren Klimas in ein Internierungslager im Tessin verlegt.</br>Nach Kriegsende fällt Frank der Wiedereinstieg unter anderem auf Grund seines fortgeschrittenen Alters schwer und er kann lange nur durch Fürsorgezahlungen der israelitischen Flüchtlingshilfe und der evangelischen Kirche Baselland sein Leben bestreiten. Auch die Ausreisepläne Franks zu seinem in den USA lebenden Bruder scheitern. Zunächst beharren die Schweizer Regierungsverwaltungen auf der Ausreise Franks; erst nach fünf Jahren wird sein Ausweisungsbefehl aufgehoben und Frank erhält am 2. Februar 1948 ein Dauerasyl in der Schweiz. Bis zu seinem Lebensende arbeitete Frank als Übersetzer, Theaterkritiker und für Radio Basel.</br></br>''Quellen:''</br>*„Dossier: Frank, Rudolf, 1886“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4320B. Aktenzeichen: C.16-06177 P.</br>*Frank, Rudolf: Spielzeit meines Lebens. Heidelberg 1960.</br>*Heinzelmann, Josef: „Rudolf Frank – Theatermann und Schriftsteller“. In: Grab, Walter und Julius H. Schoeps (Hg.): Juden in der Weimarer Republik. Skizzen und Porträts. Darmstadt 1998, S. 107-126.</br>*Homepage der Ausstellung zu Rudolf Frank. Online: http://www.rudolf-frank.net (Stand: 17.09.2019).</br>*Schrender, Saskia: „Frank, Rudolf“. In: Kilcher, Andreas B. (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar 2000, S. 148f.</br>*Wende, Frank: „Rudolf Frank“. In: ders. (Hg.): Deutschsprachige Schriftsteller im Schweizer Exil 1933-1950 (=Gesellschaft für das Buch 8). Wiesbaden 2002, S. 158-176.ellschaft für das Buch 8). Wiesbaden 2002, S. 158-176.)
  • Utsch, Bert (1907-?)  + (Adalbert Utsch (geb. 01.05.1907) kam im NoAdalbert Utsch (geb. 01.05.1907) kam im November 1943 in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Die Gründe für seine Verhaftung waren unklar, ihm wurde nicht der Prozess gemacht. Der gebürtig aus München stammende Verfasser hatte sich mit seiner zweiten Ehefrau in Lemberg niedergelassen, wo sie gemeinsam eine Druckerei leiteten. Utsch mutmaßt, dass die Motive für seine Verfolgung sich in seiner zweiten, interkonfessionellen Hochzeit nach der Scheidung von seiner psychisch kranken ersten Ehefrau sowie seiner tiefen Religiosität begründet haben könnten. Über das Gefängnis Montelupich in Krakau, die dortige Gestapo-Behörde, das Breslauer Untersuchungsgefängnis und das Reichsicherheitshauptamt in Berlin, verbrachte man ihn schließlich nach Sachsenhausen. Am 6. Februar 1943 wurde er in das Hausgefängnis des Reichssicherheitshauptamtes Berlin überführt, wo er Besuch von seiner Ehefrau erhielt. Am 5. Dezember 1943 wurde Adalbert Utsch aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen entlassen und kehrte nach Lemberg in seine Heimat zurück. Er wurde sofort zum Dienst in der Wehrmacht einberufen, zunächst jedoch wegen seines angegriffenen Gesundheitszustands für ein Vierteljahr zurückgestellt. Obwohl sich sein Zustand nicht änderte, schickte man ihn, nachdem seine Inhaftierung im Konzentrationslager bekannt geworden war, zum Dienst an die vorderste Front unter anderem nach Ungarn. Er wurde bei einem Gefecht verletzt, das Lazarett, in dem er lag, bombardiert. Das Kriegsende erlebte er auf einer militärischen Krankenstation in Tirol.</br></br>''Quellen''</br>*„Konzentrationslager Sachsenhausen, Veränderungsmeldung“ – Auszug, 08.02.1943. In: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, NL 6/84, Bl. 030, 031.</br>*Utsch, Bert: Gestapo Häftling 52478. Aus den KZ Oranienburg-Sachsenhausen. Ottobeuren 1945.ranienburg-Sachsenhausen. Ottobeuren 1945.)
  • Schlotterbeck, Friedrich (1909-1979)  + (Albert Friedrich (genannt Frieder) SchlottAlbert Friedrich (genannt Frieder) Schlotterbeck (geb. 06.01.1909 in Reutlingen, gest. 07.04.1979 in Berlin-Buch) wurde als Sohn des Metallarbeiters Gotthilf Schlotterbeck und dessen Frau Maria geboren. Er machte eine Lehre zum Tischler, war jedoch nach der Ausbildung arbeitslos. </br></br>1923 trat er dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) in Ostsachsen bei. 1929 kam er ins Zentralkomitee des KJVD und wurde 1929/30 Kursant an der Internationalen Leninschule in Moskau. Nach seiner Rückkehr war er zunächst Sekretär des KJVD in Württemberg, bis er nach Berlin geholt wurde, wo er hauptamtlicher Agitpropsekretär und Mitarbeiter am KJVD-Organ „Junge Garde“ war. Nach Auseinandersetzungen innerhalb des Sekretariats wurde Schlotterbeck seiner Funktionen enthoben und Ende 1931 als Instrukteur der KJI nach Skandinavien geschickt. An Pfingsten 1933 organisierte er anlässlich des Europäischen Antifa-Kongresses in Paris eine antifaschistische Jugendkonferenz. Anfang August 1933 kehrte er zur illegalen Arbeit nach Deutschland zurück, wo er Instrukteur des KJVD in Ostsachsen wurde.</br></br>Am 1. Dezember 1933 wurde er festgenommen und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und ab Mai 1937 im Konzentrationslager Welzheim in sogenannte Schutzhaft genommen. </br></br>Nach seiner Entlassung am 28. August 1943 war Schlotterbeck zusammen mit seiner ganzen Familie und seiner Verlobten Else Himmelheber im Stadtteil Luginsland in Stuttgart-Untertürkheim im Widerstand aktiv. Eine Woche vor der geplanten Hochzeit im Mai 1944 wurde die Gruppe durch Eugen Nesper an die Gestapo verraten. Fluchtversuche der Gruppenmitglieder in die Schweiz scheiterten, einzig Schlotterbeck gelang der Grenzübertritt. Am 16. Juni 1944 wurde er durch das Polizeikommando Zürich „mit Steckbrief wegen Verdacht des Mordes an einem Zollbeamten beg[angen] am 10. Juni 1944 zur lokalen Fahndung aufgegeben“ (Schweizerisches Bundesarchiv BAR, E4320B 1978/121_6. Schreiben der Stadtpolizei Zürich vom 20.10.1945, o.S.). </br></br>Am 10. Juni 1944 wurden die Eltern Maria und Gotthilf Schlotterbeck mit ihrer Tochter verhaftet. In den nächsten Tagen wurden weitere Gruppenmitglieder festgesetzt. Am 27. November 1944 wurden seine Verlobte, seine Schwester Trude sowie seine Eltern von Stuttgart in das Konzentrationslager Dachau deportiert und dort ohne Gerichtsverhandlung am 30. November 1944 erschossen. Sein Bruder Herman wurde, nachdem er wochenlang untergetaucht war, ebenfalls verhaftet. Nach monatelanger Haft und Folter im KZ (Gestapogefängnis) Welzheim wurde er am 19. April 1945 in einem Wald bei Riedlingen durch den SS- und Gestapo-Mann Albert Rentschler erschossen. </br></br>Schlotterbeck traf nach seiner Flucht in die Schweiz dort seine frühere Jugendfreundin Anna von Fischer, geborene Wiedmann, wieder. Sie schrieb das Vorwort für seinen 1945 herausgegebenen kurzen Bericht „... wegen Vorbereitung zum Hochverrat hingerichtet“, den er nach seiner Rückkehr nach Stuttgart im Juni 1945 veröffentlichte, nachdem er vom Schicksal seiner Familie und seiner Freunde erfahren hatte. Weitaus ausführlicher hat er seine eigenen Erlebnisse in dem Werk „Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne“ geschildert, das er ebenfalls 1945 veröffentlichte.</br>In Deutschland wurde Schlotterbeck Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Württemberg und engagierte sich als Präsident des Deutschen Roten Kreuzes im damaligen Land Württemberg-Baden. Außerdem war er Mitglied der KPD-Landesleitung. </br></br>Schlotterbeck nahm die Tochter seiner Schwester Trude bei sich auf, die im Alter von zwei Jahren der Mutter bei der Verhaftung weggenommen worden war. Gemeinsam mit Anna von Fischer, die er 1951 heiratete, zog er im April 1948 in die Sowjetische Besatzungszone, nachdem in Stuttgart seine kommunistische Gesinnung zunehmend problematisch wurde. Er wurde Stadtrat für Kultur in Dresden und kam in Kontakt mit Künstlern wie Martin Hellberg, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband. </br>Anfang 1951 verlor er sein Amt als Stadtrat und ging Mitte April 1951 als Bergarbeiter der SDAG Wismut ins Erzgebirge. Als Mitglieder der SED gerieten Friedrich und Anna Schlotterbeck bei der Überprüfung von Westemigranten in das Visier der Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) und des Ministeriums für Staatssicherheit. Am 15. Februar 1951 wurde Schlotterbeck wegen ‚Spionageverdachts‘ aus der SED ausgeschlossen. Ihm wurde vorgeworfen, ein V-Mann der Gestapo gewesen zu sein, vor allem wurden ihm seine Kontakte zu Noel Field und Herta Jurr-Tempi in der Schweiz zur Last gelegt. Die ZPKK ordnete die Einstampfung seines Buches „Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne“ an. Die Schweiz verhängte 1953 eine Einreisesperre gegen Schlotterbeck als „[m]ilitanter Kommunistenführer“ (Schweizerisches Bundesarchiv BAR, E4320B 1978/121_6. Die Schweizerische Bundesanwaltschaft, 04.11.1953, o.S.).</br></br>Am 15. Februar 1953 wurden er und seine Frau in der DDR verhaftet und am 27. April 1954 vom 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Rostock wegen „Verbrechens gemäß Artikel 6 der DDR in Verbindung mit einem Vergehen gegen die Kontrollratsdirektive 38“ und wegen „verbrecherischen Beziehungen zu dem amerikanischen Agenten Noel H. Field“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafe wurde 1954 auf drei Jahre Haft reduziert. Beide wurden am 15. Februar 1956 nach genau drei Jahren Haft freigelassen. Es folgte dann bei einer nichtöffentlichen „Rehabilitierung“ (Strafregistertilgung) die Wiederaufnahme in die SED.</br>Friedrich und Anna Schlotterbeck lebten danach in Groß Glienicke und arbeiteten als Schriftsteller und Hörspielautoren. Gemeinsam schrieben sie unter anderem „Die Memoiren der Frau Viktoria“ (1962). Sie waren eng befreundet mit der Schriftstellerin Christa Wolf und ihrem Mann Gerhard. Zu den bekanntesten Werken Schlotterbecks gehörten „Im Rosengarten von Sanssouci“ (1968), eine polemische Abrechnung mit der preußischen Geschichte. </br></br>Der Name Schlotterbeck ist in Baden-Württemberg Inbegriff antifaschistischen Widerstands und Märtyrertums. Auf dem Untertürkheimer Friedhof wurde für die Familie ein Ehrengrab angelegt und ein Ehrenmal errichtet, des Weiteren wurde eine Straße nach ihnen benannt.</br></br>''Quellen:''</br>*Die Widerstandsgruppe Schlotterbeck aus Luginsland. Online: http://www.wirtemberg.de/widerstandsgruppe-schlotterbeck.htm (Stand: 17.09.2019).</br>*„Die Schweizerische Bundesanwaltschaft vom 04.11.1953“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, E4320B 1978/121_6., o.S.</br>*o.A.: „Je dunkler die Nacht ... Die Gefängnisbriefe der Gertrud Schlotterbeck“. In: Neues Deutschland. Sozialistische Tageszeitung vom 05.05.2011. Online: http://www.neues-deutschland.de/artikel/196831.je-dunkler-die-nacht.html (Stand: 17.09.2019).</br>*Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 471.</br>*„Schlotterbeck, Friedrich“. In: Biographische Datenbanken. Bundestiftung Aufarbeitung. Online: http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=5084 (Stand: 17.09.2019).</br>*„Schreiben der Stadtpolizei Zürich, 20.10.1945“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, E4320B 1978/121_6., o.S.Bundesarchiv BAR, E4320B 1978/121_6., o.S.)
  • Lux, Albert (1896-?)  + (Albert Josef Lux (geb. 10.03.1896 in KroneAlbert Josef Lux (geb. 10.03.1896 in Kronenburg bei Straßburg) wuchs als sechstes Kind eines Lohnkutschers im Elsass auf. Er kämpfte als Elsässer in der deutschen Armee während des Ersten Weltkriegs als Flieger unter anderem in der Staffel von Hermann Göring. Nach Kriegsende kehrte er im Juni 1919 zurück in seine Heimat. Dort fiel es ihm schwer, sich in die nun profranzösische Gesellschaft einzugliedern; mit seiner Ehefrau Jeanne, die er 1926 heiratete, zog er oft innerhalb des Elsass um. Lux arbeitete als Automechaniker und war in Kreisen, die sich für eine Autonomie des Elsass einsetzten, tätig. Vermutlich war er mehrmals inhaftiert, so 1922 für einen Monat in Dessau und vom 15. September bis zum 4. Oktober 1932 in Frankreich. Bei einem Besuch in Deutschland wurde Lux am 3. April 1933 – andere Quellen nennen den 22. März 1933 – festgenommen und in Bruchsal inhaftiert. Man warf ihm vor, für Frankreich SS-Unterkünfte ausspioniert zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von drei Jahren, die er in zwei Bruchsaler Gefängnissen verbrachte. Zwischenzeitlich wurde er in eine psychiatrische Strafanstalt verlegt, da er im Gefängnis Wutanfälle hatte. Bis zu seiner Entlassung am 2. August 1936 verblieb er im Gefängnis in Bruchsal. Über sein weiteres Leben ist bisher in der Forschung nichts bekannt.</br></br>''Quellen:''</br>*Lux, Albert: Von Goerings Kriegsflugstaffel in Goerings Zuchthäuser. Zehn Jahre Lebensgeschichte eines Elsässers. Straßburg 1938.</br>*„Lux, Albert Josef“. In: Archives de la Ville et de la Communauté urbaine Strasburg 1207/2014 LP/SR. Wohnkarteikarten: 603 MW 527: periode 1919-1939.rteikarten: 603 MW 527: periode 1919-1939.)
  • Mühr, Alfred (1903-1981)  + (Alfred Fritz Max Mühr, geb. am 16. Januar Alfred Fritz Max Mühr, geb. am 16. Januar 1903 in Berlin, gest. am 11. Dezember 1981 in Zusmarshausen, auch bekannt unter dem Pseudonym Friedrich Gontard, wurde als Sohn eines preußischen Amtmanns geboren. Die Mutter war Tochter eines Schlossers. </br></br>Mühr besuchte das Reform-Realgymnasium in Berlin, schaffte jedoch das Abitur nicht. Nach dem Volontariat wurde er 1924 Feuilletonredakteur bei der „Deutschen Zeitung“. </br></br>Als rechtsgerichteter Theater- und Kunstkritiker bemängelte er das Fehlen eines Theaters der Rechtsgeistigen und warf dem etablierten Bürgertum ‚Kulturbankrott‘ vor. In Bezug auf eine Inszenierung von Erwin Piscator prägte er den Begriff des ‚Kulturbolschewismus‘. Vom Nationalsozialismus, dem er nahestand, erhoffte er sich auch eine neue Kulturpolitik und kulturelle Blüte.</br></br>1934 wurde er mit nationalsozialistischer Unterstützung Schauspieldirektor und stellvertretender Generalintendant der preußischen Staatstheater. Er war zudem Dozent an der zugehörigen Schauspielschule, wo er auch enger Mitarbeiter und ‚rechte Hand‘ von Gustaf Gründgens war. Außerdem schrieb er Aufsätze und veröffentliche Bücher und Hörspiele. 1937 war er am Film „Zitadelle von Warschau“ beteiligt. Aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit lebte er nach 1945 zurückgezogen in Bayern. Er betätigte sich weiter als Autor und schrieb Novellen, Romane, Jugend- und Sachbücher, darunter auch Monographien über Werner Krauß und Gustaf Gründgens. Unter Pseudonym schrieb er auch einige antikirchliche Schriften. </br></br>''Quellen:''</br></br>*Biographischer Eintrag zu Alfred Mühr. Online: https://www.deutsche-biographie.de/gnd11858474X.html (Stand: 23.10.2018).</br></br>*Mühr, Alfred: Kontakte. München 1948.</br>*Czysz, Maximilian: Die Flucht auf die Zusmarshauser grüne Insel. Online: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Die-Flucht-auf-die-Zusmarshauser-gruene-Insel-id43631346.html (Stand: 23.10.2018).Insel-id43631346.html (Stand: 23.10.2018).)
  • Wolff-Eisner, Prof. Dr. Alfred (1877-1948)  + (Alfred Wolff-Eisner (geb. 1877 in Berlin, Alfred Wolff-Eisner (geb. 1877 in Berlin, gest. 1948 in München) war ein bekannter jüdischer Mediziner und lehrte von 1926 bis 1933 Innere Medizin an der Universität Berlin, wo er bereits seit 1923 Dozent war. Während des Ersten Weltkriegs hatte er als Arzt in einem Seuchenlazarett an der Front gedient. Der Serologe entwickelte unter anderem eine Nachweismethode für Tuberkulose und wurde zu einem Fachmann auf diesem Feld. 1943 wurde Wolff-Eisner nach Theresienstadt deportiert, wo er weiterhin als Arzt tätig war. Nach der Befreiung aus Theresienstadt kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Chefarzt im Krankenhaus Schwabingen, welches in den ersten Nachkriegsjahren auf die Versorgung von Displaced Persons (DPs) ausgerichtet war. Die Erkenntnisse, die er in dieser Zeit sammelte, flossen auch in seine Analysen der Krankheiten in Theresienstadt ein. Wolff-Eisner dozierte neben seiner Anstellung als Arzt in Schwabingen auch als Professor für Innere Medizin an der Münchener Universität und leitete bis zu seinem Tod ein Laboratorium der Universitäts-Nervenklinik München.</br></br>''Quellen:''</br>*Beddies, Thomas/Doetz, Susanne und Christoph Kopke( Hg.): Jüdische Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozialismus. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung. Berlin 2013.</br>*Tetzlaff, Walter: 2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts. Lindhorst 1982, S. 362.</br>*Wolff-Eisner, Alfred: Über Mangelerkrankungen auf Grund von Beobachtungen im Konzentrationslager Theresienstadt. Würzburg 1947.ationslager Theresienstadt. Würzburg 1947.)
  • Seghers, Anna (1900-1983)  + (Anna Seghers (geb. 19.11.1900 in Mainz, geAnna Seghers (geb. 19.11.1900 in Mainz, gest. 01.06.1983 in Berlin), bürgerlicher Name Netty Radványi (geb. Reiling), wurde als einzige Tochter des jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Isidor Reiling und dessen Ehefrau Hedwig (geborene Fuld) in Mainz geboren. Ab 1920 studierte sie in Köln und Heidelberg Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie. 1924 promovierte sie an der Philosophischen Fakultät in Heidelberg zum Thema „Jude und Judentum im Werke Rembrandts“. 1925 heiratete Anna Seghers den ungarischen Schriftsteller und Soziologen László Radvanyi, mit dem sie in Berlin lebte und zwei Kinder bekam. Seghers trat 1928 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und war im Jahr darauf Gründungsmitglied des „Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“. </br>Wegen ihrer Parteizugehörigkeit und ihrer jüdischen Abstammung floh sie 1933 über die Schweiz nach Paris, sieben Jahre später in den noch unbesetzten Teil Frankreichs. 1935 war sie eine der Gründerinnen des „Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller“ in Paris. 1940 emigrierte sie nach Mexiko. Im Exil arbeitete sie an Zeitschriften deutscher Emigranten mit, unter anderem war sie Mitglied der Redaktion der „Neuen Deutschen Blätter“. 1947 kehrte Seghers nach Deutschland zurück und ließ sich in Ostberlin nieder. </br>In der Exilliteratur spielte sie nicht nur als Organisatorin eine wichtige Rolle, sondern schrieb mit „Das siebte Kreuz“ und „Transit“ auch zwei der literarisch bedeutendsten Romane dieser Zeit.</br>Anna Seghers hat für ihr schriftstellerisches Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Unter anderem ehrte die DDR sie 1951 mit dem Nationalpreis und von 1952 bis 1978 war sie Präsidentin des Schriftstellerverbands der DDR. </br></br>''Quellen:'' </br>*Anna Seghers. Online: http://anna-seghers.de (Stand: 17.09.2019).</br>*Leis, Mario: Anna Seghers. „Das siebte Kreuz“. Stuttgart 2009.</br>*Neugebauer, Heinz: Anna Seghers. Berlin 1980.</br>*Vogt, Jochen: „Anna Seghers – ‚Das siebte Kreuz’“. In: Kindlers Literatur Lexikon. 3, völlig neu bearbeitete Auflage. Hg. von Ludwig Arnold. Stuttgart/Weimar 2009. Online: www.kll-online.de (Stand: 17.09.2019).ne: www.kll-online.de (Stand: 17.09.2019).)
  • Grand, Anselm J. (1913-1976)  + (Anselm Jakob Grand (geb. 02.05.1913 in KniAnselm Jakob Grand (geb. 02.05.1913 in Knittelfeld, gest. 04.09.1976 in Wien) wurde als erstes von zehn Kindern von Anselm und Stefanie Grand geboren. Bereits mit drei Jahren erhielt er Violinenunterricht, ab 1919 besuchte er das Grazer Paulinum. Er studierte am Konservatorium Graz und lernte außerdem Orgel und Fagott spielen. Er erhielt zudem eine Ausbildung in Kunst bei Prof. Stefan Mautner. Ab 1930 spielte er im Philharmonischen Orchester der Stadt Graz Fagott. Später wurde er Konzertmeister und es folgten Konzertreisen nach Deutschland, Italien, Frankreich und andere Länder. Während der 1930er Jahre war er Mitglied der österreichischen Milizorganisation „Heimwehr“. Als Mitglied der „Frontbereitschaft“ verteilte er Flugzettel gegen den Nationalsozialismus. Als führendes Mitglied der militärischen Widerstandsbewegung „Freikorps“ war er ab Mai 1938 ein bekannter Gegner der Nationalsozialisten. Er musste untertauchen und wurde am 28. September 1938 in Graz verhaftet. Als Schutzhäftling wurde er am 8. Juli 1939 in das Konzentrationslager Dachau überstellt, wo er die Häftlingsnummer 34 525 erhielt und im April 1940 im Zuge einer Neunummerierung die Nummer 78 bekam. Grand war in Dachau zunächst als Hilfskapo, später als Lagerkapo sowie als Zeichner im Arbeitskommando Plantage eingesetzt, wo er die Pflanzen für ein bebildertes Herbarium für Himmler zeichnete. Er war auch an der Illustration einen Heilkräuterbuchs beteiligt und leitete das Lagerorchester in Dachau. Der SA-Mann Josef Haslinger hatte ein Blumenstillleben Grands aus Dachau in seiner Wohnung hängen. Auf einem großformatigen Ölbild hat Grand nach 1945 die Folterung am ‚Baum’ in Dachau dargestellt. Dieses Bild hängt heute zentral im Versammlungsraum des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes in Wien. </br>Später wurde Grand in das KZ Sachsenhausen überstellt, wo er sich ein ‚Atelier‘ neben dem Leichenkeller einrichten konnte. Nach seiner Entlassung am 20. September 1944 kehrte er nach Wien zurück. Seine Erlebnisse aus der KZ-Haft schilderte er 1946 in seinem autobiografischen Bericht „Turm A ohne Neuigkeit!“. </br></br>Nach dem Krieg war Grand ab Herbst 1945 Lehrer für Zeichnen, Malen und Naturstudien an der Modeschule Hetzendorf in Wien. Außerdem war er Dozent an der Volkshochschule in Wien West. Grand wurde Mitglied und später Präsident der Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs. Bei der großen antifaschistischen Ausstellung „Niemals vergessen“ 1946 wurden zwei seiner Bilder ausgestellt. Anfang 1970 wurde Grand Vizepräsident des Albert Schweitzer Studienzentrums. Er malte neben Allegorien und Landschaftsmalereien im öffentlichen Auftrag Portraits berühmter Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer, Otto von Habsburg, Winston Churchill, Charles de Gaulle oder den indischen Staatspräsidenten Pandit Nehru, wodurch er bekannt wurde. Als Musiker arbeitete Grand als Instrumentalist, Dirigent und Komponist vor allem im Bereich sakraler Musik. 1962 verließ Grand die Modeschule und arbeitete von da an als freischaffender Künstler. 1963 wurden ihm für seine künstlerischen Verdienste im Bereich Malerei und Musik der Titel Professor verliehen und 1972 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie 1975 den päpstlichen Orden Pro Ecclesia et Pontifices. </br></br>''Quellen:''</br>*Homepage Anselm J. Grand. Online: http://anselmgrand.heimat.eu/anselm.html (Stand: 19.09.2919).</br>*Zierl, Berthild: „Anselm Jakob Grand“. Online: http://biografien.zierlart.at/anselm-jakob-grand/ (Stand: 24.04.2019).t/anselm-jakob-grand/ (Stand: 24.04.2019).)
  • Bruha, Antonia (1915-2006)  + (Antonia Bruha (geb. 01.03.1915 als AntoniaAntonia Bruha (geb. 01.03.1915 als Antonia Spath in Wien, gest. 27.12.2006 in Wien), die meist „Toni“ genannt wurde, besuchte eine tschechische Schule. Später war sie im „Tschechischen Arbeiterturnverein“ aktiv. Sie absolvierte auf Wunsch ihrer Mutter eine Lehre als Friseurin und Schönheitspflegerin. 1935 heiratete sie. Das Ehepaar engagierte sich politisch gegen die Regierung Schuschniggs in Österreich. Toni Bruha schrieb außerdem für die „Tschechische Arbeiterzeitung“. Ab 1938 arbeitete sie in einer großen tschechischen Widerstandsorganisation rund um Alois Houdek mit, verteilte Flugblätter und beteiligte sich an Sabotageaktionen. Antonia Bruha selbst wurde am 15. Oktober 1941, drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter, in Wien wegen politischen Widerstands und ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet. Die Tochter wurde ohne ihr Einverständnis zu Pflegeeltern gegeben. Sie wurde verhört und misshandelt. Bis zum 11. März 1942 war sie bei der Gestapo Wien inhaftiert, bis zum 26. September 1942 im Bezirksgefängnis Schiffamtsgasse, viele Monate davon in Einzelhaft, bis sie über Linz und Prag am 2. Oktober 1942 in das KZ Ravensbrück überstellt wurde. Hier erhielt sie die Häftlingsnummer 14168. Zunächst musste sie Loren schieben und arbeitete in der Schneiderei, später gehörte sie als Revierläuferin zu den Funktionshäftlingen. Ihre Position nutzte sie für ihre Tätigkeit im illegalen Internationalen Lagerkomitee. Sie beteiligte sich etwa an Rettungsaktionen der zur Hinrichtung bestimmten Häftlinge Toni Lehr, Gerti Schindel und Edith Wexberg, die von den Mithäftlingen versteckt und schließlich aus dem Lager geschmuggelt wurden. Am 28. April 1945 konnte Toni Bruha auf einem Evakuierungsmarsch mit mehreren Freundinnen entkommen. Die Gruppe schlug sich nach Wien durch.</br></br>Nach ihrer Rückkehr nach Wien arbeitete sie einige Jahre als Übersetzerin bei Radio Wien für die „Russischstunde“. Nach vier Jahren Trennung gestaltete sich die Annäherung zwischen ihr und der kleinen Tochter langwierig und schwierig.</br></br>Bruha war 1947 Gründungsmitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück und bis 2005 als deren Kassiererin tätig. Mehr als 30 Jahre lang arbeitete sie ehrenamtlich im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstand (DÖW) mit und betreute dort das sogenannte Ravensbrück-Archiv. Zudem besuchte sie in den 1960er Jahren als Zeitzeugin österreichische Schulen und schrieb neben Beiträgen in diversen Büchern auch eine Autobiografie mit dem Titel „Ich war keine Heldin“. Bis zu ihrem Tod war sie aktives Mitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück.</br></br>''Quellen:''</br></br>* o.A.:„Bruha, Antonia“. In: ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück. Online:http://www.ravensbrueckerinnen.at/?page_id=388 (Stand: 18.09.2019).</br>* o.A.: „Bruha, Antonia“ In: Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands. Online: https://www.doew.at/erinnern/personendatenbanken (Stand: 18.09.2019).n/personendatenbanken (Stand: 18.09.2019).)
  • Kautsky, Benedikt (1894-1960)  + (Benedikt Kautsky (geb. 01.11.1894 in StuttBenedikt Kautsky (geb. 01.11.1894 in Stuttgart, gest. 01.04.1960 in Wien) wurde als Sohn des Karl-Marx-Mitkämpfers Karl Kautsky und der Mutter Luise Kautsky geboren. Nach seinem Studium der Ökonomie war er Sekretär von Otto Bauer und von 1921 bis 1938 volkswirtschaftlicher Referent der Wiener Arbeiterkammer. Ab 1923 war er zudem Herausgeber der Zeitschrift „Arbeit und Wirtschaft“ und 1929 gab er eine gekürzte Ausgabe des „Kapital“ von Karl Marx heraus. </br></br>Kautsky wurde im Mai 1938 verhaftet und nach kurzer Inhaftierung im KZ Dachau bis Oktober 1942 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 8330, später 1066. Anschließend wurde er nach Auschwitz-Buna überstellt, bis er im Januar 1945 auf einem Evakuierungsmarsch nach Buchenwald zurückgebracht wurde, wo er am 11. April 1945 die Befreiung erlebte. In Buchenwald gehörte Kautsky zu den Sozialdemokraten, die das illegale Volksfront-Komitee bildeten und zu den Mitunterzeichnern des Buchenwalder Manifests.</br>Nach Kriegsende lebte Kautsky von 1945 bis 1950 in Zürich. Er arbeitete in der Jahren 1950 bis 1958 als Privatdozent an der Universität Graz sowie als Leiter der Otto-Möbes-Volkswirtschaftsschule in Graz. Er trat der Sozialistischen Partei Österreichs bei. 1958 wurde Kautsky zum stellvertretenden Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein ernannt.</br>Er war 1958 Verfasser des Vorentwurfes des Parteiprogramms der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) und 1959 einer der maßgeblichen Autoren des Godesberger Programms der deutschen Sozialdemokraten.</br></br>Seit 2002 verleiht der Bund Sozialdemokratischer Akademikerinnen und Akademiker, </br>Intellektueller und Künstler (BSA) in Graz einen Benedikt-Kautsky-Wirtschaftspreis. </br></br>''Quellen:''</br>*Leser, Norbert: „Kautsky“. In: o.A.: Neue deutsche Biographie, Bd. 11: Kafka - Kleinfercher. Berlin 1977. Online: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016328/images/index.html?seite=389 (Stand: 16.09.2019).</br>*Röll, Wolfgang: Sozialdemokraten im Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945. Göttingen 2000.ager Buchenwald 1937-1945. Göttingen 2000.)
  • Brentano, Bernard von (1901-1964)  + (Bernard von Brentano (geb. 15.10.1901 in OBernard von Brentano (geb. 15.10.1901 in Offenbach am Main, gest. 29.12.1964 in Wiesbaden) wurde als Sohn von Otto Rudolf und Lilla Beata von Brentano in ein finanziell unabhängiges, katholisch geprägtes Elternhaus geboren. Sein Vater war als Rechtsanwalt und Politiker tätig. Heinrich und Clemens, Bernards Brüder, hatten ebenfalls eine Position in der Politik inne: Clemens von Brentano wurde deutscher Botschafter in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg, Heinrich von Brentano Außenminister der Bundesrepublik Deutschland unter Konrad Adenauer. </br>Im Gegensatz dazu studierte Bernard von Brentano Philosophie und Literatur in Freiburg, München, Frankfurt und schließlich Berlin. Eine erste Anstellung als Journalist bei der „Frankfurter Zeitung“ in Berlin erhielt Brentano 1925 durch Kontakte zu Joseph Roth, wechselte jedoch 1930 zum „Berliner Tagesblatt“ unter Theodor Wolff. Ebenfalls unterstützte er die Literaturzeitschrift „Die Linkskurve“, die vom „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ (BPRS) herausgegeben wurde.</br></br>Neben seiner journalistischen Tätigkeit äußerte Brentano bereits in seiner Kindheit und Jugend großes Interesse an einer schriftstellerischen Karriere, was jedoch von seinen Eltern nicht gefördert wurde. Dennoch veröffentlichte der Schöningh Verlag in Paderborn 1925 den Band „Gedichte an Ophelia“ sowie die Komödie „Geld“, die 1927 in Darmstadt als Uraufführung Premiere feierte. 1930 erscheinen unter dem Titel „Kapitalismus und schöne Literatur“ ursprünglich in der „Frankfurter Zeitung“ publizierte Essays und Rezensionen. 1932 wird „Über den Beginn der Barbarei in Deutschland“, auch als „sozialökonomische Reportage“ (Gregor-Dellin, S. 108) betitelt, veröffentlicht. Hier äußert sich von Brentano kritisch über den wachsenden Antisemitismus und den Terror der Nationalsozialisten.</br></br>Die Jahre 1930 und 1932 sind ebenfalls von Reisen Brentanos nach Moskau geprägt. Dort erlebt er Gewalt und Korruption, was dazu führt, dass er sich später als vehementer Gegner des Stalin-Regimes und des Marxismus engagiert.</br>Neben Bertholt Brecht und Heinrich Mann war Bernard von Brentano ebenfalls (auf Initiative von Heinrich Mann) seit 1920 Mitglied im P.E.N.-Club und stand in engem Austausch mit der „Gruppe 1925“, einem Zirkel von Schriftstellern und Intellektuellen, die sich dem linken politischen Milieu zuordneten. Diesen Kontakt, insbesondere zu Brecht und Mann, behielt von Brentano auch im Exil bei. Den Entschluss, Deutschland aufgrund der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu verlassen, traf Bernard von Brentano zusammen mit befreundeten Schriftstellern und Intellektuellen. Im März 1933 reiste er mit seiner zweiten Ehefrau Margot Gerlach (eine erste Ehe mit Marie Elisabeth Freiin von Esebeck war 1922 geschieden) über München und Wien nach Zürich. Dort wurde am 6. August 1933 sein Sohn Georg Michael geboren. 1934 übersiedelte die Familie schließlich nach Küsnacht am Zürichsee. </br></br>Schriftstellerisch und journalistisch produktiv blieb Brentano auch im Exil, es erschienen Beiträge in „Die Neue Zürcher Zeitung“, „Die Neue Schweizer Rundschau“, die „Tat“ sowie die „Nationalzeitung“. Ebenso wurden die Werke „Berliner Novellen“ (1934), „Theodor Chindler“, „Roman einer deutschen Familie“ (1936), „Prozess ohne Richter“ (1937), „Die ewigen Gefühle“ (1939), „Tagebuch mit Büchern“ (1943), „Franziska Scheler“ (1945), das Drama „Phädra“ (1947) sowie „Die Schwestern Usedom“ (1948) veröffentlicht. Unter der Bezeichnung „Ecole de Zurich’ fand sich außerdem erneut ein Zirkel, bestehend aus Rudolf Jakob Humm, Fritz Brupbacher, Ignazio Silone und Bernhard von Brentano, zusammen. </br>Von Brentanos Austausch mit befreundeten Schriftstellern und Intellektuellen blieb jedoch nicht ohne Spannungen. Eine Debatte mit Bertolt Brecht, in welcher sich Brentano gegen die Kommunistischen Parteien aussprach, da er befürchtet, diese würden seine „individuelle Freiheit“ einschränken, führt zum Bruch mit Brecht. Ebenso bezeichnet er den Roman „Der Kopflohn“ von Anna Seghers als „faschistischen Roman“ (Hessler, S. 213).</br>1949 kehrte Bernard von Brentano mit seiner Familie aus dem Exil zurück und zog mit seiner Familie endgültig zurück nach Wiesbaden, nachdem er bereits 1947 zweimalig nach Deutschland gereist war, um bei der Uraufführung von „Phädra“ in Darmstadt anwesend zu sein. Aufgrund seiner Arbeit sowohl als Schriftsteller als auch als Journalist wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen. Ebenso wird er als Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt aufgenommen. Er hielt ebenfalls bis zu seinem Tod 1964 Vorträge und Lesungen bei den „Wiesbadener Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung“.</br></br>''Quellen:''</br>*Brentano, Bernard von: Prozess ohne Richter. Amsterdam 1937.</br>*Gregor-Dellin, Martin: „Nachwort“. In: Brentano, Bernard von: Prozess ohne Richter. Frankfurt am Main 1978, S. 107-114.</br>*Hessler, Ulrike: „Bernard von Brentano (1901-1964). Ein deutscher Schriftsteller ohne Deutschland“. In: Heidenreich, Bernhard (Hg.): Geist und Macht. Die Brentanos. Wiesbaden 2000, S. 197-233.</br>*"Dossier der Fremdenpolizei zu Bernard von Brentano". In: Schweizerisches Bundesarchiv, E 4301, 1992/36_156.</br>*o.A.: „So eine Familie". In: Der Spiegel (1951), Nr. 13, S. 28. Online: https://web.archive.org/web/20170427111754/http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29193613.html (Stand: 28.12.2021)/print/d-29193613.html (Stand: 28.12.2021))
  • Philipp, Berthie (1881-1960)  + (Berthie Philipp, geb. Sophar, (geb. 12.12.Berthie Philipp, geb. Sophar, (geb. 12.12.1881 in Hamburg, gest. 15.10.1960 in Hamburg) wurde als eines von mehreren Geschwistern in eine bürgerliche Familie geboren. Der Vater galt laut der späteren Nürnberger Rassegesetze als ‚Volljude‘, die Mutter war nicht jüdisch. Am 20. August 1914 heiratete Philipp den 23 Jahre älteren angesehenen Komponisten, Musikpädagogen und -kritiker Rudolf Philipp. Er hatte in Wien und in Frankfurt am Hoch‘schen Konservatorium studiert. Welches Ansehen er in Hamburg genoss, zeigt sich unter anderem daran, dass der Hamburger Senat am 13. November 1928 ein Festkonzert aus Anlass seines 70. Geburtstages veranstaltete. Auch im November 1958 zum hundertsten Geburtstag des inzwischen verstorbenen Philipp schickte die Kulturbehörde Hamburg einen Brief an Berthie Philipp, in dem es heißt: „Es ist hier durchaus nicht vergessen, mit welcher Hingabe und welch’ fruchtbaren Einfluß Rudolf Philipp durch lange Jahrzehnte im musikalischen Leben Hamburgs gewirkt hat“ (Staatsarchiv Hamburg, Sig. 131-1 II_10625 (02), o.Bl.). Auch Berthie Philipp, die sich nach dem Krieg auf ihrem Briefkopf als ‚Schriftstellerin‘ auswies, wirkte dank seiner Unterstützung im Rundfunk als literarische Mitarbeiterin. Außerdem verfasste sie eigene literarische Arbeiten, vor allem wohl Märchenstücke für das Theater. In den zwanziger Jahren scheint sie einige Märchenspiele für Hans Bodenstedts „Funkheinzelmann“, geschrieben zu haben. </br></br>Nach dem Tod ihres Mannes im März 1936 reiste Philipp zunächst in die USA, um dort ihre Schwester zu besuchen. Da ihr offenbar die Auswirkungen der Nürnberger Gesetze noch nicht klar waren, kehrte sie aus den USA nach Deutschland zurück. Ab 1937 bewohnte sie eine 5 1/2 Zimmer Wohnung in Hamburg Saling in der sie zwei Zimmer zeitweise untervermietete. Diese Wohnung musste sie jedoch im Juni 1942 innerhalb kürzester Zeit räumen. Den „grössten und besten Teil der Möbel“ (Staatsarchiv Hamburg, Sig. 213-13_7785-19, o.Bl.), so Philipp im November 1951 vor der Wiedergutmachungskammer Hamburg, habe sie an private Ankäufer verkauft. Der Rest wurde vom Aktionhaus Elsaß versteigert. Am 13. Juli 1942 wurde ihr gesamtes Vermögen per Erlass des Reichsstatthalters in Hamburg eingezogen. Philipp zog in das sogenannte Judenhaus in der Bundesstraße 43, bis sie im Alter von 61 Jahren am 15. Juli 1942 mit dem ersten Transport Hamburger Juden nach Theresienstadt deportiert wurde. Nach den Nürnberger Rassegesetzen galt sie als Tochter eines jüdischen Vaters und einer ‚arischen‘ Mutter sowie als Ehefrau eines ‚Volljuden‘ als ‚Mischling ersten Grades‘. Sie erreichte Theresienstadt am 16. Juli 1942 und wurde dort als deutsche Jüdin geführt. Über ihre Zeit in Theresienstadt, wo sie 1945 befreit wurde, ist nichts bekannt. Nach Kriegsende gelangte Philipp von Theresienstadt nach eigenen Angaben über Umwege nach Hamburg. Durch die russische Zone reiste sie nach Berlin und von dort mit einem Flüchtlingszug in die Britische Zone. Sie erreichte Hamburg am 22. November 1945.</br></br>Aus Theresienstadt kehrte Philipp schwer krank zurück. Neben einer Wirbelverschiebung, schwerer Arthrose und fortschreitender Arteriosklerose, an der vor allem in den späteren Jahren auch das Gehirn beteiligt war, litt sie an einer Verengung des Magenausgangs, einer Zwerchfellhernie sowie einer latenten Herzschwäche.</br>Ihr Heim war ihr weggenommen worden, weshalb sie in einer kleinen Kammer Unterschlupf gefunden zu haben scheint, wo sie ihren Theresienstadt-Roman niederschrieb. Sie bemühte sich außerdem, mit literarischen Beiträgen den Anschluss an Hamburgs Kulturleben zu finden. Berthie Philipp wollte in den ersten Nachkriegsjahren auch einen Beitrag zum Aufbau einer neuen und demokratischen Gesellschaft leisten und schrieb Beiträge für Hamburger Zeitungen.</br></br>Etwa ab 1950 begann dann ihr Kampf um Wiedergutmachung und Entschädigung. Vor der Wiedergutmachungskammer Hamburg wurde in jeweils abgetrennten Verfahren über Entschädigungszahlungen für die Wohnungseinrichtung und einen Radioapparat, die Vernichtung von ungedruckten und gedruckten Manuskripten von Rudolf und Berthie Philipp, den Verlust von drei Koffern mit Kleidung und persönlichen Gegenständen in Theresienstadt sowie eines Sparkassenguthabens verhandelt. Der verhandelte Gesamtwert belief sich auf 54.300 DM. Außerdem erkämpfte Philipp Haftentschädigung für die Zeit in Theresienstadt vom 15. Juli 1942 bis 5. Mai 1945; das Urteil wurde am 6. Juni 1950 rechtskräftig.</br>Besonders hart traf Berthie Philipp der Verlust der musikalischen Kompositionen ihres Mannes und ihrer eigenen literarischen Arbeiten. Diese hatte sie vor der Deportation nach Theresienstadt, wie sie dem Wiedergutmachungsgericht erklärte, in einem Safe in der Hamburger Sparkasse deponiert und den Schlüssel ihrer Schwester übergeben. Nach ihrer Rückkehr habe ihr die Schwester unter Tränen gestanden, dass sämtliche Manuskripte von der Gestapo verbrannt worden seien. Unter diesen Dokumenten sei unter anderem ein Romanmanuskript mit dem Titel „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht“ sowie drei bis vier Theaterstücke gewesen.</br>Ein Teil der Wiedergutmachungsverfahren wurden mit einem Vergleich beendet, in anderen Fällen entschied das Urteil des Gerichts. Philipp verfügte testamentarisch im April 1960, dass ein Großteil ihres Geldes – 50.000 DM –in eine Stiftung investiert werden sollte, die den Zweck hatte, ein Wohnhaus für mittellose Künstler, vor allem Musiker, zu bauen und zu unterhalten. Nach Erbstreitigkeiten konnte die Stiftung im April 1962 gegründet werden. Heute unterhält die Stiftung vier Dauerwohnrechte für notleidende Künstler in Hamburg.</br></br>''Quellen:''</br>*Philipp, Berthie. Die Todgeweihten. Hamburg 1949.</br>*Schielzeth, Walther (Hg.): Zwei verdiente Hamburger. Berthie und Rudolf Philipp. Hamburg 1964.</br>*„Dokumente zu Berthie Philipp“. In: Staatsarchiv Hamburg, Signatur 131-1 II_10625; Signatur 213-13_81 0155_53; Signatur 213-12_81 0 185_56; Signatur 213-13_7784; Signatur 213-13_7785; Signatur 213-13_7786; Signatur 213-13_7786; Signatur 213-13_7787; Ebd. Signatur 314-15_Abl. 1998 J 6_689; Signatur 213-13_Z 23318; Signatur 214-1_559.gnatur 213-13_Z 23318; Signatur 214-1_559.)
  • Theek, Bruno (1891-1990)  + (Bruno Carl Albert Georg Theek (geb. 20.05.Bruno Carl Albert Georg Theek (geb. 20.05.1891 in Berlin, gest. 22.03.1990 in Ludwigslust) wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Berlin im Arbeitermilieu nahe Wedding auf. Wegen seiner guten schulischen Leistungen erhielt er ein Stipendium für ein Berliner Gymnasium, das er mit Abitur als Jahrgangsbester abschloss. Schon während der Schulzeit verdiente er Geld mit Nachhilfestunden hinzu und konnte so seine Familie finanziell unterstützen. Dennoch machte Theek Ausgrenzungserfahrungen als Arbeiterkind im bürgerlichen Milieu. Geldknappheit zwang ihn auch dazu, nicht wie geplant Medizin zu studieren, sondern evangelische Theologie. Er trat während seines Studiums in Berlin 1911 der SPD bei; bald wurde er bis zu deren Auflösung Mitglied der USPD. Immer wieder arbeitete er in den Semesterferien auch in Betrieben wie Blohm und Voß in Hamburg, um das Arbeitermilieu kennenzulernen.</br></br>Im Ersten Weltkrieg wurde Theek zwar einberufen, aufgrund gesundheitlicher Probleme blieb ihm der Fronteinsatz jedoch erspart. Stattdessen setzte er aus den Heilanstalten seine Prüfungen fort und begann Gottesdienste zu halten, Beerdigungen für andere Pfarrer zu übernehmen sowie als Lehrer in einem Erziehungsheim für höhere Söhne zu arbeiten. Von 1918 bis 1920 wirkte er erstmals als Pfarrer in Sauen, wo er bald den Spitznamen ‚Roter Pfarrer‘ erhielt.</br></br>Die Inflation verringerte allerdings das Einkommen als Pfarrer so sehr, dass Theek die Stelle aufgab und sozialpolitisch als Dezernent für soziale Fragen im Wohlfahrts- und Jugendamt des Berliner Magistrats aktiv wurde. Er war auch Reichsvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Kommunalbeamter. 1929 veröffentlichte er aus der Arbeit als Sozialarbeiter heraus seine Schrift „SOS – Jugend am Kreuz“ über soziale Probleme der Großstadtjugend.</br></br>In den 1930er Jahren arbeitete Theek wieder als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden in Brandenburg und Mecklenburg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er zunächst mehrfach verhaftet, aber immer wieder entlassen. Theek wurde auch Opfer körperlicher Übergriffe durch die SA und Gestapo des Ortes Satow. Im Oktober 1941 wurde Theek in seiner neuen Gemeinde Ludwigslust wegen ‚Kanzelmissbrauchs‘ und staatsfeindlicher Aussagen festgenommen und von der SS in Schwerin und später in Halle inhaftiert. Am 2. Januar 1942 wurde er in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert und erhielt die Gefangenennummer 28981. Zunächst war er in Block 26/III untergebracht. Am 21. Juli 1942 wurde er mit anderen Geistlichen für wenige Tage auf die Dachauer Plantagen zum Kommando Trockenboden-Gerätehaus überstellt. Theek wurde später wieder, bis zu seiner Entlassung am 3. April 1945, in den sogenannten Pfarrerblock gebracht. Er kehrte Ende April – also noch vor Kriegsende und der Eroberung des Ortes durch amerikanische Truppen – nach Ludwigslust an seine ehemalige Pfarrstelle zurück und wurde von den sowjetischen Besatzern im Juli 1945 zum Bürgermeister des Ortes ernannt; dieses Amt hatte er bis zum 15. September 1947 inne. Da seine erste Frau bereits 1938 verstorben war, hatte sich seine Haushälterin um die drei Kinder gekümmert. Als Pastor wirkte er von 1947 bis 1965 in Ludwigslust. Theek war mit anderen Holocaustüberlebenden vernetzt und engagierte sich mit dem ehemaligen politischen Häftling Willi Bredel beim Aufbau des Kulturbunds in Mecklenburg. Er erhielt verschiedene staatliche Auszeichnungen der DDR, wie die Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold.</br></br>''Quellen:''</br>*Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.</br>*o.A.: „[Lebenslauf]“. In: Theek, Bruno: SOS – Jugend am Kreuz. Rostock 2003, S. 59.</br>*o.A.: „Theek, Bruno (1891-1990)“. Online: http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/tit00205/00205k11.htm (Stand: 18.09.2019).</br>*Theek, Bruno: Keller, Kanzel und Kaschott. Lebensbericht eines Zeitgenossen. Berlin 1961.</br>*Theek, Bruno: „Keller, Kanzel und Kaschott. Lebensbericht eines Zeitgenossen“. In: Spantig, Siegfried (Hg.): Drei Heimatschreiber. Schwerin 2009, S. 109-143.</br>*Wendel-Gilliar, Manfred: Das Reich des Todes hat keine Macht auf Erden. Priester und Ordensleute 1933-1945. KZ Dachau. Band II. Roma 2002, S. 70f.45. KZ Dachau. Band II. Roma 2002, S. 70f.)
  • Heilig, Bruno (1888-1968)  + (Bruno Heilig (geb. 26.04.1888 Hohenau in NBruno Heilig (geb. 26.04.1888 Hohenau in Niederösterreich, gest. 23.07.1968 in Berlin) wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren und studierte nach seinem Abitur an einem humanistischen Gymnasium ab 1908 Jura in Wien. Während des Ersten Weltkriegs diente Heilig, der bis Kriegsbeginn als Journalist einer ungarischen Nachrichtenagentur gearbeitet hatte, in einem Telegrafen-Regiment der ungarischen Armee. Nach Kriegsende kehrte er in seinen bürgerlichen Beruf zurück und schrieb über Außenpolitik für die Budapester Zeitung „Pesti Napló“ sowie für die „Vossische Zeitung“. Nach seiner Ausweisung aus Ungarn wegen kritischer Artikel zog er im November 1928 nach Berlin, wo er für den Ullstein Verlag und als Korrespondent für eine Wiener und Prager Zeitung arbeitete. Um einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen, musste Heilig im September 1933 nach Wien fliehen. Dort schrieb er erfolgreich für verschiedene österreichische Zeitung, darunter „Der Morgen“, „Der Wiener Tag“ und „Die Stimme“, eine jüdische Zeitung, und für die britische „Jewish Chronicle“. Am 15. März 1938 wurde er von der Gestapo in seiner Wohnung verhaftet und von Wien aus in einem der ersten Transporte als prominenter politischer Gegner in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Neben seinen journalistischen Arbeiten sei ein anderer Grund gewesen – so Heilig im Fragebogen des Hauptausschusses „Opfer des Faschismus“ aus dem Mai 1945 –, dass er als Korrespondent Informationen ins Ausland gebracht, in Österreich Neuigkeiten an Kommunisten vor Ort weitergegeben und geheime Berichte des Präsidenten der Jüdischen Gemeinden von Deutschland an Journalisten in Wien verteilte hatte. In Dachau wurde Heilig am 2. April 1938 als Neuzugang geführt und erhielt die Häftlingsnummer 13870. Am 22. September 1938 wurde er nach Buchenwald verlegt, wo er als Häftling Nummer 8221 geführt wurde. Heilig wurde am 27. April 1939 entlassen, da seine Frau eine Schiffspassage nach Shanghai hatte organisiert können, die er später jedoch nicht antreten konnte. Doch die Unterlagen ermöglichten die Freilassung aus Buchenwald. Mit Hilfe und finanzieller Unterstützung des „Jewish Chronicle“ emigrierte er im August 1939 nach England, wo er 1940 für drei Monate als ‚enemy alien‘ in einem Lager auf der Isle of Man interniert wurde. Dort arbeitete er an der Lagerzeitung „Mooragh Times“ mit. Seine Frau und einer seiner Söhne konnten nicht mehr rechtzeitig vor Kriegsausbruch ausreisen. Nach seiner Entlassung verfasste er, basierend auf seinen Erfahrungen im nationalsozialistischen Deutschland und in den Konzentrationslagern, 1941 das Buch „Men crucified“, welches mehrere Auflagen in verschiedenen Verlagen erfuhr und nach Kriegsende ins Deutsche, Tschechische und Slowakische übersetzt wurde. Neben der journalistischen Tätigkeit – die durch seine fehlenden englischen Sprachkenntnisse erschwert wurde – begann Heilig nach seiner Schlosserlehre 1941 als Dreher und Werkzeugmacher in kriegswichtigen Betrieben zu arbeiten. Politisch aktiv blieb er in seiner Zeit im britischen Exil auf verschiedenen Ebenen, so engagierte er sich unter anderem im „Free Austrian Movement“. Er veröffentlichte zudem Artikel in Exilzeitungen wie dem „Aufbau“ und schrieb für „Die Zeitung“, die in London auf Deutsch erschien. Andere wirtschaftspolitische Artikel wurden für englischsprachige Zeitungen wie „Land and Liberty“ vermutlich übersetzt, obgleich Heilig eigenen Angaben nach in Dachau bereits begonnen hatte Englisch zu lernen. Im Juni 1944 wechselte Heilig in das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte (SHAEF), wo er Flugblätter, Radiosendungen und weitere Schriften verfasste. Bis zum Sommer 1946 arbeitete Heilig dann für die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA) in der amerikanischen Besatzungszone, wo er junge deutsche Journalisten ausbildete. Von August 1946 bis April 1947 war er dann an der Zusammenstellung des Archivmaterials für die Nürnberger Prozesse beteiligt. Im Oktober 1947 kehrte Heilig nach (Ost-)Berlin zurück und da er bereits in England im kommunistischen Diskussionsforum „Austria of Tomorrow“ aktiv war, trat er in die SED ein. Heilig war Chefredakteur und Leiter des Ressorts Außenpolitik von „Deutschlands Stimme“, bis er 1952 aus politischen Gründen seine Stellung aufgeben musste. Heilig meldete sich nach dem Krieg immer wieder mit seinen Analysen zu Wort – neben seinen Zeitungsartikeln auch im Rundfunk. Ein weiteres Betätigungsfeld von Bruno Heilig war – neben der Schriftstellerei – das Übersetzen von ungarischer Literatur ins Deutsche, darunter auch Berichte von ungarischen Holocaustüberlebenden. Er gilt als „wichtiger Mittler der ungar[ischen] Lit[eratur] in der DDR“ (Barth, o.S.) und erhielt 1960 eine Gedenkmedaille des ungarischen PEN-Clubs.</br></br>''Quellen:''</br></br>*Barth, Bernd-Rainer: „Heilig, Bruno“. In: Biographische Datenbank der Bundesstiftung Aufarbeitung. Online: http://bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=1294 (Stand: 11.09.2019).</br>*Heilig, Bruno: Men crucified. Eyre & Spottiswoode. London 1941.</br>*Heilig, Bruno: Menschen am Kreuz. Berlin 1947.</br>*Heilig, Bruno: Dlouhý pochod. Státní Nakl. Dětské Knihy. Prag 1953.</br>*Heilig, Bruno: Dlhý pochod. Slovenské Nakl. Detskej Knihy. Bratislava 1954.</br>*„Fragebogen und Lebenslauf“. In: Landesarchiv Berlin, C Rep. 118-01, Signatur 13707, o. Bl.</br>*o.A.: „Heilig, Bruno“. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Bd. 1. München 2002, S. 518.</br>*Reiter, Andrea: „Die autobiographischen Berichte ehemaliger Konzentrationslagerhäftlinge im Englischen Exil. Bruno Heilig, Ella Lingens, Kitty Hart“. In: Zeitgeschichte (1992), Nr. 19, H. 5/6, S. 172-186.</br>*Reiter, Andrea: „Auf dass sie entsteigen der Dunkelheit“. Die literarische Bewältigung von KZ-Erfahrungen. Wien 1995, S. 278.</br>*Unbekannter Autor: „Bruno Heilig“. In: Bruno Heilig: Menschen am Kreuz. Dachau – Buchenwald. Hg. von Richard Pils. Weitra 2002, S. 261-264.Hg. von Richard Pils. Weitra 2002, S. 261-264.)
  • Ten Boom, Corrie (1892-1983)  + (Cornelia Arnolda Johanna ten Boom, geb. amCornelia Arnolda Johanna ten Boom, geb. am 15. April 1892 in Amsterdam, gest. am 15. April 1983 in Placentia, Kalifornien, wuchs in einer Großfamilie auf. Ihr Vater, Casper ten Boom, betrieb ein Uhrmachergeschäft in Haarlem. Cornelia, unter dem Spitznamen Corrie bekannt, wurde ab 1920 in Basel zur Uhrmacherin ausgebildet und war 1924 die erste Frau der Niederlande, die ein Uhrmacher-Diplom erhielt. Ihre Eltern sowie die im Haus lebenden Tanten waren in der Niederländisch-reformierten Kirche aktiv und unterhielten viele freundschaftliche Verbindungen zu Juden, die der Vater als „Gottes altes Volk“ besonders liebte. Bereits Corries Großvater hatte sich im 19. Jahrhundert für die Stärkung christlich-jüdischer Gemeinschaften engagiert. Corrie ten Boom blieb unverheiratet und arbeitete vor dem Zweiten Weltkrieg im Uhrmachergeschäft des Vaters. Außerdem war sie in der Sonntagsschule ihrer Kirchengemeinde aktiv und ließ sich zur Religionslehrerin ausbilden. </br></br>Als die Niederlade 1940 besetzt wurden und die niederländischen Juden in die Konzentrationslager verschleppt wurden, engagierten sich Corrie ten Boom und ihre Familie ab Ende 1942 im Widerstand. Sie versteckten und versorgten mehrere jüdische Familien und Kinder in ihrem Haus in einem Verschlag, organisierten unter den zunehmend schwierigeren Bedingungen Lebensmittel. Nachdem zunächst die Schwester Nollie verhaftet worden war, wurde am 28. Februar 1944 Corrie ten Boom ebenfalls denunziert und zusammen mit den anwesenden Familienmitgliedern verhaftet. Das Haus wurde durchsucht, die versteckten Menschen konnten jedoch gerettet werden. Während die übrigen Familienmitglieder wieder freigelassen wurden, wurden Corrie und ihre Schwester Elisabeth, Betsie genannt, zunächst im Juni 1944 weiter ins Lager Vught und schließlich im September ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Der Vater war zuvor in Haft in Scheveningen im Alter von 84 Jahren gestorben. Im Lager hielt Corrie heimlich Bibelstunden ab, um den Überlebenswillen ihrer Mitgefangener zu stärken. Betsie überlebte das Lager nicht. Sie starb im Dezember 1944. Corrie wurde zwei Wochen später aus dem Lager entlassen und kehrte zurück nach Haarlem, wo sie bis zur Befreiung blieb.</br></br>Nach dem Krieg gründete Corrie ten Boom Rehabilitationszentren für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und setzte sich für die Versöhnung zwischen Opfern und Tätern ein. Sie predigte nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland und in vielen anderen Ländern. Ihr zentrales Thema war Vergebung, die nur durch Gottes Hilfe möglich sei. Sie schrieb zudem einige Bücher. Ihre Autobiographie „Die Zuflucht“ (original: „De Schuilplaats“) wurde 1975 unter dem Titel „The Hiding Place“ verfilmt. </br></br>In Anerkennung ihres Einsatzes während des Zweiten Weltkriegs wurde Corrie Ten Boom von der niederländischen Königin zum Ritter geschlagen und von der Gedenkstätte Yad Vashem 1967 als Gerechte unter den Völkern geehrt. In ihrem Elternhaus ist heute das Corrie ten Boom Museum untergebracht. Das Haus wurde wieder in den Zustand von 1944 versetzt, so dass man das Versteck hinter einer falschen Wand in ihrem ehemaligen Schlafzimmer besichtigen kann, wo Juden und Mitglieder der niederländischen Untergrundbewegung beherbergt wurden. </br></br>''Quellen:''</br>*Corrie ten Boom House. Online: https://www.corrietenboom.com/en/family-ten-boom (Stand: 08.08.2018).</br></br>*The Righteous Among The Nations. Boom ten FAMILY. Online:https://collections.yadvashem.org/en/library/8217001 (Stand: 08.08.2018).</br></br>*United States Holocaust Museum. Corrie ten Boom. Online: https://www.ushmm.org/wlc/en/article.php?ModuleId=10006914 (Stand: 08.08.2018).php?ModuleId=10006914 (Stand: 08.08.2018).)
  • Nick, Dagmar (1926-)  + (Dagmar Nick (geb. 30.05.1926 in Breslau) wDagmar Nick (geb. 30.05.1926 in Breslau) wuchs in einer Musikerfamilie auf: Ihr Vater Edmund Nick war Komponist und ihre Mutter Konzertsängerin. Als der Vater 1933 seine Stellung als Leiter des Schlesischen Rundfunks verlor, zog die Familie nach Berlin. Von einer Evakuierung in das Sudetenland 1944 kehrte Nick nicht nach Berlin zurück, sondern zog nach München, wo sie bis heute lebt. Die studierte Psychologin und Graphologin verfasste Romane, Hörbücher und vor allem elf Gedichtbände, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden. Unter anderem erhielt sie den Liliencron-Preis der Stadt Hamburg (1948), Eichendorff-Preis (1966), den Andreas-Gryphius-Preis (1993) und den Horst-Bienek-Preis (2009). Ihr erstes Gedicht veröffentlichte sie bereits 1945 in Erich Kästners „Neue Zeitung“; auch war sie 1948 zu einer Sitzung der Gruppe 47 eingeladen.</br></br>In den 1960er Jahren lebte Nick für vier Jahre in Israel. Diese Erfahrungen verarbeitete sie in verschiedenen Büchern wie „Einladung nach Israel“ (1963). Weitere bestimmende Themen ihrer Gedichtsammlungen sind ihre Reisen, die griechische Mythologie und das Judentum. </br></br>Neben ihrer Lyrik arbeitete Dagmar Nick auch als Übersetzerin, Autorin und Sprecherin für Rundfunk-Hörspiele etwa bei den Francis Durbridge Vertonungen der „Paul Temple“-Krimis. Nick ist ein langjähriges Mitglied des deutschen PEN und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Durch ihr lyrisches Schaffen nimmt sie eine wichtige Stellung in der deutschen Literaturgeschichte ein: „She has been described as being, with Ingeborg Bachmann, Rose Ausländer, and Hilde Domin, among the most important German-speaking poets since 1945“ (Boland 2004, S. 137).</br></br>''Quellen:''</br>*Boland, Eavan: After Every War. Twentieth-century Women Poets. New Jersey 2004.</br>*Kraft, Thomas: „Dagmar Nick“. In: Hillgruber, Katrin und Thomas Kraft: München literarisch. 40 Jahre Tukan-Preis. Die Preisträgerinnen und Preisträger 1965-2005. München 2005, S. 73f.</br>*Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Literaturportal Bayern: http://www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon?task=lpbauthor.default&pnd=118934457 (Stand: 17.09.2019).default&pnd=118934457 (Stand: 17.09.2019).)
  • Conrady, A.W. (1889-1960)  + (Das Leben Conrad Stromengers ist – je nachDas Leben Conrad Stromengers ist – je nach Quelle – höchst unterschiedlich verlaufen. Conrad Stromenger (geb. 31.07.1898 in Breslau als Conrad Wilhelm Albert Stromenger, gest. 24.02.1960 in Bamberg, Pseudonym A.W. Conrady) heiratete 1918 in Breslau seine Frau Klara, geb. Pohl, mit der er zwei Kinder hatte; die Ehe wurde geschieden. Dies sind bereits die belegbaren, übereinstimmenden Fakten zu seinem Leben. Darüber hinaus beginnen sich die erhaltenen Quellen und Stromengers Aussagen oft zu widersprechen.</br></br>Aus der Kurzbiografie, die seinem Roman „Amokläufer“ nachgestellt ist, geht hervor, dass er in Leipzig und Breslau ein Jurastudium mit Promotion abgeschlossen hatte, bevor er in die Schweiz zurückkehrte, um als Rechtsanwalt zu arbeiten. Bei seiner Aufnahme in Dachau – wo er, wie auch in vielen anderen Quellen, als Konrad Stromenger geführt wurde – gab er als Beruf jedoch Kaufmann an. Den Quellen aus dem Schweizerischen Bundesarchiv hingegen ist zu entnehmen, dass er in führender Position, unter anderem als zweiter Direktor, bei zwei Firmen in Zürich gearbeitet hat, von denen er mindestens eine selbst gegründet hatte.</br></br>Die Unterlagen, die sich wegen verschiedener Strafverfahren gegen Stromenger im Schweizerischen Bundesarchiv in Bern erhalten haben, zeichnen von ihm das Bild eines notorischen Betrügers und immer gut gekleideten, kulturbeflissenen Hochstaplers. Wegen schweren Scheckbetrugs wurde 1932 Haftbefehl gegen ihn erlassen und er wurde strafrechtlich von der Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau gesucht, da er mit einer gefälschten Unterschrift mehrere Zehntausend Franken und Reichsmark unrechtmäßig ausgezahlt bekommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt wurde er von ermittelnden Behörden in München vermutet. Stromenger wurde als deutscher Staatsbürger nicht ausgeliefert, aber auch die Untersuchungen des Bayerischen Staatsministeriums verliefen im Leeren, da Stromenger nicht in München zu finden war: „Stromenger soll ständig in Frankreich, Belgien, Holland sowie in West- und Norddeutschland umherreisen“ (Schreiben vom 15. September 1932. In: Schweizerisches Bundesarchiv, E4264, o.S.), lautete die Einschätzung des Ministeriums. Auch den Doktortitel führte er offenbar unrechtmäßig; an den angegebenen Schweizer Universitäten war er nie eingeschrieben. In seinem Lebenslauf im Roman thematisierte Stromenger sowohl die gerichtlichen Verfahren als auch das 1930 gegen ihn verhängte Einreiseverbot in die Schweiz nicht. Auch eine Verhaftung von ihm und seiner Frau am 9. Dezember 1937 in Wien führte er nicht an. In den mehrmaligen Befragungen bezeichnete er die Unterstellungen als Verleumdungen, gab jedoch vieles nach vorherigem Leugnen später zu.</br></br>Auch die Aussagen von befragten Personen, wie seinem ehemaligen Chef und seiner geschiedenen Ehefrau, unterstreichen einen Charakter Stromengers, der sich nicht mit seinem Selbstbild deckt. So wird Direktor Würgel, Chef der „Cereal Compagnie“, in der Stromenger als zweiter Direktor arbeitete, zitiert: „Zum Schlusse erklärte mir Dir[ektor] Würgel, dass Stromenger leider keine seriöse Person sei […]. Seine ganze Tätigkeit sei auf Uebertreibung und Unwahrheit aufgebaut“ (Bericht über Stromenger, Konrad von Hans Demuth. In: Schweizerisches Bundesarchiv, E4320B, o.S.). Stromenger habe unter falschen Namen und mit unrichtigen Titeln gearbeitet und stände bei vielen Banken im Misskredit. Auch der später gegen ihn ermittelnde Polizei Amtmann hält fest: „Da der Beschuldigte sich vor dem hiesigen Ermittlungsrichter, sowie bei seiner polizeilichen Vernehmung in Widersprüche verwickelte, entsteht der Eindruck, daß es sich bei Str[omenger]. um einen gerissenen, internationalen Hochstapler gehandelt hat, der jetzt auf Grund seiner angeblichen 7 jährigen KZ-Haft alle möglichen Vorteile des politischen Häftlings genoß“ (Schreiben des Stadtpolizeiamts Bamberg vom 20. März 1948. In: ebd.). Seine Ehefrau führte die Unzurechnungsfähigkeit Stromengers – wie sie es nennt – auf eine Kopfverletzung im Ersten Weltkrieg zurück.</br>Conrady engagierte sich – eigenen Aussagen nach – während des Nationalsozialismus im politischen Widerstand; auch sei er ein „erklärte[r] Gegner“ (Conrady 1947, S. 573) des NS-Regimes gewesen. In seiner Kurzbiografie im Roman und in Befragungen nach dem Krieg gibt er folgenden Haftgrund an: Er habe einen Protestbrief an Reinhard Heydrich, den Leiter der Gestapo, verfasst, woraufhin er als politischer Häftling zunächst im Gefängnis Stadelheim inhaftiert wurde. Die Quellen legen allerdings nahe, dass Stromenger ab Mitte der 1930er Jahre, spätestens aber ab 1937, für den Deutschen Nachrichten Dienst als Spitzel gearbeitet hat. In einem Schreiben wird „Spionage z[u] G[unsten] D[eutsch]lands“ (Bericht der Schweizerischen Bundesanwaltschaft vom 22. Dezember 1937. In: Schweizerisches Bundesarchiv, E4320B, o.S.) als Grund für die Verhaftung in Wien 1937 aufgeführt. Stromenger selbst gab dies bei einer Befragung durch das Stadtpolizeiamt Bamberg 1948 zu. Bei diesem Gespräch führte er als Begründung seiner Inhaftierung in Gefängnissen und Konzentrationslagern an, dass er mit der in seinen Augen zu geringen Bezahlung unzufrieden war und sich beschwert habe. Die Quellen legen nahe, dass Stromenger nach seiner Verhaftung in Wien wegen Spionage direkt nach Stadelheim überstellt worden ist.</br></br>Durch die erhaltenen Akten der KZ-Gedenkstätte Dachau ist einwandfrei belegt, dass Stromenger am 23. September 1939 in Dachau ankam, wo er als ‚Schutzhäftling‘ den roten Winkel und die Nummer 35833 erhielt. Vier Tage später, am 27. September 1939, wurde er nach Flossenbürg überführt, von wo er am 2. März 1940 nach Dachau zurückkehrte. Er erhielt daraufhin die neue Häftlingsnummer 557. Zwei weitere Male wurde er mit unbekanntem Ziel für wenige Tage überführt: Vom 15. März 1940 bis 23. März 1940 und vom 15. Mai 1940 bis 22. Mai 1940 war er nicht in Dachau. Am 27. November 1940 wird er noch einmal verlegt, wobei unklar ist, ob er entlassen oder in ein anderes Gefängnis beziehungsweise Konzentrationslager gebracht wurde. In dem Bericht des Bamberger Stadtpolizeiamts heißt es allerdings, dass Stromenger am 17. Februar 1943 erneut zu drei Jahren Gefängnis wegen Hochverrats verurteilt wurde und von 1943 bis zum 17. Februar 1945 in Landsberg am Lech einsaß. Nach seiner Entlassung war er demnach bei der Fahrbereitschaft in Bamberg eingestellt.</br></br>Nach dem Krieg verlaufen sich die Spuren von Stromenger zunächst: Zwar veröffentlichte er 1947 unter dem Pseudonym A. W. Conrady seinen Roman „Amokläufer“, jedoch suchten verschiedene Behörden, darunter auch das International Komitee vom Roten Kreuz in Genf, gezielt nach ihm. Am 17. März 1948 wurde er schließlich erneut in Bamberg verhaftet wegen „unb[e]rechtigter Führung des Doktortitels, Betrug u.a.“ (Schreiben des Stadtpolizeiamts Bamberg vom 20. März 1948. In: ebd.). Kurz vor seinem Tod stellte er 1959 noch den ersten Teil eines geplanten Romans mit dem Titel „Geheime Reichssache. Der Roman der Gestapo“ fertig, der jedoch nie veröffentlicht wurde.</br></br>''Quellen:''</br>*„Conrad Wilhelm Albert Stromenger“. In: Literaturportal Bayern. Online: http://www.literaturportal-bayern.de/nachlaesse?task=lpbestate.default&id=1001 (Stand: 11.09.2019).</br>*Conrady, A.W.: „Kurze Biographie des Autors“. In: Der Amokläufer. Aschaffenburg 1947, S. 573.</br>*„Conrady (Wilhelm Albert Stromenger) Schriftsteller, Manuskript Teil 1 von 1959“. In: Stadtarchiv Bamberg, D 2055 + 1. </br>*„Dossier: Stromenger, Konrad, 31.07.1889“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4264.</br>*„Dossier: Stromenger, Konrad, 1889“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4320B.</br>*Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.</br>*„Paul Pattloch Verlag an das Internationale Informationsbüro des Lagers Dachau, betr.: KZ-Häftling Conrad W. Stromenger, 02.08.1946“, 1.1.6.2/10324289/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*Schreiben an den Verlag Paul Pattloch, 12. August 1946, 1.1.6.2/10324290/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.0324290/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.)
  • Liepmann, Heinz (1905-1966)  + (Das Leben Heinz Liepmanns (geb. 27.08.1905Das Leben Heinz Liepmanns (geb. 27.08.1905 in Osnabrück als Heinz Max Liepmann, gest. 06.06.1966 in Agarone/Schweiz; ab ca. 1940 verkürzt zu Liepman) gleicht einem Roman, viele Gerüchte ranken sich um ihn und einzelne Jahre seines Lebens lassen sich nicht gänzlich rekonstruieren oder wurden von Liepmann selbst zu Legenden umgestaltet. </br></br>Liepmann wuchs als Sohn assimilierter jüdischer Kaufleute in Hamburg auf, verlor seine Eltern jedoch bereits früh: Sein Vater fiel 1917 im Krieg und seine Mutter starb im darauffolgenden Jahr. Es ist unsicher, was mit Heinz nach dem Tod der Eltern geschah, es ist von einem Ausreißen aus dem Haus des Onkels, bei dem er in Bielefeld leben sollte, und von einem Aufenthalt in den USA bis 1922 die Rede. Fest steht, dass er ab 1923 an der Universität Frankfurt Veranstaltungen zu den Themen Literatur, Philosophie, Medizin und Psychologie besuchte, aber nicht als Student eingeschrieben war. Mit 20 Jahren begann er seine journalistische Karriere bei der „Frankfurter Zeitung“. Zeit seines Lebens schrieb er Kritiken, politische Essays unter anderem für die „Weltbühne“ und vermutlich 14 weitere deutsche sowie verschiedene ausländische Zeitungen. Ab 1924 wandte er sich zunächst der Arbeit am Theater als Dramaturgie- und Regieassistent an den Städtischen Bühnen Frankfurt und ab 1927 als Dramaturg bei den renommierten Kammerspielen in Hamburg zu, bevor er durch seine Romane, Dramen, Zeitungsartikel und Kritiken als freier Schriftsteller leben konnte. Sein Theaterstück „Drei Apfelbäume“ erschien unter seinem Pseudonym Jens C. Nielsen. Sein zweiter Roman „Die Hilflosen“ von 1930 wurde bereits 1931 ins Englische, Französische und Niederländische übersetzt und mit dem renommierten Harperpreis geehrt – laut seiner Ehefrau Ruth Liepmann gab es zudem Übersetzungen ins Jugoslawische und Schwedische. Themen seiner Romane waren bereits damals tagesaktuelle Phänomene wie die Inflation. Liepmann hatte sich bis 1933 einen „beachtlichen Ruf“ (Müller-Salget 1985, S. 295) als Schriftsteller erarbeitet. Auch als Journalist war er gefragt und schrieb unter anderem für „Die Tribüne“, das „Berliner Tageblatt“, die „Frankfurter Zeitung“ und die „Weltbühne“. In seinen Artikeln schrieb er offen gegen die nationalsozialistische Politik an.</br></br>Sowohl in seinem Roman „Das Vaterland“ (1933) als auch in „… wird mit dem Tode bestraft“ von 1935 beschreibt Liepmann den Eklat, der sein weiteres Leben bestimmen sollte: Im März 1933 wurde der jüdische Journalist Justin Steinfeld aus dem Altonaer Stadttheater geworfen, was Liepmann in einem Artikel publik machte. Damit trat er als Jude und Journalist in offene Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten und wurde in deren Zeitungen diskreditiert; seine Werke standen auf der ersten Verbotsliste vom April 1933 – die auch unter anderem die Werke von Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger und Kurt Tucholsky aufführte – und wurden bei öffentlichen Bücherverbrennungen verbrannt. </br></br>Obwohl er untertauchte, wurde er laut eigenen Angaben gefasst und im KZ Wittmoor inhaftiert. Ihm gelang die Flucht aus dem Lager nach Amsterdam, wo er seinen Roman „Das Vaterland“ verfasste. Allerdings sind der KZ-Aufenthalt und die Flucht in keinen Dokumenten – auch nicht beim International Tracing Service Bad Arolsen – nachgewiesen und werden daher oft als Legende gehandelt. Auch will Liepmann noch zweimal inkognito nach Deutschland gereist sein, u.a. zur Eröffnung des Leipziger Reichstagsbrandprozesses am 21. September 1933 – dies konnte bisher in der Forschung jedoch nicht belegt werden.</br></br>In Amsterdam erschien 1933 sein Roman „Das Vaterland“, wegen dem er im Februar 1934 wegen ‚Beleidigung des Staatsoberhaupts einer befreundeten Macht‘ für einen Monat verhaftet und nach Belgien abgeschoben wurde. In „Das Vaterland“ wird Reichspräsident Hindenburg von Liepmann als Wegbereiter der Nationalsozialisten dargestellt, der sich durch persönliche Bereicherung auf eine Zusammenarbeit mit ihnen einließ und ihren Erfolg erst möglich gemacht habe; gleichzeitig kritisiert eine Figur im Roman das fehlende Vorgehen Hindenburgs gegen die Gewalt- und Verfolgungsexzesse gegen politische Gegner. Liepmanns Auslieferung an das Deutsche Reich wurde nur durch heftige Proteste internationaler Schriftsteller verhindert. Selbst Albert Einstein solidarisierte sich öffentlich mit ihm. Im Juni 1935 wurde Liepmann offiziell ausgebürgert; mit ihm auf derselben Liste standen unter anderem Bertolt Brecht, Erika Mann und Friedrich Wolf. Als Grund heißt es: „Heinz Liepmann, jüdischer Schriftsteller, treibt in aller Welt üble Greuelhetze durch seine Schriften und in öffentlichen Vorträgen“ (zitiert nach Pohl, o.S.). </br></br>Liepmann reiste 1935 von Belgien nach Paris und verfasste dort „… wird mit dem Tode bestraft“ sowie zahlreiche Artikel für die „Neue Weltbühne“, das „Pariser Tageblatt“ und weitere Exilzeitungen. Über seine Position als öffentlicher Gegner der Nationalsozialisten heißt es'"`UNIQ--nowiki-000009C0-QINU`"'lt;nowiki'"`UNIQ--nowiki-000009C1-QINU`"'gt; im Vorwort zum Roman „Vaterland“: „Ich habe mein Vaterland – für das mein Vater 1914 freiwillig in den Weltkrieg ging und 1917 mit einem Bauchschuß starb – Ende Juni verlassen; im Juli und September habe ich es – inkognito – noch zweimal besucht. Daß man mich – seit Februar – ununterbrochen verfolgte (und im Juni zu finden wußte), das erstaunt mich nicht, und darüber beschwere ich mich nicht. Auch daß man meine Bücher verbrannt und verfemt, ist mir nicht unverständlich […]. Ich beklage mich nicht darüber. Ich war ein Gegner“ (S. 8).'"`UNIQ--nowiki-000009C2-QINU`"'lt;/nowiki'"`UNIQ--nowiki-000009C3-QINU`"'gt; Silke Pohl spricht in dieser „Stilisierung zum Widerstandskämpfer“ von einer „Alternativ-Biographie“ beziehungsweise von einem „Wunsch-Lebenslauf“ (alle Zitate Pohl, o.S.), den sich Liepmann in seinen Büchern selbst schrieb.</br></br>1934 ging Liepmann auf eine Lese- und Vortragsreise durch die USA und Kanada. 1935/1936 siedelte er nach London und 1937 nach New York über, von wo aus er jeweils für das „Pariser Tageblatt“, „Die neue Weltbühne“, „Neue deutsche Blätter“ und andere Exilzeitschriften sowie amerikanische und britische Zeitungen wie die „Saturday Evening Post“ oder „New York Times Book Review“ und andere berichtete. Liepmann trat ebenfalls als Redner gegen das nationalsozialistische Deutschland, unter anderem bei durch das Jewish Center Lecture and Concert Bureau organisierten Vortragsreisen, auf. Auch gibt es ungesicherte Informationen, die meist auf Aussagen Liepmanns beruhen, dass er in den ersten Jahren in den USA in der Gastronomie und auf einer Pferderanch arbeiten musste, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen bis sein Englisch gut genug war für das Verfassen englischsprachiger Publikationen. Seine Zeit im Ausland war auch durch seine langjährige Morphiumsucht und daraus resultierende mehrmalige Verhaftungen, Geldstrafen und Entziehungskuren bestimmt. </br></br>Nach zehn Jahren in den USA kehrte er 1947 als Journalist nach Hamburg zurück. Er wurde wegen mehrfachen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen im Zusammenhang mit seiner Drogensucht aus den USA ausgewiesen. Sein Weg in Deutschland war, so Schneider, „der eines vergessenen Autors zurück an die Öffentlichkeit, ein Zurückgewinnen schriftstellerischer öffentlicher Kompetenz“ (Schneider 2004, S. 68). Neben den journalistischen Artikeln für die „Hamburger Freie Presse“ oder das „Hamburger Echo“ schrieb er unter anderem auch unpolitische Biografien über Grigori Jefimowitsch Rasputin (1956), Romane wie „Verbrechen im Zwielicht“ (1959; 1961 auf Niederländisch) sowie Hörspiele, Übersetzungen für den Rundfunk und Theaterkritiken. Er engagierte sich zudem auch als „Literarischer Agent für hauptsächlich amerikanischer Verlage“, weshalb er bereits Ende der 1940er Jahre in die Schweiz reiste, um mit dortigen Publikationshäusern wie dem Oprecht Verlag verhandelte. 1961 zog Liepmann, der seit 1934 Mitglied des deutschen (Exil-)P.E.N. war, zum letzten Mal weiter: Er wurde Kulturkorrespondent der „Welt“ sowie des Norddeutschen Rundfunks in Zürich und gründete mit seiner Ehefrau Dr. Ruth Liepmann-Lilienstein eine Literaturagentur. Bereits in Hamburg hatte das Ehepaar eine wichtige Rolle im dortigen Kulturleben gespielt, kannten sie doch viele seiner Akteure persönlich. Der Umzug in die Schweiz wird von Liepmann als ‚zweite Emigration‘ angesehen, da er enttäuscht über das Ausbleiben einer Aufarbeitung der Geschehnisse auf diese Weise eine Distanz zu Deutschland schuf. Seine Artikel über das Leben als Jude im Deutschland der Nachkriegsjahrzehnte und über die Ausgrenzung sowie das Vergessen der deutschen Mehrheitsgesellschaft publizierte er gesammelt 1961 unter dem Titel „Ein deutscher Jude denkt über Deutschland nach“. 1964 wurden seine Tagebücher, die er als Beobachter der Frankfurter Auschwitzprozesse verfasste, für den NDR und das Schweizer Radio bearbeitet und gesendet. Bis zu seinem Tod schrieb der überzeugte Pazifist für verschiedene Zeitungen weltweit und verfasste weitere, auch im Ausland verlegte Romane sowie streitbare Essays über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie die viel diskutierte Kriegsdienstverweigerung, den Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit ihrer nahen Vergangenheit und seine eigenen Exilerfahrungen.</br></br>''Quellen:''</br></br>* „Dossier: Liepmann, Heinz Max, 1905“. In: Schweizerisches Bundesarchiv BAR, Bestand: E4320B, Aktenzeichen: C.19.1205 P.</br>* Hans, Jan: „‚Lieber Gott mach mich stumm, daß ich nicht nach Wittmoor kumm!‘ Heinz Liepmanns Dokumentarromane aus Nazi-Hamburg“. In: Stephan, Inge und Hans-Gerd Winter (Hg.): „Liebe, die im Abgrund Anker wirft“. Autoren und literarisches Feld im Hamburg des 20. Jahrhunderts. Hamburg 1989, S. 161-174.</br>* Institut für Zeitgeschichte: „Liepmann, Heinz“. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 2: The Arts, Sciences, and Literature. München [u.a.] 1983, S. 729. </br>* Liepmann, Heinz: „Vorwort“. In: ders.: Vaterland. Ein Tatsachen-Roman aus dem heutigen Deutschland. Amsterdam 1933, S. 7-11.</br>* Liepmann, Ruth: „Heinz Liepmann. Ein biographischer Abriß“. In: Liepmann, Heinz: … wird mit dem Tode bestraft. Hg. von Walter, Hans-Albert und Werner Berthold. Hildesheim 1986, S. V-VIII.</br>* „Liepman, Heinz“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID:  DBE-4975. Online: '"`UNIQ--nowiki-000009C4-QINU`"' (Stand: 19.09.2019).</br>* Müller-Salget, Klaus: „Zum Beispiel: Heinz Liepmann“. In: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch (1985), Nr. 3, S. 286-312.</br>* Müller-Salget, Klaus: „Liepmann, Heinz“. In: Neue Deutsche Biographie (1985), Nr. 14, S. 533f. Online: '"`UNIQ--nowiki-000009C5-QINU`"' (Stand: 16.09.2019).</br>* Schneider, Thomas F.: „‚Müssen wir wieder emigrieren?‘ Heinz Liepmann (1905-1966) und die Emigration als Chiffre politisch-moralischen Handelns“. In: Siebenpfeiffer, Jania und Ute Wölfel (Hg.): Krieg und Nachkrieg. Konfiguration der deutschsprachigen Literatur (1940-1965). Berlin 2004, S. 65-79.</br>* Walter, Hans-Albert: „Heinz Liepmanns Reportage-Roman als Dokument eines Konflikts“. In: Liepmann, Heinz: … wird mit dem Tode bestraft. Hg. von Walter, Hans-Albert  und Werner Berthold. Hildesheim 1986, S. 1*-16*.</br>* Weinke, Wilfried: „‚Ich werde vielleicht später einmal Einfluß zu gewinnen suchen …‘ Der Schriftsteller und Journalist Heinz Liepmann (1905-1966)“. In: Erich-Maria-Remarque Jahrbuch XVI (2006), S. 7-24.ria-Remarque Jahrbuch XVI (2006), S. 7-24.)
  • Michel, Henri (1900-1976)  + (Der Journalist Henri Michel (geb. 08.03.19Der Journalist Henri Michel (geb. 08.03.1900 in Eupen, gest. 19.06.1976) hatte seit dem 15. Oktober 1927 die Direktion und Hauptschriftleitung der Eupener Zeitung „Grenz-Echo“ inne, der einzigen deutschsprachigen Zeitung Belgiens. Diese befand sich im Besitz der Katholischen Partei und erschien ab 1932 täglich. Nach dem Einmarsch der deutschen Armee am 10. Mai 1940 floh Michel nach Brüssel, wo er Anfang September verhaftet wurde. Über Aachen wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, wo er bis zum 21. April 1945 inhaftiert war. Mit den übrigen Häftlingen wurde Michel auf einen sogenannten Evakuierungsmarsch durch Mecklenburg Richtung Westen geschickt. Er wurde am 4. Mai 1945 befreit und kehrte gut zwei Wochen später zurück nach Hause, wo er bis zu seinem Ruhestand am 1. November 1965 seine Arbeit beim „Grenz-Echo“ wieder aufnahm.</br></br>''Quellen:''</br>*Michel, Henri: Oranienburg-Sachsenhausen. KZ-Erinnerungen und Hungermarsch in die Freiheit eines Politischen Gefangenen. Eupen 1985.</br>*o.A.: „Ostbelgien im Rückblick: Henri Michel, Journalist und Streiter“. In: Grenzecho, 20.10.2016. Online: https://www.grenzecho.net/art/region/eupener-land/eupen/henri-michel-journalist-und-streiter (Stand: 19.09.2019).urnalist-und-streiter (Stand: 19.09.2019).)
  • Grossmann, Kurt Richard (1897-1972)  + (Der Journalist Kurt Richard Grossmann (gebDer Journalist Kurt Richard Grossmann (geb. 21.05.1897 in Berlin, gest. 02.03.1972 in St. Peterburg/Florida) entstammt einer assimilierten jüdischen Kaufmannsfamilie. Da seine schulischen Leistungen nicht den Erwartungen entsprachen, begann er eine kaufmännische Lehre. Während des Ersten Weltkriegs meldete sich Grossmann 1916 freiwillig an die Front, geriet aber nach zwei Kriegsjahren in britische Kriegsgefangenschaft. Da er aufgrund seiner Ausbildung Englisch sprechen konnte, arbeitete er bis zu seiner Entlassung im September 1919 im Lager als Dolmetscher. Nach seiner Rückkehr setzte sich Grossmann für pazifistische Kriegsgefangenenorganisationen und die Versöhnung der Staaten ein. Bereits ab 1922 engagierte er sich in der Deutschen Liga der Menschenrechte (DLM), die in den 1930er Jahren politisch Verfolgte wie Carl von Ossietzky juristisch und materiell unterstützen sollte.</br></br>Nach seinem Umzug nach Danzig im Mai 1923, wo er als Prokurist und später als Bankdirektor arbeitete, gründete er in der Hafenstadt eine Zweigstelle der DLM und setzte sich für die Verständigung zwischen Deutschen und Polen ein. Als Grossmann zum Generalsekretär der Liga berufen wurde, kehrte er mit seiner Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn 1926 nach Berlin zurück.</br></br>Da er öffentlich gegen die nationalsozialistische Politik und für demokratische Friedensbemühungen auftrat, mussten er und seine Familie im Februar 1933 nach Prag fliehen; ein Freund hatte ihn darüber informiert, dass er verhaftet werden sollte. Grossmann wurde von den Nationalsozialisten bereits mit der ersten Ausbürgerungsliste am 25. August 1933 seine Staatsbürgerschaft entzogen. Von Prag aus unterstütze Grossmann zahlreiche deutsche Emigranten und baute die Deutsche Flüchtlingsfürsorge auf. Im Herbst 1938 musste die Familie erneut fliehen und zog nach Paris, um von dort im August 1939 in die USA zu emigrieren. Zahlreiche Berühmtheiten wie Albert Einstein, Paul Tillich und Leon Kubowitzki setzten sich für ihn in den USA ein. Grossmann blieb bis zu seinem Tod in den USA, die Stelle des Generalsekretärs der Liga für Menschenrechte, die ihm 1946 in Berlin angeboten wurde, lehnte er ab. Allerdings besuchte er Deutschland oft, publizierte in deutschen Zeitungen wie dem „Vorwärts“, trat als Redner im Auftrag der Bundesregierung auf und traf sich mit deutschen Politikern wie Theodor Heuss oder Willy Brandt.</br></br>Grossmann setzte sich auch nach Kriegsende in verschiedenen Hilfsorganisationen – ab April 1943 war er für den Jüdischen Weltkongress (WJC) tätig, später auch für die Jewish Agency und die Jewish Claims Conference – für Flüchtlinge aus Deutschland ein. Er war ebenfalls von Amerika aus in die Entschädigungs- bzw. Wiedergutmachungsdebatte involviert. Für sein bekanntestes Werk „Die unbesungenen Helden. Menschen in Deutschlands dunklen Tagen“ (1957, erweiterte Fassung 1961) sammelte Grossmann Schilderungen von Überlebenden, wie Deutsche ihnen während ihrer Verfolgung geholfen hatten. Unter diesen waren bekannte Menschen wie Oskar Schindler, aber auch unbekannte Helfer, die nun die erste Ehrung erfuhren.</br></br>Auch in den USA selbst trat Grossmann politisch für die Demokratische Partei ein. Neben dieser Tätigkeit schrieb er für verschiedene bekannte Zeitungen im Exil, unter anderem als Amerikakorrespondent für den „Aufbau“, für das „Pariser Tageblatt“, den „Rheinischen Merkur“ und das „Neue Tage-Buch“. Teilweise publizierte er unter Pseudonymen wie Felix Burger und Herrmann Walter und in den USA als Kay R. Gilbert oder Kurt R. Gilbert-Grossmann. In seinen knapp 2000 Zeitungsartikeln tritt der Pazifist Grossmann als „unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte“ (Mertens 1997) ein.</br></br>''Quellen:''</br></br>* „Grossman, Kurt (Richard)“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: DBE-2983. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=DBE-2983 (Stand: 19.09.2019).</br>* „Grossmann, Kurt R.“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: BHB-1192. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=BHB-1192 (19.09.2019).</br>* Mertens, Lothar: Unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte. Leben und Wirken von Kurt R. Grossmann (=Beiträge zur Politischen Wissenschaft 97). Berlin 1997.Politischen Wissenschaft 97). Berlin 1997.)
  • Marcuse, Bruno (1878-1948)  + (Der Kaufmann Bruno Marcuse (geb. 06.01.187Der Kaufmann Bruno Marcuse (geb. 06.01.1878 in Berlin, gest. 27.12.1948 in Temmenhausen) war in verschiedenen Berliner Firmen tätig, die sich auf Maschinenbau spezialisiert hatten, unter anderem 1914/1915 als Direktor der Maschinenfabrik Montania in der Zweigniederlassung Berlin sowie im selben Jahr als Prokurist in der Aktiengesellschaft R. Dolberg Berlin und 1932 bei Orenstein & Koppel ebenfalls in Berlin (vgl. Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften 1914/1915 sowie 1932). Marcuse war zweimal verheiratet: Zuerst ab 1911 mit Katie Stargardt (geb. 14.11.1883 in London, gest. um 1968 in Israel) und ab 1916 mit Hedwig Ettling (geb. 09.05.1884 in Arnstadt, gest. 24.06.1940 in Berlin). Aus der ersten Ehe gingen zwei Kinder hervor – namentlich bekannt ist der 1915 geborene Sohn Adi/Adolf Maroz –, die nach dem Krieg (evtl. auch schon zuvor) in einem Kibbuz in Haifa lebten. Mit seiner protestantischen Frau Hedwig bekam er in zweiter Ehe einen Sohn, Manfred, der während des Krieges zur Arbeit für die Organisation Todt in Lothringen zwangsverpflichtet wurde; 1945 lebte er in Berlin und war bei einer Militärregierung beschäftigt.</br></br>Marcuse selbst wurde auf Grund seines jüdischen Glaubens am 21. Januar 1944 nach Theresienstadt deportiert. Nach seiner Befreiung blieb er noch bis zum 10. Juli 1945 dort.</br></br>Marcuse begann erst während seiner Zeit in Theresienstadt zu schreiben. In dem von ihm verfassten Gedicht „Persönliches“, mit dem er seine Gedichtsammlung „Erlebnisse im KZ Theresienstadt“ von 1946 beginnt, heißt es in der letzten Strophe: „Sonderbar, höchst sonderbar! / Über 65 Jahr / Gab ich dem Erwerb mich hin, / Hattʼ für Dichten keinen Sinn. / Aber die Natur nicht träge, / Macht die Abwehrkräfte rege, / Die wir brauchen, um den Dingen / Unser Wollen aufzuzwingen“ (S. 10). Zu dieser neuen ‚Berufung‘ passt auch Marcuses Eintrag in einem Nachkriegs-Fragebogen der Israelitischen Kultusvereinigung Württemberg, in dem er als Beruf „Schriftsteller, früher Kaufmann“ angibt (Mitgliedsfragebogen, in: 1236_001, Archiv der Israelitischen Kultusvereinigung, Personenakte Bruno Marcuse).</br></br>Nach Kriegsende stellte er im Juli 1945 einen Antrag auf Auswanderung. Dazu kam es jedoch nicht, denn eine im ITS Bad Arolsen überlieferte Aufzählung führt ihn am 15. September 1946 als Mitglied der Israelitischen Kultusvereinigung Württemberg auf. Auf dem Fragebogen, den er für die Gemeinde ausfüllte, antwortete er auf die Frage, ob er auswandern wolle mit „im jetzigen Zustand nicht“ und erbat finanzielle Unterstützung. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt in Temmenhausen im Kreis Ulm, wo er Ende 1948 verstarb.</br></br></br>''Quellen:''</br>*Family Search. Online: https://familysearch.org/pal:/MM9.2.1/MW73-H41?view=basic (Stand: 17.09.2019).</br>*Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. Darmstadt u.a. 1914/1915, S. 674 sowie 1085-1088.</br>*Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. Darmstadt u.a. 1932, S. 3788f.</br>*„Liste von Überlebenden des Ghetto Theresienstadt“, 1.1.42.1/4955915/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*Manfred Marcuse Papers 2004.35.1. In: United States Holocaust Memorial Museum.</br>*„Mitgliedsfragebogen“. In: 1236_001, Archiv der Israelitischen Kultusvereinigung (heute: Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg), Personenakte Bruno Marcuse.</br>*„Mitgliederliste der Israelitischen Kultusvereinigung Württemberg“, 3.1.1.3/78792472/ITS Digital Archive, Arolsen Archives (F-18 Liste).igital Archive, Arolsen Archives (F-18 Liste).)
  • Kozlik, François (1916-?)  + (Der Tscheche Franz Kozlik (geb. 28.09.1916Der Tscheche Franz Kozlik (geb. 28.09.1916 in Wien) lebte bis zu seiner Verhaftung als lediger, katholischer Friseurlehrling in Bregenz. Ab 1934 war er Mitglied der Kommunistischen Partei. In einem „Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“, den er am 5. Juli 1945 in Dachau ausfüllte, gibt er seinen Verfolgungsweg folgendermaßen an: Am 23. September 1937 wurde er durch die Gestapo München in Lindau am Bodensee verhaftet und vor dem Volksgerichtshof in München angeklagt. Es folgte eine längere Haftstrafe, bis er als ‚politischer Häftling‘ nach Dachau verlegt wurde. Dort wurde er am 18. Mai 1938 als ‚Neuzugang‘ aufgeführt und erhielt die Häftlingsnummer 14118, später 17902. Kürzere Transporte an unbekannte Ziele (vermutlich Arbeitskommandos) sind für den Juni 1938 zu vermerken. Vom 28. September 1939 bis zum 1. März 1940 war er in Flossenbürg, dann erneut in Dachau. Seine Angaben decken sich mit den überlieferten Dokumenten der KZ-Gedenkstätte Dachau. Dort wird Kozlik nur noch einmal am 29. Juni 1938 als Zugang geführt, ohne dass erkennbar ist, ob er vorher einmal verlegt worden war; er erhält dabei die Nummer 17902. In Dachau übte Kozlik, der selbst Harmonika spielte, das Amt des Kapellmeisters des Lagerorchesters und des Dachauer Blasorchesters – vermutlich auf Veranlassung des Lagerkommandanten Zills – aus und nahm an den musikalischen Darbietungen im Lager teil, etwa wenn die Häftlinge morgens das Lager verließen, bei Konzerten für die SS oder während offizieller Besuche. </br></br>Die längste Zeit seiner Inhaftierung (vom 20. August 1942 bis 22. November 1944) verbrachte Kozlik im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Dort arbeitete er, wie auch in Dachau, als Friseur für die SS-Wachmannschaft; u.a. frisierte er den Lagerkommandanten Zill, wie er in seinen Erinnerungen erwähnt. Sein Mithäftling Hans Schwarz erinnert sich, dass Zill Kozlik bei seinem Wechsel nach Natzweiler mitgenommen habe. Kozliks herausgehobene Position wurde noch dadurch unterstrichen, dass es ihm erlaubt war, die Haare lang zu tragen.</br></br>Auffallend ist, dass Kozlik seine Flucht nicht auf dem Fragebogen erwähnt, auch finden sich in den Unterlagen des ITS Bad Arolsen keine weiteren Hinweise darauf. </br>In besagtem Fragebogen gab Kozlik an, zunächst nach München und dann nach Straßburg gehen zu wollen, wo er in der Folge seine Erinnerungen veröffentlichte. Als Kontaktperson gab er seine Ehefrau Annette Fraulob an, die er im Text Jacqueline Fraulob nennt. Über seinen Verbleib nach dem Krieg ist nichts Weiteres bekannt.</br></br>''Quellen:'' </br>*„Befreiungsliste“, 1.1.6/10151901/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager“, 1.1.6/10151900/ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.</br>*Kuna, Milan: Musik an der Grenze des Lebens. Musikerinnen und Musiker aus böhmischen Ländern in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen. Frankfurt am Main 1998, hier besonders S. 91-95.</br>*„Liste und Belege über Häftlingsgelder“, 1.1.29.1/3138218/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Liste“, 1.1.29.1/3140383/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.*Postenkontrollkarte, 1.1.29/3190530/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*Revierkarte“, 1.1.29/3190529/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Veränderungsmeldung“, 1.1.6.1/9909300/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Veränderungsmeldung“, 1.1.6.1/9909287/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.287/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.)
  • Carls, Hans (1886-1952)  + (Der katholische Geistliche Hans Carls (gebDer katholische Geistliche Hans Carls (geb. 17.12.1886 in Metz, gest. 03.02.1952 in München) erhielt seine Priesterweihe nach seinem Theologiestudium 1915 im Kölner Dom. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem er drei Jahre unter anderem als Divisions- und Korpspfarrer eingesetzt gewesen war, arbeitete er als Kaplan in Elberfeld. Dort war er in verschiedenen karitativen Bereichen und in der Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge sehr aktiv. 1924 wurde Carls Direktor der Caritas in Wuppertal-Elberfeld und gründete zahlreiche Hilfswerke wie den katholischen Männerfürsorgeverein und ein Heim für Obdachlose. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten erschwerte seine Arbeit, da staatliche Mittel gestrichen wurden. Deutschlandweit begann Carls mit Reden und Predigten Spenden einzuwerben und dabei den Zuhörern religiöse Positionen zu verdeutlichen. Auch gegen den Nationalsozialismus sprach er offen bei diesen Predigtreisen. In seinem Büro wurden zudem die Predigten von Galens gegen die Ermordung geistig Behinderter verteilt und zudem unterstütze er Juden etwa bei Ausreiseversuchen. Die Gestapo erteilte ihm daraufhin im Januar 1941 ein Redeverbot und er durfte nur noch in seiner Heimat Wuppertal predigen.</br></br>Am 7. November 1941 wurde Carls festgenommen. Zunächst wurde er in Wuppertal und im Polizeigefängnis Düsseldorf festgehalten, bevor er am 13. März 1942 nach Dachau überstellt wurde. Carls erhielt dort die Gefangenennummer 29400 und war im sogenannten Priesterblock untergebracht – zunächst im Block der internationalen Geistlichen zusammen mit vorwiegend polnischen Geistlichen, später wurde er in den Block für deutsche Priester und Pfarrer verlegt. In Dachau versuchten er und seine Pfarrerkollegen das religiöse Leben soweit möglich zu pflegen: Sie hielten Gottesdienste ab – an denen allerdings keine weiteren Häftlinge teilnehmen durften –, nahmen im Geheimen Beichten ab oder erteilten die Sterbesakramente. 1943 wurde Carls zum Tode verurteilt, da er Nachrichten an seine langjährige Sekretärin Maria Husemann aus dem Lager herausgeschmuggelt hatte. Husemann wurde daraufhin in Ravensbrück interniert. Das Urteil wurde letztlich nicht vollstreckt und Carls wurde wieder in den Pfarrerblock verlegt.</br>Am 29. April 1945 wurde Carls nach zweieinhalb Jahren Haft in Dachau befreit und kehrte nach Wuppertal zurück. Erneut engagierte er sich vielfältig im sozialen Bereich, unter anderem für Flüchtlinge und Kriegsversehrte. Des Weiteren war er politisch für die CDU als Stadtverordneter aktiv und Vortragsreisen führten ihn wieder durch ganz Deutschland. Ein Jahr nachdem er in den Ruhestand getreten war, starb Carls in München.</br></br>''Quellen:''</br>*Carls, Hans: Dachau. Erinnerungen eines katholischen Geistlichen aus der Zeit seiner Gefangenschaft 1941-1945. Köln 1946.</br>*Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Dachau.</br>*o.A.: „Blockkartei: Konzentrationslager Dachau Nr. 29400“. In: Wendel-Gilliar, Manfred: Das Reich des Todes hat keine Macht auf Erden. Priester und Ordensleute sowie evangelische Pastöre 1933-1945 KZ Dachau. Band II Diözesen G-K sowie Evangelische Kirche. Lahr 2002, S. 495.</br>*Wolff, Heinz: „Hans Carls (1886-1952)“. In: Wuppertaler Biographien (1967), Nr. 15 (=Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Folge 7), S. 17-26.tkunde des Wuppertals, Folge 7), S. 17-26.)
  • Gábor, Andor (1884-1953)  + (Der ungarische Philologe Andor Gábor (geb.Der ungarische Philologe Andor Gábor (geb. 17.01.1884 in Újnép als Andor Greiner, gest. 21.01.1953 in Budapest) wandte sich schon früh dem Schreiben zu: Zunächst war Gábor, der aus einer kleinbürgerlichen Familie stammt, als Journalist tätig, später als Autor, Literaturkritiker und Übersetzer. Neben der Schriftstellerei, bei der er sich durch die Wahl seiner Themen dezidiert für den Klassenkampf und den politischen und gesellschaftlichen Wandel der Arbeiterklasse einsetzte, wurde Gábor vor allem durch sein politisches Kabarett bekannt. </br>Nach dem Scheitern der kommunistisch-ungarischen Revolution unter Béla Kun 1919 musste der überzeugte Pazifist Gábor ins Exil gehen, nachdem er bereits einmal verhaftet worden war. Zunächst lebte er in Wien, wo er eine ungarische Zeitung mitbegründete. 1924 wurde Gábor erneut ausgewiesen und zog über Frankreich nach Berlin. Dort trat er als engagierter Kommunist auf, begründete 1928 den „Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller“ und war Mitherausgeber der Verbandszeitung „Die Linkskurve“. In Berlin kam er in Kontakt mit Anna Seghers und Johannes R. Becher. Seghers charakterisierte Gábor als diskussionsfreudigen, kritischen und enthusiastischen Vertreter seiner Position. Er schrieb während seiner Zeit in Deutschland auch für russische Zeitungen wie „Pravda“ oder „Ogonjok“ und war in der „Roten Hilfe“ aktiv. 1934 emigrierte Gábor nach Moskau, wo er weiterhin als Schriftsteller arbeitete. Seine Zeit in der Sowjetunion stand in engem Zusammenhang mit seinem Status als Emigrant: Er schrieb unter anderem für die ungarische Emigrantenzeitung „Uj Hang“ und für den Emigrantensender „Radio Kossuth“. Seine Bücher – die er zumeist auf Deutsch schrieb – wurden von den Nationalsozialisten auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ vom 31. Dezember 1938 geführt und verboten. Nach Kriegsende kehrte Gábor nach Budapest zurück und arbeitete bis zu seinem Tod als Übersetzer, Literaturkritiker und Journalist unter anderem für satirische Zeitungen.</br></br>''Quellen:''</br>*Lück, Georg: „Andor Gábor und Johannes R. Becher“. In: Kulturbund der DDR (Hg.): Zum Verhältnis von Geist und Macht im Werk Johannes R. Bechers. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Konferenz vom 24. bis 26. November 1981 in Berlin. Berlin 1984, S. 158-161.</br>*o.A.: „Gábor (Greiner), Andor“. In: Berenbaum, Michael und Fred Skolnik (Hg.): Encyclopaedia Judaica. Bd. 7. Detroit 2007, S. 327. </br>*Weschenfelder, Anke: „Gábor, Andor“. In: Feilchenfeldt, Konrad u.a. (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 10. Zürich/München 2007, S. 345f.ch. Band 10. Zürich/München 2007, S. 345f.)
  • Siegelberg, Mark (1895-1986)  + (Der österreichische Jude Mark Siegelberg (Der österreichische Jude Mark Siegelberg (geb. 11.06.1895 in Luck/Russland, gest. 04.12.1986 in Katzelsdorf/Österreich) wurde nach seinem Studium in Bern und Wien zum Dr. jur. et rer. pol. promoviert. Seit 1922 arbeitete er als Journalist, unter anderem für „Der Morgen“ und „Der Tag“. Von 1934 bis 1938 war er Redakteur bei der „Stunde“. 1938/1939 war er ein Jahr lang im Konzentrationslager Dachau und im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert, bevor er 1939 nach Shanghai emigrieren konnte. Dort schrieb er den Roman „Schutzhaftjude Nr. 13877“, der auf seinen eigenen Erlebnissen basiert. Gemeinsam mit Hans Schubert, der ebenfalls aus Österreich stammte, schrieb er 1940 das Drama „Die Masken fallen“, das am 9. November 1940 in den Räumen des Britischen Konsulats uraufgeführt, aber erst 1996 publiziert wurde. Es handelt von der zerrütteten Ehe eines Juden mit einer ‚Arierin‘, die unter dem Druck der Verfolgung wieder zur alten Liebe zurückfinden. In Shanghai arbeitete Siegelberg als Redakteur des „Shanghai Jewish Chronicle“. Im August 1941 wurde er ausgebürgert. Im Jahr darauf emigrierte er nach Australien, wo er ab 1954 Herausgeber der deutschsprachigen Zeitung „Neue Heimat und Welt“ war. In den sechziger Jahren kehrte Siegelberg nach Österreich zurück.</br></br>''Quellen:''</br>*Jakobi, Carsten: Der kleine Sieg über den Antisemitismus. Darstellung und Deutung der nationalsozialistischen Judenverfolgung im deutschsprachigen Zeitstück des Exils 1933-1945. Tübingen 2005, S. 113.</br>*„Liste 249 – Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger vom 07.08.1941, Nr. 182“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: ADS-0257. Online: http://db.saur.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=ADS-0257 (Stand: 19.09.2019).</br>*Schubert, Hans und Mark Siegelberg: „‚Die Masken fallen‘ – ‚Fremde Erde‘. Zwei Dramen aus der Emigration nach Shanghai 1939-1947“. Hg. von Philipp, Michael und Wilfried Seywald. Hamburg 1996. </br>*Vierhaus, Rudolf (Hg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 9. München 2008, S. 434.</br>*„Siegelberg, Mark“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: BHB-8001. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=BHB-8001 (Stand: 19.09.2019).</br>*„Siegelberg, Mark“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: DBE-7704. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=DBE-7704 (Stand: 19.09.2019).f?documentId=DBE-7704 (Stand: 19.09.2019).)