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- Barthel, Karl (1907-1974) + (Karl Barthel (geb. 20.03.1907 in Lohmen (P … Karl Barthel (geb. 20.03.1907 in Lohmen (Pirna) in Sachsen, gest. 21.02.1974 in Jena) entstammte einer Arbeiterfamilie, sein Vater war Fabrikarbeiter. Nach Tätigkeiten als Hilfs- und Landarbeiter absolvierte er in Dresden eine Lehre als Metallarbeiter und Werkzeugmacher. 1922 wurde er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) und 1924 in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Im Rahmen seines politischen Engagements bekleidete er zahlreiche Ämter. So war er ab 1927 Bezirksleiter der KJVD in Ostsachsen und von November 1927 bis März 1931 Sekretär des KJVD in Thüringen.</br></br>Von Dezember 1929 bis März 1931 war er Abgeordneter im Thüringer Landtag sowie ab Juni 1931 KPD-Ortsgruppenleiter in Hessen-Waldeck. Im Juli 1932 zog er als jüngster Abgeordneter in den Reichstag (Wahlkreis Hessen-Nassau) ein. Ab Februar 1933 war Barthel ZK-Instrukteur in Halle und Berlin, ab August 1933 in Niederschlesien. </br></br>Am 28. Oktober 1933 wurde Karl Barthel in Breslau wegen angeblicher ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet. Nach elfmonatiger Untersuchungshaft im Polizeigefängnis wurde er im September 1934 durch das Oberlandesgericht Breslau zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Von Oktober 1934 bis Oktober 1936 war er daraufhin im Zuchthaus Wohlau in Schlesien inhaftiert. Im Anschluss daran wurde Barthel in das Konzentrationslager Lichtenburg überstellt, wo er bis August 1937 verblieb. Unmittelbar danach wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt, wo er zunächst Blockältester und ab 1939 Lagerältester war. Barthel blieb dort bis zur Befreiung am 11. April 1945 inhaftiert. </br></br>Bereits im Juli 1945 knüpfte Karl Barthel an seine politische Karriere an: Bis April 1946 war er Bürgermeister der Stadt Jena. Im Anschluss daran leitete er als Direktor den volkseigenen Betrieb (VEB) Wasserversorgung in Jena. Barthel setzte auch sein politisches Engagement fort. Bis 1953 war er als Sekretär des Bezirksvorstands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) beziehungsweise Mitglied der Bezirkskommission der Verfolgten des Naziregimes (VdN) in Gera tätig. Von 1957 bis 1962 arbeitete er als Vorsitzender des Kreisausschusses der Nationalen Front in Jena und wurde mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.</br></br>''Quellen:''</br>*Fragebogen für Insassen der Konzentrationslager, 25. April 1945, NARA, A 3355, Lists and Registers of German Concentration Camp Inmates, compiled 1946-1958, documenting the period 1942-1945. Online: Datenbank Holocaust Collection (Stand: November 2013).</br>*Niethammer, Lutz (Hg.): Der ‚gesäuberte‘ Antifaschismus. Die SED und die roten Kapos in Buchenwald. Berlin 1994.</br>*Weber, Hermann und Andreas Herbst: „Barthel, Karl“. In: dies. Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Zweite, überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Berlin 2008, S. 87.rk erweiterte Auflage. Berlin 2008, S. 87.)
- Schröder, Karl (1884-1950) + (Karl Bernhard Fritz Schröder, geb. am 13. … Karl Bernhard Fritz Schröder, geb. am 13. November 1884 in Bad Polzin, gest. am 6. April 1950 in West-Berlin, Pseudonym Karl Wolf, wurde als Sohn eines Lehrers geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Köslin, studierte er in Berlin Philosophie, Literaturwissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte. 1912 wurde er in Marburg mit einer literaturgeschichtlichen Dissertation promoviert. Zurück in Berlin trat er 1913 der SPD bei, wo er sich ab 1914 als wissenschaftliche Hilfskraft im Zentralbildungsausschuss der SPD für die Arbeiterbildung engagierte. Schröder nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1917 Mitglied der USPD und des Spartakusbundes sowie 1918/19 Gründungsmitglied der KPD. Wenig später wurde er Redakteur des KPD-Zentralorgans ‚Rote Fahne‘. 1919 war er einer der Leiter der linken Opposition der KPD, deshalb wurde er nach dem II. Heidelberger Parteitag im Oktober 1919 mit Dreiviertel der Berliner KPD-Organisation ausgeschlossen. Im April 1920 war er ein Gründungsmitglied der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (KAPD) und gab die „Kommunistische Arbeiter-Zeitung“ sowie „Proletarier“ heraus. Daneben publizierte er politische Bücher wie „Vom Werden der neuen Gesellschaft“ (1920) und „Wesen und Ziele der revolutionären Betriebsorganisation“ (gemeinsam mit Friedrich Wendel, 1920). Im November 1920 reiste er mit einer Delegation im November 1920 nach Moskau. Dort erreichte er in zähen Verhandlungen mit Lenin, Trotzki und Bucharin, dass die KPD am 5. Dezember 1920 provisorisch in die Komintern aufgenommen wurde. Nach dem 3. Weltkongress der Komintern 1921 ging er jedoch auf Distanz zu ihr und wurde 1922 aus der KPD ausgeschlossen. Daraufhin kehrte er 1924 zur SPD zurück und war Lektor für sozialdemokratische Verlage und in der Arbeiterbildung, etwa bei der Sozialistischen Arbeiterjugend, tätig. Im Jahr 1928 übernahm Schröder die Leitung der Berliner Buchgemeinschaft „Der Bücherkreis“, dem damals größten Lesering für Arbeiter, die er bis 1932 innehatte. Als Schriftsteller veröffentlichte Schröder außerdem einige Zeitromane, darunter „Der Sprung über den Schatten“ (1928) oder„Die Geschichte Jan Beeks“ (1929). Ebenfalls ab 1928 begann Schröder gemeinsam mit Alexander Schwab, einen Kreis Gleichgesinnter um sich zu sammeln, aus dem 1931/32 die rätekommunistischen Roten Kämpfer hervorgingen. </br></br>Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten arbeitete Schröder in Berlin-Neukölln als Buchhändler und setzte seine politische Tätigkeit in der Illegalität fort. 1936 zerschlug die Gestapo die Widerstandsgruppe Rote Kämpfer und Schröder wurde am 29. November 1936 verhaftet. Am 20. Oktober 1937 wurde er vom Volksgerichtshof wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt und danach in mehreren Emslandlagern, unter anderem ab 1943 im Konzentrationslager Börgermoor, inhaftiert. Über die Zeit als Gefangener berichtet Schröder in seinem autobiographischen Erlebnisbericht „Die letzte Station“, den er 1947 veröffentlichte.</br></br>Nach dem Krieg war er als Lehrer im Volksbildungswesen tätig. Durch Lager und Zuchthaus gesundheitlich schwer geschädigt, arbeitete er am Wiederaufbau des Berliner Schulwesens und der Erwachsenenbildung mit. 1945 trat er wieder in die SPD ein und leitete bis 1948 die Volkshochschule in Berlin-Neukölln. Während der Berliner Blockade trat Schröder 1948 der SED bei und wurde von der Volkshochschule entlassen. Er wurde dann Lektor im Ostberliner Schulbuchverlag Volk und Wissen. Gleichzeitig versuchte er, in West-Berlin einen Kreis ehemaliger Roter-Kämpfer-Mitglieder um sich zu sammeln. </br></br>''Quellen:'' </br></br>* Schröder, Karl: Die letzte Station, S. 208.</br>* Autorenlexikon Emsland: Schröder, Karl. Online: [https://archive.is/20020601051803/http:/www.autorenlexikon-emsland.de/karl_schroeder.htm https://archive.is/20020601051803/http://www.autorenlexikon-emsland.de/karl_schroeder.htm] (Stand: 28.06.2016). </br>* Diethart Kerbs: Schröder, Karl Bernhard Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007. Online: http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00019558/images/index.html?seite=589 (Stand: 28.06.2016).</br>* Bundesstiftung Aufarbeitung, Biographische Datenbank: Schröder, Karl. Online: [http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=5135 http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=5135] (Stand: 28.06.2016).363%3b-1424.html?ID=5135] (Stand: 28.06.2016).)
- Breitenfellner, Karl (1905-?) + (Karl Breitenfellner (geb. 27.04.1905 in Bu … Karl Breitenfellner (geb. 27.04.1905 in Burgkirchen/Oberösterreich) lebte seit 1925 in Feldkirch (Vorarlberg). Er war Funktionär der Sozialistischen Partei Österreichs und Mitglied des republikanischen Schutzbundes. Breitenfellner wurde am 1. August 1941 von der Gestapo verhaftet und zunächst in Feldkirch inhaftiert. Am 16. Januar 1942 wurde er in Wien vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt und am 20. Februar in das Zuchthaus Kaisheim bei Donauwörth eingewiesen. Im Jahr darauf, am 2. Februar 1943, wurde er nach Stadelheim überstellt und von dort in das Konzentrationslager Mauthausen gebracht, wo er am 16. Mai 1945 durch die Amerikaner befreit wurde.</br></br>''Quelle:''</br></br>* Breitenfellner, Karl: "Schutzhäftling Nr. 50801". In: Geier, Paul (Hg.): Meine Erlebnisse im Konzentrationslager Mauthausen. Feldkirch 1946, S. 20-25.ager Mauthausen. Feldkirch 1946, S. 20-25.)
- Schnog, Karl (1897-1964) + (Karl Schnog (geb. 14.06.1897 in Köln, gest … Karl Schnog (geb. 14.06.1897 in Köln, gest. 23.08.1964 in Ost-Berlin), der auch die Pseudonyme Anton Emerenzer, Carl Coblentz, Ernst Huth, Kornschlag, Tom Palmer und Charly vom Thurm verwendete, wurde als Sohn eines Handwerkers geboren und war jüdischen Glaubens. Er absolvierte die Volksschule und danach eine Handelslehre. 1915 zog Schnog in den Ersten Weltkrieg, nach dessen Ende gründete er 1918 einen Arbeiter- und Soldatenrat in Hagenau. Er nahm außerdem Sprach- und Schauspielunterricht und wirkte als Schauspieler und Regisseur auf zahlreichen deutschen Bühnen mit. Unter anderem trat er in Erwin Piscators Revue „Roter Rummel“ und als Conférencier und Rezitator in namhaften Kabaretts, wie dem Küka, dem Cabaret Größenwahn und im Kabarett der Komiker auf. Ab 1925 war Schnog freier Schriftsteller und Mitarbeiter von Zeitungen wie „Die Weltbühne“, „Simplizissimus“ und „Stachelschwein“. Ab 1927 war er zudem Sprecher beim Rundfunk. Im gleichen Jahr begründete er die Gruppe Revolutionärer Pazifisten in Berlin mit. </br>Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden zwei Haftbefehle gegen Schnog erlassen und er wurde auf offener Straße schwer misshandelt. Im Mai 1933 emigrierte er in die Schweiz und arbeitete als Texter für das Kabarett Cornichon. Im Oktober zog er nach Luxemburg, wo er eine Anstellung als Conférencier im Kabarett Rond-Point fand. Er war außerdem Mitarbeiter deutscher Exilzeitschriften und -zeitungen wie dem „Pariser Tagblatt“ und dem „Neuen Vorwärts“, aber auch verschiedener Luxemburger Zeitungen. </br>Am 3. Dezember 1936 wurde Schnog durch Bekanntmachung im Deutschen Reichsanzeiger die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Unter dem Pseudonym Charlie vom Thum betreute Schnog zwischen 1937 und 1940 im „Tagblatt“ die Chronik in Versen „Weltwochenschau“ und für die Wochenzeitschrift „A-Z“ lieferte er verschiedene Artikelfolgen. </br></br>Versuche, in die USA zu emigrieren, scheiterten, und nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Luxemburg wurde er am 25. Mai 1940 verhaftet und zunächst im Konzentrationslager Dachau festgehalten. Vermutlich Ende August 1940 gelangte er in das KZ Sachsenhausen, hier erhielt er die Nummer 30523, wurde jedoch offenbar am 17. September 1940 zurück nach Dachau geschickt. Hier gestaltete er als Rezitator und Conférencier eine Silvesterfeier. Er trug in Dachau die beiden Häftlingsnummern 15637 und 19876. Am 12. Juli 1941 wurde er von dort in das KZ Buchenwald überstellt, wo er die Häftlingsnummer 8466 bekam und dem Block 16 zugeteilt wurde. Bei seiner Einlieferung in Buchenwald wog er nur noch 54 Kilo. Er wurde auf einer Liste der Mischlinge I. und II. Grades geführt. Besonders machte ihm sein Rheuma zu schaffen, er war häufig krank und wurde zu leichteren Arbeiten, in der Strumpfstopferei und dem Holzhof eingeteilt. Er war außerdem einer der Initiatoren des Lagerkabaretts.</br>Nach seiner Befreiung aus dem KZ Buchenwald im Mai 1945 kehrte er nach Luxemburg zurück, wo er bei Radio Luxemburg arbeitete. Im gleichen Jahr erschien sein Erinnerungsbericht „Unbekanntes KZ“ über seine fünfjährige Haftzeit als politischer Häftling in den Konzentrationslagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald. 1946 zog er nach Ostberlin und übernahm den Posten des Chefredakteurs des „Ulenspiegel“. Im April 1947 wurde er Mitglied einer Theatertruppe, die in jiddischer Sprache für das Durchgangslager der Hilfsorganisation United Nations Relief und Rehabilitation (UNRRA) in Berlin spielte. 1947 veröffentlich er zudem seine satirischen Gedichte zum Nationalsozialismus und Holocaust unter dem Titel „Jedem das Seine“ im Berliner Ulenspiegel-Verlag. Später arbeitete er als freier Schriftsteller und war unter anderem für das Ostberliner Kabarett „Die Distel“ tätig. Er trat der SED bei und war von 1948 bis 1951 Redakteur beim Berliner Rundfunk. Karl Schnog verfasste zeitkritische Gedichte, Erzählungen, Satiren, Theaterstücke und Kabarett-Texte. 1957 wurde er in der DDR mit dem Heinrich-Heine-Preis ausgezeichnet. </br></br>''Quellen:''</br>*„Gestapo-Karte“, 1.2.3.1/12268001/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Häftlingskarte“, 1.1.6.2/10290532/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Häftlingskarte“, 1.1.6.2/10290533/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Häftlingsbogen“, 1.1.5.3/7051456/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Liste der Rücküberstellungen“, 1.1.6.1/9907783/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Liste der Juden und Mischlinge I. und II. Grades“, 1.1.5.1/5344512//ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Liste von befreiten und entlassenen Häftlingen“, 1.1.5.1/5358984/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Materialien zu Karl Schnog“. Aus: Landesarchiv Berlin C Rep.118-01, Nr. 19828.</br>*o.A.: „Eintrag zu Karl Schnog“. In: Autorenlexikon des Literaturport. Online: https://www.literaturport.de/literaturlandschaft/autoren-berlinbrandenburg/autor/karl-schnog/ (Stand: 17.09.2019).</br>*o.A.: „Eintrag zu Karl Schnog“. In: Luxemburger Autorenlexikon. Online: https://www.autorenlexikon.lu/page/author/111/1116/DEU/index.html (Stand: 17.09.2019).</br>*„Revierkarte“, 1.1.5.3/7051457/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„Zugangsliste“, 1.1.38.1/4095194/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.194/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.)
- Heiden, Konrad (1901-1966) + (Konrad Heiden (geb. 07.08.1901 in München, … Konrad Heiden (geb. 07.08.1901 in München, gest. 18.06.1966 in New York) wuchs in einer politisch und gesellschaftlich engagierten Familie auf. Seine Mutter, Lea Heiden-Deutschmann, stammte aus einer jüdischen Familie und war bis zu ihrem Tod 1906 in der Frauenbildungsarbeit der Arbeiterbewegung aktiv. Heidens Vater Johannes war als Arbeitersekretär in Frankfurt tätig. Konrad Heiden studierte in München, wo er bereits in den frühen zwanziger Jahren auf Hitler und die NSDAP aufmerksam wurde und sich im Republikanischen Studentenbund für die Demokratie in Deutschland engagierte. Ab 1923 berichtete er für die „Frankfurter Zeitung“ aus München, immer wieder auch über den Nationalsozialismus. In den frühen dreißiger Jahren wechselte Heiden zur „Vossischen Zeitung“. Ende 1932 veröffentlichte er im Rowohlt Verlag ein Buch über die Geschichte des Nationalsozialismus, das schnell zu einem Erfolg wurde. Im Frühjahr 1933 floh Heiden nach Zürich und ging von dort wenige Monate später nach Saarbrücken, wo er wiederum als Journalist arbeitete und sich gegen eine Rückkehr des Saargebiets zum Deutschen Reich engagierte. Nach der Volksabstimmung im Januar 1935, deren Ergebnis der Anschluss des Saargebiets an das Deutsche Reich war, floh Heiden nach Frankreich. Hier arbeitete er für die Exil-Zeitschrift „Das Neue Tage-Buch“ von Leopold Schwarzschild und publizierte 1935 und 1937 seine zweibändige Hitler-Biographie, die rasch ein internationaler Bestseller wurde. 1939 veröffentlichte er auf Englisch, Französisch und Schwedisch einen Bericht über den Novemberpogrom in Deutschland. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Heiden in Frankreich als ‚feindlicher Ausländer‘ zeitweise von den französischen Behörden interniert, konnte sich aber im Herbst 1940 über Spanien nach Portugal retten, von wo er im Oktober 1940 in die USA reiste. Dort setzte Heiden seine publizistische Arbeit fort und veröffentlichte 1944 mit „Der Fuehrer“ sein erfolgreichstes und zugleich letztes Buch. Nach dem Krieg arbeitete er vor allem für deutsche Rundfunksender, für die er wöchentliche Berichte über das politische und gesellschaftliche Leben in den USA verfasste. Heiden, der seit Mitte der fünfziger Jahre zunehmend unter einer Parkinson-Erkrankung litt, fiel das Arbeiten immer schwerer; mehrere Buchprojekte blieben unvollendet. Im Juni 1966 erlag er schließlich seiner Krankheit und starb in New York.</br></br>''Quelle:''</br>*Roth, Markus: Konrad Heiden (1901-1966). Annäherungen an Leben und Werk. In: Roth, Markus/Feuchert Sascha und Christiane Weber (Hg.): Heiden, Konrad: Eine Nacht im November 1938. Ein zeitgenössischer Bericht. Göttingen 2013, S. 135-172.scher Bericht. Göttingen 2013, S. 135-172.)
- Bürger, Kurt (1894-1951) + (Kurt Bürger (geb. am 27.08.1894 als Karl G … Kurt Bürger (geb. am 27.08.1894 als Karl Ganz in Karlsruhe, gest. am 28.07.1951 in Schwerin) entstammte einer Arbeiterfamilie. Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule absolvierte er eine Ausbildung zum Schlosser und arbeitete in diesem Beruf. 1912 trat er dem Deutschen Metallarbeiterverband (DMV) und der SPD bei. Zwischen 1913 und 1914 ging er auf Wanderschaft. Nach seiner Rückkehr war er bis 1917 Soldat, doch wurde er in Folge einer schweren Verwundung dienstuntauglich und arbeitete bis 1919 wieder in seinem erlernten Beruf in einer Munitionsfabrik in München. Im November 1918 schloss sich Kurt Bürger dem Münchener Arbeiter- und Soldatenrat an und wurde 1919 Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Bayern sowie im April Kommandeur einer militärischen Einheit (‚Rote Garde‘) der Bayrischen Räterepublik. Nach deren Niederschlagung verurteilte ihn ein Standgericht zu vier Jahren Haft, welche er bis 1923 in Einzelhaft im Zuchthaus Straubing verbüßte. Nach der Entlassung betätigte er sich erneut als Schlosser, wurde jedoch aus politischen Gründen entlassen. Bürger arbeitete von 1924 bis 1927 für den Nachrichtendienst der KPD und wurde dafür wegen Fortführung der illegalen KPD 1926 in Untersuchungshaft genommen. Zwischen 1927 und 1929 wirkte er als politischer Redakteur in der „Hamburger Volkszeitung“ mit. Hierfür wurde er im Mai 1928 wegen „Zersetzungstätigkeit unter der Reichswehr und Polizei“ durch das Reichsgericht zu einem Jahr Festungshaft verurteilt, jedoch nach acht Monaten amnestiert. Im Anschluss daran nahm er die politische Tätigkeit wieder auf und arbeitete von April 1929 bis 1933 als Mitarbeiter im Apparat des Zentralkomitees (ZK) der KPD in Berlin.</br>Im Februar 1933 machte die KPD ihn zum Leiter des Kurier- und Verbindungsdienstes des ZK, in dieser Tätigkeit operierte er unter dem Decknamen Kurt Bürger. Weil er durch einige seiner Mitarbeiter verraten wurde, emigrierte Bürger im November 1933 in die UdSSR, wo er bis Oktober 1934 als stellvertretender Leiter der Organisationabteilung für Mitteleuropa des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). Zwischen November 1934 und September 1936 betätigte er sich als stellvertretender Leiter der Presseabteilung und als Assistent des Generalsekretärs der Roten Gewerkschaftsinternationale (RGI). 1936 war Bürger als Kommissar beim Stab der Internationalen Brigaden in Albacete in der Kaderabteilung mit sogenannten Säuberungen von vermeintlichen Trotzkisten und Agenten befasst. Aufgrund einer Herzerkrankung musste er sich jedoch im April 1937 für eine Operation nach Paris begeben und konnte erst im März 1938 in die UdSSR zurückkehren. Bürger arbeitete zunächst als Redakteur der „Deutschen Zeitung“ in Moskau und später als Lehrer an einem Sprachinstitut. Von September 1941 bis April 1945 war er Politinstrukteur unter deutschen Kriegsgefangenen.</br>Kurt Bürger kehrte im Mai 1945 als Mitglied der KPD-Initiativgruppe Gustav Sobottka nach Deutschland zurück, wo er ab Dezember 1945 erster Vorsitzender der KPD-Landesleitung Mecklenburg wurde. Bürger war von 1946 bis 1951 Mitglied des Parteivorstands beziehungsweise des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und gehörte von 1946 bis 1951 dem Landtag von Mecklenburg an. Zwischen 1949 und 1950 war er Mitglied der Volkskammer. Am 20. Juli 1951 trat Kurt Bürger die Nachfolge des Ministerpräsidenten von Mecklenburg, Wilhelm Hökker, an. Er verstarb am 28. Juli 1951 in Schwerin nach einem schweren Herzanfall. In der DDR gedachte man seiner durch eine Briefmarke mit seinem Konterfei. Darüber hinaus wurden einige Schulen und ein Fußballstadion in Wismar nach ihm benannt.</br></br>''Quellen''</br>*Müller-Enbergs, Helmut und Bernd-Rainer Barth: „Bürger, Kurt“. In: Müller-Enbergs u.a (Hg.): Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Bonn 2000, S. 124.</br>*Weber, Hermann und Andreas Herbst: „Bürger, Kurt“. In: dies.: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Zweite, überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Berlin 2008, S. 87.rk erweiterte Auflage. Berlin 2008, S. 87.)
- Kohlsche, Kurt (1906-1985) + (Kurt Kohlsche (geb. 17.12.1906 in Pulsnitz … Kurt Kohlsche (geb. 17.12.1906 in Pulsnitz, gest. 1985 in Eitorf bei Bonn) wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war im Ersten Weltkrieg gestorben, sodass die Familie auf das kärgliche Einkommen der Mutter angewiesen war und oft Hunger litt. Bereits als Kind war Kohlsche in Sportverbänden der Arbeiterbewegung aktiv und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend. Kohlsche machte eine Ausbildung zum Ofensetzer. 1928 trat er aus der SPD aus und in die KPD ein, wo er unter anderem politische Zeitschriften verbreitete. 1930 gewann er beim Vertriebswettbewerb der „Arbeiter-Illustrierten-Zeitung“ eine Reise in die Sowjetunion. Kohlsche war in die mitunter gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen in der Endphase der Weimarer Republik involviert und wurde 1930 wegen Landfriedensbruch zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Ab 1932 betrieb er einen Gaststättenbetrieb in Meißen und arbeitete zudem als selbstständiger Automatenaufsteller.</br></br>Kohlsche wurde am 2. März 1933 in Breslau verhaftet. Nach seiner Entlassung kehrte er in seine Heimatstadt Meißen zurück, wo er seine Gaststätte aufgeben musste. Mit Blick auf seine Familie wollte er fortan nicht mehr politisch aktiv sein. Am 23. September 1935 wurde er im Konzentrationslager Sachsenburg inhaftiert und blieb dort wahrscheinlich bis Frühjahr 1936. Im Jahr darauf waren er und seine Frau erneut kurz in Haft, da sie der Spionage verdächtigt wurden. Im Mai 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und leistete seinen Dienst unter anderem als Wachmann in einem Kriegsgefangenenlager, von wo er im Juni 1943 an die Ostfront verlegt wurde. Im Januar 1944 wurde Kohlsche wegen wehrkraftzersetzender Äußerungen in Glauchau verhaftet und im März 1944 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Einige Monate später gelang es ihm, in eines der Bewährungsbataillone zu kommen.</br></br>Nach dem Krieg wurde Kohlsche Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), geriet wegen kritischer Äußerungen über das Verhalten führender Funktionäre aber bald schon in Konflikt mit der Partei. Gemeinsam mit seiner Frau betrieb er erneut eine Gaststätte. Im November 1947 verließ er die Sowjetische Besatzungszone und ging in die Britische Zone nach Hamburg. In den fünfziger Jahren lebte er in Bonn und arbeitete als Handelskaufmann.</br></br>''Quellen'':</br></br>*'"`UNIQ--nowiki-00000006-QINU`"'</br></br>*Kohlsche, Kurt: „So war es! Das haben sie nicht gewusst!“ Konzentrationslager Sachsenburg 1935/36 und Wehrmachtgefängnis Torgau-Fort Zinna 1944/45 – ein Häftlingsschicksal. Eingeleitet und kommentiert von Yvonne Hahn und Wolfgang Oleschinski. Dresden 2001.hn und Wolfgang Oleschinski. Dresden 2001.)
- Walter, Kurt (1892-1963) + (Kurt Walter (geb. 12.11.1892 in Danzig, ge … Kurt Walter (geb. 12.11.1892 in Danzig, gest. 26.06.1963 in Stuttgart) wurde als Sohn von Ferdinand Walter und Martha Grabowski in eine bürgerliche Familie geboren. 1911 nahm er ein Studium der evangelischen Theologie an den Universitäten Berlin, Tübingen und Königsberg auf, das er unterbrach, um als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg zu dienen. Nachdem Kurt Walter 1919 das Staatsexamen bestanden hatte, war er als Pfarrer in den Gemeinden Friedenau und Berendt tätig. Ebenfalls betätigte sich Kurt Walter nebenschriftstellerisch: neben „Gott im Konzentrationslager“ erschien 1933 die Hochschulschrift „Hessen-Darmstadt und die katholische Kirche in der Zeit von 1803 bis 1830: Entstehungsgeschichte der Diözese Mainz“ sowie 1963 der Beitrag „Danzig“ in „Die Stunde der Versuchung. Gemeinden im Kirchenkampf 1933-1945“.</br></br>1920 folgte die Heirat mit Gertrud Richter, aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Aufgrund seiner Tätigkeit in der Bekennenden Kirche wurde Kurt Walter 1937 erstmals in Danzig inhaftiert. Im Juli 1942 erfolgte dann die Deportation in das Konzentrationslager Dachau. Am 3. April 1945 wurde Kurt Walter entlassen. Nach seiner Inhaftierung war Walter weiterhin als Pfarrer tätig, so von 1945 bis 1949 in der Andreägemeinde in Stuttgart-Bad Cannstatt, deren Pfarrei er leitete, und von 1949 bis 1958 als Krankenhauspfarrer, ebenfalls in Stuttgart. Darüber hinaus wurde Kurt Walter 1949 in den Vorstand des Bundes der Danziger gewählt. </br></br>''Quellen:''</br>*Evangelische Andreäkirchengemeinde Bad Cannstatt. Online: http://www.andreaegemeinde.de/index.php?id=30358&sword_list[]=kurt&sword_list[]=walter (Stand: 18.09.2019).</br>*Walter, Kurt: „Danzig“. In: Harder, Günther und Wilhelm Niemöller (Hg.): Die Stunde der Versuchung. Gemeinden im Kirchenkampf 1933-1945. Selbstzeugnisse. München 1963, S. 37-56.</br>*Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Online: https://wlb.ibs-bw.de/aDISWeb/app;jsessionid=715128DA5A116951680F3B4C9C8994CB (Stand: 18.09.2019).128DA5A116951680F3B4C9C8994CB (Stand: 18.09.2019).)
- Motzkin, Leo (1867-1933) + (Leo Motzkin (geb. 1867 in der Nähe von Kie … Leo Motzkin (geb. 1867 in der Nähe von Kiew, gest. 06.11.1933) wuchs bei Kiew auf, wo er 1881 den Pogrom erlebte und überlebte. Motzkin studierte in Berlin und widmete sich nach seinem Studium dem Zionismus, unter anderem gehörte er zu den Teilnehmern des Ersten Zionistischen Kongresses 1897 in Basel. Neben seinen vielfältigen zionistischen Aktivitäten publizierte er auch über den Antisemitismus und die Pogrome in Russland. Motzkin gehörte zu den Initiatoren und Gründern des Comité des Délégations Juives, das er leitete. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten engagierte sich Motzkin für die unterdrückten Juden in Deutschland und brachte ihre Verfolgung beim Völkerbund zur Sprache.</br></br>''Quelle:''</br></br>* „Leo Motzkin“. In: Jewish Virtual Library. Online: https://www.jewishvirtuallibrary.org/leo-motzkin (Stand: 19.09.2019).brary.org/leo-motzkin (Stand: 19.09.2019).)
- Körber, Lili (1897-1982) + (Lili Körber, Pseudonym Agnes Muth (geb. 25 … Lili Körber, Pseudonym Agnes Muth (geb. 25.02.1897 in Moskau, gest. 11.10.1982 in New York City), wurde als Tochter einer polnischen Mutter und des österreichischen Exportkaufmanns Ignaz Körber geboren. Die Familie war wohlhabend und konnte sich für die Tochter französische Erzieherinnen leisten. Körber wuchs dreisprachig mit Deutsch, Russisch und Französisch auf.</br>Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde ihr Vater als Ausländer in Russland verhaftet, im Kriminalgefängnis Butyrki inhaftiert und nach einigen Tagen nach Zarizeno (Wolgograd) deportiert. Man verdächtigte ihn der Spionage. Nach seiner Freilassung musste die Familie 1915 das Land verlassen. Zunächst fuhr sie nach Berlin, die Eltern beschlossen jedoch, nach Zürich zu ziehen, um dort die Rückkehr nach Moskau abzuwarten. Nach der Abdankung des Zaren und der Oktoberrevolution beschloss der Vater in Wien zu leben. Körber blieb noch für ein Jahr in der Schweiz, legte ihr Abitur ab und studierte zwei Semester Literaturgeschichte in Genf, bevor auch sie nach Wien zog und dort ihr Studium fortsetzte. An der sehr konservativen Universität fühlte sie sich jedoch fremd. Sie wechselte nach Frankfurt am Main, wo sie 1923 mit einer Arbeit über die Lyrik Franz Werfels den Doktorgrad erwarb. Anschließend kehrte sie nach Wien zurück. Hier war sie journalistisch für die ‚Arbeiter-Zeitung‘ tätig. 1930 schloss sie sich einer Schriftstellerdelegation an, die vom Staatsverlag in Moskau eingeladen worden war. Körber war angetan von den Visionen und Einstellungen der russischen Arbeiterschaft. Sie fuhr nach Leningrad und ließ sich als Bohrerin in einer Traktorfabrik anstellen. Aus ihren Erlebnissen entstand der Tagebuch-Roman „Eine Frau erlebt den roten Alltag“. Der Roman, der 1932 im Rowohlt-Verlag erschien, wurde ein Erfolg und war schnell ausverkauft. In England wurde er unter dem Titel „Life in a Soviet Factory“ veröffentlicht. </br>Im Januar 1933 besuchte Körber Berlin und schrieb unter dem Eindruck der heraufziehenden Herrschaft der Nationalsozialisten den Roman „Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland“.</br>1935 unternahm sie Reisen nach China und Japan, über die sie in ihren Büchern „Begegnungen im fernen Osten“ und „Sato-san, ein japanischer Held“ (eine Parodie auf den Faschismus) berichtete. </br>Im März 1938 emigrierte Körber nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten über die Schweiz nach Frankreich. Hier schrieb sie ihren Roman „Eine Österreicherin erlebt den Anschluss“, ein Tagebuch eines Arbeitermädchens, deren Freund Jude ist. Diesmal benutzte sie das Pseudonym Agnes Muth, um ihre Familie in Österreich nicht zu gefährden. In Paris arbeitete Körber auch für das ‚Pariser Tagblatt‘. Ihr Freund, der Soziologe Eric Grave, eigentlich Eric Goldschmidt, konnte ihr im Juli 1938 illegal nach Paris folgen. Beide bekamen eine zweijährige Aufenthaltsbewilligung für Lyon. Als der Krieg ausbrach wurde Eric Grave interniert, im Sommer 1940 nach der deutschen Invasion jedoch wieder freigelassen. Lili Körber und er heirateten. Über das ‚International Rescue Committee‘ erhielten sie zwei der Visa, die Präsident Roosevelt den Kämpfern gegen den Faschismus bewilligt hatte. Im Juni 1941 trafen sie in New York ein. Der Neubeginn war ausgesprochen schwierig und massive finanzielle Nöte belasteten sie. Körber war zwar dreisprachig aufgewachsen, aber Englisch zählte nicht zu ihren Sprachen. So schlug sie sich anfangs hauptsächlich mit Russischunterricht und Fabrikarbeit durch. Körber nahm eine Stelle in einer Büstenhalterwerkstatt an und trat der ‚International Ladies Garment Workers Union‘ bei. Ihr literarisches Schaffen setzte sie fort. Sie schrieb zahlreiche Artikel, unter anderem für die New Yorker ‚Volkszeitung‘, das Zürcher ‚Volksrecht‘, die ‚Wiener Arbeiter-Zeitung‘ sowie den Pariser ‚Gavroche‘. Sie schrieb den Roman „Ein Amerikaner in Rußland“, in dem sie ihre Erfahrungen mit dem Stalinismus thematisiert. Eine schwere Operation ihres Mannes regte sie dazu an, 1949 eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen. Viele Jahre arbeitete sie dann in diesem Beruf. Auch verarbeitete sie ihre Erfahrungen schriftlich. Ihr autobiografischer Roman „Call me nurse“ blieb jedoch unveröffentlicht. </br>Wenige Jahre vor ihrem Tod entdeckte Viktoria Hertling, eine US-Germanistin, Lili Körbers Werk und machte einige Interviews mit ihr, sodass sie nicht vollends in Vergessenheit geriet und entsprechend ihr Nachlass gesichtet wurde. Allerdings verbrannte Lili Körber kurz vor ihrem Tod ihr Tagebuch. </br> </br>In einem Nachruf von Franzi Ascher-Nash schreibt diese über ihre Freundin Lili Körber: „[…] sie war bis zum letzten Atemzug ein pikantes ‚Enfant terrible. Ihr Geist war scharf und traf ins Schwarze, zutreffend, vielleicht zu treffend – und so mancher Unbeschwingte war leicht verletzt. […] [H]eute mag ihr Lebenswerk mehr oder minder im Dunkel sein. Es wird auferstehen, wie alles, was gekonnt und echt ist“ (DNB Frankfurt, Exilarchiv, Nachlass L. Körber).</br></br>''Quellen:''</br>*„Abschied von meiner Freundin Lili Körber - von Franzi Ascher-Nash“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Lili Körber, Signatur EB 2005/029, o.S.</br>*Gürtler, Christa und Sigrid Schmid-Bortenschlager: Erfolg und Verfolgung. Österreichische Schriftstellerinnen 1918-1945, S. 247-255.</br>*Lemke, Ute: Lili Körber: Von Moskau nach Wien. Eine österreichische Autorin in den Wirren der Zeit (1915-1938), Siegen 1999.</br>*„Lili Körbers Biographie“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Lili Körber, Signatur EB 2005/029, o.S.</br>*„Meine Biografie / Lili Körber“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Lili Körber, Signatur EB 2005/029, o.S.</br>*Seo, Yun Jung: Frauendarstellungen bei Adrienne Thomas und Lili Körber. Marburg 2002, S. 129-134.</br>*Wolf, Herta: „Lili Körber – Eine Emigration in die Vergessenheit“. In: Holzner, Johann/Scheichl, Sigurd Paul und Wolfgang Wiesmüller (Hg.): Eine schwierige Heimkehr. Österreichische Literatur im Exil 1938-1945. Innsbruck 1991, S. 285-298.xil 1938-1945. Innsbruck 1991, S. 285-298.)
- Haag, Lina (1907-2012) + (Lina Haag (geb. 18.01.1907 in Hagkling, ge … Lina Haag (geb. 18.01.1907 in Hagkling, gest. 18.06.2012 in München) wurde als uneheliches Kind in die Arbeiterfamilie Jäger hineingeboren. Sie hatte vier Brüder, die Mutter arbeitete als Magd, der Vater war Arbeiter. Sie besuchte die Volksschule und war anschließend Hilfsarbeiterin in verschiedenen Fabriken. Der Vater gehörte der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an. Haag trat dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei, ab 1929 gehörte sie der KPD an. Hier lernte sie um 1920 ihren zukünftigen Mann Alfred Haag kennen, der ebenfalls aus einfachen Verhältnissen stammte. Das Paar heiratete 1927, im gleichen Jahr wurde die Tochter Kätle geboren. Alfred Haag war arbeitslos und die finanzielle Situation der Familie prekär. Daher entschloss sich Lina Haag, 1929 zu ihrem Onkel nach Buenos Aires zu gehen, wo sie als Haushälterin und Kindermädchen arbeitete. Mann und Kind sollten nachkommen, sobald sie das Geld für die Tickets verdient hatte. Alfred Haag entschied jedoch, dass er den politischen Kampf in Deutschland weiterführen wollte und so kehrte auch Lina Haag 1931 nach Deutschland zurück. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr ging Alfred Haag für neun Monate zu Ausbildungszwecken in die Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Herausgeber für die „Süddeutsche Arbeiterzeitung“ und wurde 1932 jüngster Abgeordneter der KPD im württembergischen Landtag. Lina Haag wurde seine Mitarbeiterin. Am 10. Februar 1933 wurde Alfred Haag verhaftet und in das KZ Oberer Kuhberg gebracht; im Juli 1935 wurde er nach einem missglückten Auswanderungsversuch nach Buenos Aires in das KZ Dachau überstellt.</br></br>Am 28. Februar 1933 wurde auch Lina Haag das erste Mal verhaftet, jedoch schon kurz darauf wieder freigelassen. Vom 10. April 1933 bis zum 21. Dezember 1933 wurde sie erneut festgenommen und zehn Monate im Frauenstrafgefängnis Gotteszell festgehalten. Nach einer erneuten Verhaftung im Mai 1936 verbrachte sie mehr als eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft in den Stuttgarter Gefängnissen in der Büchsenstraße und Weimarstraße und wurde am 24. Januar 1938 zu zwei Jahren Haft wegen ‚Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens‘ verurteilt. Die verbliebene Reststrafe bis zum 24. Mai 1938 musste sie im Frauenstrafgefängnis Gotteszell absitzen. Im Anschluss daran wurde sie direkt in das Frauen-Konzentrationslager Lichtenburg bei Torgau überstellt. </br></br>Nach ihrer Freilassung im April 1939 ging sie nach Berlin, um dort für die Freilassung ihres Mannes aus dem KZ zu kämpfen. Es gelang ihr, persönlich bei Heinrich Himmler vorsprechen zu können, um die Entlassung ihres Mannes zu erbitten. Sie war erfolgreich und Alfred Haag, der inzwischen im KZ Mauthausen inhaftiert war, wurde kurz nach Kriegsbeginn aus der Haft entlassen. In den folgenden eineinhalb Jahren lebte und arbeitete das Ehepaar mit der Tochter in Berlin. Haag legte ihr Staatsexamen als Krankengymnastin an der Berliner Charité ab und arbeitete anschließend in verschiedenen Lazaretten.</br>Alfred Haag erhielt schließlich seinen Einberufungsbefehl zur Wehrmacht und wurde schon bald an die Ostfront geschickt, wo er 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. 1944 verfasste Haag ihr autobiografisches Werk „Eine Handvoll Staub“ im Lazarett im Hotel Riessersee in Garmisch, wo sie als Krankenschwester tätig war. </br></br>Nach dem Krieg zog Lina Haag mit ihrer Tochter nach München, wo sie als Physiotherapeutin arbeitete. 1948 kehrte auch Alfred Haag aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Lina Haag eröffnete einen sozialistischen Buchladen, der jedoch bald wieder geschlossen werden musste und Alfred Haag arbeitete als Schreiner. Beide waren in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) aktiv. Anlässlich ihres 100. Geburtstags ehrte die Stadt Dachau Lina Haag 2007 für ihren beispiellosen Mut mit dem Dachauer Preis für Zivilcourage. </br></br>''Quellen:''</br></br>*Distel, Barbara: „Die Lebensretterin“. In: Süddeutsche Zeitung vom 20.06.2012. Online: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/zum-tod-der-widerstandskaempferin-lina-haag-lebensretterin-und-chronistin-1.1388388 (Stand: 11.09.2019).</br>*Distel, Barbara: „In the shadow of heroes. Struggle and survival of Centa Beimler-Herker and Lina Haag”. In: Benz, Wolfgang und Barbara Distel (Hg.): Dachau and the nazi terror 1933-1945. Dachau 2002, S. 143-178.</br>*Geschichtsort Hotel Silber. Online: http://www.geschichtsort-hotel-silber.de/virtueller-ort/1928-1945-vom-polizeipraesidium-zur-gestapo/lina-haag-kpd-mitglied/ (Stand: 11.09.2019).</br>*Haag, Lina: Eine Handvoll Staub. Lauf bei Nürnberg 1946.</br>*Hardinghaus, Barbara: Altern – Der Jahrhundert Mensch. In: Der Spiegel (2007), Nr. 51, S. 76. Online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-54683177.html (Stand: 11.09.2019).</br>*KZ-Gedenkstätte Dachau: „Nachruf Lina Haag“. Online: https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/hinweis/articles/lina-haag.html (Stand: 11.09.2019).</br>*Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 457.</br>*Wegscheider, Hildegard: „Lina Haag: Eine Handvoll Staub“. In: Das Sozialistische Jahrhundert (1947), Nr. 24, S. 375f.ische Jahrhundert (1947), Nr. 24, S. 375f.)
- Rinser, Luise (1911-2002) + (Luise Rinser (geb. 30.04.1911 in Pitzling … Luise Rinser (geb. 30.04.1911 in Pitzling am Lech, gest. 17.03.2002 in Unterhaching) verbrachte ihre Kindheit in Oberbayern. Ihre Eltern waren streng katholisch. Mit dreizehn Jahren kam sie in ein Lehrerinnenseminar in München, wo sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin begann. Sie studierte Pädagogik und Psychologie und war danach ab 1935 als Aushilfslehrerin in verschiedenen kleinen Orten tätig. Ab 1931 schrieb sie Artikel für die „Deutsche Junglehrzeitung“. Außerdem veröffentlichte sie ihre ersten kleinen Erzählungen in der Zeitschrift „Herdfeuer“, über eine dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstehende junge Frau. 1934 verfasste sie unter dem Titel „Junge Generation“ ein Lobgedicht auf Adolf Hitler. Sie gehörte seit 1936 der NS-Frauenschaft und bis 1939 dem NS-Lehrerbund an. Sie engagierte sich auch stark im BDM, organisierte etwa Schulungslager für junge Lehrerinnen. Mitglied der NSDAP wurde sie jedoch auch dann nicht, als sie ihre erste feste Anstellung als Lehrerin erhielt. Weitere Dokumente bezeugen eine (teilweise) kritischere Haltung zum Nationalsozialismus in den späteren Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft. </br></br>1939 verließ sie freiwillig den Schuldienst. Im selben Jahr heiratete sie im Mai ihren Verlobten Horst-Günther Schnell, einen jungen Pianisten und Dirigenten, der eine Anstellung als Kapellmeister an der Oper Braunschweig erhielt, wo das Paar hinzog. </br>Am 27. Februar 1940 wurde der erste Sohn Christoph geboren, ein Jahr später zog die Familie nach Rostock, wo im Oktober 1941 der zweite Sohn Stephan zur Welt kam – vermutlich aus einer außerehelichen Beziehung, wie der Biograph José Sánchez de Murillo von Luise Rinser persönlich erfahren haben soll. Im Mai 1941 erschien ihre Erzählung „Die gläsernen Ringe“, die die begeisterte Zustimmung Hermann Hesses fand, mit dem sie über viele Jahre in Kontakt stand. Auch mit Ernst Jünger entwickelte sich in diesen Jahren ein intensiver Briefwechsel. Für die UFA arbeitete sie 1942 an einem Drehbuch über den weiblichen Arbeitsdienst. </br></br>Im Juni 1942 wurde die Ehe mit Horst-Günther Schnell geschieden. Schnell begann bereits vor der Geburt von Rinsers zweitem Sohn eine Beziehung zur Schriftstellerin Hedwig Rohde. Noch im selben Jahr wurde er zur Wehrmacht einberufen und nach Russland abkommandiert, wo er 1943 fiel. Luise Rinser zog in das bayerische Dorf Kirchanschöring bei Freilassing, wo sie mit ihren beiden Kindern in ärmlichen Verhältnissen lebte. Zeitweise war der Sohn Stephan in einem Kinderheim untergebracht. 1943 schrieb sie für den NS-Propagandafilm-Regisseur Karl Ritter das Drehbuch für den geplanten Film „Schule der Mädchen“ über den Reichsarbeitsdienst. Der Film wurde jedoch nie realisiert. </br></br>Im Januar 1944 heiratete sie den Schriftsteller und Kommunisten Klaus Herrmann, die Ehe wurde 1952 geschieden. In ihrer Biografie „Den Wolf umarmen“ stellt Luise Rinser diese Ehe als humanitäre Scheinehe zwischen zwei Antifaschisten dar, die sie eingeht, um den politisch und zusätzlich als Homosexuellen gefährdeten Mann vor dem KZ zu retten. </br></br>Am 12. Oktober 1944 wurde sie nach einer Denunziation durch die ehemalige Mitschülerin Lisl Grünfelder wegen Wehrkraftzersetzung verhaftet und im Frauen-Untersuchungsgefängnis Traunstein inhaftiert. Grünfelder war verzweifelt, da ihr Mann an der Front in Ostpreußen stationiert war und sie um sein Leben fürchtete. Luise Rinser versuchte, ihr Mut zu machen und riet ihr, ihrem Mann eine Flucht vorzuschlagen, da der Krieg ohnehin bald vorbei sei. Diesen Rat beherzigte die Frau, der Mann jedoch zeigte Rinser umgehend an. </br></br>Nach der Verhaftung kam der ältere Sohn Christoph zu den Großeltern nach Rosenheim, Stephan blieb im Kinderheim. Ein Prozess scheint nicht stattgefunden zu haben. Am 21. Dezember 1944 erhielt Rinser Hafturlaub zu Weihnachten. Ob sie danach, wie sie in der 1981 veröffentlichten Autobiografie „Den Wolf umarmen“ schrieb, bis zum Einmarsch der Amerikaner im Gefängnis war, ist unklar. Dokumente, die dies nahelegen oder bezeugen, scheint es nicht zu geben, wie Michael Kleeberg feststellt. </br></br>Nach dem Krieg arbeitete Luise Rinser von 1945 bis 1953 als freie Mitarbeiterin bei der „Neuen Zeitung“, wo sie Bücher rezensierte und Artikel zu kulturellen Themen schrieb. Auch in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) engagierte sie sich. 1946 erschien außerdem Rinsers „Gefängnistagebuch“ sowie 1947 eine Arbeit zu Johann Heinrich Pestalozzi mit dem Titel „Pestalozzi und wir“, danach 1948 der Roman „Erste Liebe“. </br></br>Als ‚politisch Verfolgte‘ des Hitler-Regimes bekam Rinser Anfang 1948 eine Wohnung in München zugeteilt, die sie ohne ihren Mann bezog. Sie setzte ihre schriftstellerische Tätigkeit fort und veröffentlichte 1949 unter anderem das Kinderbuch „Martins Reise“ und 1950 den Roman „Mitte des Lebens“, der große Anerkennung fand und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. In den folgenden Jahren veröffentlichte sie viele weitere Romane sowie unzählige Rezensionen, Feuilletons und Essays. Auch als Rednerin trat sie auf, etwa zu Entnazifizierungs- oder gesellschaftspolitischen Themen. Sie verkehrte mit den führenden Kulturschaffenden der Zeit, wie etwa Erich Kästner, Wolfgang Koeppen, Fritz Arnold oder Ernst Petzold. </br></br>Von 1954 bis 1959 war Rinser mit dem Komponisten Carl Orff verheiratet. 1957 studierte sie im Spätsommer an der Ausländeruniversität Perugia und erhielt ein Stipendium der Villa Massimo in Rom. Hier entstand 1959 „Geh fort wenn du kannst“. Seit 1959 lebte sie bei und in Rom, hielt sich jedoch bis zu ihrem Lebensende auch oft in München auf. </br>Drei Jahre schrieb sie regelmäßige Kolumnen für die Frauen-Zeitschrift „Für Sie“, die zwischen 1966 und 1968 in drei Bänden als Buch veröffentlicht wurden. Auch mit kirchlichen Fragen setzte sie sich immer wieder in ihren Schriften auseinander. </br></br>1981 veröffentlichte Rinser den ersten Teil ihrer inzwischen umstrittenen Autobiografie „Den Wolf umarmen“, die bis zum Jahre 1950 reicht und die häufig als Grundlage für Biografien über Luise Rinser herangezogen wurde. Wie de Murillo ausführt, besteht jedoch an vielen Stellen eine Diskrepanz zwischen den Berichten Rinsers und den historischen Fakten: „Das gängige Bild von Luise Rinser stellt also in entscheidenden Punkten, die sowohl ihr Leben als auch ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus betreffen, geradezu eine Fälschung dar“ (De Murillo 2011, S. 214.). 1994 folgte der zweiten Teil der Autobiografie unter dem Titel „Saturn auf der Sonne“. Im Herbst desselben Jahres reiste Rinser nach Dharamsla, wo sie mehrere Gespräche mit dem Dalai Lama führte, die 1995 unter dem Titel „Mitgefühl als Weg zum Frieden. Meine Gespräche mit dem Dalai Lama“ veröffentlicht wurden. </br></br>Luise Rinser mischte sich immer wieder aktiv in politische und gesellschaftliche Diskussionen in der Bundesrepublik Deutschland ein. Sie galt als „Linkskatholikin“ (Kleeberg 2011, S. 101) und wurde zu einer scharfen Kritikerin der katholischen Kirche, aus der sie jedoch nicht austrat. In den 1970er Jahren engagierte sie sich für die Abschaffung des Abtreibungsparagraphen §218 und kritisierte 1968 in einem offenen Brief das Urteil gegen die späteren RAF-Terroristen Andreas Baader und Gudrun Ensslin. 1972 unterstützte sie Willy Brandt im Wahlkampf.</br></br>In den Jahren ab 1972 unternahm sie zahlreiche Auslandsreisen, unter anderem nach Süd- und Nordkorea sowie in den Iran, wo sie den Revolutionsführer Ajatollah Chomeini als Vorbild für die Länder der Dritten Welt lobte. Rinser war eine Bewunderin des nordkoreanischen Diktators Kim Il-sung. Anfang der 1980er Jahre demonstrierte sie zusammen mit den Schriftstellern Heinrich Böll und Günter Grass gegen den NATO-Doppelbeschluss, und wurde 1984 von den Grünen als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen.</br></br>Als Schriftstellerin war Rinser äußerst produktiv und erfolgreich. Sie veröffentlichte dreizehn Romane, neun Erzählbände, dreizehn autobiografische Bücher, dazu Jugendbücher und mehr als dreißig Reiseberichte, Gesprächs- und Essaysammlungen. Ihre Bücher wurden Schullektüre und verkauften sich millionenfach. Rinser erhielt auch zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, so erhielt sie unter anderem 1977 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD und 1987 den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR. 1986 verlieh ihr die Universität Pjöngjang in Nordkorea die Ehrendoktorwürde. 1987 wurde sie Autor des Jahres in Palestrina in Italien.</br></br>Rinsers Positionierung im Dritten Reich ist umstritten und ambivalent. Ihr wird vorgeworfen, dass sie nach dem Krieg und insbesondere in ihrer Autobiografie ihre anfängliche Begeisterung für den Nationalsozialismus heruntergespielt und ihre Rolle im Widerstand übertrieben habe. Luise Rinser soll nicht nur ihre politischen Überzeugungen, sondern auch viele ihrer Lebensdaten für die Nachwelt gezielt verschleiert und verfälscht haben. Michael Kleeberg konstatierte beispielsweise: „Luise Rinser hat ihre Erfahrungen mit Diktaturen und Diktatoren gemacht und darüber auf unterschiedlichste Art und Weise geredet und geschwiegen“ (Kleeberg 2011, S. 101). Sie habe offenbar genau darauf geachtet, welche Version ihres Lebens an die Öffentlichkeit gekommen sei. Ihre Selbstdarstellung als Widerständlerin halte keiner Nachprüfung stand. An vielen Beispielen belegt er, wie Luise Rinsers Selbstzeugnisse oft durch andere Informationen widerlegt werden können.</br></br>Ausführlich widmet sich auch José Sánchez de Murillo den widersprüchlichen Selbstzeugnissen Rinsers in seiner Biografie, die im April 2011 in Deutschland unter dem Titel „ Luise Rinser – Ein Leben in Widersprüchen“ erschien, und an der auch Rinsers Sohn Christoph mitarbeitete. Darin nimmt dieser wesentliche Richtigstellungen an Rinsers eigener Lebensdarstellung in der Nazi-Zeit vor. So soll Rinser zum Beispiel ab Sommer 1933 als engagierte Nazi-Pädagogin gegolten und ihren jüdischen Schuldirektor Karl Würzburger beim Schulrat denunziert und damit ihre eigene Karriere befördert haben. De Murillo schreibt zu Rinsers Umdeutung ihrer Rolle im frühen Nationalsozialismus: „Die Umdeutung ist verständlich. Luise Rinser hat Generationen von deutschen und nichtdeutschen Frauen als weibliches Ideal gegolten. Der Gedanke, dass eines Tages die Wahrheit ans Licht treten könnte, versetzte sie in Panik“ (De Murillo 2011, S. 106). Zu Rinsers Biografie und Leben gehört diese Widersprüchlichkeit: Sie schrieb vom Nationalsozialismus begeisterte Gedichte und Texte, verfasste sogar ein Drehbuch für die UFA, war BDM-Führerin. „Dann aber saß sie als Feindin des Dritten Reichs im Gefängnis, hatte nach 1945 am geistigen Aufbau der Bundesrepublik maßgeblich mitgewirkt und war als führende Schriftstellerin im demokratischen Deutschland zum Vorbild für Generationen von Frauen und auch Männern geworden“ (ebd., S. 418). </br></br>''Quellen:''</br>*De Murillo, José Sánchez/Rinser, Christoph und Martin Thurner (Hg.): Luise Rinser und / y Ronda. München 2007. </br>*De Murillo, José Sánchez: Luise Rinser. Ein Leben in Widersprüchen. Frankfurt a.M. 2011.</br>*Kleeberg, Michael: „Luise Rinsers Vergesslichkeit“. In: Der Spiegel (2011) Nr. 2, S. 100-106. Online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76229390.html (Stand: 17.09.2019).</br>*Luise Rinser. In: Literaturportal Bayern. Online: https://www.literaturportal-bayern.de/autorinnen-autoren?task=lpbauthor.default&pnd=118601172 (Stand: 19.09.2019).</br>*Rinser, Christoph: „Luise Rinser - Persönlichkeit und Werk“. Online: http://www.rinser.org/downloads/kurzbiographie_luise_rinser.pdf (Stand: 17.09.2019).</br>*Rinser, Luise: Den Wolf umarmen. Frankfurt a.M. 1984. Luise: Den Wolf umarmen. Frankfurt a.M. 1984.)
- Bollendorff, Léon (1915-2011) + (Léon Bollendorff (geb. März 1915 in Wasser … Léon Bollendorff (geb. März 1915 in Wasserbillig/Luxemburg, gest. 2011) wuchs in Luxemburg auf und besuchte das „Kolléisch“ in Diekirchen. Er studierte in Luxemburg, Paris und Wien Philosophie und Philologie, mit dem Ziel, Lehrer zu werden. 1942 verhaftete ihn die Gestapo als Widerstandskämpfer und hielt ihn ein Jahr in verschiedenen Lagern und Haftstätten fest. Nach seiner Rückkehr in die Heimat im März 1943 begann er sich politisch zu engagieren: Bollendorff wurde Mitglied im Gemeinderat der Stadt Luxemburg, später auch im Schöffenrat und im Luxemburger Parlament. Den Karrierehöhepunkt des vierfachen Vaters stellt der zehnjährige Vorsitz in der Abgeordnetenkammer dar. Bollendorff wurde mit vielen nationalen und internationalen Auszeichnungen geehrt.</br></br>''Quelle:'' </br>*o.A.: „Léon Bollendorff ist tot. CSV-Politiker war zehn Jahre lang Vorsitzender der Abgeordnetenkammer“. In: Wort.lu vom 06.06.2011. Online: http://www.wort.lu/de/view/leon-bollendorff-ist-tot-4f61bcd7e4b0860580aa2222 (Stand: 10.09.2019).1bcd7e4b0860580aa2222 (Stand: 10.09.2019).)
- Schifko-Pungartnik, Manfred + (Manfred Schifko-Pungartnik (geb. 22.10.192 … Manfred Schifko-Pungartnik (geb. 22.10.1921 in Bleiburg/Kärnten oder St. Margareten) wurde am 18. September 1938 im Gefängnis in Graz inhaftiert. Einem anderen Dokument des ITS zufolge wurde er bereits im Juli 1938 in Leibnitz verhaftet und dann nah an Graz gebracht. Im Oktober 1939 wurde er in das Konzentrationslager Dachau überstellt, ab September 1940 war er unter der Häftlingsnummer 2407 im KZ Mauthausen festgesetzt. Von dort wurde er am 3. oder 4. November 1943 entlassen. </br></br>''Quellen:''</br>*„Geldverwaltungskarte“, 1.1.6.2/10286615/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.</br>*„T/D-Akte“, 6.3.3.2/99151316/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.316/ITS Digital Archive, Arolsen Archives.)
- Buber-Neumann, Margarete (1901-1989) + (Margarete Buber-Neumann (geb. am 21.10.190 … Margarete Buber-Neumann (geb. am 21.10.1901 in Potsdam, gest. am 06.11.1989 in Frankfurt am Main) wurde als Margarete Thüring in ein bürgerlich-protestantisches Elternhaus geboren. Von 1908 bis 1918 besuchte sie das Lyzeum in Potsdam. Nach dem Abschluss begann sie 1919 eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin am „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ in Berlin. 1920 legte sie das Examen als Kindergärtnerin ab und lernte über die Wandervogelbewegung Rafael Buber, den Sohn des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber kennen, mit dem sie nach Heidelberg zog, wo beide dem Kommunistischen Jugendverband beitraten. 1921 wurde ihre erste Tochter Barbara geboren, 1922 heirateten sie und 1924 wurde die zweite Tochter Judith geboren. Die Familie lebte zeitweise im Haus des Schwiegervaters Martin Buber in Heppenheim. 1925 trennte sich Buber-Neumann von Rafael Buber. Bei der Scheidung wurden die Kinder den Schwiegereltern Paula und Martin Buber zugesprochen. </br></br>1926 absolvierte Buber-Neumann einen Handelsschulkurs und trat in Potsdam in die KPD ein. Von 1928 bis 1932 arbeitete sie als Sekretärin bei der Komintern-Zeitschrift „Internationale Pressekorrespondenz“ in Berlin. Im Haus ihrer Schwester Babette Gross lernte sie 1929 Heinz Neumann, einen leitenden KPD- und Kominternfunktionär, kennen. 1931 wurde sie als Delegierte nach Moskau geschickt und begleitete Neumann 1932 erneut nach Moskau, als dieser seiner Funktionen im Politbüro der KPD enthoben und von der Komintern nach Moskau beordert wurde. Dort war er als Übersetzer für einen Komintern-Verlag tätig. Von 1933 bis 1935 lebte das Paar in Spanien, wo Neumann einer illegalen ‚Kominterndelegation‘ angehörte. Mit Hitlers Machtübernahme verlor Neumann die deutsche Staatsbürgerschaft und das Paar lebte nun illegal in Spanien. Da Neumann verbotenerweise Briefe an Freunde in Deutschland schrieb, wurde er aus Moskau jeglicher Kominternarbeit enthoben und nach Zürich beordert. Hier wurde Neumann im Dezember 1934 wegen seines falschen Passes verhaftet. Da die deutschen Behörden seine Auslieferung verlangten, erklärte Sowjetrussland sich bereit, ihn aufzunehmen. Auch Margarte Buber-Neumann erhielt ein Einreisevisum. In Moskau wurden sie im Hotel Lux, dem Gemeinschaftshaus der Komintern, einquartiert. Von 1935 bis 1937 arbeitete Neumann für die „Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter“; Margarete Buber-Neumann wurde seine Sekretärin. Immer wieder wurde Neumann zu Verhören der Komintern gerufen, ihm wurden politische Fehler oder parteifeindliche Äußerungen vorgeworfen. In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1937 wurde Heinz Neumann durch die sowjetische Geheimpolizei (NKWD) verhaftet, zum Tode verurteilt und kurze Zeit später ermordet. Buber-Neumann erhielt jedoch erst 1959 durch ein Schreiben des Roten Kreuzes von seinem Schicksal Kenntnis. Margarete Buber-Neumann wurde nach der Verhaftung ihres Mannes sofort aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, da sie sich weigerte, eine Erklärung über die Schuld ihres Mannes abzugeben. Sie blieb zunächst allein in Moskau zurück, bis sie im Frühjahr 1938 selbst verhaftet und ohne Gerichtsverfahren zu fünf Jahren Haft im Lager Karaganda in Kasachstan verurteilt wurde. Gemeinsam mit weiteren Personen wurde sie im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts noch im Februar 1940 an das Deutsche Reich ausgeliefert und im August 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. In Ravensbrück lernte Buber-Neumann die tschechische Journalistin Milena Jesenská kennen, die als Freundin und Übersetzerin Franz Kafkas bekannt ist. Ihre enge Freundschaft mit Milena Jesenská schilderte Margarete Buber-Neumann in ihrer 1963 erschienen Biografie „Kafkas Freundin Milena“.</br></br>Kurz vor der Befreiung des Lagers durch die sowjetischen Streitkräfte im April 1945 wurde Buber-Neumann am 21. April 1945 aus Ravensbrück entlassen und schlug sich zu den amerikanischen Streitkräften durch, um nicht von sowjetischen Einheiten aufgegriffen zu werden. In Boizenburg an der Elbe musste sie vier Wochen auf amerikanischem Gebiet darauf warten, weiterreisen zu dürfen. Am 23. Mai 1945 schrieb sie an ihre Freundin Martha Desrumeaux, sie sei krank und am Ende ihrer Kräfte und bat sie um Hilfe, einen Transport für die Ravensbrücker deutschen Antifaschistinnen über die Elbe zu erzwingen. Sie fuhr fort: „Gute Neuigkeiten: gestern habe ich auf der Strasse in Boizenburg den Ravensbrücker Gestapo-Agent, unseren wohlbekannten Ramdor, verhaften lassen. Ich hoffe, die Amerikaner haben die Wichtigkeit dieser Verhaftung begriffen und lassen ihn nicht laufen. Ich habe ein Protokoll gegen diese Bestie geschrieben“ (Buber-Neumann an Martha Desrumeaux, 23.05.1945, o.S.). </br></br>Nach Kriegsende lebte Buber-Neumann zunächst in Thierstein, dann in Frankfurt am Main. Zwischen 1946 und 1949 hielt sie sich jedoch auch häufig als Gast des Internationalen Roten Kreuzes (IRRC) in Schweden auf. Am 17. September 1946 wurde ihr ein dreimonatiges Visum für Schweden zum Zwecke der Erholung ausgestellt. Hier schrieb sie auch ihre Erinnerungen „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ auf, die 1949 erstmals erschienen. Im November 1946 kehrte sie nach Deutschland zurück und zog nach Frankfurt am Main. Wie aus einem Schreiben an die Filmkontrollstelle in Frankfurt hervorgeht, plante sie, hier ein Lichtspieltheater zu eröffnen und ersuchte um eine Lizenz für dieses Vorhaben. 1948 heiratete sie Helmuth Faust, die Ehe wurde jedoch einige Jahre später wieder geschieden. Helmuth Faust war 1950 als Cheflektor im Verlag „Frankfurter Hefte“ unter der Leitung Eugen Kogons beschäftigt.</br>1949 trat Buber-Neumann als Zeugin im Victor Krawtschenko-Prozess in Paris auf. Krawtschenko hatte im amerikanischen Asyl ein Buch über den stalinistischen Terror verfasst und war daraufhin von einer französischen kommunistischen Zeitung als Lügner und CIA-Agent diffamiert worden.</br> </br>In den folgenden Jahren gründete Buber-Neumann in Frankfurt das „Befreiungskomitee für die Opfer totalitärer Willkür“ und leitete 1951 und 1952 das „Institut für politische Erziehung“. Sie startete zudem die Monatszeitschrift „Aktion“ und setzte ihre publizistische Tätigkeit in den nächsten Jahrzehnten fort. Sie hielt in der Bundesrepublik und im Ausland zahlreiche Vorträge, um vor dem Kommunismus zu warnen. 1975 trat sie der Frankfurter CDU bei. 1982 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Im Februar 1989 wurde Buber-Neumann vom Verband der Heimkehrer Deutschlands für ihre Werke „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“ und „Von Potsdam nach Moskau“ (1957) mit dem Friedlandpreis der Heimkehrer ausgezeichnet.</br></br>''Quellen:'' </br>*Buber-Neumann, Margarete: „Biographische Informationen“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 III.A.001 (6), o.S.</br>*Buber-Neumann, Margarete: „Biographische Informationen“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 189, o.S.</br>*Buber-Neumann, Margarete: Brief an Martha Desrumeaux, 23.05.1945. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 181, o.S.</br>*Buber-Neumann, Margarete: „Brief an Herrn Lubliner, Filmkontrollstelle, 07.02.1946“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 I.C. 119, o.S. </br>*„Entlassungsschein aus dem KZ Ravensbrück von Margarete Buber-Neumann, 21.04.1945“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 II.B.004, o.S. </br>*„Military Exit Permit für Margarete Buber-Neumann, 1946“ In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass Margarete Buber-Neumann EB 89/193 II.A.004, o.S. </br>*Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 452.</br>*Wunderle, Michaela: Apropos Margarete Buber-Neumann. Frankfurt am Main 2001.ete Buber-Neumann. Frankfurt am Main 2001.)
- Berner, Maria (1904-2000) + (Maria Berner (geb. 24.07.1904 in Wien, ges … Maria Berner (geb. 24.07.1904 in Wien, gest. 16.08.2000), die auch Marie und Mitzi genannt wurde, stammte aus einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie. Sie besuchte die Pflichtschule und arbeitete danach in einem Heilmittelinstitut, wo sie auch Betriebsrätin war. Seit 1934 war sie im kommunistischen Widerstand aktiv. Sie wurde in Wien am 22. August 1939 aufgrund ihrer illegalen politischen Tätigkeiten im kommunistischen Widerstand verhaftet und nach zwei Jahren Gefängnishaft in Wien und Krems zunächst in das Zuchthaus Aichach in Bayern überstellt.</br></br>Im August 1943 wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo sie die Häftlingsnummer 21793 trug. Sie war im Arbeitseinsatz tätig und musste die Listen über die Zuteilung der Häftlinge zu den Arbeitskommandos führen. Diese Tätigkeit ermöglichte ihr auch, sich im illegalen Internationalen Widerstandskomitee des Lagers zu engagieren. Wie auch Toni Bruha war sie an der Rettung von Gerti Schindel, Edith Wexberg und Toni Lehr beteiligt. Am 30. April 1945 konnte Mitzi Berner während eines Evakuierungsmarsches entkommen.</br></br>Nach ihrer Rückkehr nach Wien war sie aufgrund gesundheitlicher Schäden durch die Haft arbeitsunfähig. Sie lebte in Lebensgemeinschaft mit der Ravensbrück-Überlebenden Anna Hand. Gemeinsam adoptierten sie die 1946 geborene Ilse. Die Adoption wurde zunächst abgelehnt, da man einem ehemaligen Häftling kein Kind anvertrauen könne. Nach einigen Protesten von ehemaligen KZ-Häftlingen und dem Engagement eines sozialistischen Anwalts, gelang es schließlich doch.</br></br>''Quellen:''</br></br>* o.A.:„Maria Berner". In: ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück. Online: http://www.ravensbrueckerinnen.at/?page_id=496 (Stand: 18.09.2019).</br>* o.A.:„Maria Berner". In: Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands. Online: http://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/haft-1938-1945/maria-berner-mein-akt (Stand: 18.09.2019).</br>* o.A.:„Maria Berner". In: Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück (ÖLGR). Online: https://www.ravensbrueck.at/die-lagergemeinschaft/portraits/mitzi-berner-1904-2000/ (Stand: 18.09.2019).tzi-berner-1904-2000/ (Stand: 18.09.2019).)
- Zarębińska-Broniewska, Maria (1904-1947) + (Maria Zarębińska (geb. 22. April 1904 in O … Maria Zarębińska (geb. 22. April 1904 in Oleśnica, gest. 5. Juli 1947 in Zürich) wuchs in wohlhabenden Verhältnissen in einer Kleinstadt der Woiwodschaft Kielce auf. Nach dem Abschluss des Gymnasiums absolvierte sie ein zweijähriges Schauspielstudium (1924 – 1926) am renommierten Reduta-Institut von Juliusz Osterwa in Wilna, wo sie von 1926 bis 1929 auch am Theater auftrat. Im Jahr 1928 lernte sie dort ihren Schauspielkollegen Henryk Szletyński, der später bekannter Theaterpädagoge werden sollte, und dessen Ehefrau Zofia Tymowska (ebenfalls Schauspielerin) kennen. In der Spielzeit 1929 bis 1931 schloss sie sich dem Ensemble des polnischen Theaters in Kattowitz an und von 1932 bis 1939 war sie auch an verschiedenen Schauspielhäusern in Radom, Stettin und Warschau engagiert. Diesen beruflichen Erfolg nennt Szletyński in seinem Vorwort eine „ungeheuer anerkennenswerte Pionierleistung“ (S. 7). Überdies sammelte sie in der Vorkriegszeit auch Filmerfahrung und besetzte kleinere Nebenrollen in erfolgreichen polnischen Spielfilmen: Zu ihren bekanntesten gehören unter anderem „Czarna perła“ (Schwarze Perle) (1934) sowie die Romanadaption „Granica“ (Die Grenze) (1938) des namhaften avantgardistischen Regisseurs Józef Lejtes. Weitere Filmprojekte waren „Młody Las“ (Junger Staat) (1934), „O czym marzą kobiety“ (Wovon Frauen träumen) (1937) und „Sygnały“ (Signale) (1938). </br></br>Beruflich war sie ausgesprochen erfolgreich, ihr Privatleben jedoch von Abschieden und Schicksalsschlägen geprägt: Fünf Jahre nach ihrer Hochzeit verstarb im Jahre 1933 ihr erster Ehemann Zbigniew Kornacki und hinterließ ihr die gemeinsame Tochter Maria (auch Majka genannt, geb. am 8. Oktober 1931 in Warschau). Es vergingen weitere fünf Jahre, bis die Witwe im Mai 1938 bei einer Jubiläumsfeier in der Residenz des polnischen Malers Jan Nepomucen (1802-1847) mit dem angesehenen polnischen Dichter Władysław Broniewski (1897-1962) Bekanntschaft schloss und bald eine informelle Beziehung mit ihm einging. Der Lyriker, der zu diesem Zeitpunkt mit der Journalistin Janina Broniewska verheiratet war und es aus finanziellen Gründen bis 1946 blieb, brachte ebenfalls eine Tochter namens Joanna (Anka) in die Beziehung ein. Da die Beteiligten freundschaftliche Verhältnisse zueinander pflegten, beschlossen sie, ihren Kindern zuliebe mit ihren neuen Partnern in dasselbe Haus in Żoliborz zu ziehen. Sie lebten dort allerdings nur wenige Monate zusammen. Mit Ausbruch des Krieges wurden sie für sechs lange Jahre getrennt: Broniewski meldete sich im September 1939 freiwillig zur polnischen Armee, wurde in das sowjetisch besetzte Lemberg versetzt und verschwand im Januar 1940 für über ein Jahr als NKWD-Gefangener. Er kehrte erst in der zweiten Novemberhälfte 1945 aus dem Exil nach Polen zurück. Janina Broniewska und Tochter Anka flohen ebenfalls in die von der Roten Armee okkupierte Zone. Durch ihre Unterstützung sowie mithilfe einer Freundin der Familie, der Politikerin und Schriftstellerin Wanda Wasilewska, gelang auch Maria Zarębińska und ihrer Tochter im November 1939 die Flucht nach Lemberg. Dort fand Zarębińska eine Anstellung am polnischen Theater, an dem sie bis 1941 weilte. Nach dem Einmarsch der Deutschen im Juni kehrt sie mit ihrer Tochter zu ihrem Vater Pawel Zarębiński und ihrem Bruder Zdzisław in das besetzte Warschau zurück, weigerte sich aber, in den von Deutschen betriebenen Theatern zu arbeiten und verdiente ihren Lebensunterhalt als Kellnerin im Künstlercafé U Aktorek. </br></br>Am Morgen des 12. April 1943 fand die Gestapo bei einer Haussuchung Dokumente, die Untergrundaktivitäten ihres Bruders belegten. Außerdem stellte sie weiteres belastendes Material sicher, etwa einen Personal- und einen Dienstausweis Marias, der von sowjetischen Behörden in Lemberg ausgestellt worden war. Zarębińska und ihr Bruder wurden wegen des Verdachts auf konspirative politische Aktivitäten verhaftet und im Pawiak-Gefängnis inhaftiert. Nach Angaben von Marias Tochter wurde Zdzisław Zarębiński bereits während oder unmittelbar nach dem Verhör ermordet (o. A. 2016, S. 51). Maria Zarębińska aber überlebte und wurde nach einem einmonatigen Gefängnisaufenthalt am 13. Mai 1943 mit einer Gruppe von 23 weiblichen politischen Häftlingen nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie unter den Namen Maria Kornacka-Zarębińska mit der Häftlingsnummer 44739 registriert und der Strafkompanie (SK) im Block 25 des zweiten Außenlagers, dem sogenannten Todesblock des Frauenlagers, zugeteilt wurde. Hier musste sie körperliche Schwerstarbeit verrichten und massive Misshandlungen erdulden. So wurde sie etwa ein halbes Jahr später, im November 1943, von einem SS-Schergen brutal zusammengeschlagen und erlitt dabei einen Nierenschaden, der zur völligen Arbeitsunfähigkeit führte. Dank der Bemühungen ihrer Mithäftlinge konnte sie für vier Monate auf das Krankenrevier verlegt werden und sich dort von den unmittelbaren Folgen der Schläge erholen. Jedoch begünstigten ihre extreme Erschöpfung sowie die katastrophalen hygienischen Bedingungen weitere lebensbedrohliche Infektionen: Sie erkrankte an eitriger Krätze, der bakteriellen Ruhr und schließlich an Typhus.</br></br>Im Zuge der stufenweisen Räumung des Lagers wurde sie im Sommer 1944 zusammen mit Tausenden weiblichen Gefangenen zur Zwangsarbeit in deutschen Produktionsstätten ausgewählt. Sie wurde am 24. Juli 1944 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück (Häftlingsnummer 46295) verbracht und unter Quarantäne gestellt. Am 1. September 1944 wird sie in das Konzentrationslager Buchenwald (Häftlingsnummer 27162) überführt, bis sie wegen ihrer guten Deutsch- und Schreibmaschinenkenntnisse mit einer Stelle in der Verwaltung der HASAG-Munitionsfabrik betraut und am 7. September 1944 in das Buchenwalder Frauen-Außenlager Altenburg überstellt wurde. Zarębińska blieb dort bis zur Auflösung des Lagers am 12. April 1945 – auf den Tag genau 2 Jahre nach ihrer Verhaftung. Sie gehörte zu den ersten Häftlingen, die im Mai nach Polen zurückkehren durften. Nach einer etwa zweiwöchigen Rückreise ließ sie sich im Juni 1945 in Lodz nieder. Dort traf sie ihre ehemaligen Theaterkollegen sowie ihre mittlerweile 13-jährige Tochter wieder, die nach ihrem Aufenthalt in einem Heim für Kriegswaisen in Stoczek von Janina, der ersten Frau von Broniewski, betreut wurde. Janina arbeitete als Chefredakteurin und Kriegsberichterstatterin für die auflagenreiche Tageszeitung „Polska Zbrojna“ und ermöglichte, dass die ersten Erzählungen Zarębińskas noch im selben Monat an die Öffentlichkeit gelangten (vgl. Werkgeschichte). Zarębińskas bedeutendster publizistischer Erfolg aber war ihr unvollendeter Roman „Dzieci Warszawy“ (Kinder von Warschau), der zunächst zwischen 1945 und 1946 in Fortsetzungen in der Kinderzeitschrift „Przyjaciielu“ veröffentlicht wurde und im Jahr 1958 posthum in Buchform erschien. Wegen seines hohen ästhetischen und pädagogischen Wertes wurde der fragmentarische Kinderroman während der kommunistischen Ära zur Pflichtlektüre an polnischen Grundschulen und bereitete damit den Boden für ihre literarische Karriere, die allerdings bis heute im Schatten des dichterischen Schaffens ihres Lebensgefährten steht.</br></br>Neben ihren schriftstellerischen Ambitionen widmete sich Zarębińska nach dem Krieg wieder ihrer Leidenschaft und spielte am polnischen Armeetheater in Lodz. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch zusehends. Nach der Uraufführung der Erfolgskomödie „Zemsta“ (Rache) nahm sie nur noch an wenigen Aufführungen teil. Es stellte sich heraus, dass sie schwer an einer Blutkrankheit erkrankt war – möglicherweise eine Begleiterscheinung der Kachexie (Auszehrung), die sie sich während ihrer Haft im Lager zugezogen hatte. Da die Behandlungsmethoden der heimischen Medizin begrenzt waren, begab sie sich im August 1946 in die Schweiz für eine experimentelle Therapie mit Schockdosen von Penicillin, die Broniewski für sie organisierte und finanzierte. Ihren Lebensabend verbrachte die Schauspielerin dann in dem Züricher Sanatorium Hirslanden, wo sie kurz vor ihrem Tod mit ihrem Geliebten eine symbolische Hochzeit feierte. Trotz intensiver Behandlung erlag Maria Zarębińska-Broniewska am 5. Juli 1947 im Alter von 43 Jahren den gesundheitlichen Spätfolgen ihres Lageraufenthalts.</br></br>''Quellen:'' </br></br>*„Altenburg Labour Camp“, 1.1.5.4/129640860/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Broniewski miał mieszkać w Londynie. Do Polski wrócił dla żony”. Online: [https://polskieradio24.pl/39/156/artykul/2407012,broniewski-mial-mieszkac-w-londynie-do-polski-wrocil-dla-zony <span lang="PL">https://polskieradio24.pl/39/156/artykul/2407012,broniewski-mial-mieszkac-w-londynie-do-polski-wrocil-dla-zony</span>] (Stand: 19.09.2022).</br>*„Konzentrationslager Weimar-Buchenwald, Häftlings-Personal-Karte Maria Kornacka“, 1.1.5.4/7622445/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Maria Zarębińska“. In: Encyklopedia Teatru Polskiego. Online: https://encyklopediateatru.pl/osoby/15815/maria-zarebinska (Stand: 20.08.2022).</br>*„New Arrivals Subcamp Altenburg“, 1.1.5.4/129641858/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*Lichodziejewska, Feliksa: „Korespondencja Broniewskiego z córką: 1941-1945.” In: Pamiętnik Literacki: czasopismo kwartalne poświęcone historii i krytyce literatury polskiej (1994), Nr. 85.3, S. 147-174.</br>*„Kornacka-Zarębińska, Maria“. In: Memorial and Museum Auschwitz-Birkenau. Online: https://www.auschwitz.org/en/museum/auschwitz-prisoners/ (Stand: 19.08.2022)</br>*Shore, Marci: Caviar and Ashes. A Warsaw Generation’s Life and Death in Marxism, 1918-1968. New Haven 2008.</br>*Tramer, Maciej: „Jedenaście z dwudziestu czterech. O zapomnianych Opowiadaniach oświęcimskich Marii Zarębińskiej-Broniewskiej“. In: Narracje o Zagładzie (2020), Nr. 6, S. 332-340.</br>*Tramer, Maciej: „‚Tęsknota, która każe myśleć i czuć inaczej‘. O listach Marii Zarębińskiej-Broniewskiej i Władysława Broniewskiego”. In: Bibliotekarz Podlaski Ogólnopolskie Naukowe Pismo Bibliotekoznawcze i Bibliologiczne (2021), Nr. 49.4, S. 195-226.</br>*Uljasz, Adrian: „Maria Zarębińska-Broniewska (1904-1947). Aktorka, pisarka, więzień Oświęcimia”. In: Przeglad Nauk Historycznych (2014), Nr. 13, S. 101-125.</br>*o. A.: 44739. Wspomnienie o Marii Zarębińskiej – aktorce. Toruń 2016.spomnienie o Marii Zarębińskiej – aktorce. Toruń 2016.)
- Abraham, Max (1904-1977) + (Max Abraham (geb. 27.04.1904 in Samter, ge … Max Abraham (geb. 27.04.1904 in Samter, gest. 23.06.1977 in London) wuchs in einem religiösen Elternhaus in Posen auf. Nach Ende des Ersten Weltkriegs zog die Familie nach Berlin. Nachdem Abraham das Gymnasium abgeschlossen hatte, absolvierte er in Würzburg eine Ausbildung zum Prediger und arbeitete anschließend als Lehrer und Kantor in Vacha und in Swinemünde. 1929 wechselte er nach Rathenow, von wo aus er weitere Gemeinden in der Region betreute. Neben seiner Arbeit engagierte sich Abraham auch politisch vor allem gegen die erstarkende NSDAP und trat der SPD bei. Bereits 1930 kam es zu einem gewaltsamen Zusammenstoß mit der SA: Abraham wurde von SA-Sturmführer Jackzentis überfallen, der daraufhin zu fünf Monaten Haft verurteilt wurde. Gut drei Jahre später, im Juni 1933, wurde Abraham kurz vor seiner geplanten Ausreise nach Brüssel auf dem Heimweg erneut Opfer eines Angriffs. Er setzte sich zur Wehr und rief die Polizei, die ihn jedoch verhaftete. Vom ersten Tag seiner Haft an war er im Gefängnis und später in den Konzentrationslagern Oranienburg, Börgermoor und Lichtenburg schweren Misshandlungen ausgesetzt. Vom 27. Juni bis zum 7. September 1933 war er Häftling des Lagers Oranienburg und erhielt die Häftlingsnummer 352. Anschließend war er kurzzeitig im Lager Börgermoor, bevor er bis zum 30. Oktober 1933 im Konzentrationslager Lichtenburg inhaftiert war.</br></br>Am 6. November 1933 fand in Rathenow wegen des Überfalls im Juni ein Prozess gegen Abraham statt. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt. Nach kurzer Haft im Amtsgefängnis Rathenow wurde Abraham entlassen und lebte in Berlin bei seinem Bruder. Dort heiratete er im April 1934. Im Mai 1934 sollte er seine Haftstrafe antreten, er floh jedoch gemeinsam mit seiner Frau in die Tschechoslowakei. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte er seinen Bericht über seine Leidenszeit in den Gefängnissen und Lagern in NS-Deutschland, weswegen er im Juni 1935 ausgebürgert wurde. Ab 1937 arbeitete Abraham als Prediger und Lehrer in Kutná Hora östlich von Prag. Nach dem Einmarsch der Deutschen im März 1939 floh er über Deutschland nach Frankreich und von dort schließlich weiter nach Großbritannien, wo er am 24. August 1939 ankam.</br></br>In London war er zunächst wieder auf Unterstützung des jüdischen Hilfskomitees angewiesen, absolvierte eine Umschulung zum Metallarbeiter und arbeitete ab 1941 in einer Rüstungsfabrik. 1949 machte er sich mit einem Metallgeschäft selbstständig und erhielt überdies mit seiner Frau die englische Staatsbürgerschaft. In London war er aktives und engagiertes Mitglied einer jüdischen Gemeinde.</br></br>''Quelle:''</br>*o.A.: Jüdischer Kantor und Religionslehrer in Rathenow. Online: https://www.dielinke-rathenow.de/fileadmin/lcmsovrathenow/Geschichte/Max_Abraham.pdf (Stand: 18.09.2019).ichte/Max_Abraham.pdf (Stand: 18.09.2019).)
- Krakauer, Max (1888-1965) + (Max Krakauer (geb. 19.12.1888, gest. 06.03 … Max Krakauer (geb. 19.12.1888, gest. 06.03.1965) stammte aus Hindenburg in Oberschlesien und lebte mit Ehefrau Karoline, genannt Ines, in Leipzig. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat teilnahm, leitete er eine Filmverleihfirma, die unter anderem 1932 die Rechte an Charlie Chaplins Film „Lichter der Großstadt“ erwarb. Als Jude traf ihn das Gewerbeverbot durch die Nationalsozialisten und er zog mit seiner Frau im Mai 1939 nach Berlin, von wo sie versuchten, ins Ausland zu emigrieren. Diese Bemühungen scheiterten jedoch. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges musste das Ehepaar Zwangsarbeit leisten. Sie wohnten bei Ines Krakauers Schwester Else Isaac, die am Kurfürstendamm eine Pension betrieb, bis sie Ende Januar 1943 festgenommen und nach Auschwitz deportiert wurde. Nur durch die Warnung einer Nachbarin entgingen Max und Ines Krakauer demselben Schicksal. </br></br>Durch einen Bekannten kamen sie mit evangelischen Pfarrersfamilien in Kontakt, die der Bekennenden Kirche angehörten oder ihr nahe standen. Diese beherbergten das Ehepaar ab Januar 1943, dem Beginn der Massendeportationen von Juden aus Berlin. Fortan lebten Max und Ines Krakauer im Untergrund, zunächst von März bis Juli 1943 in Berlin, Brandenburg und Pommern, ab August 1943 dann in Württemberg in Häusern der Württembergischen Pfarrhauskette. Die Befreiung durch die amerikanischen Streitkräfte am 21. April 1945 erlebten sie in Stetten im Remstal. Insgesamt waren sie unter dem Decknamen Ackermann in 66 verschiedenen Verstecken untergebracht. </br></br>Seine Erinnerungen über diese Zeit veröffentlichte Max Krakauer 1947. Ein Jahr nach Kriegsende konnte er in Stuttgart in seinen alten Beruf zurückkehren. Ende 1947 erhielt er von der amerikanischen Militärregierung eine Lizenz für den gewerbsmäßigen Verleih von Filmen, die Firma musste jedoch Konkurs anmelden. </br></br>Im Johann-Ludwig-Fricker-Haus in Dettingen an der Erms wird an das Ehepaar Krakauer erinnert, ebenso am Pfarrhaus neben der Stiftskirche durch eine im Jahr 2009 angebrachte Gedenktafel, die das Ehepaar und das sie verbergende Pfarrerehepaar Adolf und Elisabeth Rittmann ehrt. An dem Haus in Stetten, in dem sie ab dem 10. April 1945 versteckt waren und die Befreiung erlebten, erinnert ebenfalls eine Hinweistafel an das Ehepaar und seine Helferin Hildegard Spieth. Elf der Helfer wurden inzwischen als ‚Gerechte unter den Völkern‘ ausgezeichnet. </br></br>''Quellen:''</br></br>*Krakauer, Max: Lichter im Dunkel. Flucht und Rettung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Reich. Stuttgart 1947. </br>*„Max Krakauer“. In: Gedenkstätte Stille Helden. Online: http://www.gedenkstaette-stille-helden.de/biografien/bio/krakauer-max/ (Stand: 16.09.2019).</br>*Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 462. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 462.)
- Porzig, Max (1879-1948) + (Max Porzig wurde 1879 in Döbeln/Sachsen ge … Max Porzig wurde 1879 in Döbeln/Sachsen geboren. Er wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern in einem christlichen Waisenhaus auf. Hier erlebte er u. a. Kinderarbeit und tägliche Prügelstrafen. Porzig absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer. Politisch interessiert, war er bereits vor dem 1. Weltkrieg als Sozialdemokrat in Mannheim und Heidelberg aktiv, ließ sich dann in Singen (Hohentwiel) nieder und wurde 1920 Schriftleiter der Lokalredaktion der damals neu gegründeten Singener Zeitung ‚Volkswille‘. Des Weiteren begann er, sich bei den sog. Naturfreunden zu engagieren. In Singen gründete er die ‚Sozialistische Arbeiterjugend‘ für den Hegau- und Bodenseekreis. 1932 erfolgte die Entlassung als Schriftleiter und die Veröffentlichung des Buches ‚Höhen und Tiefen – Erlebtes, Erlauschtes, Erdachtes‘ im Eigenverlag. Außerdem erschien ‚Der falsche Sohn. Der Fall Hummel-Daubmann. Ein dramatisches Zeitgeschehen in sieben Bildern‘. Diese Geschichte thematisierte damalige lokalpolitische Ereignisse. Die Uraufführung fand in der Kunsthalle in Singen statt. In einer regionalen Tageszeitung soll danach zu lesen gewesen sein: „Das ausverkaufte Haus nahm das Stück mit herzlichem Beifall auf und rief den Autor am Schluss auf die Bühne.“ Bei seiner Verhaftung am 22. August 1944 hatte Max Porzig einem Hilfsschutzmann heimlich mitteilen können, dass er seine Arbeitskollegen beauftragen solle, seine gelbe Arbeitsmappe zu verstecken und seiner Frau zu übergeben. Diese Mappe soll Gedichte enthalten haben, die für Porzig möglicherweise problematische Folgen gehabt hätten. Max Porzig starb am 16. November 1948 an den Spätfolgen der KZ-Haft. 1995 hat der Sohn Porzigs den Nachlass mit seinen Schriften und Artikeln der Singener Geschichtswerkstatt übergeben. </br></br>''Quellen:''</br></br>* Besnecker, Fritz (Bearb.): Wort-Welten in der Arbeiterprovinz. Erzählungen und Gedichte des Arbeiterschriftstellers Max Porzig 1879 – 1948. In: Schriftenreihe des Arbeitskreises für Regionalgeschichte Bodensee, Nr. 13 (1997/98). Hrsg. von der Geschichtswerkstatt Singen im Arbeitskreis Regionalgeschichte Bodensee, Stadler, Konstanz 1998.</br></br>* „Erinnerung an verfolgten Dichter“ Aus: Südkurier, 26.08.2010. Online: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/singen/Erinnerung-an-verfolgten-Dichter;art372458,4448416 (Stand: 14.04.2016).ter;art372458,4448416 (Stand: 14.04.2016).)
- Zahnwetzer, Moritz (1884-1951) + (Moritz Zahnwetzer (geb. 1884, gest. 31.07. … Moritz Zahnwetzer (geb. 1884, gest. 31.07.1951 auf Sylt) war Druckereibesitzer aus Sandershausen und Kommunalpolitiker. Als politischer Häftling verbrachte er fünf Jahre in Haft, zunächst im Gefängnis und von Januar 1938 bis zum 20. Juni 1940 im Konzentrationslager Buchenwald. Nach Kriegsende wurde Zahnwetzer vorübergehend zum kommissarischen Bürgermeister in Sandershausen ernannt. </br>Bei der ersten Kommunalwahl in Hessen 1946 kandidierte er als Zweiter auf der Liste der SPD und auf der Liste für den Kreistag. Dem Kreistag gehörte er bis zum 31. Mai 1948 an. Zahnwetzer wurde zum Ersten Beigeordneten der Gemeinde Sandershausen gewählt. Dieses Amt behielt er bis zum seinem Tod im Jahre 1951. Daneben übernahm er zahlreiche weitere politische Ämter. Er starb während eines Ferienaufenthalts auf Sylt beim Baden im Meer an einem Herzschlag.</br></br>''Quelle:''</br>*Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 477.</br>*„Moritz Zahnwetzer“. In: Regio Wiki. Online: http://regiowiki.hna.de/Moritz_Zahnwetzer (Stand: 18.09.2019)..de/Moritz_Zahnwetzer (Stand: 18.09.2019).)
- Herbermann, Nanda (1903-1979) + (Nanda Herbermann (geb. 29.12.1903 in Münst … Nanda Herbermann (geb. 29.12.1903 in Münster, gest. 02.08.1979 in Beelen) war Buchhändlerin und Privatsekreträrin von Pater Muckermann. Ab 1934 wurde sie Schriftleiterin der Zeitschrift „Der Gral“. Aufgrund ihrer Arbeit für die Zeitschrift wurde sie am 4. Februar 1941 verhaftet. Nach Einzelhaft und Verhören wurde sie im August 1941 nach Ravensbrück überstellt, wo sie die Häftlingsnummer 6.582 erhielt. Wegen einer Bagatelle wurde sie mit Dunkelarrest bestraft. Sie wurde dann Blockälteste für 400 Prostituierte im Lager. Durch die Intervention ihrer fünf Brüder kam Nanda Herbermann im März 1943 frei. 1946 veröffentlichte sie ihren Erinnerungsbericht „Der gesegnete Abgrund“. </br>Nach dem Krieg wurde sie Vorsitzende des Anerkennungsausschusses für politisch, rassische und religiös Verfolgte in Münster und erhielt als eine der ersten Frauen das Bundesverdienstkreuz. In Münster ist eine Straße nach ihr benannt. </br></br>''Quellen:''</br>*Nachlass Nanda Herbermann. Online: https://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/nachlaesse/nachlass-herbermann.html (Stand: 19.09.2019).</br>*o.A.: „Nanda Herbermann“. In: Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren 1750 bis 1950. Online: https://www.lwl.org/literaturkommission/alex/index.php?id=00000003&letter=H&layout=2&author_id=00001218 (Stand: 19.09.2019).</br>*Peitsch, Helmut: Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 458.45 bis 1949. Berlin: Edition Sigmar Bohn 1990, S. 458.)
- Sachs, Nelly (1891-1970) + (Nelly Sachs, eigentlich Leonie Sachs (geb. … Nelly Sachs, eigentlich Leonie Sachs (geb. 10.12.1891 in Berlin, gest. 12.05.1970 in Stockholm), wurde als einziges Kind des Erfinders und Fabrikanten William Sachs und seiner jungen Frau Margarete in eine assimiliert jüdisch-großbürgerliche Familie geboren. 1903 trat sie nach drei Jahren Privatunterricht in eine Höhere Töchterschule ein, die sie fünf Jahre später mit der Mittleren Reife abschloss. Mit 15 Jahren begeisterte sie der Debütroman „Gösta Berling“ der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf so sehr, dass sie eine Brieffreundschaft mit ihr begann, die 35 Jahren anhielt. Mit 17 Jahren verfasste sie bereits erste eigene Gedichte.</br></br>Nelly Sachs lebte mit ihren Eltern zurückgezogen und nahm wenig am gesellschaftlichen Leben der zwanziger Jahre teil. Sie blieb unverheiratet, nachdem ihr Vater eine Liebesbeziehung zu einem geschiedenen Mann unterbunden hatte. Sie hielt diese Beziehung jedoch vermutlich über Jahrzehnte hinweg aufrecht und wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zusammen mit ihm verhaftet. Der Geliebte kam vermutlich im Konzentrationslager um. Genaueres ist jedoch nicht bekannt.</br>1921 erschien mit Unterstützung des Schriftstellers Stefan Zweig Nelly Sachs’ erster Gedichtband unter dem Titel „Legenden und Erzählungen“. Bei der Herausgabe ihrer gesammelten Werke nahm Nelly Sachs diese Gedichte später jedoch nicht mit auf.</br>Gegen Ende der 1920er Jahre wurden ihre Gedichte in verschiedenen Berliner Zeitungen gedruckt, darunter die „Vossische Zeitung“, das „Berliner Tageblatt“ und die Zeitschrift „Die Jugend“. Publikum und Kritik lobten sie gleichermaßen. </br></br>Wiederholt wurde Sachs‘ nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu Gestapo-Verhören einbestellt und ihre Wohnung von SA-Leuten geplündert. Mit Hilfe von ‚arischen‘ Freunden konnte Sachs mit ihrer Mutter im Mai 1940 aus Deutschland im letzten Moment der Deportation nach Schweden entgehen; ihr Vater war bereits 1930 verstorben. </br>In Stockholm lebten Mutter und Tochter in ärmlichen Verhältnissen, Nelly Sachs arbeitete zeitweise als Wäscherin. Sie begann Schwedisch zu lernen und moderne schwedische Lyrik ins Deutsche zu übersetzen. Neben den Gedichten, die sie 1947 in den „Wohnungen des Todes“ veröffentlichte, entstanden in diesen Jahren auch die beiden Dramen „Eli“ und „Abram im Salz“.</br>Anfang 1950 starb Sachs’ Mutter, ebenfalls in den 1950er Jahren begann Sachs eine Korrespondenz mit Paul Celan, den sie 1960 auch in Paris besuchte. Weitere ihrer Werke erschienen, etwa 1957 „Und niemand weiß weiter“ und 1959 „Flucht und Verwandlung“ , Das Mysterienspiel „Eli“ wurde 1959 als Hörspiel beim Südwestdeutschen Rundfunk ausgestrahlt. </br></br>Im selben Jahr wurde ihr der Lyrikpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie in Abwesenheit verliehen, da Nelly Sachs nicht nach Deutschland reisen wollte. Erst 1960 betrat sie zur Verleihung des Meersburger Droste-Preises für Dichterinnen das erste Mal seit zwanzig Jahren Deutschland. Dieser Besuch löste jedoch einen psychische Erkrankung aus, so dass sie nach ihrer Rückkehr nach Schweden zusammenbrach. Insgesamt verbrachte sie drei Jahre in einer Nervenheilanstalt bei Stockholm. Als erste Frau erhielt Sachs‘ 1965 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, was sie dann erneut zu einer Reise nach Deutschland veranlasste. Am 10. Dezember 1966, ihrem 75. Geburtstag, wurde ihr der Literaturnobelpreis verliehen. Nelly Sachs verschenkte ihr Preisgeld an Bedürftige, die Hälfte ging an ihre Freundin Gudrun Harlan. In den letzten Jahren ihres Lebens zog Sachs sich aus der Öffentlichkeit zurück. Ihr psychisches Leiden machte einen weiteren Aufenthalt in einer Nervenklinik notwendig, hinzu kam eine Krebserkrankung, an der sie schließlich starb. </br></br>''Quellen:''</br>*o.A.: „Nelly Sachs. Berlin 1891 - Stockholm 1970“. Online: http://www.nelly-sachs.de/ (Stand: 11.09.2019).</br>*o.A.: „Nelly Sachs - Biografie & Lebenslauf“. Online: http://www.gedichte.xbib.de/biographie_Sachs,+Nelly.htm (Stand: 11.09.2019).</br>*o.A.: „Biografie Nelly Sachs“. Online: http://www.whoswho.de/bio/nelly-sachs.html (Stand: 11.09.2019).o.de/bio/nelly-sachs.html (Stand: 11.09.2019).)
- Rost, Nico (1896-1967) + (Nico Rost (geb. 21.06.1896 in Groningen/Ni … Nico Rost (geb. 21.06.1896 in Groningen/Niederlande, gest. 01.02.1967 in Amsterdam/Niederlande) verließ nach einer nicht abgeschlossenen Schulausbildung am Praedinius Gymnasium in Groningen sein Elternhaus, um Schriftsteller zu werden. </br>Auf Einladung der Internationalen Arbeiterhilfe reiste er 1923 erstmals in die UdSSR, ein Jahr später folgte der zweite Besuch. Er schrieb daraufhin auch über das Kunst- und Kulturleben in der Sowjetunion. Zwischen 1923 und 1933 lebte er in Berlin und war dort als Übersetzer und als Korrespondent der Zeitung „De Telegraaf“ und des Wochenblatts „De Groene Amsterdammer“ tätig. In deutscher Sprache publizierte er im Monatsheft „Der Querschnitt“(1923–1933). Schon früh sah sich Rost auch als geistiger Mittler zwischen seinem Heimatland, den Niederlanden, und Deutschland. So übersetzte er Werke von Egon Erwin Kisch, Ernst Toller, Alfred Döblin, Anna Seghers, Hans Fallada, Lion Feuchtwanger, Gottfried Benn und Arnold Zweig. </br></br>Er wurde Mitglied der KPD und kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Februar 1933 im Konzentrationslager Oranienburg inhaftiert. Nach drei Wochen wurde er wieder entlassen und veröffentlichte seine Erlebnisse in seinem Buch „Brief uit een concentratiekamp“ (deutsch: „Bericht aus einem Konzentrationslager“). Er zog nach Brüssel und schrieb 1933 seinen „Open brief aan Gottfried Benn“ (deutsch: „Offener Brief an Gottfried Benn“, in: Groot Nederland, 1933). Von Brüssel ging er nach Spanien, wo er im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco kämpfte. Nach Francos Sieg kehrte er nach Brüssel zurück, wo er im Juli 1941 die Jüdin Edith Blumberg heiratete. </br>Am Widerstand gegen die Nationalsozialisten beteiligte er sich vor allem in literarischer Form, indem er unter dem Pseudonym Abel Eppens die Werke von R.C. Bakhuizen van den Brink und Pieter Corneliszoon Hooft übersetzte. Unter dem Namen N. de Praetere veröffentlichte er Gedichte des deutschen Philosophen und Physikers Georg Christoph Lichtenberg. In Briefen an W. Sternfeld vom 28.11.1950 und 17.05.1960 legt er dar, er habe zwischen 1933-1945 etwa 40 Bände von deutscher Emigrantenschriftstellern ins Niederländische übersetzt und hunderte Artikel über moderne deutsche Literatur geschrieben (Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass W. Sternfeld, EB 75/117). Unter anderem übersetzte er das 1935 zum KZ Börgermoor publizierte Werk „Die Moorsoldaten“ von Wolfgang Langhoff ins Niederländische. </br>Nico Rost wurde Anfang Mai 1943 von der Gestapo verhaftet und zuerst nach Scheveningen gebracht. Später wurde er ins KZ Herzogenbusch und schließlich ins KZ Dachau überstellt, wo er am 29. April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit wurde. Nach seiner Befreiung veröffentlichte er seine in Dachau aufgezeichneten Tagebuchaufträge unter dem Titel „Goethe in Dachau : Literatuur en werkelijkheid ; Dagboek 1944-45“. Das Buch wurde auch ins Deutsche und Tschechische übersetzt, die deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel „Goethe in Dachau. Literatur und Wirklichkeit“ 1948 im Verlag Volk und Welt. Anna Seghers schrieb dafür das Vorwort.</br></br>Nach seiner Befreiung lebte Rost mit seiner Frau in Brüssel. Er war Mitglied des niederländischen P.E.N.-Centers. In der Bundesrepublik war er als Schriftsteller zwar erfolgreich, als Kommunist jedoch vor allem in der DDR, Ungarn und der Tschechoslowakei hoch angesehen. Ihm wurde angeboten, das literarisches Archiv der DDR im Schloss Wiepersdorf, dem Wohnsitz von Achim und Bettina von Arnim zu leiten. Dazu kam es jedoch nicht. Rost wurde von der Niederländischen Kommunistischen Partei (CPN) als Mitglied gestrichen, da er dem Parteiführer nicht sympathisch war und in Folge dessen aus Ost-Berlin ausgewiesen. Er kehrte in die Niederlande zurück, wo er in einer unbedeutenden kleinen Partei aktiv wurde, die sich „Socialistische Werkers Partij“ (deutsch: „Sozialistische Arbeiterpartei“) nannte.</br></br>1955 veröffentlichte er sein Buch „De vrienden van mijn vader“ (deutsch: „Die Freunde meines Vaters“, 1955), das ein Porträt der Juden, die im Groninger Judenviertel um die Folkingestraat gelebt haben, enthält. In den Nachkriegsjahren setzte er sich außerdem für die Anerkennung der Roma und Sinti als Kriegsopfer ein. Nico Rost schrieb zudem zahlreiche humorvolle oder informierende Beiträge in Prospekten, Vereinszeitungen und für Fremdenverkehrszentralen. Er war Mitglied sowohl im Niederländischen als auch im Internationalen Dachau-Komitee und beteiligte sich daran, aus dem ehemaligen KZ Dachau eine Gedenkstätte zu machen. Nach 1955 hat Nico Rost nur noch wenig publiziert. Im Jahre 1958 wurde er für sein literarisches Schaffen mit dem „Marianne-Philips-Preis“ ausgezeichnet. 1966 erhielt er den „Kulturpreis der Provinz Groningen“, im gleichen Jahr wurde ihm zu Ehren in Israel ein Baum gepflanzt. </br></br>''Quellen:'' </br>*„Brief von Nico Rost an W. Sternfeld vom 28.11.1950“. In: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv, Nachlass W. Sternfeld, EB 75/117.</br>*Fiero, Petra S.: „Remembered Literature in the Camps: The Cases of Jean Améry, Primo Levi, Ruth Klüger, Cordelia Edvardson and Nico Rost“. In: Germanic Notes and Reviews (1997), Nr. 28, Heft 1, S. 3-11.</br>*„Rost, Nico“. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. Online: http://www.munzinger.de/document/00000003361 (Stand: 17.09.2019)./document/00000003361 (Stand: 17.09.2019).)
- Baum, Oskar (1883-1941) + (Oskar Baum (geb. 21.01.1883 in Plzeň, gest … Oskar Baum (geb. 21.01.1883 in Plzeň, gest. 01.03.1941 in Prag) war der Sohn eines jüdischen Tuchwarenhändlers. Er litt von Geburt an unter einer Augenkrankheit. Mit acht Jahren erblindete er auf einem Auge, als Elfjähriger verlor er sein Sehvermögen komplett. Er wurde nach Wien an das Israelische Blindeninstitut Hohe Warte geschickt und machte dort eine Ausbildung zum Musikreferenten. Dabei erlernte er das Orgel- und Klavierspielen. 1902 legte er die Lehramtsprüfung ab und kehrte nach Prag zurück. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Baum als Organist und Kantor einer Synagoge. Später wurde er Klavierlehrer.</br></br>1904 wurde Baum durch Max Brod mit Franz Kafka und Felix Weltsch bekannt und es entstand eine Freundschaft. Nach Baums Heirat mit Margarete Schnabel wurde die Wohnung des Ehepaars zum Treffpunkt des Prager Kreises. In dieser Zeit begann auch ein reger Briefwechsel zwischen Kafka und Baum.</br></br>1908 debütierte Baum mit seinem autobiografischen Novellenband „Uferdasein, Abenteuer und Alltägliches aus dem Blindenleben von heute“, der ihn schnell berühmt machte. Der Band enthielt ein Geleitwort seines Freundes Max Brod. Die Erfahrung des Blindseins war eines der großen Themen seiner Literatur. Sein Hauptwerk, der Roman „Die Tür ins Unmögliche“ von 1920, behandelt dagegen ein biblisches Motiv: Die Erlösung aller Menschen durch einen Einzelnen, der die Schuld der Welt auf sich nimmt. Ein weiteres wichtiges Thema für den gläubigen Juden Baum war das Verhältnis zwischen Juden und Andersgläubigen in der neu entstandenen Tschechoslowakei und die stärker werdenden Nationalismen. </br></br>Ab 1922 gewann ihn der Schriftsteller und Politiker Tomáš Garrigue Masaryk für die Mitarbeit seiner Tageszeitung „Prager Presse“. Ein Schwerpunkt in Baums journalistischer Arbeit waren Musik- und Theaterkritiken, er verfasste jedoch auch Essays und Glossen zu sozialen Themen. Nach und nach interessierten sich auch andere Zeitungen und Zeitschriften für die Arbeiten Baums, wie etwa „Die Weltbühne“, „Die Aktion“ oder „Der Sturm“''. ''</br></br>1929 veröffentlichte Baum seine Erzählung „Nacht ist umher“, zu der Stefan Zweig ein Nachwort verfasste. Von 1934 bis 1938 war Baum Vorsitzender des „Schutzverbandes deutscher Schriftsteller“ in der Tschechoslowakei. Kurz vor der deutschen Okkupation wurde er von diesem Amt samt seiner journalistischen Tätigkeit entbunden.</br></br>Der Machtergreifung der Nationalsozialisten widmete sich Baum literarisch in den Romanen „Zwei Deutsche“ von 1934 und „Das Volk des harten Schlafs“ von 1937. Eine Ausreise nach Palästina scheiterte. Ende Februar 1941 unterzog sich Baum einer Darmoperation im Jüdischen Krankenhaus, an deren Folgen er später starb. Seine Frau wurde kurz danach ins Getto Theresienstadt deportiert und kam dort ums Leben. Der einzige Sohn des Paares, Leo Baum (geb. 1909), kam am 22. Juli 1946 bei einem jüdischen Anschlag auf das King David Hotel in Jerusalem ums Leben.</br></br>''Quellen:''</br></br>*Dominik, Sabine: Oskar Baum. Ein Schriftsteller des Prager Kreises. Diss. Univ. Würzburg 1988.</br></br>*Sternfeld, Wilhelm und Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933-1945. Eine Bio-Bibliographie. Heidelberg/Darmstadt 1962.-Bibliographie. Heidelberg/Darmstadt 1962.)
- Schnetter, Oskar (1911-1998) + (Oskar Schnetter war Kriegsgefangenenseelsorger.)
- Geier, Paul + (Paul Geier (geb. in Schneidemühl/heute Pił … Paul Geier (geb. in Schneidemühl/heute Piła, Polen) lebte seit 1938 in Feldkirch und arbeitete als Kellner. Im August 1938 war er bereits kurzzeitig inhaftiert gewesen. Am 5. Dezember 1938 wurde er in Frankfurt am Main erneut verhaftet, da er, wie er in seinem Erinnerungsbericht schildert, von einem Spitzel verraten worden sei. Er hatte politischen Gegnern und Juden über die Grenze in die Schweiz geholfen. Zunächst wurde er kurzzeitig im Konzentrationslager Esterwegen inhaftiert, war dann aber von November 1939 bis zum 16. Mai 1945 im Konzentrationslager Mauthausen untergebracht. Nach dem Krieg lebte er in Feldkirch, wo er seinen Erinnerungsbericht an Mauthausen publizierte.</br></br>''Quelle:''</br></br>* „Geier, Paul“. In: e-archiv.li, Quellenedition 1928-1950, Fürstentum Liechtenstein, Amt für Kultur, Landesarchiv. Online: http://www.e-archiv.li/personDetail.aspx?backurl=auto&eID=1&etID=41565&persID=29412 (Stand: 12.09.2019).1&etID=41565&persID=29412 (Stand: 12.09.2019).)
- Kowollik, Paul (1911-1996) + (Paul Kowollik (geb. 14.06.1911 in Krysanow … Paul Kowollik (geb. 14.06.1911 in Krysanowitz (ab 1936 Kreuzhütte) in Oberschlesien, gest. 30.12.1996 in Waldkirch im Breisgau) wurde als unehelicher Sohn von Rosalia Kowollik und dem westfälischen Milchfahrer mit dem Vornamen Herrmann (gest. 1941) in eine bürgerliche Familie geboren. Seine fünf Geschwister Josef, Anna, Therese, Maria und Agnes waren Kinder des Maurers Anton Juchelka, den Rosalia 1916 heiratete. Nach Abschluss der Volksschule im Jahr 1925 besuchte Kowollik ein Reformrealgymnasium in Rosenberg (Kreisstadt in Oberschlesien), um auf den Wunsch seiner Mutter Priester zu werden. Aufgrund der Armut seiner Familie und der Aussichtslosigkeit, als unehelicher Sohn zum Priester geweiht zu werden, entschloss er sich jedoch im Jahr 1929 trotz guter Noten in Deutsch und Geschichte, die Schule zu verlassen. </br></br>Schon bald darauf schlug Kowollik den Weg des Journalismus ein: Bereits 1931 erschien in einer katholischen Tageszeitung ein erster Bericht über seine Erlebnisse am Maisonntag 1921. Als ihm der Verleger des Blattes ein Honorar zahlte und ihn bat, weitere Aufsätze einzureichen, sah er darin eine Möglichkeit, sich aus seiner finanziellen Not herauszuschreiben. Durch seine anschließende Tätigkeit bei der katholischen Zeitung fand er Zugang zur Zentrumspartei, deren Mitglied er im Jahr 1931 wurde. Dort übernahm er bis zur erzwungenen Auflösung der Partei im Jahr 1933 die Funktionen eines Sekretärs und Redners bei Parteiveranstaltungen. Von 1932 bis 1936, mit einer Unterbrechung in den Jahren 1933 und 1934, in denen er arbeitslos war, arbeitete er als freier Journalist und schrieb kulturpolitische Artikel und Aufsätze für verschiedene schlesische Zeitungen.</br></br>Als überzeugter „Verteidiger des Weimarer Staates“ („Das war Konzentrationslager Buchenwald“, S. 4) war er nicht gewillt, in die Reichspressekammer einzutreten, um sich nicht dem von den Nationalsozialisten eingeführten Schriftleitergesetz unterwerfen zu müssen. In der Folge konnte er ab 1936 seine journalistische Tätigkeit nicht mehr fortführen und war dann als Straßenbauarbeiter in einer Tiefbaufirma beschäftigt. 1937 meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und absolvierte eine achtwöchige Ausbildung bei der Infanterie.</br></br>Anfang 1938 bot sich ihm ein beruflicher Lichtblick bei der Schlesischen Handwerksversicherung in Breslau, die in der ganzen Provinz neue Zweigstellen errichtete und deren Geschäftsstelle in Kreuzberg er ab dem 13. Juni 1938 hätte leiten sollen. Am frühen Morgen desselben Tages wurde er jedoch im Rahmen der zweiten reichsweiten Verhaftungswelle der sogenannten „Aktion ‚Arbeitsscheu Reich‘“ (ASR) in ‚Schutzhaft‘ genommen. An seinem 27. Geburtstag wurde er mit einem Eisenbahntransport nach Weimar verbracht und traf am 15. Juni 1938 gegen 11 Uhr vormittags im KZ Buchenwald ein. In seiner Häftlingspersonalkarte wurde er mit dem Kürzel „A.S.R.“ für „asozial/arbeitsscheu“ geführt und erhielt die Häftlingsnummer 6240. Während seiner Haftzeit wurde er mehreren Arbeitskommandos zugeteilt, unter anderem dem berüchtigten Außenkommando Steinbruch. Im Zuge der sogenannten „Amnestie“ zum 50. Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April 1939 wurde Kowollik schließlich nach elf Monaten Haft aus Buchenwald entlassen.</br></br>Ein Führungszeugnis, das er sich nur wenige Tage nach seiner Entlassung von der Ortspolizeibehörde Kreuzhütte ausstellen ließ, bescheinigte ihm, dass „in den polizeilichen Listen keine Strafe verzeichnet ist“ (Führungszeugnis der Ortspolizeibehörde Kreuzhütte, 9. Mai 1939, abgedruckt in Siegel/Kowollik 2023, S. 88), so dass er bei Kriegsbeginn 1939 eine Tätigkeit als Verlagsangestellter bei einer Zeitung in Breslau aufnehmen konnte. Kurz vor Ende des ersten Kriegsjahres nahm er die Arbeit bei seiner alten Zeitung, den Neuesten Breslauer Nachrichten, wieder auf.</br></br>Im Januar 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Als Infanterist war er zunächst in Polen, dann in Niederösterreich und in Frankreich stationiert. Auf dem Weg an die Westfront kam seine Division nach Waldkirch, wo Kowollik seine spätere Frau, Rosl Unmüssig (1921-2008), kennenlernte. Nach seinem dortigen Einsatz bis Anfang Juli 1940 kehrte er nach Schlesien zurück. Ab Februar 1941 war er kurzzeitig als Leiter der Geschäftsstelle Kutno der Litzmannstädter Zeitung beschäftigt, bis er im März 1941 erneut zum Kriegsdienst in die Sowjetunion einberufen wurde. Nach einer Routineuntersuchung in einem Kriegslazarett in Smolesk wurde er im September 1941 wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes zunächst in seine Heimat zurückgestellt. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um die Folgen einer in der Kindheit erlittenen Hilusdrüsenerkrankung, und er wurde zu einem Ersatztruppenteil nach Perleberg und später nach Russland an die Reschew-Front geschickt. Dort erkrankte Kowollik schwer an Fleckfieber und wurde in verschiedene Lazarette verlegt, zunächst nach Smolensk, dann nach Schweidnitz, wo er wieder ins Leben zurückfand.</br></br>Am 8. Juni 1943 heiratete er Rosl in der St. Margarethen-Kirche in Waldkirch. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, von denen das erste, Joachim, im Januar 1945 in Villingen im Schwarzwald das Licht der Welt erblickte. Nach weiteren Wehrmacht-Einsätzen in Litzmannstadt, Stettin und Neubrandenburg erlebte er das Kriegsende in Mecklenburg-Vorpommern zunächst in kurzer amerikanischer, dann in britischer Gefangenschaft. Ende Juni 1945 kehrte Kowollik nach langem Fußmarsch Waldkirch zurück, wo er zunächst als selbstständiger Schriftsteller und ab 1948 als Geschäftsstellen- und Redaktionsleiter der Regionalausgabe der Badischen Zeitung in Waldkirch tätig war, bis ihn 1959 eine mehrmonatige lebensbedrohliche Erkrankung zwang, auf ärztliche Empfehlung hin kürzerzutreten.</br></br>Seine Erinnerungen an die Haft im Konzentrationslager Buchenwald schrieb er in verschiedenen Gattungen nieder. Bereits 1945 erschien sein Erlebnisbericht „Das war Konzentrationslager Buchenwald“, der bis circa 1948 in drei Auflagen veröffentlicht wurde (vgl. Werkgeschichte „Das war Konzentrationslager Buchenwald“). Es folgten 1947 die Erzählung „Henker und Heilige. Erzählungen aus unseren Tagen“, die starke biografische Züge trägt (vgl. Zusammenfassung „Henker und Heilige“), sowie die Abhandlung „Analyse eines Schandflecks“. Alle drei Publikationen erreichten um 1948 eine Gesamtauflage von rund 60.000 Exemplaren, wobei „Das war Konzentrationslager Buchenwald“ die höchste Auflage verzeichnete. 1948 veröffentlichte Kowollik seine politisch-philosophische Broschüre „Quo vadis Europa? Wer kann das Abendland retten?“. Im Juli 1948 beantragte er die Druckgenehmigung der Kurzschrift „Massenherrschaft und Menschenfurcht“, die jedoch nicht verlegt wurde. Auch sein politischer Roman „Der Dorfspion“ wird in einem Antrag auf Druckgenehmigung lediglich als „Werk in Arbeit“ aufgeführt.</br></br>Dank des allgemein einsetzenden Wirtschaftsaufschwungs gelang es ihm, sich ab 1962 als Journalist selbstständig zu machen. Von März 1966 bis März 1972 übernahm er beim Heimat- und Verkehrsverein Waldkrich als Nachfolger von Max Barth die Redaktion des Waldkircher Heimatbriefs. Als Redakteur war er ab 1968 maßgeblich an der Herausgabe der Wochenzeitung „Elztäler Wochenbericht/Waldkircher und Elztäler Anzeiger“ beteiligt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er auch als Autor von Heimatbüchern und Landkreisbeschreibungen erfolgreich tätig.</br></br>Im Jahr 1975 legte er die 28 Gedichte umfassende Anthologie „Mit Feder, Spaten und Gewehr“ vor, in der er seine „Arbeit als Journalist, die Schrecken und Leiden des Krieges und die Tyrannei in der Diktatur“ (vgl. hinteres Vorsatzblatt des Bandes) literarisch verarbeitet. Sein autobiografischer Roman „Wege zwischen Dornen und Schlingen“, den er 1988 unter dem Pseudonym Peter Prosna im Verlag Kesselring in Emmendingen veröffentlichte, stellt sein umfangreichstes und letztes Werk dar. </br></br>Das Stigma des „schwarzen Winkels“ haftete ihm zeitlebens an: Im November 1945 meldete die die Stadt Waldkirch dem Landratsamt in Emmendingen die in Waldkirch wohnenden einstigen politischen Häftlinge. Darunter befand sich auch Paul Kowollik, dessen „politische Tätigkeit in der Zentrumspartei“ somit als Grund für seine Haft in Buchenwald anscheinend bestätigt wurde. Sein Entschädigungsantrag auf Anerkennung als Verfolgter des Nationalsozialismus vom 7. Juni 1950 wurde jedoch vom Wiedergutmachungsausschuss des Badischen Ministeriums der Finanzen in Freiburg am 14. Juni 1951 abgelehnt, da er als ‚ASR-Häftling‘ nicht entschädigungsberechtigt sei. Kowollik erhob daraufhin im Juli 1951 beim Amtsgericht von Freiburg Klage gegen das Finanzministerium, die er jedoch im November desselben Jahres zurückzog, da er sich aufgrund der NS-Vergangenheit vieler Richter nur wenig Chancen ausrechnete. Auch sein letzter Versuch, vom Stigma des ‚Asozialen‘ rehabilitiert zu werden, blieb erfolglos: Das Justizministerium in Stuttgart teilte ihm im Jahr 1968 mit, dass auch in den Fahndungsbüchern des ehemaligen Reichskriminalamtes keine ihn betreffenden Eintragungen gefunden werden konnten; seinen tatsächlichen Haftgrund konnte er folglich nie in Erfahrung bringen.</br></br>Dennoch glaubte er an eine baldige Rehabilitierung ''aller'' im KZ-Inhaftierten, doch wurde er in dieser Annahme bitter enttäuscht. Zwar erhielt er im Dezember 1948 den „Ehrenpass“ mit dem Aufdruck „Antifaschistischer Kämpfer“, der in Südbaden in der französischen Besatzungszone an politische Aktivisten ausgestellt wurde, doch die erhoffte Rehabilitation erlebte Kowollik zu Lebzeiten nicht; er starb nach kurzer Krankheit am 30. Dezember 1996 im Alter von 85 Jahren in Waldkirch. Die offizielle Anerkennung der von den Nationalsozialisten als ‚Asoziale‘ verfolgten KZ-Häftlinge erfolgte erst im Februar des Jahres 2020 durch den Deutschen Bundestag.</br></br>''Quellen:''</br></br>*„Akte von Kowollik, Paul, geboren am 14.06.1911“, 1.1.5/6357475/ ITS Digital Archive, Arolsen Archive.</br>*„Antrag auf Druckgenehmigung, Analyse eines Schandflecks, 12. Dezember 1946“. In: Archiv des französischen Außenministeriums/Gouvernement Militaire de la Zone Française d’Occupation, ohne Signatur.</br>*„Antrag auf Druckgenehmigung, Analyse eines Schandflecks, 12. Dezember 1946“. In: Archiv des französischen Außenministeriums/Gouvernement Militaire de la Zone Française d’Occupation, ohne Signatur.</br>*„Antrag auf Erteilung der Veröffentlichungsberechtigung, Das war Konzentrationslager Buchenwald, 5. Juni 1946. In: Archiv des französischen Außenministeriums/Gouvernement Militaire de la Zone Française d’Occupation, ohne Signatur.</br>*„Antrag auf Erteilung der Veröffentlichungsberechtigung, Massenherrschaft und Menschenfurcht, 16. Juli 1948“. In: Archiv des französischen Außenministeriums/Gouvernement Militaire de la Zone Française d’Occupation, ohne Signatur.</br>*„Brockhaus für Elztäler – 200. Ausgabe des ‚Waldkircher Heimatbriefs ist erschienen‘“, Badische Zeitung, 18.12.2004.</br>*„BZ-Urgestein Wolfgang Meyer. 85 Jahre alt – Noch immer aktiv“, Badische Zeitung, 16.10.2013.</br>*Deusche Nationalbibliothek: „Kowollik, Paul“. Online: https://d-nb.info/gnd/124550592 (Stand: 12.02.2023).</br>*Fang, Chunguang: Das Täterbild in der Überlebenden-Literatur. Ein Vergleich der Täterbilder in der frühen und späten Lagerliteratur von Buchenwald und Dachau. Frankfurt a. M. 2017.</br>*<span lang="EN-US">ITS, DocID: 86304818. ITS Digital Archive, Arolsen Archive. Online: https://collections.arolsen-archives.org/de/document/86304818 (Stand: 12.02.2023).</span></br>*Kirsten, Holm und Wulf Kirsten (Hrsg.): Stimmen aus Buchenwald. Ein Lesebuch. Göttingen 2002, S. 312.</br>*Kowollik, Joachim: Ein das Schreiben gewohnter Reichsarbeitsscheuer. In: Nonnenmacher, Frank (Hrsg.): Die Nazis nannten sie „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“. Geschichten der Verfolgung vor und nach 1945. Frankfurt a.M. 2024. S. 325-341.</br>*Kowollik, Joachim: E-Mail vom 19. Februar 2023 an Charlotte Kitzinger.</br>*Kowollik, Joachim: Rede zur Buchveröffentlichung am 1. Dezember 2023 in Waldkirch.</br>*Kowollik, Paul: Mit Feder, Spaten und Gewehr. Ettenheim 1975.</br>*Siegel, Helmut/Kowollik, Joachim (2023). Verfolgt – verfemt – vergessen. Das Leben und Schicksal von Paul Kowollik. Waldrich 2023. Leben und Schicksal von Paul Kowollik. Waldrich 2023.)
- Vogt, Paul (1900-1984) + (Paul Vogt (geb. 23.05.1900 in Stäfa, gest. … Paul Vogt (geb. 23.05.1900 in Stäfa, gest. 12.03.1984 in Zizers) wuchs als Sohn eines Pfarrers in einem religiösen Umfeld in der Schweiz auf. Nach seinem Studium der evangelischen Theologie in Basel, Zürich und Tübingen arbeitete er als Pfarrer in Ellikon an der Thur, Walzenhausen und schließlich ab 1936 in Zürich-Seebach. Bereits 1931 setzte er sich mit dem von ihm gegründeten „Hilfswerk für die Arbeitslosen im Kanton Appenzell“ für sozial Schwache ein, für die er ab 1936 auch ein Sozial- und Heimatlosenheim in Walzenhausen errichtete. Nachdem viele Emigranten als Folge der nationalsozialistischen Politik Deutschland verlassen mussten und in die Schweiz geflohen waren, nahm sich Vogt dieser an und war 1936 Mitbegründer der „Schweizerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe“, die mit verschiedenen Aktionen überkonfessionell half, Flüchtlinge zu versorgen und sie teilweise auch bei Privatpersonen unterbrachte. Im selben Jahr übernahm er auch die Leitung des „Schweizerischen Hilfswerks für die Bekennende Kirche in Deutschland“ (SEHBKD). Von 1943 bis 1947 war er schließlich Flüchtlingspfarrer in Zürich, wo er die Berichte der Flüchtlinge für seine Publikation sammelte. Neben seiner Publikation „Aus Not und Rettung“ von 1944 nahm Vogt in zahlreichen Predigten und Veröffentlichungen – wie „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ von 1944 – Bezug auf das Schicksal der Flüchtlinge. Nach dem Krieg arbeitete er wieder als Gemeindepfarrer, setzte sich vielfältig für die christlich-jüdische Versöhnung ein und wurde mit dem Ehrendoktor der Universität Zürich ausgezeichnet.</br></br>''Quellen:''</br>*„Biografie Vogt, Paul“. In: Archiv der Zeitgeschichte der ETH Zürich, NL Paul Vogt.</br>*Lerf, Madeleine: „Vogt, Paul“. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Online: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10898.php (Stand: 26.06.2019).h/textes/d/D10898.php (Stand: 26.06.2019).)
- Westheim, Paul (1886-1963) + (Paul Westheim (geb. 07.08.1886 in Eschwege … Paul Westheim (geb. 07.08.1886 in Eschwege, gest. 21.12.1963 in Berlin) wuchs in einer Familie jüdischer Kaufleute auf. Nach einer kaufmännischen Lehre wurde er 1904 zunächst Feuilletonmitarbeiter der Frankfurter Zeitung und begann dann ein Studium der Kunstgeschichte an der Technischen Universität Darmstadt und 1906 an der Universität Berlin. Er veröffentlichte Kunstkritiken in den „Sozialistischen Monatsheften“, ab 1909 in „Deutsche Kunst und Dekoration“, und ab 1911 in „Die Kunst“. Er stand dem Deutschen Werkbund nahe und war mit Theodor Heuß befreundet. 1917 gründete er mit der Zeitschrift „Das Kunstblatt“ eine der einflussreichsten Kunstzeitschriften der Weimarer Republik. Hier veröffentlichte er etwa Beiträge der expressionistischen Maler Wilhelm Lembruck, Oskar Kokoschka, Otto Dix und Pablo Picasso. Sie wurde bis 1932 als eigenständige Zeitschrift und in ihrem letzten Jahr 1933 nur noch als Beilage der Zeitschrift „Die Form“ herausgegeben. </br>Paul Westheim verfasste auch zahlreiche grundlegende Monographien über die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts und sammelte selbst bedeutende Werke unter anderem von George Grosz, Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel. 1920 erschien seine Monographie über Oskar Kokoschka. Ein Buch über Wilhelm Lehmbruck folgte 1922.</br>Durch seine kunstkritischen Rundfunkbeiträge wurde er zu einem der führenden Kunstkritiker in Deutschland. Er förderte vor allem junge Künstler durch Ausstellungen in seiner Berliner Galerie. </br>Als Förderer und Repräsentant des Expressionismus und ‚Symbolfigur der entarteten Kunst’ musste Paul Westheim im August 1933 nach Paris emigrieren, wo er ab 1936 im Kollektiv deutscher Künstler und ab 1937 im „Freien Deutschen Künstlerbund“ mitarbeitete. 1935 wurde ihm aufgrund seiner Tätigkeit und seiner jüdischen Herkunft die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er verlor seine umfassende Kunstsammlung und seine Bücher. Zwischen 1939 und 1941 wurde er in fünf verschiedenen französischen Internierungslagern festgehalten. </br>1941 gelang ihm die Flucht aus einem Internierungslager und das Emergency Rescue Commitee (ERC) verhalf ihm zur Flucht über Spanien nach Mexiko. In Mexiko blieb er weiter politisch und kulturell aktiv. Er war fasziniert von der mexikanischen Kunst, insbesondere von den mittelamerikanischen präkolumbischen Kulturen. In der 1938 gegründeten Menorah (Vereinigung deutschsprachiger Juden) gilt er neben Paul Mayer und Charles Rooner als eines der aktivsten Mitglieder. Anfang 1942 hielt er Vorträge zum Thema ‚entartete Kunst’ für die Menorah und die Universidad Obrera. Im selben Jahr lernte Paul Westheim im Heinrich-Heine-Klub in Mexiko-Stadt die verwitwete Hispanistin Mariana Frenk kennen, die er 1959 heiratete.</br>Ab 1943 übernahm er die kunstkritische Berichterstattung in der „DP“. Insgesamt erschienen in seiner Zeit im Exil in Mexiko über 100 Aufsätze in unterschiedlichen Zeitschriften, von denen viele noch unerforscht und nicht übersetzt sind.</br>Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verwehrten beide deutschen Staaten dem als linksliberal eingestuften Paul Westheim die Rückkehr. 1954 erhielt der bis dahin Staatenlose die mexikanische Staatsbürgerschaft. Paul Westheim verstarb während eines Besuchs 1963 in Berlin. </br></br>''Quellen:''</br>*Akademie der Künste, Paul Westheim Archiv. Online: https://archiv.adk.de/bigobjekt/15898 (Stand: 18.09.2019).</br>*o.A.: „Fond 602: Paul Westheim 1886-1963“. Online: http://www.sonderarchiv.de/fonds/fond0602.pdf (Stand: 18.09.2019).</br>*o.A.: „Paul Westheim“. In: Süddeutsche Zeitung vom 02.02.2009. Online: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/kunst/paul-westheim-76085 (Stand: 18.09.2019).t/paul-westheim-76085 (Stand: 18.09.2019).)
- Massing, Paul Wilhelm (1902-1979) + (Paul Wilhelm Massing (geb. 30.08.1902 in G … Paul Wilhelm Massing (geb. 30.08.1902 in Grumbach, gest. 30.04.1979 in Tübingen) wurde als viertes Kind des Katasterkontrolleurs Wilhelm Ludwig Massing und seiner Frau Clara geboren. Er besuchte die Volksschule in Grumbach, anschließend die Lateinschule in Meisenheim und ab 1919 das Staatliche Realgymnasium in Bad Kreuznach, wo er 1923 die Reifeprüfung ablegte. Nach einjähriger Lehrzeit in einer Fabrik in Köln-Nippes und dem Besuch der Handelshochschule in Köln studierte Massing anschließend ab 1923 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Handelshochschule in Frankfurt am Main sowie zusätzlich an der Kölner Handelshochschule, wo er 1926 als Diplom-Kaufmann abschloss. 1927 studierte er ein Semester lang an der Sorbonne in Paris. 1928 kehrte er nach Frankfurt zurück und promovierte über „Die landwirtschaftlichen Bedingungen Frankreichs im 19. Jahrhundert und das Agrarprogramm der Französischen Sozialisten“.</br></br>Bis 1931 arbeitete Massing in Moskau am Internationalen Agrarischen Institut. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er bis 1933 aktives Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in Berlin und Mitarbeiter des Zentralkomitees. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er verhaftet und im Columbia-Haus in Berlin gefoltert. Danach wurde er fünf Monate lang in Einzelhaft im Konzentrationslager inhaftiert. Nach seiner Entlassung floh er über Paris in die USA, kehrte jedoch zeitweise illegal nach Deutschland zurück, wo er für die KPD aktiv war. Die Moskauer Schauprozesse, bei denen hohe russische Parteifunktionäre wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten angeklagt und hingerichtet wurden, führten bei ihm in den Jahren 1936 bis 1938 zu einem Bruch mit dem russischen Kommunismus. 1936 heiratete er seine erste Ehefrau Hede Gumpertz Eisler. 1939 emigrierte er endgültig in die USA, wo er eine Zeit lang mit seiner Frau eine Farm in Quakertown in Pennsylvania betrieb. </br></br>Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs schrieb Massing ein Buch über Adolf Hitler mit dem Titel „Hitler is no fool“, worin er auf dessen gefährliche Vernichtungspläne hinwies. 1942 lehrte er am Sozialforschungsinstitut der Columbia University in New York City und ab 1948 politische Soziologie an der Ruthers University in New Jersey. 1949 erschien in New York sein wohl bedeutendstes Werk „Rehearsal for Destruction: A Study Of Political Anti-Semitism in Imperial Germany“, das 1959 auch auf Deutsch unter dem Titel „Vorgeschichte des politischen Antisemitismus“ mit einem Vorwort von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno publiziert wurde. 1954 heiratete Paul Massing die Sozial- und Kommunikationsforscherin Herta Herzog. 1977 kehrten Massing und seine Frau nach Deutschland zurück. </br></br>''Quellen:''</br></br>* Bezirksverband Pfalz. Online: https://www.pfalzgeschichte.de/paul-w-massing/ (Stand: 11.09.2019).</br>* „Massing, Paul“. In: Bundesstiftung Aufarbeitung. Biographische Datenbanken. Online: https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363;-1424.html?ID=4762 (stand: 11.09.2019).63;-1424.html?ID=4762 (stand: 11.09.2019).)
- Diner-Dénes, Paul + (Peter Diner-Dénes war Journalist, in den zwanziger Jahren schrieb er unter anderem für „Das Tage-Buch“.)
- Edel, Peter (1921-1983) + (Peter Edel (geb. am 12.07.1921 in Berlin a … Peter Edel (geb. am 12.07.1921 in Berlin als Peter Hirschweh, gest. am 07.05.1983 in Berlin) wurde in eine bürgerliche deutsch-jüdische Familie geboren. Der jüdische Vater Erich Hirschweh war Kaufmann, die katholische Mutter Margarete Hirschweh (geb. Edel) Schneiderin. Sein Großvater war der Illustrator und Schriftsteller Edmund Edel. </br>Peter Edel wuchs als Einzelkind auf, die Familie war Mitglied der reformierten Jüdischen Gemeinde in Berlin. </br></br>Edel besuchte von 1926 bis 1931 die Volksschule, danach bis 1935 das Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin, das er jedoch aufgrund der nationalsozialistischen Rassegesetze verlassen musste. Bis 1940 absolvierte er eine Ausbildung als Maler und Grafiker an der Grafischen Privatschule Hausdorf und erhielt illegal Unterricht bei Otto Arpke sowie Julie Wolfthorn und Käthe Kollwitz im Contempora Lehratelier für neue Werkkunst. </br>Edel plante, nach Großbritannien zu emigrieren. Diese Pläne scheiterten jedoch im Herbst 1939 mit Kriegsbeginn. Um den Sohn zu schützen, sahen die Eltern 1940 nur die Möglichkeit einer formalen Scheidung – so führte Edel fortan nicht mehr den Nachnamen Hirschweh, sondern den Geburtsnamen der Mutter. Erich Hirschweh wurde im August 1942 nach Theresienstadt und im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.</br>Im August 1940 heiratete Peter Edel die Jüdin Lieselotte Reichmann und konvertierte zum Protestantismus. Doch dies schützte ihn nicht vor den Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten: Von November 1941 bis Januar 1943 musste er Zwangsarbeit im Rüstungsbetrieb Siemens & Halske in Berlin leisten. Hier knüpfte er auch Kontakte zum antifaschistischen Widerstand, dem er bis zu seiner Verhaftung zuarbeitete. Im Zuge der Deportation fast aller noch in Berlin verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter Ende Februar 1943 wurde er festgenommen, jedoch zunächst wieder freigelassen.</br> </br>Edel wurde am 2. Juli 1943 erneut verhaftet und nach Verhören bei der Gestapo im Polizeigefängnis Alexanderplatz, im Gestapo-Gefängnis Burgstraße und im Gestapo-Gefängnis Lehrterstraße in Schutzhaft genommen und schließlich wegen ‚artfremder Kunstbetätigung‘ und wegen der ‚Verbreitung reichsfeindlicher Schriften‘ im sogenannten Arbeitserziehungslager Großbeeren interniert. Nach einem Aufenthalt im Transportgefängnis Moabit wurde er dann im November 1943 nach Auschwitz deportiert. Von dort brachte man ihn Ende Januar/Anfang Februar 1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin. Aufgrund seiner Ausbildung als Grafiker wurde er der ‚Operation Bernhard‘ zugewiesen, einer in Block 19 dieses Lagers streng geheim und abgeschirmt arbeitenden Gruppe von Häftlingen, die vor allem gefälschte Banknoten und Ausweispapiere herstellen mussten. Anfang 1945 wurden diese Häftlinge sowie sämtliche Materialien und Druckmaschinen nach Österreich in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt. Am 5. Mai 1945 erlebte Peter Edel dort die Befreiung. Seine Frau entging der Deportation nicht und wurde im Januar 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet. </br></br>Im Konzentrationslager Mauthausen entstanden zahlreiche Zeichnungen von ihm, die in der Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen sowie in den Städtischen Sammlungen Wien aufbewahrt werden. Seine Zeichnungen aus den Konzentrationslagern wurden 1947 in der Wiener Ausstellung „Niemals vergessen“ gezeigt.</br></br>Ab Mai 1945 war Edel als Maler, Buchillustrator, Publizist und Schriftsteller in Bad Ischl in Österreich tätig. Er arbeitete dort auch als Bühnenbildner am Stadttheater und als Mitarbeiter des Zentralorgans der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) „Neue Zeit“ in Linz. Er heiratete erneut, die Ehe mit seiner Frau Ellen wurde jedoch 1948 geschieden. 1947 erschien sein Roman „Schwestern der Nacht“. Ende 1947 kehrte er zunächst nach West-Berlin zurück, wo er wieder als Journalist und Illustrator – unter anderem für die „BZ am Abend“ und die „Weltbühne“ – arbeitete. Neben dieser Arbeit war er vor allem auch in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aktiv, der er am 3. März 1949 beitrat und in deren Hauptvorstand er gewählt wurde. Als die VVN in Westdeutschland verboten wurde, verfasste er eine Protestresolution. 1949 siedelte er nach Ost-Berlin über. Von 1947 bis 1951 war er ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Weltbühne“, von 1951 bis 1964 Kulturredakteur der „BZ am Abend“, wo er vor allem als Kunst-, Theater- und Filmkritiker tätig war. 1953 heiratet er Helga Korff.</br></br>Peter Edel war überzeugter Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Ab März 1956 war er Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Bundesrepublik war für ihn der Teil Deutschlands, in dem Nationalsozialisten wieder zu Amt und Würden kamen. Edel trat bis zu seinem Tod als Sprecher auf vielen antifaschistischen Kundgebungen, Lesungen und Gedenktagen auf. So sprach er etwa auch 1980 zum 35. Jahrestag der Befreiung von Mauthausen. </br>Peter Edel nutzte viele – zum größten Teil humoristische – Pseudonyme: Lieschen Bratfisch, Frank Bussard, Peggie Plauder-Pocket, Sergeant Babble, Bobby Box, Hans Dampf, Erik Walter Regarsch und Edmund Zeichner.</br></br>Seit 1964 lebte er als freischaffender Schriftsteller. 1972 wurde er Mitglied des P.E.N.-Zentrums der DDR und 1978 Vorstandsmitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes. Ab 1974 war er als Kontaktperson (KP) für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR erfasst, ab 1978 als inoffizieller Mitarbeiter (IM „Thomas“). 1979 erschien seine Autobiografie „Wenn es ans Leben geht“. Ab 1982 gehörte er der Zentralleitung des Komitees der Antifaschisten und Widerstandskämpfer an. </br></br>Peter Edel erhielt mehrere Auszeichnungen, so etwa 1958 die Medaille der Kämpfer gegen den Faschismus, 1961 den Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR und 1964 die Johannes-R.-Becher-Medaille. Außerdem wurde er 1969 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold, 1970 mit dem Nationalpreis der DDR für den Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ und 1979 mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet sowie 1981 zum „Held der Arbeit“ ernannt. Nach Peter Edel wurde in Berlin-Hellersdorf 1986 eine Straße benannt. </br> </br>''Quellen:''</br>*Archiv Akademie der Künste, Findbuch Peter Edel. </br>*Archiv Akademie der Künste, Peter Edel Archiv, Signatur 871.</br>*Archiv Akademie der Künste, Dokumente aus dem Peter Edel Archiv. Online: http://www.adk.de/de/archiv/news/?we_objectID=32604 (Stand: 11.09.2019).</br>*Bundestiftung Aufarbeitung, Biographische Datenbanken. Online: http://bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=671 (Stand: 11.09.2019).</br>*Edel, Peter: Wenn es ans Leben geht. Berlin 1979.l, Peter: Wenn es ans Leben geht. Berlin 1979.)
- Biermann, Pierre (1901-1981) + (Pierre Biermann (geb. 08.04.1901 in Greven … Pierre Biermann (geb. 08.04.1901 in Grevenmacher, gest. 19.09.1981 in Luxemburg), für den sich in den erhaltenen Gestapo-Unterlagen auch der Vorname Peter findet, arbeitete zunächst als Lehrer an einem reformpädagogischen Erziehungsheim in Jena, kehrte dann aber nach Luxemburg zurück. Dort unterrichtete er nach seinem Referendariat Latein, Philosophie und Geschichte an einer weiterführenden Schule. Er trat offen gegen die nationalsozialistische Politik ein und wurde dafür 1941 nach Düsseldorf strafversetzt; auch andere Schikanen von offizieller Seiten war er zuvor ausgesetzt. In Trier wurde Biermann festgenommen und zunächst in das Konzentrationslager Hinzert, dann nach Natzweiler und im August 1943 schließlich nach Buchenwald gebracht, wo er bei Kriegsende befreit wurde. In Buchenwald war er als Verbindungsmann der illegalen Lagerleitung aktiv.</br></br>Nach seiner Befreiung verbrachte Biermann zunächst im Auftrag der luxemburgischen Regierung ein Jahr in Genf bei einem Kurs an der École Internationale, kehrte dann aber nach Luxemburg zurück und unterrichtete an seiner alten Schule. 1956 trat Biermann, nachdem er zuvor lange für die kommunistische „Zeitung vum Lëtzeburger Vollek“ geschrieben hatte, aus der Kommunistischen Partei aus, da er die politischen Reaktionen auf den Ungarn-Aufstand nicht billigte. Er wandte sich stattdessen dem Pazifismus und der Lösung des Nahostkonflikts zu und gründete hierfür unter anderem das „Mouvement national pour la paix“.</br></br>Neben seiner Lehrtätigkeit verfasste Biermann zahlreiche Artikel und Bücher teilweise auch unter Pseudonymen wie Peter Forsch, Graukopf, Ernst Morning, Thomas Scharff oder N. Stich. Thematisch behandelten diese die Reformpädagogik und die Geschichte Luxemburgs. Aber auch zeitgeschichtlichen und politischen Entwicklungen trug er als Autor in der linksgerichteten Zeitschrift „Die neue Zeit“ Rechnung und engagierte sich unter anderem für die Wiedereinstellung von Lehrern, die wegen ihrer kommunistischen Gesinnung aus dem Schuldienst entlassen worden waren.</br></br>''Quellen:''</br>*Mannes, Gast und Jeff Schmitz: „Pierre Biermann“. In: Luxemburger Autorenlexikon. Online: http://www.autorenlexikon.lu/page/author/360/3606/DEU/index.html?highlight=bier,mann (Stand: 10.09.2019).</br>*Unterlagen zu Biermann, Pierre. In: Archiv der KZ-Gedenkstätte Hinzert.e. In: Archiv der KZ-Gedenkstätte Hinzert.)
- Giordano, Ralph (1923-2014) + (Ralph Giordano (geb. 20.03.1923 in Hamburg … Ralph Giordano (geb. 20.03.1923 in Hamburg, gest. 10.12.2014 in Köln) wurde als Sohn eines Pianisten und einer jüdischen Klavierlehrerin geboren und wuchs mit zwei Geschwistern auf. Sein Großvater väterlicherseits, ein Orchesterleiter, war als junger Mann von Sizilien nach Deutschland immigriert. Giordano besuchte zunächst nach der Machtübernahme Adolf Hitlers die Volksschule und später das renommierte humanistische Gymnasium Johanneum. Zunehmend sah er sich jedoch antijüdischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Als Siebzehnjähriger musste er 1940 aufgrund der ‚Nürnberger Rassegesetze‘ die Schule schließlich ohne Abitur in der Obersekunda (11. Klasse) verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits mehrfach von der Gestapo verhört und schwer misshandelt worden, das erste Mal gerade 16-jährig im September 1939. Im Sommer 1943 verlor die Familie infolge eines Bombenangriffs ihre Wohnung und zog vorübergehend nach Bösdorf in die Altmark, kehrte jedoch ein Jahr später nach Hamburg zurück. Als die Deportation der Mutter drohte, tauchte die Familie unter. Ähnlich wie der Jude Morris in Giordanos 1948 veröffentlichter Kurzgeschichte „Morris. Die Geschichte einer Freundschaft“ lebte Giordano zusammen mit seinen Eltern und den beiden Brüdern den Krieg versteckt im Keller einer Freundin in Hamburg-Alsterdorf bis zur Befreiung durch die britische Armee am 4. Mai 1945. </br></br>Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Giordano seine journalistische Tätigkeit bei der „Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung“. Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig absolvierte er eine journalistische Ausbildung. Zudem trat er der sich neu konstituierenden Jüdischen Gemeinde in Hamburg bei. 1946 wurde er außerdem Mitglied der Hamburger Kommunistischen Partei (KPD) und schrieb in den folgenden zehn Jahren auch für kommunistische Zeitungen. In Westdeutschland gab er unter dem Pseudonym Jan Rolfs beim Verlag Neues Leben 1953 ein „Westdeutsches Tagebuch“ heraus, das von Aktionen der KPD in Hamburg berichtete und seine Verehrung für Stalin zeigte. 1955 siedelte Giordano in die DDR über, kehrte jedoch nach zwei Jahren wieder nach Hamburg zurück. 1957 trat er wegen seiner zunehmend kritischen Haltung zum Stalinismus wieder aus der KPD aus.</br></br>Im Auftrag des Zentralrats der Juden in Deutschland beobachtete er ab 1958 die beginnenden Prozesse gegen führende Nationalsozialisten. 1961 folgte dann mit seinem Buch „Die Partei hat immer recht“ eine Abrechnung mit dem Stalinismus und seinem eigenen Engagement in der KPD. Außerdem arbeitete er ab 1961 als Fernsehjournalist und produzierte zahlreiche Dokumentationen für verschiedene Sender, zunächst für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) und ab 1964 bis zu seiner Pensionierung 1988 für den Westdeutschen Rundfunk (WDR). Wiederkehrende Themen waren etwa der deutsche Kolonialismus oder der Völkermord an den Armeniern. </br></br>1982 veröffentlichte er das teilweise autobiographische Werk „Die Bertinis“. An der Lebensgeschichte einer jüdischen Familie in der Zeit des Nationalsozialismus hatte er fast vierzig Jahre gearbeitet. Das Werk wurde ein deutscher und internationaler Bucherfolg und wurde 1988 für das ZDF verfilmt. Im Dezember 1984 starb seine erste Ehefrau Helga. 1987 erschien sein Buch „Die zweite Schuld oder Von der Last, Deutscher zu sein“, in dem Giordano sich mit der Verdrängung und dem Fortbestand des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland auseinandersetzte. Darin thematisierte er den Unwillen breiter Teile der deutschen Öffentlichkeit zu einer Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und zur Entschädigung der Opfer. Ebenso kritisierte er die politischen Entscheidungen, die es Mittätern ermöglichten, auch in der Demokratie wieder in Amt und Würden zu gelangen. Dieses Verhalten bezeichnet er als ‚zweite Schuld‘.</br></br>Am 22. Juli 1994 heiratete Giordano seine zweite Frau Roswitha Everhan, die nach fünfeinhalbjähriger schwerer Krebserkrankung am 16. Sept. 2002 verstarb. </br>Wegen mangelnder Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit der ostdeutschen PEN-Mitglieder im Zuge der Fusion mit dem westdeutschen PEN trat Giordano im Frühjahr 1997 aus der Vereinigung aus. Aus Sorge um den neu aufkeimenden Rechtsextremismus unter Jugendlichen wandte sich Giordano in den 1990ern auch wiederholt mahnend an die Öffentlichkeit. 1992 schrieb er etwa einen offenen und viel diskutierten Brief an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, in dem er der Regierung vorwarf, nicht bereit zu sein, Minderheiten den notwendigen Schutz zu gewähren. 2000 setzte er sich in der Publikation „Die Traditionslüge“ mit den undemokratischen Wurzeln der Bundeswehr auseinander. Im Mai 2002 protestierte er zudem in einem offenen Brief an den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und den Schriftsteller Martin Walser gegen die seiner Ansicht nach geschichtsverfälschenden Äußerungen Walsers, der zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges auf Einladung Schröders in der Berliner SPD-Zentrale offizieller Redner war. Außerdem positionierte sich Giordano 2003 für den Irak-Krieg, kritisierte 2007 den Bau der Großmoschee in Köln-Ehrenfeld und warnte vor einem Erstarken des fundamentalistischen Islam. Vor allem für letzteres erhielt er viel öffentliche Kritik. Er war auch immer wieder Morddrohungen durch Neonazis ausgesetzt. </br></br>Für seine publizistische Arbeit erhielt Giordano zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Er wurde etwa 1968/69 mit dem Grimme-Fernsehpreis geehrt, 1990 erhielt er den Heinz-Galinski-Preis und das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Ebenfalls seit 1990 ist er Ehrendoktor der Universität Kassel und seit 1992 Träger des Nordrhein-Westfälischen Verdienstordens. 2001 wurde Giordano mit dem Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik ausgezeichnet, im September 2003 erhielt er den Leo-Baeck-Preis. Am 18. Juni 2009 wurde Giordano mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.</br></br>''Quellen:''</br>*Lohr, Stephan: „Zum Tode von Ralph Giordano. Ein hoch empfindsamer Demokrat“. In: Spiegel Online, 10.12.2024. Online:https://www.spiegel.de/kultur/literatur/ralph-giordano-ist-tot-ein-hoch-empfindsamer-demokrat-a-1007760.html (Stand: 19.09.2019).</br>*o.A.: „Giordano, Ralph“. In Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. Online: http://www.munzinger.de/document/00000018305 (Stand: 12.09.2019).</br>*o.A.:„Ralph Giordano ist tot“. In: Spiegel Online, 10.12.2014. Online: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ralph-giordano-ist-tot-a-1007692.html (Stand: 19.09.2019).</br>*Who is Who. Online: http://whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=2095&RID=1 (Stand: 12.09.2019).io.php?PID=2095&RID=1 (Stand: 12.09.2019).)
- Stantke, Edmund Richard (1898-?) + (Richard Edmund Stantke (geboren am 4. Juni … Richard Edmund Stantke (geboren am 4. Juni 1898 in Breslau), war laut der in Mauthausen erstellten Häftlingspersonalkarte von seiner Frau Christine, geb. Knierien, geschieden und Vater eines Kindes. Als Wohnort wird Rodebach bei Kassel genannt, als Beruf Kaufmann.</br></br>Am 11. April 1941 wurde er durch die Kriminalpolizei Berlin in das Konzentrationslager Mauthausen eingewiesen, wo er unter anderem Zwangsarbeit in der Wäscherei leisten musste. Am 8. April 1944 wurde er in das Außenlager Gusen I überstellt, dort arbeitete er in der Häftlingsküche. Im Konzentrationslager erhielt er die Häftlingsnummer 2784 und als „Berufsverbrecher“ den grünen Winkel der ‚Kriminellen‘. Vorstrafen werden in den erhaltenen Unterlagen nicht genannt.</br></br>''Quellen''</br></br>*Arolsen Archives. Online: https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/1779532?s=Edmund%20STantke&t=222854&p=1 (Stand: 13.07.2022).0STantke&t=222854&p=1 (Stand: 13.07.2022).)
- Sprengel, Rita (1907-1993) + (Rita Sprengel (geb. 06.01.1907, gest. 20.1 … Rita Sprengel (geb. 06.01.1907, gest. 20.12.1993) verlor schon mit acht Jahren ihre Mutter. Sie studierte Jura und wollte Rechtsanwältin werden. Sie war in der inzwischen illegalen kommunistischen Partei aktiv und setzte sich auch juristisch für die Arbeiterschaft ein. 1933 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann Horst verhaftet und in Berlin sowie im Konzentrationslager Mohringen inhaftiert. Hier entwickelte sie zusammen mit anderen Frauen ein Weiterbildungsprogramm und gab dem Sohn des Lagerkommandanten Nachhilfestunden in Physik, Chemie und Mathematik. </br>Nach ihrer Entlassung aus dem Lager arbeitete sie im Untergrund weiter. Eine Schwangerschaft brach sie 1937 wegen der politisch schwierigen Situation ab. </br></br>1941 wurde sie erneut verhaftet und in das KZ Ravensbrück überstellt, wo sie bis zur Befreiung des Lagers interniert war. </br>Nach 1945 promovierte sie über das Tarifvertragsrecht und legte das zweite juristische Examen ab. Sie nahm zwei Pflegekinder auf und wurde Arbeitsökonomin. Einige Jahre war sie als Dozentin für Arbeitsökonomie an der Humboldt-Universität tätig. Bei der Mitgliederüberprüfung innerhalb der SED 1950/1951 wurde sie aus der Partei ausgeschlossen, konnte jedoch weiterhin Forschung im Bereich der Arbeitsökonomie betreiben. Erst nach langem Kampf wurde sie wieder in die Partei aufgenommen. Immer wieder schrieb sie über ihre Erlebnisse im Nationalsozialismus. Bis auf das Werk „Die eiserne Ferse“ von 1947 wurden diese jedoch in der DDR nicht veröffentlicht. Ihre Lebenserinnerungen „Der roten Faden“ erschienen 1994 in Berlin.</br></br>''Quellen:''</br>*Degen, Barbara: Das Herz schlägt in Ravensbrück. Die Gedenkkultur der Frauen. Opladen/Farmington Hills 2010.</br>*o.A.: „Zeit der Prüfungen“. In: Berliner Zeitung vom 04.01.1995. Online: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/zeit-der-pruefungen,10810590,8896596.html (Stand: 18.09.2019).</br>*Szepansky, Gerda: „Der rote Faden: Lebenserinnerungen von Rita Sprengel. Ohne Lügen leben“. In: Berliner Zeitung vom 05.01.1995. Online: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-rote-faden--lebenserinnerungen-von-rita-sprengel-ohne-luegen-leben,10810590,8897038.html (Stand: 18.09.2019).10810590,8897038.html (Stand: 18.09.2019).)
- Antelme, Robert (1917-1990) + (Robert Antelme (geb. 05.01.1917 in Sarténe … Robert Antelme (geb. 05.01.1917 in Sarténe/Korsika, gest. 26.10.1990 in Paris) studierte in Paris Jura und arbeitete als Buchverleger sowie als Redakteur im französischen Innenministerium in Paris. Während des Zweiten Weltkrieges schloss er sich der politischen Widerstandsgruppe MNPGD („Le Mouvement National des Prisonniers de Guerre et Déportés“) um Francois Mitterand an. Als politischer Widerstandskämpfer wurde Antelme am 1. Juni 1944 von der Gestapo verhaftet und am 21. August 1944 nach Buchenwald deportiert. Seine Schwester Marie-Louise wurde ebenfalls im gleichen Jahr deportiert und überlebte den Transport nicht.</br> </br>Nach der Befreiung 1945 gelang es Antelme, nach Paris auszureisen, wo er 1946 der Kommunistischen Partei beitrat. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Antelme von 1951 bis 1960 als Redakteur im französischen Rundfunk und als Lektor für die „Encyclopedia of the Pléiade“ tätig. Er engagierte sich weiterhin politisch, unter anderem gegen den Algerienkrieg. </br></br>''Quellen:''</br>*„Antelme, Robert.“ In: Datenbank der DNB Frankfurt. Online: gnd/118824910 (Stand: 10.09.2019).</br>*Dobbels, Daniel: On Robert Antelme’s The Human Race. Essays and Commentary. Evanston 2003.</br>*Hirte, Ronald: „Über Spiegel in Konzentrationslagern“. In: Gedenkstättenforum. Gedenkstättenrundbrief 125 (2005). S. 18-24. Online: http://www.gedenkstaettenforum.de/nc/gedenkstaetten-rundbrief/rundbrief/news/ueber_spiegel_in_konzentrationslagern/ (Stand: 10.09.2019).</br>*Klein, Judith: „Erfahrung der Vernichtungslager und Literatur. Robert Antelmes ‚L’espèce humaine‘“. In: Sprache und Literatur 66 (1990), S. 37-46.Sprache und Literatur 66 (1990), S. 37-46.)
- Siewert, Robert (1887-1973) + (Robert Eduard Siewert (geb. 30.12.1887 in … Robert Eduard Siewert (geb. 30.12.1887 in Schwersenz/Poznań, gest. 02.11.1973 in Berlin) wuchs als Kind eines Zimmermanns auf. Als die Mutter 1889 starb, zog der Vater mit der Familie nach Berlin, wo Siewert eine Maurerausbildung absolvierte. Danach ging er auf Wanderschaft durch Deutschland, die Schweiz und Dänemark. Nach dem Abschluss seiner Lehre 1905 schloss er sich der Gewerkschaft und 1906 der SPD an. Während seiner Zeit in der Schweiz von 1908 bis 1915 gründete er nicht nur eine Familie, sondern engagierte sich auch dort in der Gewerkschaftsarbeit, im Vorstand des Internationalen Arbeitervereins „Eintracht“, bei der Verteilung von politischer Literatur und als Sekretär des Schweizer Bauarbeiterverbandes. Wegen der „führenden Funktion“ (BArch, SgY 30/0890/1, Bl. 1) bei mehreren Streiks, vor allem von Schweizer Maurern, wurde er zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. 1915 wurde Siewert aus der Schweiz ausgewiesen und musste als Soldat an der Ostfront dienen. In dieser Zeit war er im Spartakusbund und im November 1918 im Soldatenrat aktiv. Nach Kriegsende kehrte er zunächst als Sekretär der KPD ins Vogtland zurück, ließ sich dann aber vorübergehend in Chemnitz nieder und arbeitete im Literatur- und Zeitungsvertrieb der KPD, der er am 1. Januar 1919 beigetreten war. Damit war sein Weg in Richtung Verlagswesen eingeschlagen: 1925 wurde er Leiter der Berliner Vereinigung der Internationalen Verlagsanstalten, im Jahr darauf übernahm er den Verlag „Einheit“, von 1931 bis 1932 war er im Verlag „Arbeiterpolitik“ angestellt. In diese Zeit fielen auch mehrere Aufenthalte in der Sowjetunion. 1929 wurde Siewert wegen innerparteilicher Konflikte aus der KPD ausgeschlossen und trat der neugegründeten KPD-Opposition (KPDO) bei. Er organisierte in dieser Position den Aufbau der illegalen Untergrundarbeit der Partei, teilte Gruppen ein und plante geheime Versammlungen. Seine Arbeit auf dem Bau als Maurer und Fliesenleger nutzte er, um Kontakte zu pflegen und Flugschriften zu verteilen. Er war ebenfalls an der Einfuhr von in Deutschland verbotenen Schriften aus dem Ausland beteiligt. Er schreibt dazu in einem mit „Aus der Kampfzeit gegen den Nazismus“ betitelten Bericht: „Im Ausland erschienen damals eine Reihe von Kampfschriften gegen den Faschismus. Es war außerordentlich wichtig, dafür zu sorgen, daß diese Schriften über die Grenze geholt wurden. Wir organisierten dafür besondere Kolonnen. […] Diese Arbeit war immer mit einem großen Risiko verbunden und forderte im Laufe der Zeit viele Opfer. Aber auch diese Opfer haben sich gelohnt, denn die illegale Literatur trug wesentlich zur Klärung der Lage bei“ (BArch, SgY 30/0890/1, S. 209f.).</br></br>1933 wurde Siewert verhaftet: Ein SA-Trupp wartete nach dem Reichstagsbrand auf ihn in seiner Wohnung in Berlin-Tegel, verwüstete diese und nahm ihn mit, da er im Verdacht stand, illegale Flugblätter hergestellt zu haben. Siewert lebte nach seiner Entlassung aus den Gefängnissen am Alexanderplatz und in Moabit illegal und arbeitslos in Berlin. Nach eigenen Angaben soll die Äußerung „Bei uns gilt nach wie vor der alte Gruß ‚Guten Morgen‘, ‚Guten Tag‘, ‚Guten Abend‘. Ich kenne den Gruß ‚Heil Hitler‘ nicht!“ (Provinzialverwaltung Sachsen 1945, S. 8) der Grund für seine erneute Inhaftierung am 8. April 1935 gewesen sein. Siewert wurde daraufhin vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Haft verurteilt. Am 25. Dezember 1935 wurde er in das Zuchthaus Luckau überstellt, wo er – eigenen Angaben folgend – erneut den Untergrundwiderstand organisierte und politische Diskussionen sowie Schulungen leitete. Da er auch im Zuchthaus als Maurer arbeitete, war es ihm möglich, auf diese Weise mit vielen Mithäftlingen in Kontakt zu kommen. Nach drei Jahren Zuchthaus wurde er jedoch nicht entlassen, sondern ein halbes Jahr durch die Gestapo in Berlin inhaftiert. Im September 1938 brachte man ihn nach Buchenwald, wo er sich wieder der KPD annäherte und zum internationalen Lagerkomitee gehörte. Siewert war dort Kapo eines Baukommandos und bildete jüdische und polnische Häftlinge zu Maurern aus. Nachdem er Ende August 1944 auf einer illegalen Gedenkfeier für Ernst Thälmann eine Rede gehalten hatte, war er zusätzlichen Schikanen von Seiten der SS ausgesetzt und wurde mehrmals zwischen dem Weimarer Gefängnis, dem Bunker im KZ Buchenwald und dem Gefängnis Ichtershausen verlegt. Siewert wurde schließlich erneut in das KZ Buchenwald überstellt und dort auf eine Liste derjenigen gesetzt, die hingerichtet werden sollten – das Lager wurde jedoch rechtzeitig von den Amerikanern befreit. Nach dem Ende seiner 10-jährigen Haft schloss er sich am 18. Mai 1945 der KPD an und unterstützte von Halle – das damals noch amerikanisch besetzt war – aus den Neuaufbau der KPD und der Gewerkschaften in Sachsen. Er stieg zum Ersten Vizepräsidenten der Provinz Sachsen auf, war bis zum 31. März 1950 Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt und schließlich bis 1967 Hauptabteilungsleiter im Ministerium für Aufbau der DDR, wo er sich aktiv an der Durchführung der Bodenreform beteiligte. Siewert war Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und in dessen Zentralvorstand ebenso aktiv wie im Buchenwaldkomitee. Die DDR-Führung zeichnete ihn mit verschiedenen Ehrungen aus, so wurde ihm unter anderem der Karl-Marx-Orden, der Vaterländische Verdienstorden in Silber und Gold sowie 1972 der Stern der Völkerfreundschaft in Silber zu seinem 85. Geburtstag verliehen.</br></br>''Quellen:''</br></br>* Bundesstiftung Aufarbeitung. Online: http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=3302 (Stand: 25.06.2019).</br>* Provinzialverwaltung Sachsen (Hg.): Sadisten. Repräsentanten des Hitlerstaates. Halle 1945.</br>* Siewert, Robert: „Lebenslauf und Fragebogen der SED“. In: Bundesarchiv Berlin BArch, SgY 30/0890/1, Bl. 1-4.</br>* Siewert, Robert: „Eine unangenehme Überraschung“. In: Bundesarchiv Berlin BArch, SgY 30/0890/1, Bl. 206f.</br>* Siewert, Robert: „Aus der Kampfzeit gegen den Nazismus“. In: Bundesarchiv Berlin BArch, SgY 30/0890/1, Bl. 208-2013.</br>* Siewert, Robert: „Lebenslauf“. In: Bundesarchiv Berlin BArch, DH/1 23961 Personalakte Robert Siewert, o.S.</br>* Siewert, Robert: „Personalbogen“. In: Bundesarchiv Berlin BArch, DH/1 23961 Personalakte Robert Siewert, o.S./1 23961 Personalakte Robert Siewert, o.S.)
- Stumper, Robert (1895-1977) + (Robert Stumper (geb. 21.01.1895 in Grevenm … Robert Stumper (geb. 21.01.1895 in Grevenmacher, gest. 15.04.1977 in Luxemburg) arbeitete nach seinem Chemiestudium ab 1922 als Ingenieur für verschiedene Firmen, unter anderem ab 1925 als Chef der Laboratorien bei einem luxemburgischen Stahlhersteller. Er publizierte zudem wissenschaftliche Bücher zu chemischen und biologischen Themen: In weit über hundert Texten beschäftigte er sich mit Ameisen, Orchideen und der angewandten Chemie. Seine Forschungen wurden unter anderem mit der Benennung einer Ameisenart nach ihm gewürdigt.</br></br>Während der deutschen Okkupation Luxemburgs wurde Stumper festgenommen, da er im Verdacht stand, für Russland Propaganda betrieben zu haben. Am 5. November 1941 wurde er mit anderen luxemburgischen Häftlingen in das SS-Sonderlager Hinzert eingeliefert, wo er unter der Nummer 2344 geführt wurde. Am 11. Februar 1942 wurde er von Hinzert aus an das Einsatzkommando Luxemburg zurücküberstellt, das ihn schließlich am 10. März 1942 entließ. Nach dem Krieg beantragte er zwar keine offizielle Anerkennung als Widerstandskämpfer, berichtete aber in verschiedenen Medien über seine KZ-Erfahrungen, so zunächst in seinem Bericht „Gestapo-Terror in Luxemburg“ (1949), aber auch in Zeitungen wie „Rappel“ (1951), dem „Livre d’Or de la Résistance luxembourgeoise“ (1952) und der „Obermoselzeitung“ (1945). Als Gründungspräsident der „Liga der Luxemburgischen politischen Gefangenen und Deportierten“ (LPPD) setzte er sich aktiv für die Rückkehr ehemaliger luxemburgischer Häftlinge ein.</br></br>Stumper gelang die soziale und berufliche Reintegration und er arbeitete nach seiner Heimkehr zunächst wieder bei dem Stahlhersteller ARBED, 1948 wechselte er zu einem Zementhersteller. Er widmete sich erneut auch wieder seinen Ameisenforschungen. Ab den 1950er Jahren scheint er nicht mehr aktiv in der Erinnerungsarbeit der ehemaligen luxemburgischen Häftlinge mitgewirkt zu haben.</br></br>''Quellen:''</br>*Dokumentations- und Forschungszentrum zum Widerstand in Luxemburg (Villa Pauly), schriftliche Auskunft vom 22.12.2014.</br>*National Archives at College Park, Maryland, NARA A 3355, Film 5, Teil I,II (weitergeleitet durch die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert).e Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert).)
- Pury, Roland de (1907-1979) + (Roland de Pury (geb. 15.11.1907 in Genf, g … Roland de Pury (geb. 15.11.1907 in Genf, gest. 29.01.1979 in Aix-en-Provence) war als evangelischer Pfarrer in Lyon und als Verfasser verschiedener religiöser und gesellschaftlicher Schriften zu Beginn des Krieges eine prominente Person. </br>Der in Neuchâtel aufgewachsene de Pury studierte zunächst in Paris Theologie und später in Deutschland u.a. bei Karl Barth. Nach Stationen in Westfrankreich lebte er mit seiner Frau und seinen seinerzeit sechs Kindern in Lyon.</br>Dort wurde er am 30. Mai 1943 verhaftet – wie nicht nur seine Erzählungen sondern auch die überlieferten Dokumente belegen – kurz bevor er im Talar die Kanzel zum Gottesdienst betreten wollte. Er wurde für fünf Monate in Fort Moncoutant in Lyon inhaftiert. Von deutscher Seite aus wurde ihm vorgeworfen, mit Personen in Kontakt gestanden zu haben, die sich „gegen die Belange des Deutschen Reiches und der Besatzungsmacht schwerstens vergangen“ haben (Schreiben Dr. Krug von Nidda, Vichy, 5. Juni 1943, Nationalarchiv Bern, Dossier: de Pury, Roland; Signatur: E 2200.42-01). De Pury war ein bekannter Gegner einer Kollaboration mit den Deutschen und half Juden in Lyon sich zu verstecken bzw. zu fliehen. Dafür wurde ihm und seiner Frau 1976 die Ehrung in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ in Yad Vashem zuteil.</br>Überlieferte Dokumente im Schweizer Nationalarchiv Bern weisen nach, dass sich mehre Seiten für die Freilassung de Purys einsetzen: der Präsident des Schweizer Evangelischen Kirchenbunds, von staatlicher Seite der Schweizer Gesandte in Vichy und nicht zuletzt seine Ehefrau Jacqueline und die Kirchengemeinde von Lyon. Nach der Intervention des Eidgenössischen Politischen Departments wurde de Pury auf die Liste der Austauschhäftlinge gesetzt. Im Austausch gegen deutsche Spione, die in der Schweiz festgenommen worden waren, kam er am 28. Oktober 1944 in der Schweiz an.</br>Nach seiner Befreiung blieb de Pury im christlichen Widerstand aktiv, wofür er im September 1945 die Médaille de la Résistance erhielt. Den ersten Vortrag über seine Erlebnisse hielt er bereits am 5. Dezember 1943 im Schweizerischen Saint-Blaise – weitere folgten vor großem Publikum. Auch verfasste er weitere Bücher und Artikel etwa für „Le Monde“ in den 1950er Jahren. In den Folgejahren engagierte er sich weiterhin für gesellschaftliche Themen wie den Algerienkonflikt oder die Teilung Deutschlands.</br>1956 entschied sich de Pury für eine neue Berufung und wurde Dozent für Theologie in Kamerun und Madagaskar. Nach seiner Rückkehr 1965 war er bis zu seiner Pensionierung als Pfarrer aktiv. Am 29. Januar 1979 erlitt er auf dem Heimweg von einem Vortrag einen Gehirnschlag, an dem er starb.</br></br>''Quellen:''</br>* „Dossier: De Pury, Roland, 1907, Pasteur de l’Eglise réformée etc.“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 2200.16-02.</br>*„Dossier: De Pury, Roland“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 2200.42-01.</br>*„Dossier: De Pury, Roland, 1907“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 4320 B.</br>*„Dossier: De Pury, Roland, 1907, Lyon“. In: Nationalarchiv Bern, Signatur E 2001 E.</br>*Rott, Martin: "Roland de Pury (1907-1979)". Online: https://www.reformiert-info.de/2323-0-37-5.html (Stand: 10.09.2019).o.de/2323-0-37-5.html (Stand: 10.09.2019).)
- Weinstock, Rolf (1920-1952) + (Rolf Weinstock (geb. 08.10.1920 in Freibur … Rolf Weinstock (geb. 08.10.1920 in Freiburg/Baden, gest. 1952) besuchte acht Jahre lang die Volksschule und absolvierte in einem Textilgeschäft in Emmendingen eine kaufmännische Lehre.</br>Am 10. November 1938 wurde er für sechs Monate im KZ Dachau interniert. Am 17. Juni 1940 deportierte man ihn zusammen mit seiner Mutter und Großmutter und den letzten Emmendinger Juden in das Lager Gurs in Südfrankreich. Als einziger Emmendinger überlebte Rolf Weinstock das KZ Auschwitz und die letzten Kriegsmonate im KZ Buchenwald. 1945 kehrte er nach Emmendingen zurück und wurde hier Leiter der Betreuungsstelle für die Opfer des Nationalsozialismus sowie Vorsitzender der Ortsgruppe der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Weinstock stirbt im Alter von 32 Jahren an den Spätfolgen der Haft.</br></br>''Quellen:''</br>*Barck, Simone: Antifa-Geschichte(n) – eine literarische Spurensuche in der DDR der 1950er und 1960er Jahre. Köln u.a. 2003, S. 48-54.</br>*Fischer, Anna: „Nachwort“. In: Weinstock, Rolf: Rolf, Kopf hoch! – Die Geschichte eines jungen Juden. Berlin-Potsdam 1950, S. 147.</br>*Heymann, Stefan: „Übertreibung und falsche Darstellung – Rolf Weinstocks 'Rolf, Kopf hoch!'“ In: Die Tat (1950).</br>*Jenne, Hans-Jörg und Gerhard A. Auer: Geschichte der Stadt Emmendingen. Bd. 2: Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945. Emmendingen 2011.</br>*Monteath, Peter: Erinnerung an Holocaust und Literaturpolitik in der DDR – der Fall Rolf Weinstock. In: Benz, Wolfgang (Hg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Frankfurt/Main u.a. 1998, S. 288-306.</br>*o.A.: „ ... war mein Schicksal nicht umsonst“. In: BZ am Abend (1950), Nr. 301.</br>*Reuter, Elke und Detlef Hansel: Das kurze Leben der VVN von 1947 bis 1953. Berlin 1997.en der VVN von 1947 bis 1953. Berlin 1997.)
- Olden, Rudolf (1885-1940) + (Rudolf Olden (geb. 14.01.1885 in Stettin, … Rudolf Olden (geb. 14.01.1885 in Stettin, gest. 17.08.1940 im Atlantik) nahm nach seinem Studium der Rechtswissenschaften am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist in Wien beim „Neuen Tag“, bevor er 1926 nach Berlin zu Theodor Wolffs „Berliner Tageblatt“ wechselte. Dort wurde er bald darauf stellvertretender Chefredakteur. Überdies schrieb er für „Die Weltbühne“ sowie „Das Tagebuch“. 1929 veröffentlichte Olden eine Biographie über Gustav Stresemann. Er engagierte sich zudem in der Liga für Menschenrechte und war einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Olden entging 1933 nur knapp der Verhaftung, bevor er nach Prag floh und von dort über Österreich und die Schweiz weiter nach Paris. Ab 1936 hielt er an der Oxford University und der London School of Economics Vorlesungen über deutsche Geschichte. Überdies war Olden als ehrenamtlicher Sekretär des Deutschen PEN-Clubs London aktiv und engagierte sich für zahlreiche verfolgte Schriftstellerinnen und Schriftsteller.</br></br>Im Exil setzte er sein umfangreiches publizistisches Wirken fort: 1933 veröffentlichte er im Prager Malik Verlag anonym „Hitler, der Eroberer. Die Entlarvung einer Legende“, im Jahr darauf folgte ein Buch über Hindenburg und 1935 schließlich erschien sein Hitler-Buch unter seinem Namen im Amsterdamer Querido Verlag.</br></br>''Quellen:''</br></br>* Müller, Ingo: „Olden, Rudolf“. In: Neue Deutsche Biographie (1998), Nr. 19, S. 505f. Online: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118915363.html (Stand: 17.09.2019).</br>* „Olden, Rudolf“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Online-Datenbank. De Gruyter. Dokument-ID: INV-0309. Online: http://db.saur.de.ezproxy.uni-giessen.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=INV-0309 (Stand: 19.09.2019).f?documentId=INV-0309 (Stand: 19.09.2019).)
- Andreas-Friedrich, Ruth (1901-1977) + (Ruth Andreas-Friedrich (geb. 23.09.1901 in … Ruth Andreas-Friedrich (geb. 23.09.1901 in Berlin, gest. 17.09.1977 in München) war in der Wandervogelbewegung aktiv. Anfang der zwanziger Jahre absolvierte sie eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin und 1922/23 zur Buchhändlerin. 1924 heiratete sie den Fabrikdirektor Otto A. Friedrich; ein Jahr später wurde ihre gemeinsame Tochter geboren.</br>Schon in den zwanziger Jahren begann sie für verschiedene Zeitungen und Frauenzeitschriften zu schreiben, auch über den Regierungsantritt der Nationalsozialisten hinaus, vor allem für die Zeitschrift „Die junge Dame“. Nach der Scheidung lebte Ruth Andreas-Friedrich mit dem Dirigenten Leo Borchardt zusammen, dem 1933 ein Auftrittsverbot auferlegt wurde.</br></br>Ruth Andreas-Friedrich und ihr Lebensgefährte waren Teil der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“, die sich vor allem um Verfolgte des NS-Regimes kümmerte, Juden falsche Papiere, Unterkünfte, Lebensmittelkarten usw. beschaffte, Männer mit Attesten vor dem Wehrdienst bewahrte und schließlich auch Parolen an Häuser malte, Flugblätter verteilte sowie Sabotage etwa in der Rüstung oder auch der NS-Propaganda betrieb.</br></br>Nach dem Krieg arbeitete Ruth Andreas-Friedrich weiter als Journalistin, sie wurde Herausgeberin von zwei Frauenzeitschriften, unter anderem der Wochenzeitung „sie“. 1948 zog sie nach München, wo sie vor allem zahlreiche erfolgreiche Ratgeber verfasste. Im September 1977 nahm sie sich das Leben.</br></br>''Quellen:''</br>*Drews, Jörg: "Nachwort". In: Andreas-Friedrich, Ruth: Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938-1945. Frankfurt am Main 1986, S. 291-313.</br>*Friedrich, Karin: Zeitfunken. Biographie einer Familie. München 2000.</br></br>*Gretter, Susanne: „Kurzbiographie“. Online: http://fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ruth-andreas-friedrich (Stand: 09.09.2019).uth-andreas-friedrich (Stand: 09.09.2019).)
- Gles, Sally (1910-1937) + (Samuel Glesel (geb. 27.06.1910 in Chrzanów … Samuel Glesel (geb. 27.06.1910 in Chrzanów, Russisches Kaiserreich, gest. 05.11.1937 in Leningrad) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Glesel war Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Als Autor war er tätig für die kommunistischen Zeitschriften ‚Rote Fahne‘, ‚Welt am Abend‘ und ‚Arbeiterstimme‘. Er emigrierte 1932 mit seiner Ehefrau Elisabeth Wellnitz in die Sowjetunion. 1934 erfolgte die Aberkennung der deutschenStaatsbürgerschaft, 1935 wurde er sowjetischer Staatsbürger. Unter dem Pseudonym Sally Gles veröffentlichte er unter anderem ein Drama, ein Schauspiel und zwei Erzählbände im Kiewer Staatsverlag der nationalen Minderheiten der UdSSR. Die ‚Stalinschen Säuberungen‘ (Verfolgung und Tötung von aus stalinistischer Sicht politisch „unzuverlässigen“ und oppositionellen Personen) resultierten für ihn im Jahr 1936 in einem Ausschluss aus dem sowjetischen Schriftstellerverband und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), was gleichzeitig ein Berufsverbot war. Am 4. September 1937 wurde er im Rahmen der sogenannten Deutschen Operation verhaftet und am 29. Oktober 1937zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 5. November 1937 durch Erschießen vollstreckt. </br></br>'''Quellen:'''</br></br>* „Samuel Glesel“. In: Wikipedia. Online: '"`UNIQ--nowiki-0000000A-QINU`"' (Stand 05.07.2022).</br></br>* Schindler, Anja: Samuel Glesel: „… dass ich ehrlich und mit ganzer Kraft für die Partei und die Sowjetunion gewirkt und gestritten habe“. In: „»Ich kam als Gast in euer Land gereist…“ Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors. Familienschicksale 1933–1956. Hrsg. von Wladislaw Hedeler und Inge Münz-Koenen. Berlin: Lukas Verlag 2013, S. 52-63.enen. Berlin: Lukas Verlag 2013, S. 52-63.)
- Andrzejewski, Jerzy (1909-1983) + (Siehe [[Andrzejewski, Jerzy (1909-1983)]])
- Herrmann, Simon Heinrich (1907-?) + (Simon Heinrich Herrmann (geb. 27.04.1907 i … Simon Heinrich Herrmann (geb. 27.04.1907 in Schwabach) stammte aus Deutschland. Mit seiner Frau Ilse Herrmann-Portje (geb. 13.09.1916 in Ochtrup), die er am 5. August 1942 geheiratet hatte, wurde er am 20. Juli 1943 gemeinsam mit anderen holländischen Juden aus Amsterdam in das Sammellager Westerbork deportiert. Wann und warum er mit seiner Frau in die Niederlande gezogen war, ist nicht bekannt. Herrmann selbst war in Westerbork in der Baracke 60 untergebracht, seine Frau in Baracke 65. Von dort wurden sie gemeinsam am 11. Januar 1944 nach Bergen-Belsen gebracht. Wie die Quellen belegen, verließ das Ehepaar am 10. Juli 1944 im sogenannten Palästinatransport das Konzentrationslager und überlebte so die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.</br></br>''Quelle:''</br>*Informationen des Herinneringscentrum kamp Westerbork (Gedenkstätte Westerbork) kamp Westerbork (Gedenkstätte Westerbork))
- Wiesenthal, Simon (1908-2005) + (Simon Wiesenthal (geb. 31.12.1908 in Bucza … Simon Wiesenthal (geb. 31.12.1908 in Buczacz, gest. 20.09.2005 in Wien) wuchs in Buczacz als Sohn eines Großhändlers auf und studierte nach seinem Abitur von 1928 bis 1932 Architektur in Prag. Wiesenthal arbeitete als Architekt in Lemberg, bis er unter sowjetischer Besatzung sein Büro schließen musste. Kurz nach dem deutschen Einmarsch im Juni 1941 wurde Wiesenthal verhaftet und entging nur knapp einer Erschießung. Bis zum Kriegsende war er in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert, unter anderem in Groß-Rosen, Buchenwald und Plaszow. Befreit wurde er Anfang Mai 1945 im Konzentrationslager Mauthausen. Nach dem Krieg widmete Wiesenthal sein Leben der Verfolgung und Bestrafung der NS-Täter. Hierfür gründete er 1947 die Jüdische Historische Dokumentation in Linz, ein Büro, das dem Sammeln und Auswerten von Zeugenberichten über die NS-Verbrechen diente. 1954 schloss er das Büro und richtete 1961 in Wien das Jüdische Dokumentationszentrum ein, das den gleichen Zwecken diente. Finanziert durch Spenden und aus eigenen Mitteln spürte Wiesenthal NS-Verbrechern auf der ganzen Welt nach und suchte dafür immer wieder die Öffentlichkeit, unter anderem engagierte er sich stark in der Suche nach Adolf Eichmann. Zahlreiche Täter konnte er ausfindig machen und der Justiz übergeben, darunter Franz Stangl, den ehemaligen Kommandanten des Vernichtungslagers Treblinka, der in Düsseldorf vor Gericht gestellt wurde. Wiesenthals Rolle bei der Ergreifung mancher Täter ist umstritten, mitunter werden ihm Übertreibungen seiner Erfolge, von manchen gar seiner eigenen Verfolgungsgeschichte vorgeworfen. Für sein Engagement wurde Wiesenthal mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, teils über seine eigene Geschichte, teils über seine Arbeit als Nazi-Jäger, aber auch Romane über den Holocaust. Bereits 1946 publizierte er den Band „KZ Mauthausen", in dem er in Zeichnungen und Montagen Aspekte aus der Lagerrealität darstellt. Später folgten Bücher über seine Suche nach Adolf Eichmann („Ich jagte Eichmann“, 1961), Romane und Erzählungen wie „Die Sonnenblume“ 1970) und 1988 schließlich seine Erinnerungen „Recht, nicht Rache“, die 1989 mit Ben Kingsley in der Hauptrolle verfilmt wurden.</br></br>''Quelle:''</br>*Segev, Tom: Simon Wiesenthal. Die Biographie. München 2010. Wiesenthal. Die Biographie. München 2010.)
- Szende, Stefan (1901-1985) + (Stefan Szende (geb. 10.04.1901 in Szombath … Stefan Szende (geb. 10.04.1901 in Szombathely/Ungarn, gest. 1985) wurde als István Szende in eine liberale, jüdische Familie geboren. Szende besuchte die Volksschule und ein katholisches Ordensgymnasium, das er 1919 mit dem Abitur abschloss. Schon 1919 engagierte er sich in der Kommunistischen Partei Ungarns und geriet in die Wirren um die kurzlebige ungarische Räterepublik. Daher schickte ihn seine Familie nach Wien, wo er ein Philosophiestudium aufnahm. 1921 wechselte er nach Budapest, wo er nun Rechts- und Staatswissenschaften studierte. Neben dem Studium war er weiterhin politisch aktiv und veröffentlichte Rezensionen und Essays. 1924 schloss er das Studium ab, 1925 folgte die Promotion. Im Jahr darauf wurde er wegen Äußerungen in seinen Artikeln und in einer Versammlung verhaftet. Als Szende im Sommer 1928 aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, floh er aus Ungarn nach Österreich, um einer langjährigen Haftstrafe zu entgehen. Hier konnte er mit Unterstützung der Roten Hilfe Fuß fassen. Er nahm sein abgebrochenes Philosophiestudium wieder auf und wurde um 1930 zum Dr. phil. promoviert.</br>Kurz zuvor war er im Zuge stalinistischer Säuberungen aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. Szende verließ Österreich und zog nach Berlin, wo er 1931 Mitglied der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO) wurde, einer Abspaltung von der KPD. Im Jahr darauf wechselte er mit vielen Anderen gemeinsam in die neu gegründete Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), für die er nach Machtantritt Hitlers auch illegal arbeitete.</br>Nach Verhaftungen durch die Gestapo hatte Szende ab August 1933 kurze Zeit die Leitung der SAP inne, bevor auch er am 22. November 1933 verhaftet wurde. Tagelang wurde er in einem Folterkeller der SA verhört und misshandelt. Am 1. Dezember 1933 schließlich kam er in das Konzentrationslager Columbiahaus; Verhöre und Misshandlungen waren auch hier an der Tagesordnung. Anfang 1934 wird Szende in das Konzentrationslager Oranienburg verlegt, wo er als Jude besonderen Drangsalierungen und Folterungen ausgesetzt war. Am 20. März 1934 wurde er in das Untersuchungsgefängnis Moabit überstellt.</br>Vom 26. November bis zum 1. Dezember 1934 fand vor dem Volksgerichtshof der Prozess gegen Szende und andere SAP-Mitglieder statt, in dem er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Da ihm die bisherige Haftzeit anerkannt wurde, wurde er nach einem Jahr Haft im Zuchthaus Luckau am 6. Dezember 1935 entlassen, an die tschechische Grenze gebracht und abgeschoben.</br>In Prag schloss sich Szende der Exil-SAP an, deren Prager Leitung er kurz darauf übernahm. In Tschechien lebte er mit seiner Frau und Tochter in prekären Verhältnissen, da er als Flüchtling keine Arbeit aufnehmen durfte. Im Oktober 1937 gelang es ihm schließlich, eine Einreiseerlaubnis für sich und seine Familie nach Schweden zu erhalten. Hier arbeitete er weiter politisch und konnte die Familie durch journalistische Arbeiten ernähren. In Schweden veröffentlichte er 1944 sein Buch „Der letzte Jude aus Polen“, dem weitere politische, vor allem außenpolitische Schriften folgten. Im Herbst 1944 trat Szende zusammen mit vielen anderen SAP-Mitgliedern, unter ihnen auch Willy Brandt, zur SPD über.</br>Nach Kriegsende blieb er in Schweden, wo er als Journalist und Publizist arbeitete, unter anderem war er als skandinavischer Korrespondent des RIAS tätig. Szende erhielt 1972 das Bundesverdienstkreuz. 1975 veröffentlichte er seine Erinnerungen.</br></br>''Quellen:''</br>*„Stefan Szende“. In: Wikipedia. Online: https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Szende (Stand: 19.09.2019).</br>*„Szende, Stefan“. In: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933-1945. Dokument-ID: BHB-3590. De Gruyter. Online unter: http://db.saur.de/DGO/basicFullCitationView.jsf?documentId=BHB-3590 (Stand: 19.09.2019).f?documentId=BHB-3590 (Stand: 19.09.2019).)
- Solem, Margit Lindegård (1919-1968) + (Synnöve Christensen (geb. 04.07.1919 in Os … Synnöve Christensen (geb. 04.07.1919 in Oslo, gest. 15.03.1968) wurde als Margit (Mai) Lindegård geboren. Von 1935 bis 1943 war sie als Schauspielerin am „Det Nye Teater“ tätig. 1940 debütierte sie unter dem Pseudonym Synnøve Christensen mit dem Roman „Jag lever videre“ („Ich lebe weiter“), den sie im schwedischen Exil verfasste. Unter dem gleichen Pseudonym veröffentlichte sie nach ihrer Flucht nach Schweden weitere Texte, unter anderem den Erlebnisbericht „Ich bin eine norwegische Frau“. </br>Mit ihrem Mann Dr. Odd Solem, der fünf Jahre in einem deutschen Konzentrationslager inhaftiert gewesen war, betrieb sie zwischen 1949 und 1973 auf Tjøme das erste Heim für Kinder mit psychischen Leiden in Norwegen. </br></br>''Quellen:'' </br>*o.A.: „Historien om Eidene“. Online: http://www.heiasentrene.no/historien-om-eidene.286403.no.html (Stand: 11.09.2019).</br>*Rothlauf, Gertraud: „Vom Schtetl zum Polarkreis. Juden und Judentum in der norwegischen Literatur“. Online: http://othes.univie.ac.at/7021/1/2009-09-28_6925001.pdf (Stand: 11.09.2019).009-09-28_6925001.pdf (Stand: 11.09.2019).)
- Balk, Theodor (1900-1974) + (Theodor Balk, eigentlich Fodor Dragutin, a … Theodor Balk, eigentlich Fodor Dragutin, auch T.K. Fodor, (geb. am 22.09.1900 in Semlin bei Belgrad, gest. am 25.03.1974 in Prag) wurde in eine deutsch-jüdische Familie geboren und studierte in Zagreb und Wien Medizin. Er promovierte 1925. Danach ließ er sich in Belgrad nieder, wo er auch Beiträge für die kommunistische Presse verfasste. 1929 wanderte er aus politischen Gründen nach Deutschland aus und wurde Mitglied der KPD. Er schrieb für „Die Linkskurve“ und „Die Rote Fahne“. 1933 emigrierte er über Prag nach Paris, wo er Mitarbeiter deutschsprachiger Exilperiodika wie „Internationale Literatur“, „Neue Deutsche Blätter“ und „Das Wort“ war. Hier lernte er auch seine zukünftige Frau Lenka Reinerová kennen, die er 1943 heiratete. Seit 1936 nahm Balk als Bataillonsarzt der Internationalen Brigade am Spanischen Bürgerkrieg teil. 1939 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er interniert wurde. </br>1941 konnte er nach Mexiko emigrieren, wo er einer der führenden Mitarbeiter der Zeitschrift „Freies Deutschland“ wurde. Nach Kriegsende kehrte Balk 1945 nach Jugoslawien zurück, wo in Belgrad seine Tochter geboren wurde. Wegen einer schweren Erkrankung wurde Balk dort in eine Klinik eingeliefert. Bei dem anschließenden Kuraufenthalt in Karlsbad beschloss die Familie, nicht mehr nach Jugoslawien zurückzukehren. Ab 1948 lebte die Familie in Lenka Reinerovás Heimatstadt Prag.</br></br>''Quellen:''</br>*Künstlerkolonie Berlin. Online: http://www.kuenstlerkolonie-berlin.de/bewohner/balk.htm (Stand: 10.09.2019).</br>*o.A.: „Balk Theodor“. In: Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Leipzig 1964, S. 80f.deutscher Literatur. Leipzig 1964, S. 80f.)